Chinas Krieg gegen ausländischen Müll

Während der Feiertage, werden die Mülleimer im ganzen Land überfüllt sein. Bald landet der Abfall des Konsums, der sich über Weihnachten angesammelt hat, auf den Mülldeponien, doch wohin dann damit?

In ganz Europa wird sich am 1. Januar 2018 der Müll häufen. Aber anders als in den vergangenen Jahren werden nicht nur Überbleibsel von festlichem Überfluss übrig bleiben – wir müssen ein neues Zuhause für die fast drei Millionen Tonnen Plastik finden, die die EU jedes Jahr nach China exportiert.

China ist der weltweit größte Importeur von Kunststoffabfällen, einschließlich Papier und Textilien, doch damit ist jetzt Schluss. Chinas Verbot betrifft vor allem Europa und die USA, sie sind die größten Exporteure, die ihren Abfall in China abladen. 2015 wurden laut Umweltministerium Chinas bis zu 47 Millionen Tonnen importiert. Es ist ein fortdauernder „Krieg gegen Verschmutzung“ in China. Es ist auch Teil der Bemühungen des Landes, die Lieferkette nach oben zu verschieben und seine Abhängigkeit von minderwertigen Industrien zu verringern, so der Umweltminister.

Man stelle sich dieses Szenario vor: China ist weltgrößter Spielzeughersteller, die Ware wird in Plastik eingepackt um die ganze Welt gekarrt, dort ausgepackt und, wie wir jetzt feststellen, wieder nach China zurückgebracht. Schizophrenie – Während COP23 über Ausstoß von CO2 diskutierte, karrt man Lebensmittel durch die Welt! Und nicht nur Lebensmittel, sondern auch den Müll.

China sagte der Welthandelsorganisation ( WTO ) im Juli, dass es bis Ende 2017 keine Importe von 24 Arten von ausländischen Abfällen, einschließlich Papier und Textilien, akzeptieren werde und dass es schließlich die Verbringung aller Abfallprodukte, die aus inländischen Quellen verfügbar sind, verbieten würde.

„Um Chinas Umweltinteressen und die Gesundheit der Menschen zu schützen, müssen wir dringend die Liste der importierten festen Abfälle anpassen und den Import von festen Abfällen verbieten, die stark umweltverschmutzend sind“, heißt es in der WTO-Anmeldung des Landes. Das Verbot erstreckt sich auf verschiedene Wertstoffe, darunter mehrere Kunststoffe wie PET und PVC, bestimmte Textilien und gemischte Altpapiere. Leicht zu recycelnde Metalle sind in den neuen Beschränkungen nicht enthalten.

Seit mehr als 30 Jahren hat der Import von recycelten Gütern Chinas Produktionsboom angeheizt. Jetzt ist Schluss damit! Die Entscheidung ist Teil einer Kampagne gegen „fremden Müll“, die die Gesundheit der Menschen und die Umwelt schädigt.

Chinesische Beamte glauben, dass die Abfälle, die sie von Europa, den USA und anderswo erhalten, einfach nicht sauber genug sind; Schadstoffe vermischen sich mit Wertstoffen und verschmutzen Land und Wasser.

China leidet unter den Sünden der Vergangenheit. In China gibt es fast keine Stadt, die kein großes Umweltproblem hat. Der anhaltende Smog wird zu einer ernsthaften Bedrohung für Chinas Bevölkerung. Die entstehenden Gesundheitsschäden sind dramatisch. Siehe: Tickende Zeitbombe – Das verschmutzte Erbe Chinas

Jetzt, wo China den Müll nicht mehr will, ist die Aufregung der betroffenen Länder groß. Bereits am 01.Januar 2018 soll das Verbot in Kraft treten. Laut Rethink Plastic stiegen die Exporte zwischen 2002 und 2015 um massive 413%, wobei die große Mehrheit (87% im Jahr 2012) in China landete. Die chinesische Regierung hat im Juli angekündigt, ab 2018 Importe von Kunststoffabfällen zu verbieten, angeblich um den Schmuggel von Abfällen zu reduzieren und das Recycling ihres Hausmülls zu stärken.

