Kurdistan ist heute ein gefährlicher Platz, aber vor 50 000 Jahren mussten die Sammler und Jäger der Neandertaler ebenso wachsam sein. Es gab Bären, Geparden, Löwen, Leoparden, Hyänen und Schakale und darüber hinaus Schlangen und Skorpione. Ein unbedachter Schritt und schon war man das sprichwörtliche Frischfleisch.
Und so ist es besonders überraschend, dass ein von Wissenschaftlern benannter Mann Shanidar 1 immerhin 40 bis 50 Jahre alt werden konnte, was einem heutigen Äquivalent von etwa 80 Jahren entspricht. Ihm wurde wohl die späte Pleistozän-Versorgung durch seine Sippe zuteil, die Obamacare überlegen war.
Ein Fachartikel im Journal PLOS One beschreibt die Untersuchung des Skeletts eines Neandertalerss, das in der Shanidar-Höhle, nahe Erbil, Irak, gefunden wurde. Die Höhle barg die Überreste von zehn Neandertaler-Skeletten, was seit den späten 1950er-Jahren bekannt war. Nun zeigt eine genauere Untersuchung von Shanidar 1, dass er ernsthafte Behinderungen hatte. (Zum Artikel auf Journal.PLOS)
Frühere Untersuchungen des Schädels und anderer Skelettteile haben bereits mehrere Verletzungen gezeigt. Er hatte einen schweren Schlag auf eine Seite des Gesichts überstanden, der ihn vermutlich auf einem Auge erblinden ließ. Brüche, die Amputation des rechten Arms beim Ellbogen, Verletzungen des rechten Beins sowie eine allgemein degenerative Kondition ergaben ein Gesamtbild, das seine Beeinträchtigungen zeigte.
Die jüngste Untersuchung ergab nun, dass er auch noch hochgradig schwerhörig war.
“Mehr als der Verlust seines Unterarms, starkes Hinken sowie andere durch Verletzungen hervorgerufene Beeinträchtigungen war die Taubheit Grund dafür, dass er leichte Beute für Raubtiere dargestellt hätte, sodass er von anderen Mitgliedern seiner Sippe abhängig war, die ihm so das Überleben sicherten“, führt Erik Trinkaus der Universität von St. Louis, Washinghton, und Co-Autor, aus.
Knöcherne Geschwüre im Gehörgang von Shanidar 1 verursachten den Hörverlust. Zu all seinen anderen Behinderungen war dieser fehlende Sinn wohl der Hauptgrund für seine Verletzbarkeit zur Zeit des Pleistozän.
Wie der Co-Autor anmerkt, hat das Überleben eines Sammlers-Jägers im Pleistozän unzählige Herausforderungen enthalten und die Mehrheit von ihnen basierten auf dem Vorhandensein der Sinne. Wie auch an anderen Neandertaler-Skeletten festgestellt wurde, wiesen sie Verletzungen samt eingeschränkter Arm-Funktion auf. Aber Shanidar 1 musste wohl von seiner Sippe sehr gut versorgt worden sein, dass er ein so hohes Alter erreichen konnte.
“Die Behinderungen von Shanidar 1, vor allem seine Schwerhörigkeit, verstärkten die Basis-Menschlichkeit dieser viel geschmähten archaischen Menschen, der Neandertaler“, sagt Trinkaus.
Anmerkung: Das Pleistozän (altgriechisch πλεῖστος pleistos „am meisten“ und καινός kainos „neu“) ist ein Zeitabschnitt in der Erdgeschichte. Es begann vor etwa 2,588 Millionen Jahren und endete um 9.660 ± 40 Jahre v. Chr. mit dem Beginn der Holozän–Serie, der Jetztzeit. Somit dauerte das Pleistozän etwa 2,5 Millionen Jahre.
Video: The way to SHANIDAR CAVE Kurdistan ( Rezan Shanidar Road)
ShanidarCare: Neanderthals cared for their own
by Michael Cook | 28 Oct 2017 |
Kurdistan is a dangerous place today, but 50,000 years ago, Neanderthal hunter-gatherers had to keep a weather eye open, too. There were bears, cheetahs, lions, leopards, hyenas, and jackals, not to mention snakes and scorpions. An unwary step and you were literally dead meat.
Which makes it all the more surprising that a man named (by scientists) Shanidar 1 survived into his 40s or 50s – perhaps the equivalent of about 80 nowadays. He must have had the late Pleistocene equivalent of top-drawer Obamacare from his tribe.
A technical, but very significant, article in PLOS One, examines the skeleton of a Neanderthal found in Shanidar Cave, near Erbil, in Iraq. The site, which contains the remains of 10 Neanderthals, has been known since the late 1950s. But a more thorough examination of Shanidar 1 shows that he was suffering from serious handicaps.
Previous studies of his skull and other skeletal remains had noted his multiple injuries. He had sustained a serious blow to the side of the face which probably blinded him in one eye, fractures, the amputation of the right arm at the elbow, and injuries to the right leg, as well as a systematic degenerative condition.
What the most recent examination discovered was that he may also have been profoundly deaf.
„More than his loss of a forearm, bad limp and other injuries, his deafness would have made him easy prey for the ubiquitous carnivores in his environment and dependent on other members of his social group for survival,“ said co-author Erik Trinkaus, of Washington University in St. Louis.
Bony growths in Shanidar 1’s ear canals would have produced profound hearing loss. In addition to his other debilitations, this sensory deprivation would have made him highly vulnerable in his Pleistocene context.
As the co-authors note, survival as a hunter-gatherer in the Pleistocene presented numerous challenges, and all of those difficulties would have been markedly pronounced with sensory impairment. Like other Neandertals who have been noted for surviving with various injuries and limited arm use, Shanidar 1 most likely required significant social support to reach old age.
„The debilities of Shanidar 1, and especially his hearing loss, thereby reinforce the basic humanity of these much maligned archaic humans, the Neandertals,“ says Trinkaus.
Netzfrau Lisa Natterer
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