Bildung ist die stärkste Waffe, doch anstatt in Bildung wurden im vergangenen Jahr weltweit 1,686 Billionen US-Dollar in Rüstung investiert. Und anstatt die menschliche Intelligenz zu fördern, wird die künstliche Intelligenz gefördert. Die Unternehmen begründen diese Investition mit der Investition in die Zukunft.
Noch immer haben Millionen Kinder keinen Zugang zu Bildung und auch in westlichen Ländern wird gerade in dem Bereich Bildung immer weiter der Etat gekürzt. Doch sind nicht gerade Kinder die Zukunft? Bedeutet nicht auch Bildung die Möglichkeit und Chance, aktiv das eigene Leben zu gestalten und zu verbessern? Oder ist die Förderung der menschlichen Intelligenz gar nicht gewollt?
Der aktuelle Bericht der UNESCO weist eindringlich darauf hin, dass in den sechs letzten Jahren der Bereich Bildung immer weniger Geld aus Staatshaushalten erhalten hat.
Kaum ein EU-Land investiert so wenig Geld in Bildung wie Deutschland
War Ihnen bekannt, dass der deutsche Bildungsetat in Europa der niedrigste in Europa ist? Deutschland steht auf Platz 22 von 28 EU-Staaten. Wird uns nicht immer wieder suggeriert, dass die Bildung in Deutschland die beste der Welt ist? Und hätten Sie vermutet, dass gerade die baltischen Länder Spitzenreiter im Bereich Bildung sind? Führend ist Lettland, gefolgt von Litauen und Estland. Und schon heute gilt Estland als das europäische Silicon Valley, während die europäischen Staaten Frankreich, Österreich, Spanien und Italien noch weniger investieren als die Deutschen.
Und während wir hier in Deutschland auch im 21.Jahrhundert immer noch nicht überall einen Zugang zum Internet haben, wurden in Estland in den vergangenen Jahren alle Schulen mit Breitbandanschlüssen ausgestattet und jeder Este soll die Grundlagen des Programmierens beherrschen.
Die Ausgaben für Bildung in Europa wurden am 28. 08. 2017 in der Studie „How much do Member States spend on education?“ veröffentlicht.
Anhand des Rankings zur Qualität der Bildung im aktuellen Competitiveness Report 2016-17: Quality of education lässt sich erkennen, dass Deutschland mit dem 16. Platz weit abgeschlagen ist. Auf den ersten Plätzen stehen die Schweiz und Singapur. Katar, die Vereinten Arabischen Staaten und sogar die Vereinigten Staaten stehen noch weit vor Deutschland. Aber auch den anderen europäischen Staaten wie Österreich (Platz 32), Frankreich (26), Luxemburg (33) und Spanien (38) geht es nicht besser. Erstaunlich, dass sogar Malaysia (19) oder das arme Land Costa Rica (30) noch vor den westlichen europäischen Ländern liegen.
Auf den letzten Rängen sind nach wie vor folgende Länder, wobei doch verwunderlich ist, dass Paraguay zum Schlusslicht gehört.
„Bildung ist die stärkste Waffe, die es gibt, um die Welt zu ändern.“ Nelson Mandela
Bildung als Möglichkeit und Chance, aktiv das eigene Leben zu gestalten und zu verbessern.
Der Jahresbericht der UNESCO über Bildung weist darauf hin, dass die weltweiten Zahlen über den Zugang von Menschen zu Bildung eine Fehlerquote von 350 Millionen aufweisen könnte. Ursprünglich war das Ziel, dass bis 2015 alle Kinder – insbesondere Mädchen, Kinder in schwierigen Lebensumständen und Kinder, die zu ethnischen Minderheiten gehören – Zugang zu unentgeltlicher, obligatorischer und qualitativ hochwertiger Grundschulbildung erhalten und diese auch abschließen. Jetzt heißt es: „Das Bildungsziel innerhalb der nachhaltigen Entwicklungsagenda lautet: „Bis 2030 für alle Menschen inklusive, chancengerechte und hochwertige Bildung sicherstellen sowie Möglichkeiten zum lebenslangen Lernen fördern“.
Eine gute Ausbildung ist für viele Milliarden Menschen die einzige Chance, zukünftig den Lebensunterhalt bestreiten zu können. Das ist der Grund, warum viele Familien jeden verfügbaren Cent in die Ausbildung ihres Nachwuchses stecken.
