Man darf Asien nicht aus den Augen lassen. Indiens Wirtschaft wächst derzeit stärker als die von China, trotzdem unterstützt Deutschland Indien künftig jährlich mit 1 Mrd. Euro. Als hätten alle nicht aus Fukushima gelernt, will Indien die Atomkraft im Land massiv ausbauen. Ausgerechnet mit der Nukleartechnologie aus Japan, denn Japan hat grünes Licht für das Atomabkommen erteilt. Und als wäre diese Nachricht nicht schon schlimm genug, sollen im südindischen Tiger-Reservat die dortigen Menschen vertrieben und ein Uran-Bergwerk errichtet werden. Paradox, nennt es die indische Regierung „saubere Energie“. Ja, Sie lesen richtig, die wachsende indische Bevölkerung soll mit sauberer Energie versorgt werden. Bis 2030, so hat sich das Land verpflichtet, soll die CO2-Emission auf ein Drittel gemäß dem Pariser Abkommen gesenkt werden. So sucht Indien auch schon nach ausländischen Unternehmen, die für die nötigen Bauarbeiten in Frage kommen. Sollten Sie auch ein Gegner von Atomkraft sein, müssten Sie sich spätestens jetzt fragen, wieso Deutschland 1 Milliarde Euro an Indien zahlt.
Kurz nachdem der indische Präsident Modi Bundeskanzlerin Merkel einen Besuch abstattete, traf er sich auf dem alljährlichen Indien-Russland-Gipfel mit dem russischen Präsidenten Putin. Indien und Russland haben bereits eine Jahrzehnte andauernde enge Beziehung. Auf dem indisch-russischen jährlichen Gipfel in St. Petersburg unterzeichneten beide die Erweiterung des Kernkraftwerkes Kudankulam um zwei Blöcke.
Update: Die Staats- und Regierungschefs Frankreichs und Indiens bekräftigten ihre Absicht, bis Ende dieses Jahres 2018 mit der Arbeit am größten Atomkraftwerk der Welt zu beginnen und Gespräche fortzuführen.
- Ziel ist es, bis Ende des Jahres mit der Arbeit am Jaitapur-Projekt zu beginnen
- Emmanuel Macron und Narendra Modi trafen sich in New Delhi zu Gesprächen
Siehe auch: Uranabbau – nur eine andere Art von Atomkatastrophe – Uranium mining – just another kind of nuclear disaster
.@NarendraModi and @EmmanuelMacron signed an agreement to expedite construction of a major #nuclear power plant in India by a French company, which is to generate 9,900 megawatts of power in western India. #Clean247Power https://t.co/uANzAAbRMA
— NAYGN (@NA_YGN) 16. März 2018
Entwicklungsetat in Milliardenhöhe vereinbart.
Deutschland will Indien künftig jährlich mit 1 Mrd. Euro unterstützen. Die Investitionen betreffen unter anderem die nachhaltige Stadtentwicklung (Smart Cities Initiative), erneuerbare Energien, digitale Technologien, Infrastrukturprojekte und die Verbesserung der Bildungschancen auf dem indischen Arbeitsmarkt. Wenn also erneuerbare Energie unterstützt werden soll, warum werden dann noch 10 weitere neue Atomkraftwerke in Indien gebaut? Die zehn Meiler werden der Mitteilung zufolge eine zusätzliche Kapazität von insgesamt 7000 MW haben und damit die derzeitige verdoppeln. Indien betreibt aktuell 22 Reaktoren mit einer Kapazität von 6780 MW, weitere 6700 MW sollen durch derzeit im Bau befindliche Meiler in den Jahren 2021 und 2022 dazukommen.
Im März 2017 erhielt Siemens einen lukrativen Auftrag für Gasturbinen-Technologie bei einem angekündigten indischen Kraftwerk.