Die chinesischen Behörden haben dieses Jahr 259 Menschen verhaftet, weil sie in diesem Jahr mehr als 300 000 Tonnen ausländischen Müll in das Land geschmuggelt haben, gab das Umweltministerium in China Ende November bekannt.

Plastikmüll ist besonders lukrativ.

Allein im vergangenen Jahr importierten chinesische Hersteller 7,3 Millionen Tonnen wiedergewonnene Kunststoffs aus den USA – Abfall ist der sechstgrößte US-Export nach China – und aus anderen Ländern. Fast drei Millionen Tonnen Plastik exportiert die EU jedes Jahr nach China. Wenn man bedenkt, dass Europa für China Hauptexportmarkt für gefrorenes Obst und Gemüse ist und nicht nur Lebensmittel aus China den Weg nach Europa finden, sondern auch 80% der Spielwaren und alles schön verpackt, dann ist es erschreckend. Man sieht schon förmlich die Schiffe hin und her fahren.

Jährlich importiert China 7 Millionen Tonnen Plastik und 29 Millionen Tonnen Papier, die jetzt auf Deponien und Verbrennungsanlagen in anderen Ländern landen werden. Doch laut Zweckverband Müllverwertung Schwandorf (ZMS) sind die Verbrennungsanlagen in Deutschland voll ausgelastet. Gleichzeitig droht durch das Verbot von China, dass weitere 500 000 Tonnen Müll auf den Markt drängen.

In China werden Plastikabfallballen zu Wiederaufbereitungsanlagen transportiert und zu Pellets für die Herstellung verarbeitet. Denken Sie nur: All diese Plastik-Lebensmittelverpackungen, die um Weihnachten herum in den Papierkorb geworfen werden, konnten in der folgenden Weihnachtszeit in Form eines glänzenden neuen Smartphones zu Ihnen zurückfinden.

Wobei allerdings bekannt sein sollte, unter welchen Bedingungen diese Smartphones in China produziert werden. Erst  kürzlich hat die von Financial Times durchgeführte Untersuchung ergeben, dass Highschool-Studenten lange Zeit ausgebeutet wurden, das iPhone X in chinesischen Fabriken zu montieren. Die Studenten sind Praktikanten bei Hon Hai Precision Industry, besser bekannt als Foxconn, Apples größter Auftragshersteller.

„Wir werden von unserer Schule gezwungen, hier zu arbeiten“, sagte eine 18-Jährige Studentin, „die Arbeit hat nichts mit unseren Studien zu tun.“ Eigentlich verbietet China Studenten, länger als 40 Stunden pro Woche zu arbeiten.Über 3.000 Studenten sollen im Zhengzhou-Werk in Nordchina gearbeitet haben, die angeblich routinemäßig 11-Stunden-täglich gearbeitet haben sollen. Die Studierenden sind saisonal in der Region beschäftigt. Die Nachfrage nach dem neuen iPhone X war unerwartet hoch. Foxconn stand schon mehrfach wegen seinen Arbeitsbedingungen in der Kritik. Siehe auch: Hauptsache billig – Kinderarbeit und Umweltverstöße auch erneut bei Apple aufgedeckt

Schlafraum in Fabrikunterkunft für 9 Arbeiter*innen. 10. Bett dient als Lagerplatz. Quelle ci-romero.de

Besser sehen die Arbeitsbedingungen auch für Spielwaren nicht aus. Die verdeckte Recherche von China Labor Watch, Solidar Suisse und der CIR zeigt die dunkle Seite der Spielwaren unterm Weihnachtsbaum: Exzessive Überstunden, fehlender Arbeitsschutz und menschenunwürdige Unterkünfte sind für Arbeiter*innen in Spielzeugfabriken Chinas unzumutbarer Alltag. Siehe auch: Wenn Spielzeug zur Qual wird – China ist weltgrößter Spielzeughersteller – gefährliche Chemikalien incl. – Peek inside China’s ‚X’mas village‘ in Yiwu

 40% der Kunststoffe, die in der EU zum Recycling gesammelt werden, werden hauptsächlich in asiatische Länder exportiert, wo sie häufig unter prekären Bedingungen und zu niedrigeren Standards recycelt werden.

Netzfrau Doro Schreier

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