Nach wie vor entscheidet das Einkommen der Eltern über die Bildung der Kinder
Gerade die unteren Einkommensschichten können sich die Bildung für ihre Kinder nicht leisten. Das Einkommen reicht gerade, um die Familie zu ernähren. Hinzu kommt oftmals der lange Schulweg, der dazu führt, dass die Kinder einfach der Schule fernbleiben.
Entwicklungshilfe für Bildung in Saudi Arabien
Gerade erst machte Saudi Arabien Schlagzeilen, weil der autoritärste Staat der Welt einem Roboter mit dem Namen Sophia eine Staatsbürgerschaft verliehen hat. Siehe: Saudi-Arabien – Nichtbeachtung der Menschenrechte, aber Roboter Sophia bekommt die Staatsbürgerschaft.
Doch war Ihnen auch bekannt, dass ausgerechnet Saudi Arabien, das, wie Kronprinz Mohammed bin Salman auf einer Wirtschaftskonferenz in der Hauptstadt Saudi Arabiens bekannt gab, am Roten Meer eine neue Stadt für 500 Milliarden Dollar (rund 430 Milliarden Euro) erbauen lassen will, Entwicklungshilfe aus Deutschland für Bildung bekommt? Saudi Arabien – wo Blogger wie Raif Badawi zu politischen Gefangenen werden, deren einziges „Verbrechen“ darin besteht, dass sie von ihrem Recht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch machen. Raif wurde am 7. Mai 2014 von dem Strafgericht in Dschidda zu zehn Jahren Haft und 1000 Peitschenhieben verurteilt. Das ist ein Todesurteil auf Raten.
Gesamtvorhaben aus Deutschland in Saudi Arabien für zum Beispiel Akkreditierung eines College beträgt 119 327 878 Euro, darunter auch für anerkannte Abschlüsse.
Immer wieder wird zum Vergleich auch der afrikanische Kontinent herangezogen, um den Vergleich zu den westlichen Ländern zu „verschönern“.
Hier muss aber auch erwähnt werden, dass immer noch die Geschlechterfrage traditionell eine Rolle spielt. So werden zum Beispiel in Kenia die Mädchen, anstatt sie in die Schule zu schicken, für die Ehe vorbereitet. Schon relativ jung werden sie verheiratet und am Tag der Ehe folgt dann die Genitalverstümmelung.
Die Erklärung der Menschenrechte beinhaltet auch das Recht auf Bildung.
Doch wie schon erwähnt, ist Afrika ein Kontinent, auf dem das Recht auf Bildung sehr oft nicht geachtet wird. Einem großen Prozentsatz der Kinder wird dort das Recht auf Bildung vorenthalten; circa 55 Prozent der Kinder, die nicht zur Schule gehen, sind weiblich.
Doch auch in Afrika gibt es Ausnahmen: Die Frau auf dem Foto lebt in Benin im Dorf Dado. Hier fördert der humanitäre Verein – die Welt ist eins e. V., ein Waisenhaus. Die Frau, hier mit der Enkelin, kümmert sich um das Kind, wenn ihre Tochter in der Schule ist. Zuhause hat sie noch weitere vier Kinder zu versorgen, dazu noch ihre Schwiegermutter und ihre Mutter. Bildung ist ihr ein Anliegen, daher schickt sie ihre Tochter zur Schule.
Diskriminierung, Benachteiligung und Gewalt sind Erfahrungen, die Millionen Mädchen in vielen Ländern der Erde täglich machen müssen. Die Menschenrechte von Millionen Kindern werden verletzt, nur weil sie Mädchen sind. Mädchen werden von Geburt an vernachlässigt, schlecht ernährt, mangelhaft versorgt und dürfen nicht zur Schule gehen.
2015 mussten mindestens 369 Schulen aus Sicherheitsgründen ganz oder zum Teil schließen. Damit verloren rund 140 000 Minderjährige ihren Schulplatz.
Ein berühmtes Beispiel dafür, was mit Mädchen passieren kann, wenn sie zur Schule gehen, zeigte der Fall Malala Yousafzai. Das Attentat auf die pakistanische Schülerin Malala erschütterte 2012 die Welt. Keine zehn Monate später zeigte sich das Mädchen voller Tatendrang bei den Vereinten Nationen. Ihre Mission: Schulbildung für alle. Jedes Kind auf der Welt soll zur Schule gehen können, forderte die damalige 16-Jährige.
