Die Serengeti wird sterben, wenn Kenia den Mara River aufstaut. Serengeti darf nicht sterben, so hieß der damalige Film von Michael Grzimek und dessen Vater Bernhard aus dem Jahr 1959. Fast 60 Jahre ist es her und sie sollten recht behalten. Dass sein Sohn Michael dabei ums Leben gekommen ist, hielt Bernhard Grzimek nicht davon ab, sich bis zu seinem Tod weiterhin für das Naturschutzgebiet Masai Mara an der Grenze zum Serengeti-Nationalpark in Tansania einzusetzen. Ein einzigartiges Naturschauspiel ist der alljährliche Sprung von riesigen Wildtierherden über den Marafluss.
Doch jetzt bedroht ein Damm die Serengeti und damit auch die Zerstörung des Lebensraumes für Tausende Tiere wie Elefanten, Löwen oder Gnus. Es wäre sogar noch katastrophaler als die durch die Serengeti geplante Handelsstraße, die übrigens mit deutscher finanzieller Beteiligung gebaut wird. Denn im Rahmen der deutschen finanziellen Zusammenarbeit (FZ) mit Tansania ist ein Straßenbauprojekt in der Region des Serengeti-Nationalparks geplant. Es betrifft die Planung eines Straßenbauprojekts (Entwicklung der Regionen Nord-Serengeti und Mara).
Im August 2017 gab der österreichische Konzern STRABAG bekannt, an dem Bau des Thiba-Damms beteiligt zu sein. „Durch diesen 40 m hohen und 1 km langen Staudamm entsteht ca. 130 km nordöstlich der kenianischen Hauptstadt Nairobi ein Wasserspeicher, der im umliegenden weitläufigen Anbaugebiet eine zweite Ernte pro Jahr ermöglicht“, erläutert Thomas Birtel, Vorstandsvorsitzender der STRABAG SE. Im Auftragsvolumen von umgerechnet rund € 72 Mio. sind zudem die Anbindung an das bestehende Straßennetz und Anlagen zur Wasserentnahme sowie zur sicheren Hochwasserableitung enthalten. Die Bauzeit dieses größtenteils international finanzierten Projekts ist mit 45 Monaten festgelegt; mit dem vertraglichen Baubeginn wird spätestens Anfang Oktober 2017 gerechnet.
Die Bundesregierung unterstützt Kenia im Rahmen der Sonderinitiativen „EINE WELT ohne Hunger“ und „Fluchtursachen bekämpfen – Flüchtlinge reintegrieren“. Die Schwerpunkte der deutschen Entwicklungszusammenarbeit greifen Ziele der „Vision 2030“ auf, einer langfristigen Strategie der kenianischen Regierung zur sozioökonomischen Entwicklung. Doch gerade solche Staudämme sind der Grund dafür, dass Menschen ihren Lebensraum verlieren und flüchten, wie Beispiele deutlich machen. Mehr als 45 000 Großstaudämme gibt es weltweit. Doch den Vorteilen der riesigen Bauwerke stehen gewaltige Nachteile gegenüber. Siehe Belo Monte Staudamm , Staudammprojekt Agua Zarca in Honduras, Chinas neue Dämme in Tibet, das Staudammprojekt GAP in Südostanatolien, um nur einige zu nennen – „Euer Profit zerstört unser Leben“ – denn die Profiteure sind immer die, die an dem Bau beteiligt sind, wie Investmentgesellschaften, Konzerne wie der österreichische Andritz und aus Deutschland Daimler, Siemens, Voith, Allianz und Münchener Rück.
Jetzt also eine Reihe von Staudämmen am Oberlauf des Mara River, wo die Profiteure ebenfalls aus dem Ausland kommen. Der Staudamm-Komplex zieht den Stöpsel aus dem Mara River, was zur Folge hat, wie schon der Bau des Owen-Falls-Damms (Victoriasee) zeigt. Laut der Nachhaltigkeitsanalyse der größten Staudämme in Afrika der Technischen Universität München ist mit Erweiterung der Staumauer 2002 der Wasserstand deutlich gesunken. Der stark sinkende Wasserspiegel hat drastische Auswirkungen auf die Fischbestände. Eine Vielzahl von Becken trocknet aus oder verliert den Anschluss zu anderen Gewässern. Wie bei allen großen Talsperren-Projekten leiden Einwohner unter der Umsiedlung und falschen Versprechungen.
