Ein Kartell des Schweigens! Landwirte wollen weiterhin Antibiotika einsetzen, obwohl Massentierhaltung antibiotikaresistente Keime fördert

Während Kalifornien bereits im Oktober 2015 das strengste Tier-Antibiotika-Gesetz in den USA erlassen hat, das den Einsatz von Antibiotika bei Nutztieren stark begrenzt und  die routinemäßige Anwendung der Medikamente in der Landwirtschaft verbietet, behauptet der schleswig-holsteinische Bauernverband, dass auf Antibiotika in der Tierhaltung die Landwirte nicht verzichten können.

Bei einem Antibiotikaverbot in der Tierhaltung wären vor allem wirtschaftliche Einbußen bei Tierärzten und der Pharmaindustrie zu verzeichnen, dass ergab ein KPMG-Gutachten. 

In den USA wurde eine Petition gestartet, die den intensiven Missbrauch von Antibiotika verhindern will. Sie nennen die gefährlichen antibiotikaresistenten Bakterien „Superbakterien“. Durch diese entstehen für die Amerikaner zusätzliche Kosten für das Gesundheitswesen von bis zu 26 Milliarden Dollar pro Jahr. Mit dem Hashtag  und  #antibiotic, aber auch mit Protestplakaten machten die Verbraucher in den USA darauf aufmerksam, dass Antibiotika in Fleisch nichts zu suchen haben.  Mit Erfolg, denn nicht nur Kalifornien reagierte mit einem neuen Gesetz, sondern auch Subway verzichtet in Zukunft auf Fleisch, das Antibiotika enthält.

KN 21.11.17

«Unter einem kompletten Verzicht auf Antibiotika würden am meisten die Tiere leiden», sagte Vorstandsmitglied Dietrich Pritschau der Deutschen Presse-Agentur. Er ist selbst Schweinehalter. Er kenne keinen Landwirt, der sich nicht täglich Gedanken um die Tiergesundheit mache – und sei es aus rein wirtschaftlichem Eigeninteresse, sagte Pritschau. Für ihn stehe fest: «Wir werden uns weiter um noch gesündere Tiere kümmern müssen.»

Patient liegt nach einer Operation im Krankenhaus. Die Wunde heilt nur schlecht. Die eingesetzten Antibiotika wirken nicht, weil der Patient multiresistente Keime in sich trägt.

Immer wieder kommt es in Krankenhäusern in Deutschland zu Keimausbrüchen und es ist nicht nur hier ein Problem, wie ein aktueller Beitrag aus Australien zeigt. Antibiotika-resistente Infektionen sind eine der größten Herausforderungen für die Gesundheitssysteme auf der ganzen Welt. In Brisbane kamen weltweit  führende Forscher zusammen, um eine Lösung gegen dieses Problem zu finden.

In konventionellen Nutztierhaltungen bzw. Massentierhaltungen ist die Antibiotikamedikation erlaubt und gängige Praxis

Diesen Satz und auch, dass Tierhaltern sehr daran gelegen ist, die Tiergesundheitskosten möglichst gering zu halten, um wettbewerbsfähig zu bleiben, fanden wir in dem Sachstand des Deutschen Bundestages WD 5 – 3000 – 039/15  .- 39/15  Fallen Infektionen an, werden diese so schnell, effektiv und preiswert wie möglich auskuriert. Antibiotika sind im Vergleich zu Impfungen in der Regel die kostengünstigeren Alternativen, so der Sachstand des Deutschen Bundestages.

Mögliche wirtschaftliche Einbußen eines Antibiotikaverbotes

Bei einem Antibiotikaverbot in der Tierhaltung wären vor allem wirtschaftliche Einbußen bei
Tierärzten und der Pharmaindustrie zu verzeichnen. Die folgenden Einschätzungen wurden dem
KPMG-Gutachten entnommen – siehe: WD 5 – 3000 – 039/15  .- 39/15

Pharmazeutische Unternehmen

Vom gesamten Tierarzneimittelmarkt mit rd. 747 Mio. Euro machen Antiinfektiva. 24 % der
Tierarzneimittel aus. Rund 25 Hersteller beliefern 90 % der Tierarzneimittel, u. a. die Bayer Vital
GmbH, Novartis Tiergesundheit GmbH oder Boehringer Ingelheim Vetmedica GmbH. (…)
Der Verbrauch an Antibiotika in der Veterinärmedizin, obgleich bereits reduziert auf 1.619 Tonnen im Jahr 2012 im Vergleich zu 1.706 Tonnen im Jahr 2011, übersteigt den humanmedizinischen Bereich, der insgesamt 300 Tonnen verbraucht, markant: Siehe WD 5 – 3000 – 039/15  .- 39/15