«Ich stehe hier, um meine Stimme zu erheben für das Recht jedes einzelnen Kindes auf Bildung.» Mit der Attacke auf sie und ihre Schulkameraden hätten die Taliban sie nicht stoppen können. «Sie dachten, dass die Kugeln uns verstummen lassen würden, aber da lagen sie falsch.» Ganz im Gegenteil: Der Angriff habe sie noch stärker und mutiger werden lassen. «Niemand kann uns jetzt mehr stoppen.» Sie hasse ihre Angreifer nicht und fordere keine Rache, sondern sehe sich in der Tradition des friedlichen Protests von Symbolfiguren und Bürgerrechtlern wie Martin Luther King oder Mahatma Gandhi.
Am 10. Oktober 2014 wurde ihr gemeinsam mit Kailash Satyarthi der Friedensnobelpreis zuerkannt. Seit dem 10. April 2017 ist sie Friedensbotschafterin der UN.
Doch noch immer wird weltweit in Unmengen an Waffen investiert und leider sind diese Waffen nicht die Bildung der Menschen, sondern Waffen in Form von Bomben, Panzern, Landminen, Gewehre, Drohnen und Raketen. Noch immer haben etwa 350 Millionen Menschen keinen Zugang zu Bildung.
Im internationalen Leistungsvergleichen belegen die Länder Lateinamerikas die letzten Plätze im Hinblick auf die Qualität ihrer Bildung
Honduras liegt im Ranking auf Platz 108 von 137. Die durchschnittliche Dauer des Schulbesuchs liegt bei 6,5 Jahren und damit unter dem Durchschnitt für Lateinamerika und die Karibik (7,8 Jahre).
Auf Roatan-Honduras werden die Schulkinder mit Booten zur Schule gebracht. Eine Schulpflicht gibt es nur bis zur 6. Klasse. Wenn die Kinder weiter lernen wollen, müssen sie die Insel verlassen, doch das können die Eltern nicht zahlen. Hier leben die Menschen in totaler Armut. Arbeit gibt es nicht. Doch was sie sich bewahren, ist Musik, Tanz und ihre Kultur.
Viele junge Menschen leiden auf Grund der fehlenden Bildung unter Arbeitslosigkeit. Vielerorts trafen wir auch auf Kinderarbeit.
Wir konnten einer neuen Organisation, Flamingo Cultural Center, bei unserem Besuch in Oktober 2017 nicht nur eine Spende überreichen, sondern uns auch von der Arbeit des jungen Ehepaares überzeugen. Das junge Ehepaar versucht, den Kindern hier zu helfen und das alte Wissen zu erhalten. Sie fördern die Bildung der Kinder vor Ort, denn wie schon erwähnt, können die Eltern die Schulbildung nach der 6. Klasse sich nicht mehr leisten.
Mexiko – auf Platz 102 – Kinder in Mexiko müssen oft arbeiten, anstatt zur Schule zu gehen
Nach Angaben mexikanischer Regierungsstellen haben rund 800 000 Kinder zwischen fünf und 15 Jahren in dem Land keinen Zugang zu schulischen Einrichtungen. In einem Bericht über Bildungsrückgang in Mexiko heißt es, dass das Ministerium für öffentliche Bildung mehr als 1,5 Millionen Kindern zwischen drei und fünf Jahren keine Grundschulbildung garantiert. Experten des Programms “Integratives Mexiko“ schätzen, dass 13,4 Millionen Mexikaner und Mexikanerinnen, die vor 1982 geboren wurden, die Grundschule nicht beendet haben. Rund 5,9 Millionen Menschen mit Grundschulbildung hätten die weiterführende Schule nicht abschließen können. Quelle amerika21.de
Jamaika glänzt mit guter Bildung auf Grund von Kuba
Wie Jamaika von Fidel Castro und dem kubanischen Volk profitiert hat, zeigt die Qualität der Bildung. Jamaika ist im Ranking der weltweiten Qualität der Bildung auf Platz 48.
Fidel Castro und andere Kubaner spendeten Jamaika vier Bildungsinstitutionen. Diese Einrichtungen sind das GC Foster College, Jose Marti High, die Garvey Maceo High Schools und Fidel Castro Campus der Anchovy High School.
