Die biologische Vielfalt in Agrarlandschaften wird immer kleiner. Ist Ihnen auch aufgefallen, dass die Zahl der Singvögel in unseren Gärten und Parks erheblich geschrumpft ist?
Der Einsatz von Insektiziden macht nicht nur den Bienen zu schaffen, sondern auch den Vögeln in unseren Gärten. Die Zahl der Vögel in Deutschland und Europa ist dramatisch gesunken.
Vorweg: Wenn Sie wissen wollen, woher diese Informationen kommen, gehen Sie doch unseren Quellen nach, aus denen wir Details entnahmen. Dorthin gelangen Sie, wenn Sie die blau unterlegten Wörter anklicken. Es gibt immer noch Leser und Leserinnen, die verzweifelt nach Quellen suchen.
Update: 24.0318 Vom Insektenschwund über das Vogelsterben zum Massenexodus der Tier- und Pflanzenwelt
Das Insektizid Imidacloprid geriet vor allem durch seine negativen Auswirkungen auf Bienen in die Diskussion. Imidacloprid ist das am häufigsten verwendete Insektizid im Agrarsektor. Es wird auch im Gartenbau zur Saatgutbehandlung eingesetzt. Hierbei wird das Saatgut mit dem Pestizid ummantelt und in den Boden gesät.
Dieses Pestizid schädigt das zentrale Nervensystem der Insekten, die Folgen: Sie werden gelähmt, desorientiert und sterben. Die neue französische Regierung streitet sich wegen dem Neonikotinoid-Verbot. Auslöser ist die Ankündigung des neuen Landwirtschaftsministers Stéphane Travert, das Verbot noch einmal überprüfen zu wollen. Betroffen sind Pflanzenschutzmittel mit dem Wirkstoff Neonicotin. Die Nationalversammlung billigte 2016 das Verbot mit knapper Mehrheit. Dieses Verbot tritt ab September 2018 in Kraft. Die Agrarverbände hoffen jetzt auf Staatspräsident Emmanuel Macron und die Nationale Bienenzüchtervereinigung (UNAF) zeigte sich schockiert, dass man versuche, das Verbot der für Bienen und Bestäuber nachweislich toxischen Substanzen wieder aufzuweichen.
Auch Forscher stellen in den Niederlanden einen indirekten Effekt zwischen der Pestizid-Konzentration in der Umwelt und abnehmenden Vogelzahlen fest.
Die Forscher gehen davon aus, dass es keine direkte Vergiftung ist, die den Vögeln zusetzt. Vielmehr vermuten sie, dass das Gift durch seine lange Verweildauer nicht nur Schädlinge abtötet, sondern auch viele unbeteiligte Insektenarten, sodass die Individuenzahl der Insekten allgemein sinkt. Alle 15 untersuchten Vogelarten füttern ihre Jungen mit Insekten, neun Arten leben auch als ausgewachsene Vögel von ihnen. Die Forscher vermuten daher, dass die Vögel in Gegenden, wo die Imidacloprid-Konzentrationen im Wasser den kritischen Bereich überschreiten, nicht mehr genug Nahrung finden, um ihre Jungen durchzufüttern.
Nicht nur das Insektizid Imidacloprid vom Chemiekonzern Bayer macht den Singvögeln zu schaffen. Im Namen alter Traditionen landen Millionen seltener Zugvögel als Delikatesse in den Kochtöpfen. Für Millionen Zugvögel endet der Flug über Malta tödlich. Auf der Mittelmeerinsel sind die Vogelschwärme zum Abschuss freigegeben – gegen alle Proteste der Tierschützer. Siehe: Die Grausamkeit nimmt kein Ende. In einigen Ländern wird alles, was fliegt, auf dem Vogelzug in Netzen gefangen oder abgeschossen.
Doch die Singvögel, die es bis in unseren Garten schaffen, verhungern, weil sie nichts mehr zu fressen haben. In dreißig Jahren ist die Zahl der Vögel um rund 421 Millionen gesunken. Verantwortlich ist u. a. auch die moderne Landwirtschaft, heißt es in der im Wissenschaftsmagazin „Ecology Letters“ veröffentlichten Studie. Zu etwa 90 Prozent betrifft der Rückgang demnach gewöhnliche Arten wie Spatz, Star, Lerche sowie das graue Rebhuhn.