Das Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) ließ im Oktober 2014 von der KPMG ein „Gutachten zur Überprüfung des tierärztlichen Dispensierrechts“ erstellen, in dem die Auswirkungen der Abschaffung des Dispensierrechts bzw. die Auswirkungen der Herausnahme der Arzneimittelgruppe der Antibiotika vom Dispensierrecht auf bestimmte Berufs- und Unternehmensgruppen überprüft wurden. Bei einem Fachdiskurs zur Überprüfung des Dispensierrechts im Dezember 2014 im BMEL wurde jedoch festgestellt, dass sich das Dispensierrecht in seiner jetzigen Form bewährt habe und erhalten bleiben solle.

Laut Sachstand (WD 5 – 3000 – 039/15  .- 39/15) In Deutschland wird die Antibiotikaabgabemenge nach Postleitzahlbereichen erfasst. Die nachfolgende Karte zeigt deutlich, in welchen Regionen die Abgabemengen deutlich überhöht sind:

https://www.bundestag.de/blob/405864/30253053a9d4c2da89d0048394820d99/wd-5-039-15-pdf-data.pdf

Das KPMG-Gutachten führt zu den einzelnen Sektoren und deren Größenordnung Folgendes aus:
„Im Jahr 2013 wurden in Deutschland rd. 54 Mio. Schweine, 3,4 Mio. Rinder, 930 Tausend
Schafe und Lämmer, knapp 21 Tausend Ziegen und 11 Tausend Pferde geschlachtet. Das Statistische Bundesamt zählt 305 Schlachtbetriebe (ohne Geflügel), 50 Geflügelschlachtbetriebe und
knapp 1.000 Betriebe der Fleischverarbeitung in Deutschland.

Die drei umsatzstärksten Fleischproduzenten
waren im Jahr 2013 Tönnies, Vion und Westfleisch.21 Der Umsatz der deutschen
Fleischwirtschaft belief sich auf 17,2 Mrd. Euro.
Der Umsatz der deutschen Milchwirtschaft belief sich im Jahr 2012 auf 23 Mrd. Euro, wobei ein
erheblicher Anteil auf den Export zurückgeht.

„Zu den drei umsatzstärksten Molkereien gehören aktuell DMK Deutsches Milchkontor, die Unternehmensgruppe Theo Müller und Arla Foods.“
Die Frage der wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Fleisch- und Milchwirtschaft und die lebensmittelverarbeitende Industrie durch ein mögliches Antibiotikaverbot wird im KPMG-Gutachten
nicht dargestellt – Siehe WD 5 – 3000 – 039/15  .- 39/15

Ein Kartell des Schweigens

Was bis heute verschwiegen wird, ist die Gesamtmenge an verwendeten Antibiotika. Tierärzte haben ihre eigene Apotheke und sicher könnte man am Umsatz ausrechnen, wie viele Antibiotika verkauft wird, doch wie hoch ist diese Dunkelziffer? Seit über 150 Jahren dürfen die Tierärzte verschreiben und gleichzeitig verkaufen und zwar fast ohne Kontrolle. Mit der industriellen Massentierhaltung wuchsen auch die Veterinärpraxen und deren Absatz. In den Niederlanden gibt es sogar eine Jobbörse, Vetjobs.nl, die sich in den Niederlanden und Belgien ganz auf den Veterinärbereich konzentriert und als Beispiel: „Der Lintjeshof“ angibt. Diese Seite beschreibt sich als eine moderne, ISO-zertifizierte Tierarztpraxis mit eigener Apotheke und einer umfangreichen Diagnostik im eigenen Labor.

Bereits 2014 haben wir in unserem Beitrag: Ein Kartell des Schweigens: Antibiotika-Resistenzen eine zunehmende globale Gefahr – berichtet, dass verschiedene EU-Mitgliedsstaaten Systeme zur Erfassung der Abgabe- oder Verbrauchsmengen von Antibiotika in der Veterinärmedizin etabliert haben, doch nicht so Deutschland.

27. 4. 2017: Neues Antibiotikaresistenz-Gen in Milch entdeckt

Ärzte Gegen Massentierhaltung berichtet: In Bakterien, die natürlicherweise in Kuhmilch vorkommen können, haben Forscher der Uni Bern ein Antibiotikaresistenz-Gen entdeckt. Dieses verursacht auch Resistenz gegen die neueste Generation von Breitband-Antibiotika.