Seit der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen im Jahr 1972 haben Jamaika und Kuba eine enge Beziehung. Kubanische Lehrer teilen ihr Wissen schon seit Jahren an den jamaikanischen Schulen mit. Es ist Teil eines Kooperationsprogramms zwischen Kuba und Jamaika. So ist es auch nicht verwunderlich, wenn das Ansehen von Kuba in Jamaika sehr groß ist und uns bei unserem Besuch im Oktober 2017 stolz berichtet wurde, dass Kuba der große Bruder von Jamaika ist.
Nach unserer Frage zur Bildung wurde uns gezeigt, dass die kubanische Regierung wichtige technische, medizinische und landwirtschaftliche Technologien mit Jamaika teilt, in dem auch hier die kubanischen Ingenieure zu Schulungs- und Trainingszwecken nach Jamaika reisen und dort auch bei der Umsetzung helfen. Hinzu kommt die kostenlose Ausbildung von jamaikanischen Ärzten in Kuba.
Bildung auf Kuba
Kubas Bildungssystem gehört zu den besten in Lateinamerika und es ist erstaunlich, dass dieses Land nicht in dem Ranking für die Qualität der Bildung aufgeführt wurde. Bereits 2001 lagen die kubanischen Schüler der vierten und fünften Klasse bei einem Test der UNESCO weit vor den anderen lateinamerikanischen Ländern. Bildung ist in Kuba kostenlos und es besteht eine 9-jährige Schulpflicht. Kuba hat ein dreigeteiltes Bildungssystem, das aus Grund-, Mittel-, und Oberschule besteht.
2002 sagte der damalige Weltbankpräsident James Wolfensohn, dass es Kuba gelungen sei, die Einschulungsquote auf 100% zu steigern. Die Analphabetenquote lag bei 0,2%.
In Kuba gab es drei sogenannte Bildungsrevolutionen. Die dritte Bildungsrevolution wurde ca. 2000 gestartet und sollte Probleme wie die steigende Zahl von Schulabbrüchen, das vermehrte Schwänzen, den Verfall von Gebäuden, die Ausstattung der Schulen und den Mangel an Lehrern lösen. Heute beträgt die durchschnittliche Klassenstärke 12 Schüler und jede Schule besitzt Computerarbeitsplätze und Video-Geräte. Zwischen 2000 und 2002 wurden für die Renovierung, Erweiterung und Neubau von ca. 779 Grund- und Mittelschulen 20 Millionen Euro und 215 Millionen Peso ausgegeben. Quelle
Fidel Castro wurde nicht nur kritisiert, sondern auch von Amnesty International für seine fortschrittliche Arbeit in Kuba gelobt. „Der Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen wie Gesundheit und Bildung für Kubaner wurde durch die kubanische Revolution wesentlich verbessert und dafür muss seine Führung bejubelt werden“, sagte Guevara-Roasas, von Amnesty International. anläßlich seines Todes im November 2016.
Welches Ansehen Kuba auf Grund der Bildung in Lateinamerika genießt, zeigt auch der Schuldenerlass von Uruguay. Der ehemalige Präsident von Uruguay, José „Pepe“ Mujica, begründete den Schuldenerlass damit, dass es vielmehr als eine Art Vergütung für die kubanische Regierung zu verstehen sei, die am Ausbau des uruguayischen Gesundheitssystems maßgeblichen Anteil gehabt habe: „Wir sehen hier eine Schuld, die sich nicht in Zahlen vermitteln lässt, sondern sich beispielsweise in der Unterstützung durch Kuba bei den Impfungen und Augenoperationen oder der Ausbildung von über 400 Ärzten ausdrückt, die größtenteils im Landesinneren Uruguays arbeiten.“
Wie sehr die Bevölkerung unter den von den USA verhängten Sanktionen leidet, sehen Sie in unserem Beitrag – Inside Havana.
