Egal ob im Fernsehen, Radio oder den Sozialen Medien: überall hat das Thema Sexismus Hochkonjunktur. Es wird gewettert und geschimpft….über Männer, Arbeitgeber, Kollegen…alle sind mittlerweile potentielle Täter.
In Wikipedia wir das Wort Sexismus so definiert: Sexismus (abgeleitet von engl. sex ‚biologisches Geschlecht‘ und Nachsilbe -ismus) ist ein Oberbegriff für eine breite Palette von Einzelphänomenen unbewusster oder bewusster Diskriminierung auf der Basis des Geschlechts. Dazu zählt unter anderem auch sexuelle Belästigung. Grundlage von Sexismus sind sozial geteilte, implizite Geschlechtertheorien bzw. Geschlechtsvorurteile, die von einem ungleichen sozialen Status von Frauen und Männern ausgehen und sich in Geschlechterstereotypen, Affekten und Verhaltensweisen zeigen.
Soweit, so gut. Bevor ich meine Meinung zu dieser Debatte schreibe, möchte ich eines im Vorfeld ganz klar sagen: Jede Art von Nötigung und/ oder Vergewaltigung unter Androhung von Gewalt (damit meine ich jede Art der Körperverletzung oder den Einsatz von Waffen) ist absolut indiskutabel und muss auf jeden Fall bestraft werden. Ebenso ist das unerlaubte Grabschen nicht tolerierbar. Beim Sexismus geht es jedoch gar nicht um diese körperlichen, teilweise brutalen Übergriffe, maximal um sexuelle Belästigung.
Nun wird diskutiert und beratschlagt, wie man dieses Sexismus-Problem in den Griff bekommen könnte. Statt dass sich alle Gedanken machen, warum es so ist, wie es scheinbar ist, schließen sich immer mehr Frauen solchen Aufrufen wie „Me too“ an, um kund zu tun, dass auch sie mal Ähnliches erlebt haben. Warum eigentlich? Warum ist es mir wichtig, dass andere, mir fremde Menschen erfahren, dass ich etwas in dieser Richtung erlebt habe?
Nun, wie könnte man das „Problem“ in den Griff bekommen? Ich glaube, dass man schon viel früher ansetzen muss, damit es erst gar nicht zu solchen Situationen kommt. Als Eltern eines Kindes sollte es einem wichtig sein, dass man ein Kind mit einem gesunden Selbstbewusstsein aufwachsen lässt. Einem Kind auch zugestehen, dass es die „doofe Tante Erika“ nicht küssen muss, wenn es das nicht möchte. Es ist ein Unding, wenn ein Kind schon im Kleinkindalter von seinen Eltern dazu genötigt wird, gegen seinen Willen körperliche Nähe zulassen zu müssen (weil die liebe Tante doch immer so tolle Geschenke mitbringt). Und wenn es sich dagegen sträubt, tuschelt man in der Verwandschaft, was das nur für ein ungezogenes Kind sei. Also „lieb ist die kleine Leonie nun wirklich nicht…sie gibt nicht mal Opa Heinz einen Kuss auf den Mund! Die Eltern müssen wirklich noch arbeiten an ihrem Erziehungsstil! – Fazit: auch wenn wir uns nicht wohl fühlen, wenn wir körperliche Nähe zulassen, es gibt Situationen, das MUSS man das wohl erdulden um andere nicht zu enttäuschen.
Was gibt es sonst noch für interessante Dinge im Kleinkindalter? Warum hört ein Mädchen im Kindergarten von den Erzieherinnen, dass sie ja heute wieder sehr hübsch ist. Klar geht das runter wie Öl bei einem kleinen Mädchen! Aber warum bekommt ein kleiner Junge nicht auch solche Komplimente? Wie oft hört man, dass zu einem Jungen gesagt wird: „Du siehst heute aber wieder toll aus!“?? Vielleicht hört man mal:“ Du hast aber eine coole Jacke an!“– wir sehen, das Kompliment gilt der Jacke, aber nicht dem Jungen! Wann bekommt ein Junge Komplimente? Richtig, wenn er die Kiste mit den Bauklötzen ganz allein angeschleppt hat: „Toll, du bist aber stark“- oder wenn er sich getraut hat, eine Spinne zu verscheuchen, hört er vielleicht: „Toll, du bist aber mutig!“ Und dann gibt es noch den Jungen, der viel weiß und erklären kann – der hört dann: „Toll, du bist aber schlau!“
Was sagt uns das? Jungen müssen körperliche Arbeit verrichten oder schlau sein und Mädchen müssen einfach nur schön sein, um ein Kompliment zu bekommen. Seltsam, oder? Und dieses Phänomen kann man über mehrere Jahre der Kindheit beobachten.