Richard Gregory, der Co-Autor der Studie, sprach eine Warnung für ganz Europa aus: „Es ist eindeutig, dass unser Umgang mit der Umwelt für viele unserer vertrautesten Vögel nicht nachhaltig ist“, erklärte er. Umso wichtiger seien Maßnahmen und Gesetze zum Schutz der Vögel und ihres Lebensraums. Als Vorbild nannte er die bereits bestehenden Schutzmaßnahmen für seltenere Gattungen, deren Zahl in den vergangenen Jahren wieder gestiegen sei.
Auch die kürzlich veröffentlichen Zahlen der Bundesregierung bestätigen, dass es immer weniger Vögel in Deutschland gibt. Danach soll die Zahl der Brutpaare in einem Zeitraum von dreißig Jahren um 300 Millionen gesunken sein.
Es gibt eine Vielzahl von Gründen, warum die Zahl der Vögel global, bundesweit und regional seit Jahrzehnten abnimmt.
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Laut BUND – Die Zahl der Insekten hat in manchen Gebieten Deutschlands schon um bis zu 80% abgenommen und das hat natürlich auch Auswirkungen auf die Vogelwelt. Vögel wie Schwalben oder Mauersegler leben von Insekten. Für eine Vielzahl von Kleinvögeln in der Aufzuchtphase sind Insekten besonders wichtig. Das massive und erschreckende globale und bundesweite Insektensterben nimmt (nicht nur) Schwalben, Mauerseglern und Fledermäusen die Nahrungsgrundlage und führt zu einem massiven Rückgang der Populationen. Wenn ein wichtiger Teil der Nahrungsgrundlage wegbricht, dann hat das extreme Auswirkungen auf alle Arten am Ende der Nahrungskette. Die Lobbyisten der Agrargift-Industrie haben ein massives (und gut organisiertes) Interesse daran, dass dies nicht zum Thema wird.
Doch nicht nur in Europa verschwinden die Vögel, allein in Nordamerika sind in den letzten 40 Jahren mehr als eine Milliarde Vögel verschwunden. Die Studie nennt folgende Faktoren für den Rückgang der Vögel: Landwirtschaft, Urbanisierung und Klimawandel.
Ja, es ist ruhig geworden in unserer kleinen Idylle. Kein Rotkehlchen badet mehr an unserem Bachlauf, kein Zaunkönig kommt neugierig, aber vorsichtig einige Schritte näher und beäugt uns. Das emsige Treiben, das Aufplustern und Untertauchen von Herrn und Frau Amsel, um danach das Gefieder zu schütteln, immer auf der Hut dabei – vorbei. In diesem Jahr sehen wir ab und an ein verlorenes Amselmännchen in unserem Garten. Ob es das vom letztem Jahr ist, jetzt ohne Partnerin? Wir würden es gerne wissen.
Eine wesentliche Rolle spielt zudem der Einsatz von Pestiziden. So hat das Umweltbundesamt vor einigen Wochen in einer Stellungnahme konstatiert, dass deren Ausbringen „zahlreiche Risiken für die Umwelt einschließlich der biologischen Vielfalt“ berge. Folge: Die Biodiversität in der Agrarlandschaft nehme weiter ab – während die Menge der eingesetzten Unkraut- und Insektengifte gestiegen ist: zwischen 2009 und 2015 um 4600 Tonnen auf 34700 Tonnen, so die von der Bundesregierung genannte Zahl.
Dabei zeigt eine neue Studie, dass beinahe alle Landwirte den Einsatz von Chemikalien drastisch einschränken könnten – eine große Infragestellung der milliardenschweren Pestizidindustrie.
Und trotz aller Studien ist der Konzern Bayer davon überzeugt, dass seine Produkte keinen Schaden anrichten:
Ausblick für Calypso®
Die Absenkung des zulässigen Grenzwertes in Gewässern wurde in einem nationalen Sonderweg des UBA auch auf andere Wirkstoffe aus der Gruppe der Neonicotinoide, so auch auf Thiacloprid, ausgeweitet. Das UBA hat in einem fragwürdigen Analogieschluss die Ergebnisse vom Wirkstoff Imidacloprid auf Thiacloprid übertragen.
