War Ihnen bekannt, dass in Chicken Nuggets von Edeka Geflügelfleisch aus Brasilien verwendet wird? Die Europäische Union ist zweitgrößter Fleischerzeuger weltweit! Allein in Deutschland wurden 601 Mio. Masthühner 2016 geschlachtet. Und selbst die Landwirte in der EU beklagen, dass die südamerikanische Fleischindustrie wegen niedriger Standards billiger produziert und daher minderwertige Ware anbietet. Trotzdem wird in Brasilien Geflügel geschlachtet und das Import-Hühnchen Produkten wie Chicken Nuggets beigemischt, da es billiger ist als Fleisch aus Deutschland. So landet es auch in den Regalen bei der Nr. 1 im deutschen Lebensmitteleinzelhandel: der EDEKA-Gruppe.
Man stelle sich das vor – für die günstigen Chicken Nuggets von EDEKA ist selbst das Geflügelfleisch aus europäischer Massentierhaltung zu teuer.
Im Rahmen des Freihandelsabkommens mit den Mercosur-Staaten (Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay) gab die EU ihr erstes offizielles Angebot für Rindfleisch ab. Nachdem die EU im vergangenen Jahr die Handelsgespräche wieder aufgenommen hatte, hat sich die EU im Dezember 2017 bereit erklärt, die Zölle für 70 000 Tonnen Rindfleisch aus Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay zu senken. Spätestens jetzt sollte Ihnen bewusst sein, warum der Gammelfleisch-Skandal in Brasilien aus den Medien verschwand.
Nicht nur Fleisch wird aus Brasilien importiert, auch Futtermittel!
Man geht davon aus, dass über 30 Millionen Tonnen gentechnisch veränderter Futtermittel jedes Jahr nach Europa importiert werden, um Schweine, Geflügel, Milch- und Fleischrinder sowie Zuchtfische zu füttern. Ein Großteil des dafür genutzten Soja und Maises wird in Südamerika angebaut, darunter Brasilien, Argentinien und Paraguay. Billiges Fleisch, Milch und Eier lassen sich nur mit billigem Soja produzieren, das jedoch die Herkunftsländer teuer zu stehen kommt: Abgeholzte Regenwälder, zerstörte Umwelt, Vergiftungen von Mensch und Tier sind die Folge. Das ist keine Landwirtschaft. Das ist eine Pflanzenfabrik auf dem Acker. Siehe Vergiftetes Südamerika – Soja-Anbau für Europa mit dramatischen Auswirkungen und wir essen uns zu Tode!
Nirgendwo auf der Welt wächst die Fleischproduktion schneller als in Brasilien. Die Geflügelindustrie des Landes beschäftigt rund fünf Prozent aller Arbeiter*innen direkt oder indirekt. Kein Land der Welt exportiert mehr Geflügelfleisch. Heute kommt fast ein Drittel des weltweit gehandelten Fleischs aus Brasilien. Die EU importiert jährlich etwa 270 000 Tonnen. Gut drei Viertel bestehen aus verarbeiteten Produkten – z. B. Chicken Nuggets – und wird vor allem in niederländischen, deutschen und britischen Supermärkten und Discountern verkauft. Für Deutschland ist Brasilien der wichtigste Drittstaat beim Import von verarbeitetem (auch gesalzenem) Geflügelfleisch. Mehr als die Hälfte aller Einfuhren stammt hierher. Siehe auch: Deutschland: „Silicon Valley der Agrarindustrie“- Fleisch-Monopoly auf Kosten der Steuerzahler!
EDEKA in der Kritik: Erneut Arbeitsrechtsverletzungen bei der Herstellung von Chicken Nuggets
Über Schnittwunden, Arbeitsunfälle, chronische Gelenkschmerzen bis hin zur Berufsunfähigkeit berichten Arbeiter*innen in brasilianischen Schlachtfabriken, die auch für den deutschen Einzelhandel Hühnerformfleisch fertigen. Ähnlich ergeht es Geflügelfänger*innen, die die Tiere ausstallen und zum Schlachthaus transportieren. Für sie sind zwölf Arbeitsstunden die Regel, unbezahlte Überstunden nicht selten. Die Entlohnung ist intransparent und zu gering zum Leben, eine gewerkschaftliche Interessenvertretung fehlt. Die Geflügelfänger*innen sind in einem System von Abhängigkeiten und Schuldknechtschaft gefangen, wie die Studie „Unser täglich Fleisch“ der Christlichen Initiative Romero (CIR) aufdeckt.
Die Studie dokumentiert die sozialen und ökologischen Kosten des in Brasilien verarbeiteten Hähnchenfleisches, das auch für den deutschen Einzelhandel bestimmt ist. Hierfür hat die CIR in Zusammenarbeit mit Repórter Brasil zahlreiche Arbeiter*innen in Brasilien interviewt, die im Akkord Hühner fangen und zerstückeln. „Ich habe ein Stück von meinem Finger verloren,“ berichtete ein Arbeiter. Der Betriebsarzt gebe ihm „nur Paracetamol gegen die Schmerzen. Es ist die einzige Behandlung, die er anbietet.“ Ein anderer beklagt, dass der Lohn für die Schlachten im Akkord nicht einmal für das Nötigste reicht: „Ich verdiene 330 Euro netto im Monat, aber meine Fixkosten liegen bei 507 Euro“.