Alarmstufe Rot: Kenianischer Damm bedroht Serengeti
Serengeti Watch beobachtet seit einiger Zeit mit wachsender Besorgnis Pläne für den Bau einer Reihe von Staudämmen am Oberlauf des Mara River, ein Projekt, dass das Aus für die Serengeti bedeuten würde. Es wäre sogar noch katastrophaler als die durch die Serengeti geplante Handelsstraße.
Der Mara River ist die Lebensader des Ökosystems Serengeti-Mara. Die großen Wildtier- und Zebraherden sind auf sein Wasser während ihrer jährlichen Wanderungsbewegungen angewiesen. Er ist bereits durch den Klimawandel angeschlagen, aber wenn der Mara River versiegt, werden diese Wanderungsbewegungen aufhören.
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Umso erstaunlicher ist es, dass Kenias Behörde für Wassermanagement genau einen solchen Wasserressourcenplan beabsichtigt. Eine Serie von Dämmen, beginnend in Kenias großem Wassereinzugsbereich, dem Manu-Wald, und sich flussabwärts fortsetzend, würde das Wasser des Mara River für die Bewässerung abzweigen.
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Wir verfolgen dies schon seit einigen Monaten. In einem Artikel „Die Serengeti wird sterben, wenn Kenia den Mara River aufstaut“, gerade veröffentlicht in der Cambridge University Press, warnen Experten davor, dass diese Serie von schlecht geplanten Staudämmen in Kenia das Ökosystem der Serengeti sowohl in Kenia als auch in Tansania veröden wird. Einer seiner Autoren beschreibt dies als „Öko-Engineering in schlimmster Form“.
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Der Mara River ist angewiesen auf die Hochebenen des Mau-Waldes in Kenia, eines großen Wassereinzugsgebietes. Dieser Wald wurde bereits in Teilen zerstört und die geplanten Dämme würden für weitere Zerstörungen sorgen. Flussabwärts, unterhalb des Mau-Waldes, sind weitere Dämme geplant, die Wasser ableitet, das dringend zur Bewässerung benötigt wird. Sie würden den Mara River während der Trockenzeiten zum Versiegen bringen und ebenfalls den Lake Natron in Tansania austrocknen, in dem einige Flamingo-Populationen Afrikas brüten.
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Die Autoren des Artikels zitieren eine Studie: „Wenn die Wildtiere nicht mehr auf den Mara River (ihre einzige Wasserquelle in der Trockenzeit vor allem in einem Dürre-Jahr) zurückgreifen können, legen Modellstudien nahe, dass „80 % sterben können und ein verarmtes, ausgelaugtes Ökosystem hinterlassen würden“. In der Tat – sehr verarmt.
RED ALERT – KENYA DAMS WOULD KILL THE SERENGETI
Serengeti Watch has been watching with increasing concern plans to a build a series of dams upstream of the Mara River, a project that would leave the Serengeti in ruins. It would be even more damning than the proposed commercial highway across the Serengeti.
The Mara River is the lifeblood of the Serengeti-Mara ecosystem. The great herds of wildebeest and zebra depends on it for water during their annual migration. Already impaired by climate change, if the Mara River dries up, it will end the migration as we know it.
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Yet astonishingly, Kenya’s Water Resource Management Authority has proposed a water allocation plan that would do just that. A series of seven dams, beginning in Kenya’s major water catchment, the Mau Forest, and continuing downstream, would siphon off water from the Mara River for irrigation.
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We have been following this for several months. Now, in a journal article just published by Cambridge University Press, “The Serengeti will die if Kenya dams the Mara River,” experts again warn that this series of ill-conceived dams in Kenya will bring devastation to the Serengeti ecosystem in both Kenya and Tanzania. One of its authors has described this as “eco-engineering at its worst.”
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The Mara River depends on Kenya’s Mau Forest highlands, a major water catchment area. Already there has been destruction of this forest, and plans for dams there would cause more damage. Downstream from the Mau Forest, more dams are proposed that would divert water for irrigation and effectively dry up the Mara River during times of drought. It would also affect Lake Natron in Tanzania, flooding the major nesting area for Africa’s lesser flamingos.
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The authors of the journal article cite a study, “If the wildebeests cannot use the Mara River (their only water resource in the dry season in a drought year), modeling studies suggest that 80 % may die, leaving behind a much-impoverished ecosystem.” Much impoverished indeed.
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