Bayer CropScience ist nach wie vor von der Unbedenklichkeit von Produkten auf Thiacloprid-Basis für Mensch und Umwelt überzeugt, wenn sie verantwortungsvoll und vorschriftsmäßig angewendet werden. „Wir werden uns dafür einsetzen, dass Calypso® in Deutschland über das Jahr 2015 hinaus im Obst- und Gemüsebau eingesetzt werden kann“, bestätigt Dr. Helmut Schramm in einer Presseerklärung 2015
INFOBOX
Imidacloprid
ist ein systemisches Insektizid aus der Gruppe der Neonicotinoide. Die Substanz wurde 1985 in den Labors der Bayer AG erstmals synthetisiert. Bayer stellt Imidacloprid seit Anfang der 1990er-Jahre im industriellen Maßstab her. Es wird in etwa 120 Ländern der Erde eingesetzt. Einige Experten nehmen an, dass Imidacloprid derzeit das weltweit meistverwendete Insektizid ist.
Wirtschaft
Der jährliche Absatz in Deutschland liegt im Bereich von 25-100 t, über 1000 t werden exportiert. Der erzielte Umsatz liegt bei etwa 500 – 600 Millionen Euro. Damit ist Imidacloprid das erfolgreichste Produkt von Bayer Cropscience, der Agrarsparte des Konzerns. Die Substanz wird in Indien von einem Lizenznehmer hergestellt. In China wird sie anscheinend von mehreren Firmen ohne Lizenz produziert. Handelsnamen für das Insektizid sind Admire, Confidor, Connect, Evidence, Leverage, Muralla, Provado und Trimax.
Wirkungsweise
Imidacloprid ist ein systemisches Insektizid, das sowohl als Kontakt- als auch als Fraßgift wirken kann. Es wird gut über die Wurzeln aufgenommen und in die Blätter transportiert, die dann vor beißenden und saugenden Insekten geschützt sind. Wird es direkt auf die Blätter ausgebracht, verteilt es sich auf Blattober- und Blattunterseite und wird auch zu neugebildeten Blättern hin weitertransportiert. Da Imidacloprid in der Pflanze nur langsam abgebaut wird, hält seine Wirkung längere Zeit an.
Beim Insekt wirkt Imidacloprid wie Acetylcholin am nikotinischen Acetylcholinrezeptor der Nervenzellen, es wird aber nicht durch das Enzym Acetylcholinesterase abgebaut. Durch den ausgelösten Dauerreiz wird die chemische Signalübertragung gestört. Mehr dazu finden Sie hier auf Chemie.de
Zu glauben, dass man ohne weitere Auswirkungen in die Natur eingreifen kann, ist mehr als nur überheblich – es ist irrsinnig.
Zu wissen, welche Auswirkungen das entwickelte Mittel auf die Umwelt hat, und es trotzdem weiter zu verkaufen, ist ein Verbrechen, und es zeigt mal wieder, dass Profit vor dem Verstand regiert.
Der ganz normale Menschenverstand sagt einem, dass Pestizide nicht nur auf Zielorganismen Auswirkungen haben. Nun legt eine stetig steigende Anzahl von Studien offen, dass wir nach und nach – aber in einer enormen Geschwindigkeit – unsere Umwelt zerstören – und mit ihr all das Leben, das Jahrmillionen gebraucht hat, um sich zu entwickeln.
Studien zeigen, dass eine ganze Reihe Lebewesen durch den Einsatz von Pestiziden gefährdet sind. In dieser Studie geht es um das Pestizid Imidacloprid, das von der Firma Bayer 1985 entwickelt wurde. Dieses Pestizid gefährdet heimische Singvögel, insbesondere insektenfressende Singvögel wie Drosseln, Lerchen, Schwalben, Spatzen und Stare.
Den Wissenschaftlern der niederländischen Radboud-Universität Nijmegen und dem Sovon Center für Ornithologie gelang es nachzuweisen, dass die Vogelpopulation gerade dort signifikant zurückgeht, wo sich Gewässer mit einer hohen Pestizid-Konzentration befinden (häufig in der Nähe landwirtschaftlich genutzter Felder). Ein Rückgang der Vogelpopulationen in diesen Gebieten lässt sich bereits seit vielen Jahren in Europa beobachten.
Die Insekten verbringen ihr Larvenstadium in den Gewässern und nehmen dort das Gift auf. Nun gilt es noch herauszufinden, ob die Vögel schlicht und einfach verhungern oder durch vergiftete Insekten getötet werden.
Einige Vogelarten nehmen das Gift auch direkt über das behandelte Saatgut auf.
Hier der Film:
Zur Studie: Declines in insectivorous birds are associated with high neonicotinoid concentrations
Andere Studien haben bereits gezeigt, dass auch wir zu den betroffenen „Nicht-Ziel-Organismen“ gehören.
Netzfrauen
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