Am 01. November 2017 hat die Vollversammlung der Vereinten Nationen (UNO) bereits zum 26. Mal für die von Kuba eingebrachte Resolution gestimmt, die die Aufhebung der seit 1962 bestehenden Wirtschafts-, Handels- und Finanzblockade der USA fordert. 191 der 193 UNO-Mitgliedsstaaten sprachen sich für den kubanischen Antrag aus. Die USA und Israel stimmten wieder dagegen, nachdem sie sich im vorigen Jahr erstmals enthalten hatten. Kubas Außenminister Bruno Rodríguez informierte in seiner Rede vor der Vollversammlung über die Auswirkungen der US-Blockade auf die kubanische Wirtschaft. Laut Berechnungen der Regierung in Havanna habe diese bereits Schäden von umgerechnet mehr als 130 Milliarden US-Dollar (112 Mrd. Euro) verursacht. Im Zusammenhang mit dem Hurrikan „Irma“, der Anfang September millionenschwere Schäden auf Kuba hinterlassen hat, wurde auch der unilaterale Charakter der US-Blockade deutlich, als europäische Banken sich weigerten, Transaktionen von Hilfsgeldern mit Bezug auf Kuba durchzuführen.
Auch auf Cozumel wurden uns zwei Schulen gezeigt, die von Fidel Castro gespendet worden waren. Das von Sanktionen gebeutelte Land Kuba konnte zwar keine Nahrungsmittel und Geld in andere lateinamerikanische Länder spenden, dafür aber wurde die Bildung gefördert.
Hilfe zur Selbsthilfe, das ist ein erfolgreiches Mittel, die Bildung auch da zu fördern, wo die Menschen sich die Bildung nicht leisten können.
Eine Lösung für die Bildung, sofern es überhaupt gewollt ist, sind Computer in den Schulen in Afrika oder Lateinamerika, zusätzlich mit Solaranlagen für den dazu erforderlichen Strom. Was wir auf unserer Reise durch Kuba, Honduras, Mexiko oder Jamaika vermisst haben, ist die Energiegewinnung durch Solaranlagen, gerade in den von der Sonne verwöhnten Ländern. In vielen Regionen ist gerade Energie ein Problem, es sei denn, es handelt sich um große Hotelanlagen aus dem Westen. Hier wird massig Energie, aber auch Wasser benötig,t und dies raubt den Einheimischen nicht nur das Wasser, sondern auch den kostbaren Strom.
Doch anstatt Entwicklungshilfe für Bildung zur Verfügung zu stellen, ist Entwicklungshilfe eine Mogelpackung und sorgt sogar für Hunger in Afrika. In Afrikas Kühlregalen stehen zum Beispiel europäische Milchprodukte zu Billigpreisen.
Während in Europa eine Privatisierung von Schulen stattfindet, und dies auf Kosten der Chancengleichheit, investieren Unternehmen und Wissenschaft vermehrt in die künstliche Intelligenz. Warum die menschliche Intelligenz fördern, wenn der Kollege Roboter die Industrie 4.0 schon längst eingeläutet hat? Warum also die Bildung fördern, wenn Millionen Arbeitsplätze durch Roboter ersetzt werden?
Wie genau sind die internationalen Angaben über Bildungsziele?
Was macht es da noch aus, dass der Jahresbericht der UNESCO über Bildung gar nicht alle Kinder aufzeigt, die keinen Zugang zu Bildung haben. Die Dunkelziffer ist nämlich weitaus höher, wie Sie dem folgendem Beitrag von Sean Coughlan, BBC, entnehmen können, den Ursula Rissmann-Telle für Sie übersetzt hat.
Die 350 Millionen Menschen, die „es nicht gibt“
Sean Coughlan BBC News Korrespondent für Bildung 27. Oktober 2017
Wenn ein Bericht ein Thema von globaler Bedeutung hat, so ist es eine massive weltweite Statistik, eine Zählung von Millionen und Milliarden von Menschen.
Berichte über globale Probleme weisen gerne auf Verwüstungen und Mangel in gewaltigem Ausmaß hin und zählen das Leid in derart großem Ausmaß auf, dass sie [dadurch] fast bedeutungslos werden.
Und vielleicht verschwinden sie tatsächlich in der Versenkung.
Der Grund: Der Jahresbericht der UNESCO über Bildung weist darauf hin, dass die weltweiten Zahlen über den Zugang [von Menschen] zu Bildung eine Fehlerquote von 350 Millionen aufweisen könnte.
Das ist nicht gerade eine geringfügige Zahl an Personen, denn sie entspricht den Bevölkerungszahlen von Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien zusammen.
