Die Probleme der modernen Landwirtschaft sind nicht von der Hand zu weisen. Aus der industriellen Tretmühle auszubrechen, ist doch möglich. Die neue Studie des Forschungsinstituts FiBL belegt: Bio kann einen wichtigen Beitrag zur Welternährung leisten.
Studie: Nachhaltige Landwirtschaft ist nur möglich, wenn sie in Kombination mit dem Konsum gedacht wird – dann aber eröffnen sich vielversprechende Möglichkeiten. Der biologische Landbau kann dabei eine zentrale Rolle spielen.
Eine weltweite Umstellung auf biologischen Landbau kann zu einem umfassend nachhaltigen Ernährungssystem beitragen, wenn sie mit weiteren Maßnahmen kombiniert wird. So gilt es etwa, den hohen Konsum tierischer Produkte zu reduzieren, weniger Kraftfutter in der Tierhaltung einzusetzen und Nahrungsmittelabfälle zu vermeiden. Ein solches Ernährungssystem hat positive Auswirkungen auf wichtige Umweltaspekte wie Treibhausgasemissionen, Überdüngung und Pestizidverbrauch – und führt trotz biologischer Bewirtschaftung nicht zu einem höheren Landverbrauch. Dies belegt eine neue Studie des Forschungsinstituts für biologischen Landbau FiBL, die soeben in der renommierten Fachzeitschrift „Nature Communications“ publiziert wurde.
Eine solche Umstellung wäre natürlich nicht von heute auf morgen möglich, aber für das Jahr 2050 kann man durchaus visionär denken», sagte Chrisitan Schader vom FiBL. Für ein nachhaltiges Ernährungssystem seien erhebliche Anstrengungen nötig, sowohl von der Politik und der Zivilgesellschaft als auch von der Privatwirtschaft. «Dafür braucht es vor allem ein Bewusstsein dafür, dass die derzeitige Nahrungsmittelproduktion nicht nachhaltig ist und Auswirkungen auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit hat», ist der Forscher überzeugt.
Die derzeitige Nahrungsmittelproduktion ist nicht nachhaltig – Beispiele!
Laut der Studie der Fibl: „So gilt es etwa, den hohen Konsum tierischer Produkte zu reduzieren, weniger Kraftfutter in der Tierhaltung einzusetzen und Nahrungsmittelabfälle zu vermeiden.“
Erst gestern berichteten wir, das alles verkorkst ist – die Bananen verschwinden wegen eines Virus. In Spanien bleiben die Bananen liegen, weil die EU sie preiswerter importiert. In Lateinamerika landen Tonnen Bananen auf dem Müll, um den Preis hoch zu treiben, und Australien baut jetzt genmanipulierte Bananen an, weil die Banane verschwindet. Doch nicht nur Bananen landen tonnenweise im Müll, in Australien landen dort zurzeit auch Berge von Ananas.
In Italien werden Lebensmittel vernichtet, weil sie nicht der Norm entsprechen oder weil importierte Ware aus dem Ausland billiger ist.
Laut Studie : „Ein solches Ernährungssystem hat positive Auswirkungen auf wichtige Umweltaspekte wie Treibhausgasemissionen, Überdüngung und Pestizidverbrauch – und führt trotz biologischer Bewirtschaftung nicht zu einem höheren Landverbrauch.“
Aktuell sieht es zurzeit so aus :
In unserem Beitrag – Wenn Luft, Wasser und Boden der Allgemeinheit nicht mehr zur Verfügung stehen! – haben wir darauf hingewiesen, dass durch die zunehmende Nutzung landwirtschaftlicher Produkte in neuen Einsatzbereichen wie der Biokraftstoffproduktion sich der Druck auf die Nahrungsmittelversorgung erhöht – es kommt zu einer Konkurrenz um Anbauflächen für Energiepflanzen und Nahrungsmittel.