In Deutschland wird das Import-Hühnchen Produkten wie Chicken Nuggets beigemischt, da es billiger ist als Fleisch aus Deutschland. So landet es auch in den Regalen bei der Nr. 1 im deutschen Lebensmitteleinzelhandel: der EDEKA-Gruppe.
„Obwohl bei EDEKA die Umsätze stetig steigen und das Unternehmen seine Marktdominanz durch die Kaiser-Tengelmann- Übernahme weiter ausbauen konnte, gehört es in puncto soziale Unternehmensverantwortung zum Schlusslicht im deutschen Lebensmitteleinzelhandel“, kritisiert CIR-Referentin Sandra Dusch Silva. Wie die Recherchen erneut zeigen, reicht die Mitgliedschaft in der Unternehmensinitiative BSCI nicht aus, um Arbeitsrechte zu sichern. Falls überhaupt Kontrollen in den Fabriken stattfinden, wird dann die Geschwindigkeit der Fließbänder gedrosselt. „Wir müssen an diesen Tagen bis zu drei oder vier Stunden länger arbeiten, um das Tagessoll zu erfüllen,“ beschreibt ein Arbeiter die negativen Auswirkungen der Kontrollbesuche.
„Die Ausbeutung zum Billigpreis gefährdet nicht nur die Menschen und die Umwelt in Brasilien, sondern auch die Konsument*innen in Deutschland“, so Dusch Silva weiter. Dies belegten jüngst die Testergebnisse von Ökotest, die bei den Gut & Günstig Chicken Nuggets von Edeka Belastungen mit Listerien-Bakterien und antibiotikaresistenten Keimen entdeckten.
„EDEKA darf nicht länger auf Kosten der Arbeiter*innen Rekordgewinne einfahren!“ fordert Dusch Silva.
Unser täglich Fleisch: Arbeitsrechtsverletzungen
in der brasilianischen Gefl ügelindustrie für Chicken Nuggets von Edeka & Co.2018 herunterladen (Kurzfassung)
Hintergrund:
Chicken Nuggets sind in Deutschland heiß begehrt. Jede dritte Erwachsene isst sie mehrmals im Monat. Daran wollen Supermärkte und Discounter mitverdienen. Um billig zu bleiben, drücken sie die Preise in der Produktion – auch in Brasilien. Nirgendwo sonst werden mehr Tiere geschlachtet: Knapp sechs Milliarden Hühner pro Jahr. Aus keinem anderen Nicht-EU-Land importiert Deutschland mehr verarbeitetes Geflügel.
Unter dem Preisdumping leiden die Arbeiter*innen in den brasilianischen Schlachthäusern. Sie machen immer gleiche Bewegungen mit scharfen Instrumenten, das Tempo ist mörderisch, die Umgebung bitter kalt. Die Folgen sind Schnittwunden, Arbeitsunfälle, chronische Gelenkschmerzen bis hin zur Berufsunfähigkeit. Selbst das Anziehen oder Zähneputzen wird zur schmerzenden Qual.
Zitate:
„Ich habe ein Stück von meinem Finger verloren,“ so ein Arbeiter. Der Betriebsarzt gebe ihm „nur Paracetamol gegen die Schmerzen. Es ist die einzige Behandlung, die er anbietet. “
„Ich verdiene 330 Euro netto im Monat, aber meine Fixkosten liegen bei 507 Euro“, sagt ein Mitarbeiter. Das ist deutlich zu wenig für ein Leben in Würde.
Halten die unterbezahlten Arbeiter*innen einen Monat ohne Fehltage durch, erhalten sie umgerechnet 15 Euro zusätzlich. Das ermutigt viele, keine Ärzt*innen aufzusuchen und keinen Urlaub zu verlangen. „So arbeiten sich die Arbeiter*innen letztlich zu Tode, um den Bonus zu verdienen“, kommentiert ein Arbeiter im Schlachthaus.
Ärzt*innen verschreiben kranken Arbeitskräften Schmerzmittel, damit sie schnell in die Produktionslinien zurückkehren können. So berichtet eine 42-Jähirge: „Heute kann ich meinen Arm kaum bewegen, ich habe sogar Schwierigkeiten, meine Hand zu öffnen. Doch auch im vergangenen Jahr hat mich der Betriebs-Arzt wieder in die Fabrik zurückgeschickt. Er sagte, ich habe noch eine gute Hand. Ich habe keine Krankenversicherung! Zurzeit sollte ich arbeiten, aber ich gehe nicht mehr in die Fabrik. Sie können mir kündigen, ich weiß. Aber ich kann es nicht riskieren, meinen anderen Arm auch noch zu verlieren.“
Netzfrauen
Deutschland: „Silicon Valley der Agrarindustrie“- Fleisch-Monopoly auf Kosten der Steuerzahler!