Undokumentiert und unsichtbar
Diese „unsichtbaren“ Menschen, nicht erfasst vom demografischen Radar, werden beschrieben als „die Ärmsten der Armen“. Dies sind Familien, die an Orten wohnen, die weder von Volkszählungen noch von Verwaltungen erreicht werden.
Sie sind Millionen von Menschen, die in wachsenden Slums am Rande von Städten in „Entwicklungsländern“ wohnen oder in Familien, die als Migranten undokumentiert und in der Illegalität leben. Der UNESCO-Bericht stellt fest, dass die konventionellen Methoden der Erfassung – wie Haushaltsbefragungen, Volkszählungen und das Dokumentieren von Geburten und Todesfällen – nur bei einer Bevölkerung genau sein können, die sesshaft und sichtbar ist und Zugang zu Dienstleistungen wahrnimmt.
Wie genau sind die internationalen Angaben über Bildungsziele?
Nicht sesshafte und gesellschaftlich ausgeschlossene Menschen – auch in der Menge von mehreren zehn Millionen – sind schwerer zu erfassen und können den Tabellen und Datensammlern entschlüpfen.
Kinder, die auf der Straße leben, erscheinen nicht unter den Zahlen derer, die keine Schule besuchen. Sie zählen noch nicht einmal genug für die Statistik von Schulschwänzern. Die Obdachlosen oder die Nomaden fehlen in den Bevölkerungsstudien, die von Haus zu Haus durchgeführt werden.
Unerwünschte Flüchtlinge, die vor politischer Gewalt flüchten, werden möglicherweise nicht gezählt. […]
Die UNO-Behörde schätzt eine Fehlzählung von 250 Millionen bei Haushaltszählungen in „Entwicklungsländern“ und weitere 100 Millionen, die sich außerhalb der Reichweite von offiziellen Statistiken befinden, wozu auch jene gehören, die als illegale Immigranten in reicheren Ländern leben.
Verantwortung
Der Bericht zur Beobachtung von Bildung konzentriert sich auf Verantwortung. Jedoch hebt die Studie der UNESCO hervor, dass das Verantwortlich-Machen von Regierungen für das Misslingen von Bildungsangeboten mit dem Wissen darüber steht und fällt, wie viele Menschen unterstützt werden müssen.
Internationale Ziele zur Reduktion von Analphabetismus und zu besserem Zugang zu Schulplätzen müssen in Betracht ziehen, dass einige der am stärksten Benachteiligten nicht einmal Teil dieses Ziels sind.
Eigenen Angaben zufolge erhebt die UNESCO die Frage, wer verantwortlich ist für Menschen, die nicht einmal in offiziellen Bevölkerungszahlen erscheinen.
Solche Diskrepanzen erscheinen in den eigenen Zahlenlisten der UN-Behörde.
Die UNESCO sagt, ihre Jahresstatistiken für Kinder ohne Zugang zu Schulbildung schlössen eine Schätzung derer ein, die in schwer zugänglichen Gemeinschaften leben.
Immer mehr Kinder bekommen einen Zugang zu Schulbildung – aber immer noch fehlen 264 Millionen [davon]
Was jedoch Vergleiche von Ungleichheiten bei Bildungszugang und öffentlichen Ausgaben zu Bildung betrifft, so die UNESCO, werden diese „unsichtbaren“ Millionen nicht eingeschlossen.
Die UN-Behörde argumentiert, das „Mantra“ der gegenwärtigen Entwicklungsziele sei zwar, „niemanden zurückzulassen“, jedoch bei Hunderten Millionen sei man noch nicht mal so weit, sie als existierend anzuerkennen.
Das bedeutet: „Niemand steht letztendlich in der Verantwortung, die Rechte dieser ’nicht existierenden‘ Menschen“ zu schützen.
Kein Bildungszugang
Die neu veröffentlichten Zahlen dieses Jahres weisen 264 Millionen junge Menschen auf, die weder die Primar- noch die Sekundarschule besuchen können.
Der Bericht weist eindringlich darauf hin, dass in den sechs letzten Jahren der Bereich Bildung immer weniger Geld [aus Staatshaushalten] erhalten hat.
Undokumentierte Migranten und Obdachlose fallen aus den offiziellen Zahlen heraus
[Nicht zuletzt deshalb] hat eine internationale Gruppe ehemaliger Bildungsminister, die Atlantis-Gruppe, zu der auch der frühere britische Bildungsminister Nicky Morgan und der US-amerikanische Bildungsminister Arne Duncan gehören, zu einem größeren Engagement zur Förderung von Bildung aufgerufen.