Diese Entdeckung zeigt erneut, welche „Umwege“ Resistenzgene auf an sich harmlosen Bakterien nehmen können, um sich in das Erbgut von Krankheitserregern einzuschleichen.

Lesen Sie hier den kompletten Bericht aus der ÄrzteZeitung.

Gülletest 2017 –  Multiresistente Keime und Antibiotika in Gülle
aus deutschen Schweineställen

Und laut Ärzte gegen Massentierhaltung hat Greenpeace im Frühjahr 2017 Gülleproben aus Schweineställen in Deutschland getestet. Untersucht wurde das Vorkommen von multiresistenten Keimen und von Antibiotika, die in der Tiermedizin eingesetzt werden und Resistenzen verursachen können.
In 68 Prozent der untersuchten Proben werden multiresistente Keime (ESBL/3-MRGN)  und in 79 Prozent der Proben werden Antibiotika-Wirkstoffe nachgewiesen.
Untersucht wurden insgesamt 19 Proben aus Ställen in Bayern, Brandenburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.
Das Ergebnis dieser Studie lässt den Schluss zu, dass mit der Ausbringung von Schweinegülle sowohl multiresistente Keime, die potentiell Krankheiten bzw. Infektionen auch beim Menschen auslösen, sowie Antibiotika, die diese Resistenzen mitverantworten, großflächig in der Umwelt verteilt werden. Antibiotika und Keime können von Pflanzen aufgenommen werden. Somit sind die Tierhaltungsbetriebe neben den Schlachthöfen eine signifikante Quelle für die Ausbreitung von Keimen und Antibiotika über die Lebensmittelkette.

Die Studie von Greenpeace finden Sie hier.

Sollten Sie jetzt vermuten, dass diese Pharmakonzerne sich mit dem Thema befassen, müssen wir Sie enttäuschen. Die meisten Pharmaunternehmen haben ihre Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten verstärkt auf chronische Infektionen und chronische Erkrankungen ausgerichtet. Das bestätigt das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung.

Krankenhauskeime und Antibiotika-resistente Bakterien

Dazu schreibt das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung: „Eines der größten Probleme des Gesundheitswesens sind Infektionen mit bakteriellen Krankheitserregern, die gegen Antibiotika resistent sind. Diese Art der Infektionen hat in den letzten zehn Jahren massiv zugenommen. Die schwersten Fälle von krankenhausbedingten bakteriellen Infektionen werden durch Methicillin-resistente Staphylococcus-aureus-Stämme und Beta-Laktamase produzierende Enterobakterien (ESBL)verursacht. Die meisten Pharmaunternehmen haben ihre Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten verstärkt auf chronische Infektionen und chronische Erkrankungen ausgerichtet.

Es ist ja nicht so, dass das Thema nicht schon lange bekannt wäre. So erlangte die Uniklinik in Kiel 2015 traurige Berühmtheit, nachdem viele Patienten durch Antibiotika-resistente Keime gestorben waren.  

Immer häufiger sind Mediziner auf Grund der sogenannten Antibiotikaresistenz gegen Bakterien machtlos. Jetzt suchen Forscher in der Vergangenheit nach Lösungen. Wir hatten bereits auch erwähnt, dass Herbizide zunehmende Antibiotika-Resistenzen bei Krankheitskeimen verursachen.

Multiresistenz von Bakterien gegen Antibiotika ist, wie schon erwähnt, ein weltweit verbreitetes Problem, vor allem in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Gründe dafür sind der massenhafte Einsatz von Antibiotika, nicht nur beim Menschen. Viel zu oft erfolgt die Gabe außerdem vorschnell oder es wird das falsche Antibiotikum verabreicht. Eine Studie, die von der amerikanischen Gesellschaft des Mikrobiologie-Journals mBIO veröffentlicht wurde, stellt einen Zusammenhang zwischen Glyphosat sowie zwei anderen weit verbreiteten Herbiziden – 2,4-D und Dicamba – im Hinblick auf eine der dringendsten Krisen des Gesundheitswesens unserer Zeit her: Antibiotika-Resistenz. Glyphosat (Roundup) wurde als industrielles Entkalkungsmittel erfunden, das Rost und Mineralien aus Dampfkesseln entfernt. Später entdeckte man, dass es auch giftig für Pflanzen war. Irgendwann erwarb Monsanto die Patente und entwickelte es als Breitband-Unkrautvernichter und ließ es als Antibiotikum patentieren.