Machen wir nun einen Sprung zur beginnenden Pubertät. Das Thema Schönheit wird bei den Mädels nach wie vor großgeschrieben. Jungs widmen sich vielleicht Computerspielen oder wenn man Glück hat, dann betätigen sie sich sportlich. Auch da wird Lob wieder nur in Zusammenhang mit besonderen Leistungen ausgesprochen. Und die kleinen „Damen“? Da sie es von klein auf gewohnt sind, dass man Beachtung durch Schönheit erlangt, werden DM, H&M und wie all die Läden heißen, ihr zweites Zuhause. Schminke muss her und Klamotten müssen her. In unzähligen YouTube -Tutorials lernt die „kleine Frau“, wie man sich richtig schminkt und welches Outfit gerade angesagt ist. Was genau heißt denn „angesagt“? Bekleidung, die wärmt und oder bequem ist, oder Bekleidung, mit der man Blicke auf sich zieht? Und wessen Blicke möchte man denn auf sich ziehen? Richtig, nicht die Blicke der Kassiererin vom Lidl, sondern: die Blicke der Jungs aus den höheren Jahrgangsstufen (die gleichaltrigen Jungs sind ja total blöde).
Glücklicherweise gibt es schon push-up-BHs mittlerweile von einigen Herstellern ab Größe 146/152 (für alle kinderlosen Leser: das sind Kinder-Konfektionsgrößen und entsprechen der Körpergröße), somit kann sich schon eine 11-jährige ein Dekolleté zaubern, bei dem jede 20-jährige vor Neid erblassen kann. Der 20-jährigen reicht dieser BH irgendwann nicht mehr, da er doch nicht sooooo viel mehr aus dem zaubert, was Männer toll finden. Auch dafür gibt es eine Lösung bei YouTube: Dekolleté Contouring! Als ich meinem 29-jährigen Sohn davon erzählte, fragte er: „Was soll das denn sein?“ Ich war schon etwas stolz, dass ich ihn als fast 50-jährige Frau darüber aufklären konnte. Es ist ganz einfach: Man schminkt sich mit verschiedenen Farbtönen ein mörderisches Dekolleté! Wer es nicht glaubt, der schaut selbst unter diesem Begriff nach. Optisch wird dann aus einem 75C-Dekolleté ein 75-Doppel-D! In erster Linie ist es sowieso nur wichtig, dass dieser Fake auf Bildern dann seine Wirkung zeigt.
Aber nun zurück zum Thema: die gepushte, geschminkte und contourte 20-jährige muss nun Selfies von sich anfertigen. Selfies sind Fotos, die man von sich selbst ohne fremde Hilfe anfertigt. Ich spreche jetzt von den typischen Selfies: das Handy wird weit nach oben gehalten, es wird ein Schmollmund gemacht, die Augen weit geöffnet und zusätzlich muss aber auch das Innere des Ausschnitts teilweise zu sehen sein (was natürlich nicht schwer ist, wenn man von oben auf sich herab fotografiert). Normalerweise gibt es da richtig viele Likes….vor allen von Männern.
Und nun bitte ich Euch einen Moment, in Euch zu gehen und Euch dieses von mir beschriebene Selfie mal bildlich vorzustellen……..
Jetzt meine Frage an alle: WANN genau sieht man eine Frau aus dieser Perspektive? Richtig: wenn sie vor einem kniet! Und daher wäre meine nächste Frage: Ist das diesen „Selfie-Tanten“ bewusst und wenn ja: warum möchten sie dem Betrachter ihres Bildes das Gefühl geben, dass sie vor ihm knien?
Sorry, meine Damen: wenn ich erwarte, dass Männer mit mir auf Augenhöhe kommunizieren, dann mache ich mich nicht klein vor ihnen: Warum tut ihr das?
Warum seid ihr empört, wenn euch jemand in den Ausschnitt oder auf den Hintern „glotzt“, wobei ihr beides so verpackt habt, dass es dazu animiert hinzugucken? Mir braucht wirklich keine Frau erzählen, dass sie nicht möchte, dass man ihr auf den Busen starrt, wenn sie ein Oberteil gewählt hat, dessen Ausschnitt bis zum Solarplexus reicht. Und genauso braucht mir keine Frau erzählen, dass sie es als unangenehm empfindet, wenn ihr Männer auf die Beine starren, die dank Minirock sichtbar sind. Absoluter Schwachsinn: Keine Frau schaut sich selbst stundenlang in den eigenen Ausschnitt oder auf die Beine. Genauso wenig glaube ich, dass sich Frauen die Brüste „nur für sich“ vergrößern. Oder sitzen diese Damen abends auf der Couch und haben in jeder Hand eine ihrer Silikonbrüsten und säuseln: „es ist so schön, mit euch beiden jetzt fernzusehen…jetzt habt ihr auch mehr davon!“
Und ich färbe mir auch keine pinke, blaue oder grüne Haarsträhnchen “nur für mich“, denn selbst sehe diese Strähne doch nur im Spiegel. Nein, ich tue es um aufzufallen…mich abzuheben von der Masse. Das verurteile ich gar nicht. Ich verurteile, dass Frauen nicht dazu stehen, dass es ihnen bewusst ist, dass sie mit unterschiedlichen Dingen Blicke auf sich ziehen.