Eine weitere UN-Behörde, die UNICEF, berichtet, „im vergangenen Jahrzehnt habe es „de facto Null Fortschritt“ gegeben, was die Verbesserung des Zugangs zu Schulbildung in den ärmsten Ländern beträfe.
Zusätzlich wies das Institut für Statistik der UNESCO Anfang des Monats warnend auf ein „niederschmetterndes“ Problem hin, was die Qualität von Schulen betrifft, da mehr als 600 Millionen junge Menschen [zwar] zur Schule gehen, jedoch massive Defizite in den Grundfertigkeiten Lesen, Schreiben und Rechnen haben.
Die Förderung von Bildung und des Bewusstseins, dass [vor allem] Bildung zählt, bleibt [also] eine Herausforderung.
The 350 million people who don’t even exist
By Sean Coughlan BBC News education correspondent 27 October 2017
Whenever any report has a „global“ subject matter it’s never long before there’s a massive, global-size statistic, counting people by the millions and billions.
News reports on global problems like to gesture to devastation and deprivation on an epic scale, counting out the suffering in numbers so big that they almost lose meaning.
And maybe they actually do go astray.
Because the annual monitoring report on education from the United Nations education agency, Unesco, makes the point that global figures on access to education could be out by a factor of 350 million.
That’s not a minor gap in the headcount. That’s the equivalent of the combined populations of the UK, Germany, France, Italy and Spain.
Undocumented and invisible
These „invisible“ people, below the demographic radar, are described as „the poorest of the poorest“. These are families growing up in places where censuses and administrators do not reach.
These are millions of unregistered lives in sprawling slums around some cities in the developing world, or in families living illegally and undocumented as migrants.
Unesco’s report says that the conventional means of gathering information – such as household surveys, censuses and records of birth and death – are only likely to be accurate for populations that are settled, visible and accessing services.
How accurate are international figures on education targets?
Shifting and excluded populations, even in their tens of millions, are harder to identify and can slip away from the spreadsheets and the data gatherers.
Children living on the streets might not show up in the numbers not making it to school. They won’t even count enough to be absences. The homeless or nomadic are missing from population studies going from house to house.
Unwanted refugees driven over borders by political violence can be left uncounted and unrecognised by reluctant hosts.
The UN agency estimates an undercount of 250 million in household surveys used in developing countries and says another 100 million are likely to be outside the reach of official statistics, including those living as illegal immigrants in wealthier countries.
Taking account
This year’s education monitoring report focuses on accountability.
But the Unesco study highlights that holding governments accountable for failing to deliver education services depends on knowing how many people need to be supported.
International goals to cut illiteracy and increase access to school places need to recognise that some of the most disadvantaged are not even part of the target.
Unesco says that it raises the question of who is responsible for people who don’t even appear in national figures.
Such discrepancies appear in the UN agency’s own range of figures.
Unesco says that its annual statistics for children without access to school include an estimate for those hard to reach communities.
More pupils are getting access to school – but 264 million are still missing out
But in comparisons for inequalities in access and public spending on education, Unesco says these „invisible“ millions are not included.
The UN agency makes the point that if the „mantra“ of the current development goals is that „no one is left behind“, for hundreds of millions, they never even get as far as being recognised as existing.
As such, „no one is ultimately held to account for protecting their rights“.
Missing school
This year’s newly-released figures show 264 million young people without access to primary or secondary school.
The report warns of six successive years in which education has received a declining share of aid budgets.
Undocumented migrants and the homeless can go below the radar of official figures
And an international group of former education ministers, the Atlantis Group, including former UK education secretary Nicky Morgan and US education secretary Arne Duncan, has called for a greater commitment to aid for education.
Last month, another UN agency, Unicef, reported there had been „nearly zero progress“ in the past decade on improving access to school in the poorest countries.
And earlier this month, Unesco’s Institute for Statistics warned of a „staggering“ problem in lack of quality in schools, with more than 600 million young people who have been to school but are lacking basic skills in literacy and numeracy.
Counting in education and making education count remain a challenge.
Netzfrauen Ursula Rissmann-Telle und Doro Schreier
Generation Aussichtslos – Zukünftige Generation Altersarmut trotz akademischer Bildung
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