In Norwegen und nicht nur dort werden Antibiotika dem Futter beigemischt. Die Antibiotika-Resistenz ist bereits zu einem weltweiten Problem geworden und kann bereits bei der Herstellung von genmanipuliertem Saatgut entstehen. Das wäre ein weiterer Grund, Genmanipuliertes zu meiden. Die norwegischen Behörden haben bereits GM-Fischfutter wegen Antibiotika-Resistenz-Angst verboten. Dazu auch: Herbizide verursachen zunehmende Antibiotika-Resistenzen bei Krankheitskeimen – Herbicides Found To Increase Antibiotic Resistance In Disease-Causing Bacteria

Versagen der Pharmaindustrie: Forscher studieren mittelalterliche Quellen auf der Suche nach Mitteln gegen antibiotikaresistente Keime

Laut dem Beitrag aus .naturalnews gehen die Forscher statt vorwärts inzwischen rückwärts, d. h. sie suchen in der Vergangenheit nach Lösungen für die Antibiotika-Krise. Das „Ancientbiotics“-Team (ancient = antik, historisch) ist eine Gruppe von Wissenschaftlern aus verschiedenen Universitäten und Ländern, die die Überzeugung miteinander verbindet, dass die Medizingeschichte des Mittelalters den Schlüssel zur Bekämpfung der multiresistenten Keime bereithält. „Zu diesem Zweck stellen wir eine Datenbank medizinischer Verfahrensweisen des Mittelalters zusammen. Dabei können sich immer wiederkehrende Praktiken herausgebildet haben. Diese Daten könnten Forscher bei der Suche nach Substanzen unterstützen, mit denen man in der Vergangenheit Infektionen behandelt hat“, sagt Erin Connelly, Expertin für mittelalterliche Medizin der Universität Pennsylvania in einem Artikel von DailyMail.co.uk.

Connelly geht es vor allem um den Stillstand in der Bakterienbekämpfung, um die stetig abnehmende Wirkung von Antibiotika gegen Mikroben. „Schätzungsweise sterben 700 000 Menschen weltweit an Infektionen, die von resistenten Erregern ausgelöst worden sind. Wenn sich an dieser Situation nichts ändert, werden bis 2050 geschätzt 10 Millionen Menschen pro Jahr daran sterben“, warnt Connelly. Siehe: Antibiotikaresistente Keime – das Versagen der Pharmaindustrie – BIG PHARMA FAIL: Researchers are scouring Medieval books in search for cures against antibiotic-resistant superbugs

Nach Angaben der Europäischen Arzneimittel-Agentur werden Medikamente, die von der Weltgesundheits-organisation WHO als „von entscheidender Bedeutung in der Humanmedizin“ eingestuft werden, in der Nutztierhaltung  in den großen Ländern der EU häufig eingesetzt. Und dies trotz der dringenden Empfehlung der WHO, diese Medikamente wegen ihrer Bedeutung in der Humanmedizin nur in den extremsten Fällen, wenn überhaupt, bei der Behandlung von Tieren zu verwenden.

Was die regelmäßige „Fütterung“ mit Antibiotika für die Tiere und für den Menschen – als das Ende der Nahrungskette – für Auswirkungen hat, kann man sich an fünf Fingern abzählen (sofern man das Problem sehen möchte!)

Netzfrauen

Neue Studie – Protein aus Muttermilch als Waffe gegen antibiotikaresistente Keime – A protein found in human breast milk could help kill drug-resistant bacteria

Ein Kartell des Schweigens: Nebenwirkungen Reserveantibiotika

Antibiotika-resistenter Keim – bereits 12 Tote in Kieler Uniklinik – keine Entwarnung

Norwegische Behörden verbieten GM-Fischfutter wegen Antibiotika-Resistenz-Angst

Indien verbannt Bill and Melinda Gates Stiftung wegen Interessenkonflikt durch Pharmakonzerne – India Bans Bill Gates Foundation Over Vaccine Fears

Würden Sie in Impfstoffen Glyphosat und Nierenzellen von Grünen Meerkatzen oder Zellen von abgetriebenen Föten vermuten? African Green Monkey kidney cells used in vaccines

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  1. Pingback: Die KW 47/2017 im Link-Rückblick | artodeto's blog about coding, politics and the world

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