Und um jetzt wieder auf das leidige Thema Sexismus zurückzukommen: Wenn eine Frau sich so präsentiert, dass sie männliche Blicke auf sich zieht, dann muss sie es meiner Meinung nach in Kauf nehmen, dass auch „geglotzt“ wird. Und genau da ist der Knackpunkt: Schaut uns ein Mann, den wir selbst attraktiv und sympathisch finden, in den Ausschnitt, dann empfinden wir dies vermutlich als schmeichelhaft (der Plan mit dem tiefen Dekolleté ist aufgegangen, yes!). Den selben Blick jedoch von einem Mann, den wir als total unsympathisch oder gar schmierig einordnen, bewerten wir als unverschämt, aufdringlich und taktlos. Arme Männerwelt, würde ich da mal sagen! Wenn ihr uns gefallt, dann dürft ihr gucken und auch Komplimente machen. Finden wir euch jedoch nicht attraktiv, dann solltet ihr es besser nicht wagen zu glotzen, geschweige denn uns anzuquatschen. Es könnte sonst passieren, dass wir euch als Perversling oder Lustmolch einordnen.
Und meine Meinung zu den ganzen Anschuldigungen die man aus Hollywood hört: absolut kein Verständnis für die Damen. Wenn ich damals mit einem Produzent ins Bett gegangen bin, weil mir diese eine Rolle so wichtig war…tja, dann hab ich mich eben zur Nutte gemacht. Und das dann Jahrzehnte später zu thematisieren, finde ich einfach nur peinlich! Warum fragt eigentlich nie ein Journalist eine dieser Damen, warum sie die Aufforderung nicht abgelehnt haben? Ihnen wurde doch kein Messer an die Kehle gehalten. Nein…sie waren scharf auf die Rolle – Punkt! Ich betrachte das einfach als „hochschlafen“ und es hat nichts mit Sexismus zu tun. JEDE Frau hat die Möglichkeit, ein unmoralisches Angebot auszuschlagen. Es gibt nicht nur Täter und Opfer: Man muss sich auch zum Opfer machen lassen…und diese Entscheidung fällt Frau ganz allein bei solchen Konstellationen. Meine liebe Mama sagte schon immer: Nur ein kniendes Kamel kann man beladen!
Und deshalb glaube ich: Wenn ich in einem familiären Umfeld aufgewachsen bin, in dem es meinen Eltern wichtig war, dass ich ein gesundes Selbstbewusstsein entwickle, dann kann ich auch später mit schrägen oder zotigen Anmach-Sprüchen besser umgehen und kontern….weil ich weiß, dass ich mehr Wert habe als ein Push-up-BH oder künstliche Fingernägel.
Was ich jedoch als sehr beängstigend empfinde: Frauen gewinnen durch diese ganze Sexiusmus-Debatte so viel Macht, die leider sehr missbraucht werden kann. Mein Gefühl ist, dass jeder Frau, die sich hinstellt und behauptet, dass sie sexuell belästigt worden ist, pauschal erst mal geglaubt wird…auch wenn es schon Wochen oder Monate her ist. Beweise benötigt „Frau“ nicht für solch eine Behauptung. Oder nehmen wir mal die ganz abgezockten Frauen (und ich glaube, dass es davon einige gibt): Aus welchen Gründen auch immer hat man sich auf ein „Schäferstündchen“ mit wem auch immer eingelassen…leider war es im Endeffekt dann doch nicht soooooo prickelnd, wie man es erhofft oder erwartet hat! Es ist scheinbar kein Problem, anschließend daraus eine Nötigung oder gar Vergewaltigung zu machen. Vielleicht in der Hoffnung, dass man wieder in den Spiegel schauen kann und sich nicht eingestehen muss, dass man naiv war und sich selbst als Objekt angeboten hat. Wo auch immer…auf der Straße, im Café, bei der Arbeit oder bei Facebook, Instagram, Pinterest oder YouTube
Unser tägliches Miteinander besteht aus Aktion und Reaktion. Bitte, liebe Damenwelt: Männer sind keine Neandertaler, die sabbernd und lechzend allen Frauen hinterher schleichen, Zoten zuflüstern und sie anfassen. Je nachdem, welche Art von Signalen eine Frau aussendet (Aktion), danach richtet sich die Handlungsweise der Herren (Reaktion).
Ein reger Meinungsaustausch ist gewünscht…liebe Leserinnen und Leser ?
Beitragsfoto: canva.com
Diana Schneider für die Netzfrauen
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