Nachdem erst im Februar 2017 die Strahlungsmonitore eine 4x höhere Zunahme von radioaktiven Iod-131 aufwiesen, gab es erneut erhöhte Radioaktivität in Europa. Jetzt hat das französische Institut für nukleare Sicherheit IRSN den Abschlussbericht der Untersuchungen zu dem Vorfall veröffentlicht.
Erhöhte Radioaktivität in Europa, höchste Werte in Wien: Quelle wird in Osteuropa vermutet …
…so die Meldungen Anfang Oktober 2017, Nein, es droht keine Akutgefahr für die Gesundheit – aber man würde sich doch freuen, zumindest informiert zu werden, wenn andernorts irgendwelche „Gaus“ oder Unfälle passieren … Nach sechs Wochen wurde jetzt der Abschlussbericht der Untersuchungen zu dem Vorfall veröffentlicht.
Was geschehen war:
Nachdem Langzeitmessungen der österreichischen AGES bereits zwei Tage zuvor (03.Oktober 2017) erhöhte Ruthenium-106 Werte feststellten, erfassten daraufhin auch Messstellen anderer mitteleuropäischer Länder eine erhöhte Luftbelastung dieser radioaktiven Partikel, welche in der Natur gar nicht vorkommen. Es wird ausschließlich in Kernreaktoren gewonnen und z. B. für die Krebstherapie oder zur Energieversorgung von Satelliten verwendet.
Nach Angaben der niederländischen Strahlenschutzbehörde RIVM wurden die höchsten Konzentrationen (42 Millibecquerel pro Kubikmeter) im Raum Wien gemessen. (Wobei die Strahlendosis dadurch aber nur 0,01 Prozent über der natürlichen Belastung läge). Anhand der Zeitfolge, wann und wo Nachweise gelangen, errechnete das deutsche Bundesamt für Strahlenschutz BfS eine mögliche Freisetzung in Osteuropa, etwa 1000 Kilometer östlich von Deutschland.
Da die Halbwertszeit von Ru-106 immerhin 373 Tage beträgt und die Werte sinken, wurde davon ausgegangen, dass die noch unbekannte Quelle mittlerweile versiegt sein sollte. Ein Unfall in einem Kernkraftwerk kann aber definitiv als Ursache ausgeschlossen werden, da man dann auch andere radioaktive Isotope feststellen hätte müssen.
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Ein ganz ähnlicher – bislang unaufgeklärter – Vorfall ereignete sich bereits Ende Januar 2017, als erhöhte Jod-131 Konzentrationen über Mitteleuropa entdeckt wurden. Die bestehenden Strahlungs-Frühwarnsysteme
Hier die Quellen von Anfang Oktober 2017
- Deutsche Bfs Meldung: http://www.bfs.de/
SharedDocs/Kurzmeldungen/ BfS/DE/2017/ - 1003-ruthenium-106.htmlNiederländische RIVM Meldung: http://www.rivm.nl/
Documenten_en_publicaties/ Algemeen_Actueel/ Nieuwsberichten/2017/ Kleine_hoeveelheid_rutheniu m_106_in_de_lucht_in_West_ - EuropaÖsterr. AGES Meldung: http://diepresse.com/home/
panorama/oesterreich/ 5296047/ Geringe-Mengen-Ruthenium106 -in-der-Luft-ueber-Oesterr eich - Wikipedia über Ruthenium: https://de.wikipedia.org/
wiki/Ruthenium
Erste Karte des mysteriösen Rutheniums 106 in Europa
Gestern, am 11. November 2017, veröffentlichte das französische Institut für nukleare Sicherheit IRSN den Abschlussbericht der Untersuchungen zu dem Vorfall. Wesentlichen Erkenntniszuwachs konnte man allerdings kaum verzeichnen, nur Gebiet und Zeitpunkt der Freisetzung konnten näher lokalisiert werden (Abschlussbericht Karte im PDF).
Demzufolge geschah das Event letzte Septemberwoche in einem Gebiet zwischen der Wolga und dem Ural im Süden Russlands. Über den genauen Grund und Ursprung des wahrscheinlichen Unfalls muss jedoch weiterhin spekuliert werden, nur was es nicht gewesen sein konnte, wird klargestellt.
Weder ein abgestürzter Satellit noch ein typischer AKW-Störfall kommen als Ursachen für den Ruthenium-106-Ausfall in Frage. Der russische Rosatom-Konzern hatte schon zuvor ausgeschlossen, dass die Strahlungsquelle aus einer der staatlichen Anlagen stamme. Nukleare Anreicherungs- oder Wiederaufbereitungsanlagen für Uranium und Plutonium wären die – vermutlich – am ehesten geeigneten Kandidaten für den Vorfall.
Siehe Abschlussbericht: Detection of ruthenium 106 in France and in Europe
Robert Manoutschehri aus Österreich für die Netzfrauen
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