„Steuerflüchtling“ Amazon stand schon häufig in der Kritik, insbesondere wegen der Arbeitsverhältnisse in den Versandzentren. Wie schlimm es wirklich ist, zeigen weitere Enthüllungen eines Journalisten, der undercover arbeitete. Heute, am Black Friday, lässt sich richtig Umsatz machen, zusätzlich kommt noch der Cyber Monday. Der HDE rechnet an dem Rabatt-Wochenende mit einem zusätzlichen Umsatz in Höhe von 1,7 Milliarden Euro für den Handel, die Plattform Black Friday Sale mit noch deutlich mehr.
Es sind die Tage für Schnäppchenjäger. Leidtragende sind die Mitarbeiter zum Beispiel von Amazon, sie arbeiten für einen Schnäppchenlohn, obwohl Amazon 2016 einen Gewinn von rund 2,37 Milliarden US-Dollar ausweisen konnte. Allein 2016 machte Amazon insgesamt einen Umsatz von 136 Milliarden USD! Und daher protestieren auch in Italien Amazons Mitarbeiter, die im Verteilungs- und Logistikzentrum in Castel San Giovanni in der Lombardei ansässig sind, am 24. November gegen lange Arbeitszeiten und niedrige Löhne. Neunzig Prozent der 1800 Beschäftigten im Logistikwerk Castel San Giovanni haben unbefristete Arbeitsverträge. Auch die Gewerkschaft Verdi hat am Freitag die Mitarbeiter mehrerer Amazon-Standorte in Deutschland zum Streik aufgerufen.
Dass Amazon kein Vorzeigearbeitgeber ist, dürfte bekannt sein. Auch in Deutschland kommt es immer wieder zu Kritik und Streiks. Wie viel Macht gerade solche Giganten wie Amazon haben, zeigten wir Ihnen schon mehrfach. Die Regierungen schweigen, denn solche Giganten bringen Arbeitsplätze. Der Umgang mit den Arbeitnehmern ist da weniger bedeutend.
Dass Amazon auch nicht gerne seinen Milliarden-Gewinn versteuert, wird am folgenden Beispiel deutlich: Amazon UK Services – das Lager- und Logistikunternehmen des Unternehmens, das fast zwei Drittel seiner 24 000 Mitarbeiter in Großbritannien beschäftigt, hat seine britische Körperschaftssteuer von £ 15,8 Mio. auf £ 7,4 Mio. im Jahr 2016 mehr als halbiert und dies trotz steigender Umsätze im britischen Geschäft von 946 Mio. GBP auf 1,46 Mrd. GBP.
Amazon Europe hat seinen Hauptsitz in Luxemburg und tätigt Milliardenumsätze, allein im vergangenen Jahr europaweit einen Umsatz von 21,6 Milliarden Euro. Die Europäische Union hat Amazon im Oktober 2017 eine Zahlung von 250 Mio. EUR (293 Mio. USD) auferlegt, nachdem festgestellt wurde, dass der Konzern von einer rechtswidrigen Steuerregelung mit Luxemburg profitiert hat. Siehe auch: Wie Konzerne Europas Kassen plündern!
„Luxemburg hat Amazon illegale Steuervergünstigungen gewährt. Infolgedessen wurden fast drei Viertel der Gewinne von Amazon [in Europa] nicht besteuert“, sagte Margrethe Vestager, die für Wettbewerbspolitik zuständige EU-Kommissarin.
Immer wieder steht Amazon auch wegen seines Umgangs mit Mitarbeitern in der Kritik.
Jetzt droht Amazon eine Geldstrafe wegen Sicherheitsverletzungen. Innerhalb weniger Tage sind im November 2017 in zwei verschiedenen Logistiklagern in den USA zwei Menschen ums Leben gekommen.Wie Recode berichtet, wurden nach diesen tragischen Zwischenfällen ausgiebige Inspektionen durchgeführt, welche eine Reihe von Sicherheitsmängeln zutage förderten. Die insgesamt vier schweren Verletzungen könnten Amazon jetzt jeweils 7000 US-Dollar Kosten. Im Vergleich zu zwei Menschenleben allerdings eine lächerlich niedrige Summe schreibt amazon-watchblog.de.
Wir hatten bereits von den Enthüllungen eines Journalisten berichtet, der undercover bei Amazon arbeitete. Hier noch einmal der Bericht, der sich in Schottland zugetagen hat.
