Essen Sie Hähnchenfleisch, dann ist die Gefahr groß, mit Campylobacter infiziert zu werden. Mit mehr als 70 000 übermittelten Erkrankungen im Jahr 2016 und ähnlich hohen Zahlen in den Vorjahren ist die Campylobacter-Enteritis zur häufigsten bakteriellen meldepflichtigen Krankheit in Deutschland geworden. Der bedeutendste Risikofaktor für eine Campylobacter-Infektion war laut dem Robert-Koch-Institut der Verzehr von Hühnerfleisch.
Der bedeutendste Risikofaktor für eine Campylobacter-Infektion war der Verzehr von Hühnerfleisch.
Als bedeutende Risikofaktoren für Campylobacter-Erkrankungen machten die Autoren des Robert Koch Instituts Essen außer Haus und die Zubereitung von abgepacktem Hähnchenfleisch im Haushalt aus. Für die Untersuchung waren unter anderem gut 2000 Fragebögen ausgewertet worden, die nachweislich Erkrankte ausgefüllt hatten. Sie schreiben, dass in der Europäischen Union 2018 Grenzwerte für Campylobacter auf Geflügelkarkassen festgelegt würden. Ob das wirklich geschieht? Siehe: Verrückter geht es nicht mehr! EU will mit 15 Mio. Euro Fleischverzehr ankurbeln – Eier aus Ukraine und Argentinien – Geflügel aus Brasilien und Thailand und demnächst Hormonfleisch aus den USA
Studie: Epidemiologisches Bulletin 44/2017 (PDF, 221 KB, Datei ist nicht barrierefrei)
Dauer der Ansteckungsfähigkeit
Die Patienten sind potenziell infektiös, solange Erreger im Stuhl ausgeschieden werden. Die mittlere Ausscheidungsdauer beträgt 2–4 Wochen.
Lebensmittel, die häufiger mit Campylobacter belastet sind:
- Nicht ausreichend erhitztes Geflügelfleisch und Geflügelprodukte
- Rohmilch oder Rohmilchprodukte
- Nicht durchgegartes Hackfleisch
- Frische Rohwurstsorten wie Mettwurst
- Verunreinigtes Trinkwasser, zum Beispiel aus einer Brunnenanlage
Ansteckung von Mensch zu Mensch
- Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch über eine Schmierinfektion ist ebenfalls möglich. Dabei gelangen die Erreger in kleinsten Spuren von Stuhlresten eines Erkrankten über verschmutzte Hände in den Mund.
- Quelle .rki.de
Steuergelder für billiges Geflügelfleisch aus Polen
Wer billig Hähnchen im Discounter kauft, muss sich darüber im Klaren sein, dass diese auch billig produziert werden. Polen stellte 2016 2,5 Millionen Tonnen Geflügelfleisch her und im 1. Halbjahr 2017 rund 1,3 Millionen Tonnen. Bei Geflügel hat Polen innerhalb der EU Platz 1 erobert. So stammt das meiste europäische Hähnchenfleisch aus Polen.
Als häufigste Ursache für eine Campylobacter-Infektion gilt in Deutschland und anderen Industrieländern die Art Campylobacter jejuni.