Bereits im Oktober 2015 war die 10-Punkte-Agenda des Besuchs von Frau Merkel in Indien: Marktzugang Automobil, Pharma, Berufsausbildung, grüne Energie, Strom, Reinigung, Verteidigung und Luftfahrt, die Modernisierung der Infrastruktur, Versicherung, Smart Cities und geistige Eigentumsrechte. Ihre mitgereisten Kabinettskollegen führten Gespräche mit ihren indischen Kollegen in den Bereichen Finanzen, Handel und Industrie, Außenpolitik, Verteidigung und Bildung. 20 hochkarätige Branchenvertreter begleiteten Frau Merkel, darunter Thomas Enders, CEO von Airbus Group, Joe Kaeser, Vorstandsvorsitzender von Siemens, Dr. Lutz Bertling, Präsident Bombardier Transportation, Jürgen Fitschen, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank und Hans-Georg Krabbe, Vorsitzender der ABB.
Ende Mai 2017 fanden in Berlin die Deutsch-Indischen Regierungskonsultationen zum vierten Mal statt. Das Ziel ist, die Zusammenarbeit zwischen beiden Staaten weiter zu vertiefen. Deutschland und Indien unterzeichneten mehrere Abkommen zur Kooperation in unterschiedlichen Bereichen, dafür wurde ein Entwicklungsetat in Milliardenhöhe vereinbart. Deutschland will Indien künftig jährlich mit 1 Mrd. Euro unterstützen. Außerdem sicherte Bundeskanzlerin Merkel Unterstützung bei der Umsetzung des Pariser Klimaabkommens zu.
Was Indien unter dem Pariser Klimaabkommen versteht, sehen wir jetzt an den 10 neuen Atomkrafwerken.
@KTRTRS @asadowaisi @TelanganaCMO we don’t want our State’s Tribals to suffer this. Stop plans for Amrabad Uranium Mining by UCIL! pic.twitter.com/QyWBfWG0Pz
— Mirza Kareem Baig (@mirzakareem85) 28. Februar 2017
Nach Fukushima und Tschernobyl wird ein neues Zeitalter im Bereich Kernkraft verkündet
Vom 20. Oktober bis zum 21. Oktober 2016 fand im Nehru-Center in Mumbai ein „Atomgipfel “ statt, an dem Fachleute aus aller Welt teilnahmen, um über die Zukunft der nuklearen Energie zu diskutieren. Auf der dazugehörigen Messe waren Konzerne, die ihre Techniken vorstellen konnten. Folgende Länder nahmen teil: Kanada, Frankreich, Russland, Deutschland, USA, Finnland und viele andere. Der Sponsor dieser Veranstaltung ist u. a. der französische Atomkonzern Areva. Dieser Konzern hat gerade erst seine Reaktorsparte an EDF für rund 2,5 Milliarden Euro verkauft. Erst Anfang 2017 wurde bekannt, dass Frankreichs Atombranche von einem Skandal erschüttert wird. Bei dem französischen Hersteller von Atomanlagen Areva soll geschlampt worden sein. Die betroffenen Komponenten wurden weltweit in AKWs eingesetzt. Auch EDF hat Erfahrungen mit Pannenreaktoren, zum Beispiel Fessenheim im Elsass, das älteste Atomkraftwerk Frankreichs.
- ZEITBOMBE DER FRANZÖSISCHEN ATOMINDUSTRIE – weltweit hunderte AKWs betroffen – USA ermitteln und Medien schweigen!
- Sie fliegen uns noch um die Ohren – Vermehrt Störfälle in maroden Atomkraftwerken
Uranabbau
Es wird geschätzt, dass Indiens Bedarf an Uran-Importen um über 40 Prozent steigen wird. Bisher führt Indien unter anderem Uran aus Frankreich und Kasachstan ein. Kasachstan hat etwa 15 Prozent der weltweiten Uran-Reserven. Bereits 2011 entdeckten Indische Geologen die weltweit größten Vorkommen an Uranerz. In der Abbauregion in Tummalapalle sollen bis zu 150 000 Tonnen Uran lagern. In diesem Gebiet ist UCIL tätig, die „Uranium Corporation of India Ltd“. Der Konzern untersteht dem Ministerium für Atomenergie.