Amazon befindet sich in einem Dilemma – Skandal in Schottland – Arbeiter von Amazon schlafen in der Nähe des Geländes in Zelten!
Erst diese Woche sahen wir ein weiteres Symptom der „Jam“-Krankheit im Amazon-Warenhaus in Dunfermline. Oder, um genauer zu sein, zusammengerollt in einem Zelt außerhalb der ausgedehnten Anlage des Online-Handelsgiganten.
Die Erwerbsarmen – Oder die „Jams“, wie Theresa May sie zu nennen beliebt.
Das ist der ungefähre Begriff für alle jene, die noch nicht von dieser krassen Umschreibung gehört haben für das Stopfen von Menschen in kleinste Behältnisse.
Dies sind arbeitende Menschen, die Mäuler zu stopfen und Rechnungen zu bezahlen haben und deren Einkommen kaum ihre Ausgaben abdecken. Es gibt keinen Luxus, keine Rücklagen für schlechte Zeiten – nur die tägliche Plackerei um Erhaltung der Lebensgrundlagen.
Obwohl Großbritannien als eines der reichsten Länder des Planeten gilt (ja, noch), gibt es Zehntausende mehr, für die die „Jams“ Objekte der Begierde sind.
Das sind Menschen, für die Arbeitslosigkeit kein Fremdwort ist – nicht nur für sie selbst, sondern auch für die Generationen vor ihnen.
Menschen, für die das Leben in beheizten Räumen kein Menschenrecht ist. Menschen, die aus verschiedenen Gründen vom „Radarschirm“ der Gesellschaft „verschwunden sind“ und die nur geringe Chancen haben, aus dem Tal der Armut wieder aufzusteigen.
Ich spreche hier nicht von weit entfernten Ländern.
In Dundee [zum Beispiel] gibt es große Teile. die als „Gebiete vielfachen Mangels“ bezeichnet werden. Undercover-Recherchen für die BBC zeigen, dass es auch hier im Vereinigten Königreich systembedingte Probleme gibt.
Erst diese Woche sahen wir ein weiteres Symptom der „Jam“-Krankheit im Amazon-Warenhaus in Dunfermline.
Oder, um genauer zu sein, zusammengerollt in einem Zelt außerhalb der ausgedehnten Anlage des Online-Handelsgiganten.
Suche nach den Amazon-Campern
Video von Richard Rooney
Wenigstens ein Arbeiter fand es leichter oder billiger – vielleicht beides – sein Heim unter einer Zeltplane im Wald neben der Anlage aufzuschlagen als [jeden Tag] zur Arbeit zu fahren.
Die Lebensumstände dieses Einen hat eine große Diskussion ausgelöst.
Weitere Enthüllungen eines Journalisten, der in dem Zentrum undercover arbeitete, haben noch dazu beigetragen.
Es wird darin unterstellt, dass Mitarbeiter Sanktionen bei leichtem Zu-Spät-Kommen fürchten müssen und sich regelmäßig verletzen, wenn sie sich beeilen, um die Aufträge erledigen.
Amazon und seine milliardenschweren Bosse sehen sich dadurch einem Sturm von Kritik ausgesetzt.
John Gillespie, Komiteevorsitzender und Aktivist der Gewerkschaft „Unite Fife“ bezeichnet die Bedingungen innerhalb der Amazon-Zentrale [sogar] als „viktorianisch“. Als Konzern mit einem fragwürdigen Steueraufkommen für Großbritannien ist Amazon eine leichte Zielscheibe. Wer wird schon einen Goliath unterstützen, wenn David leidet?! Aber wäre es uns lieber, wenn es Amazon nicht gäbe?
Mehr als 1000 Menschen – viele aus den wirtschaftlich am stärksten benachteiligten Gemeinden der Grafschaft Fife (Schottland) – haben eine gesicherte Vollzeitstelle und Tausende weitere Schotten schuften für die Zustellung von Weihnachtsgeschenken landauf und landab. Das bedeutet, dass Tausende in Arbeit sind – selbst wenn es keine Riesensumme bedeutet.
Im Trubel all dessen verhallte die Stimme von Menschen wie Shirley Penman ungehört.
Sie trat in die Firma Amazon in Fife Weihnachten letztes Jahr ein und wurde bis jetzt beschäftigt.