Und auf der Suche nach Campylobacter, fanden wir sogar eine Studie aus Polen. Sogar eine fünf Jahre dauernde Studie zur Prävalenz und antimikrobiellen Resistenz von Campylobacter aus Geflügelschlachtkörpern in Polen. Ergebnis aus der Studie:
Im Zeitraum 2009-2013 wurden insgesamt 2114 Abstrichproben aus Schlachtkörpern in allen 16 Woiwodschaften (Verwaltungsbezirken) Polens auf die Kontaminierung von Campylobacter jejuni und Campylobacter coli untersucht. Die antimikrobielle Resistenz der Isolate gegenüber Ciprofloxacin, Tetracyclin und Erythromycin unter Verwendung der MIC-Methode wurde ebenfalls getestet. Gefunden wurden 1151 (54,4%) Kadaver, die mit Campylobacter kontaminiert waren, wobei 50% der C. jejuni und C. coli Spezies aus positiven Proben isoliert wurden. Zur Studie https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25846926
Die Food Standards Agency (FSA) hat im Juni 2017 die neuesten Ergebnisse ihrer Umfrage zu Campylobacter bei frisch gekauften, in Großbritannien produzierten Hühnern veröffentlicht – Bericht: https://www.food.gov.uk/news-updates/news/2017/16235/further-reduction-levels-of-campylobacter-chicken
Die Gesamtprävalenz von Campylobacter bei Hühnern, vom Händler: Jan – März 2017
Einzelhändler | Anzahl der Proben | % Hautproben positiv für Campylobacter | % Hautproben über 1000 KBE / g Campylobacter |
---|---|---|---|
Aldi | 110 | 51,8 (42,1 – 61,4) | 5,5 (2,0 bis 11,5) |
Asda | 109 | 56,0 (46,1 – 65,5) | 7.3 (3.2 – 14.0) |
Koop | 94 | 63,8 (53,3 – 73,5) | 4.3 (1.2 – 10.5) |
Lidl | 109 | 57.8 (48.0 – 67.2) | 9.2 (4.5 – 16.2) |
FRAU | 119 | 56,3 (46,9 – 65,4) | 2,5 (0,5 – 7,2) |
Morrisons | 109 | 39.4 (30.2 – 49.3) | 2,8 (0,6 bis 7,8) |
Sainsbury | 104 | 50.0 (40.0 – 60.0) | 7.7 (3.4 – 14.6) |
Tesco | 104 | 41.3 (31.8 – 51.4) | 3.8 (1.1 – 9.6) |
Waitrose | 110 | 28.2 (20.0 – 37.6) | 2,7 (0,6 – 7,8) |
Andere | 83 | 59,0 (47,7 – 69,7) | 16.9 (9.5 – 26.7) |
Alle | 1051 | 48,8 (45,3 – 52,4) | 6.5 (4.8 – 8.3) |
95% Konfidenzintervalle sind in Klammern angegeben.
Campylobacter, der unbekannte Lebensmittelinfektions-Erreger – dabei ist Campylobacter gefährlicher als Salmonellen
Als besonders problematisch wird die zunehmende Verbreitung von Antibiotika-Resistenzen in Salmonella und Campylobacter gesehen. Diese beiden Gruppen von Keimen sind regelmäßig in Geflügel, darüber berichten wir bereits seit Jahren. Bereits 2015 in unserem Beitrag: Billige Martinsgänse aus Polen und Ungarn – gefährliche Keime incl. – auf Kosten der Steuerzahler.
Und auch das Lebensmittelüberwachungsamt Baden-Württemberg machte sogar schon 2013 darauf aufmerksam:
Eine besondere Bedeutung für die Verbreitung von Campylobacter-Keimen in der Umwelt haben Hühner. Sie gelten als primäre Eintragsquelle für Campylobacter-Bakterien in die Lebensmittelkette. Offenbar haben sich Campylobacter-Keime stark an Geflügel, insbesondere an das Huhn als Wirtsorganismus angepasst. Nach Untersuchungen in 2013 von ua-bw konnte Campylobacter etwa auf 43,6 % aller Hühnerfleischproben nachgewiesen werden, aber auch auf 14,2 % der Putenfleischproben und auf mehr als der Hälfte des untersuchten Entenfleisches.
Thermophile Campylobacter in rohem Geflügelfleisch im Jahr 2012 Campylobacter-Untersuchungen Probenzahl davon positiv Hühnerfleisch 87 38 (43,6 %) Putenfleisch 155 22 (14,2 %) Entenfleisch 9 5 (55,6 %)
Die Vergiftung mit Campylobacter ist die häufigste Ursache für lebensmittelbedingte Krankheiten auch in Großbritannien, wobei Huhn die Hauptursache ist. Das Virus kann durch gründliches Kochen getötet werden, aber jedes Jahr werden im Vereinigten Königreich 280 000 Menschen krank, sodass viele Tausende im Krankenhaus stationär behandelt werden müssen und jährlich etwa 100 Menschen sterben.
RKI warnt vor Campylobacter-Infektionen durch Hühnerfleisch.
Küken sind nach dem Schlüpfen nicht mit Campylobacter infiziert. Die Bakterien gelangen erst später in den Stall und dort ins Huhn. „Durch Mitarbeiter und Geräte, aber auch durch Insekten“, erklärt Dr. Kerstin Stingl vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Dort gibt es eine eigene Abteilung, die die Campylobacter-Ausbreitung in Deutschland überwacht. „Unabhängig vom Hersteller waren 2016 etwa 50 Prozent des Hähnchenfleisches infiziert“, sagt Dr. Stingl.
Netzfrauen
Steuergelder für billiges Geflügelfleisch aus Polen – Das unsägliche Leid der Martinsgänse
#Schweinefleischpflicht – Denn sie wissen nicht mehr, was sie tun…
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