UCIL-Operationen
Jadugora befindet sich etwa 300 Kilometer westlich von Kalkutta. Hier sind die Ureinwohner Indiens, die Santal und Ho Adivasis, beheimatet. Der größte Teil der Ressourcen (Holz, Wasserkraft, Bodenschätze) befindet sich in Gebieten, die bis heute vorwiegend von Adivasis bewohnt sind. Im Jahr 1996 sollte den zwei vorhandenen Abraumteichen ein dritter folgen. Dem stand das Dorf Chatijkocha im Wege. Bereits zehn Jahre vorher hatte UCIL in aller Stille das Land erworben, worüber allerdings die Menschen von Chatijkocha weder informiert wurden, noch wurde ihnen anderes Land zugewiesen oder eine angemessene Entschädigungssumme geboten. Am 27. Januar 1996, nach den Feierlichkeiten zum „Tag der Republik“, drang UCIL ohne Vorwarnung in das Dorf Chatijkocha ein und ließ die Häuser niederwalzen.
Laut Urantransport.de geschieht die Behandlung des Abraum-/Abfallmaterials in äußerst laxer Weise: Der Schlamm wird zum Teil durch undichte, nicht abgesicherte oder markierte Leitungen zu den Lagerteichen gepumpt. Zum Teil wurden die Deiche selbst aus dem strahlenden Material des Grubenabraums aufgeschüttet, um Kosten zu sparen … Überlaufendes Wasser gelangt auch in die fließenden Gewässer und hinterlässt damit eine radioaktiv verseuchte Spur bis zum Golf von Bengalen. Das verwertbare Material („Yellow Cake“) wird in alten rostigen und undichten Metallbehältern bloßhändig und barfüßig von den Arbeitern auf nicht abgesichertem Bahnhofsgelände herumbewegt. Wie außerdem bekannt wurde, werden Abfälle aus der Weiterverarbeitung dieses Uranerzes in Hyderabad und sogar Abfälle aus dem nuklear-medizinischen Anwendungsbereich aus ganz Indien nach Jadugora zur bequemen Endlagerung unter den eben genannten Verhältnissen gebracht.
Das Tiger-Reservat Amrabad befindet sich im südindischen Bundesstaat Telangana.
Die Chenchu lebten seit Jahrtausenden in Süd- und Mittel-Indien von der Jagd und vom Sammeln, bis die Jagd in den 1970er-Jahren verboten wurde. Die Bemühungen der Regierung, die Chenchu zur Landwirtschaft zu bewegen, wurden von dem Volk weitestgehend abgelehnt.
Laut Survival International drohen Indische Behörden einem indigenen Volk damit, es aus einem Tiger-Reservat zu vertreiben – im Namen des Naturschutzes. Zugleich aber wurde in dem Schutzgebiet nun die Erkundung von Uran-Vorkommen genehmigt. Der Schritt hat Aktivist*innen entsetzt, die den Behörden „Heuchelei“ vorwerfen. Angehörige der Chenchu aus dem Tiger-Reservat Amrabad hoffen darauf, auf dem Land bleiben zu dürfen, von dem sie leben und das sie seit Jahrtausenden bewirtschaften.
Die Indigenen erklärten: „Die Forstbehörde will uns von hier vertreiben. Wir wollen aber nirgendwo anders leben. Wir schützen unseren Wald. Wenn wir ihn verlassen, ist es, wie einen Fisch aus dem Wasser zu nehmen: Er wird sterben (…) Doch für ihren Profit trennt die Regierung die Chenchu von ihrem Wald. Das ist, wie Kinder von ihren Müttern zu trennen.“ Siehe auch: Weil BBC in indischen Tigerreservaten filmte, bekam sie Filmverbot – Kaziranga report gets BBC banned from tiger reserves for 5 years
National Board for Wild Life gives nod for #Uranium survey and exploration 83 sq km area in Amrabad #Tiger Reserve https://t.co/KwTfr1Mtxq
— Nilesh TNIE (@Nilesh_TNIE) 3. April 2017
Im Amrabad wird mit den Chenchu genau das gleiche geschehen, wie schon mit den Santal und Ho Adivasis in Jadugora – und so etwas nennt dann Indien „saubere Energie“.
Das Handelsvolumen zwischen Deutschland und Indien betrug 2016 rund 17,4 Mrd. Euro. Indien importierte im vergangenen Jahr Waren im Wert von 9,8 Mrd. Euro aus Deutschland und bekommt jetzt 1 Milliarden Euro Entwicklungshilfe, und indigene Völker müssen hungern.
Netzfrau Doro Schreier
Sie fliegen uns noch um die Ohren – Vermehrt Störfälle in maroden Atomkraftwerken
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