Nach einer Zeit der Arbeitslosigkeit hätte sie „einen Purzelbaum schlagen“ können, als ihr gesagt wurde, sie hätte eine Vollzeitstelle. Ich sehe das als positiven Beitrag zur Gesellschaft an, nicht als einen negativen.
Natürlich zeigen die neuesten Ereignisse, dass Amazon seine Praxis als Arbeitgeber dringend korrigieren muss.
Offensichtlich gibt es da Handlungsbedarf, aber nach dem, was ich mit meinen eigenen Augen gesehen habe, ist Dunfermline kein Arbeitshaus à la Charles Dickens, wie es derzeit dargestellt wird. Wenn noch mehr Schotten aus der Armut aufsteigen sollen, bedarf es weiterer Arbeitsmöglichkeiten.
Erfolgreiche Firmen wie Amazon sorgen für diese, aber die Profite, die sie erwirtschaften, dürfen nicht auf Kosten der Arbeiter gehen – beide Seiten müssen florieren.
Amazon ist in einem Dilemma. Aber wenn die Firma ordentlich und nach den Regeln organisiert ist, kann sie Vielen aus der Armut helfen. Diese werden dann zu dem „Jams“ von Morgen.
Man sollte das nicht vergessen, wenn man ein Urteil über Situationen wie die des Campers fällt.
Amazon finds itself in a jam – Undercover probe finds series of „intolerable conditions“ at mega-warehouse.
by Graham Huband December 13, 2016
The working poor.
Or the Jams as Theresa May likes to call them.
That’s the Just About Managing for anyone who hasn’t heard of the latest crass acronym for putting people into a handy little box.
These are people who are in work, have mouths to feed and bills to pay but whose income barely covers their outgoings.
There are no luxuries, no rainy day fund – just the daily grind to eke a living.
But despite the UK’s status as one of the richest nations on the planet (yes, still), there are tens of thousands more who view the Jams with envy.
People for whom unemployment is no stranger – not just to themselves but to generations before them.
People for whom heating or eating is a choice not a right.
People who, for myriad reasons, have fallen off society’s radar and have little chance of ever breaking the mould of grinding poverty.
These are not far-off places I am talking about.
There are significant parts of Dundee that are described as “areas of multiple deprivation” and you just have to check in on The Council – the fly-on-the-wall documentary about Fife currently showing on the Beeb – to know systemic problems remain in the Kingdom too.
This week we saw another symptom of the Jam disease at Amazon’s Dunfermline warehouse.
Or, more accurately, curled up in a tent outside the online retail giant’s sprawling facility.
At least one worker has found it easier or less expensive – possibly both – to set up home under canvas in woodland next to the site rather than commute to work.
That individual’s circumstances has sparked huge debate.
Further revelations from a journalist who spent time working undercover in the centre have added to the pressure.
The allegations include staff facing sanctions for being slightly late and regularly being hurt when rushing to fulfil orders.
It has led to Amazon and its billionaire bosses facing a storm of criticism.
Unite Fife activist committee chairman John Gillespie even described conditions inside the centre as “Victorian.”
As a corporate giant with a questionable UK tax record, Amazon is an easy target.
Who is going to stand up for Goliath when David is suffering?
But would we rather that Amazon wasn’t there?
More than 1,000 people – many from some of Fife’s most economically disadvantaged communities – have secured full-time work at the site and thousands more Scots are grafting away as we speak to deliver Christmas presents to families up and down the land.
That’s thousands in work and receiving a wage – even if it isn’t a King’s ransom.
In all of this the voice of people like Shirley Penman has been lost.
She joined Amazon Fife last Christmas and has been kept on ever since.
Having been unemployed, Shirley said she could have turned “cartwheels” when told she had a full-time role.
I view that as a positive contribution to society, not a negative.
Let me be clear, events of recent days make it clear that Amazon must conduct a review of its employment practices.
Obviously there are issues but, from what I have seen with my own eyes, Dunfermline is not the Dickensian workhouse that is currently being portrayed.
If more Scots are to rise out of poverty then job opportunities are needed.
Successful companies like Amazon provide those opportunities, but the profits they make cannot be at the expense of workers – both sides must be able to prosper.
Amazon is in a jam today.
But run and regulated properly, it has the chance to help many out of poverty to become the Jams of tomorrow.
That’s worth bearing in mind when rushing to judgement over camp-gate.
Netzfrau Ursula Rissmann-Telle
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