Nur wenigen Menschen ist bewusst, dass sich ein unsichtbares Band der Zerstörung von den europäischen Massentieranlagen bis in die Wälder Südamerikas zieht. Dort vernichten riesige Sojaplantagen die einheimische Fauna und Flora. Soja, das zur Fütterung von Hühnern, Rindern und Schweinen in Europa benötigt wird, wächst in Südamerika mittlerweile auf einer Fläche von über elf Millionen Hektar — und die Nachfrage wächst rasant. 2014 wurden weltweit über 312 Millionen Tonnen Sojabohnen geerntet. 80 Prozent davon in Brasilien, Argentinien und den USA. Problematisch ist, dass für den Anbau oft Wälder abgeholzt werden, der Boden ausgelaugt und Wasser verschmutzt wird. Auch führt die Ausdehnung des Sojaanbaus zu gesellschaftlichen Konflikten, wenn Land- und Arbeitsrechte missachtet werden. Die Folge ist oft Landflucht oder die meist ärmere Bevölkerung wird von ihrem Land vertrieben, denn die Nachfrage nach Soja hat sich in den letzten 40 Jahren verfünffacht.
Die EU ist mit rund 47 Millionen Tonnen nach China (2016: 85 Millionen Tonnen) der weltweit zweitgrößte Fleischerzeuger.
Siehe: Deutschland: „Silicon Valley der Agrarindustrie“- Fleisch-Monopoly auf Kosten der Steuerzahler!
Wasser:
Die Folgen durch industrielle Landwirtschaft und damit verbundene Monokultur wird besonders am Wasser deutlich:
- Studie: Pestizide belasten Trinkwasser! Die heutige Qualität des Grundwassers wird in Zukunft nicht mehr sicherzustellen sein!
- Gefährliche Gülle! Deutschland hat ein Nitratproblem
Studie: Wir brauchen mehrere Strategien, um die Welt nachhaltig zu ernähren
- Der Bio-Landbau ist weniger schädlich für Mensch und Umwelt. Dafür wird mehr Landfläche benötigt.
- Eine Studie kommt zum Schluss, dass eine weltweite biologische Landwirtschaft möglich ist.
- Dafür müsste aber beim Konsum umgedacht werden.
Die neue Studie zeigt, dass in Kombination mit dem Verzicht auf Kraftfutter, einer entsprechenden Reduktion des Konsums tierischer Produkte und mit der Reduktion von Nahrungsmittelabfällen der Biolandbau eine wichtige Rolle in einem nachhaltigen Ernährungssystem spielen kann. Dabei wäre die Ernährung der Weltbevölkerung auch bei über 9 Milliarden im Jahre 2050 gesichert, der Landverbrauch würde nicht zunehmen, die Treibhausgasemissionen würden vermindert und die negativen Auswirkungen des heutigen intensiven Ernährungssystems wie grosse Stickstoffüberschüsse oder hohe Pestizidbelastung würden stark reduziert werden. Die Umstellung auf Biolandbau bei sonst gleichbleibenden Konsummustern würde hingegen zu einem erhöhten Flächenverbrauch führen.
Zielkonflikte
Nachhaltige Ernährungssicherung kann Zielkonflikte nicht vermeiden.
Der Biolandbau hat große Vorteile betreffend vieler zentraler Umweltwirkungen wie der Stickstoff- und Pestizidproblematik. Andererseits hat er aber einen höheren Landverbrauch, da seine tendenziell extensivere Bewirtschaftungsweise im Schnitt niedrigere Erträge aufweist als der konventionelle Anbau.
Die Vorteile kraftfutterfreier graslandbasierter Tierproduktion liegen darin, dass Weideflächen, die nicht für den Anbau von Kulturen geeignet sind, zur Ernährungssicherung genutzt werden. Diese Vorteile werden aber mit erhöhten Treibhausgasemissionen pro Kilogramm Fleisch und Milch erkauft.
Die Vorteile reduzierter Nahrungsmittelabfälle sind offensichtlich, da eine solche Reduktion direkt dazu führen würde, dass weniger produziert werden muss.
Optimale Kombination verschiedener Strategien
Die neue Studie zeigt nun auf, wie diese verschiedenen Strategien optimal kombiniert werden können, um mit diesen Zielkonflikten umzugehen. Selbst wenn man die Landwirtschaft zu 60 Prozent auf Bio umstellen würde, und die Kraftfuttergaben und den Abfall um die Hälfte reduzierte, dann würde dies schon ein Ernährungssystem mit signifikant geringeren Umweltwirkungen und kaum erhöhtem Landverbrauch bedeuten. Ein solches Ernährungssystem wäre auch klimafreundlich, da insbesondere die totalen Treibhausgasemissionen verringert würden.
Der Konsum tierischer Produkte würde dabei um gut ein Drittel zurückgehen, da weniger Futtermittel zur Verfügung stünden.
Nachhaltige Landwirtschaft ist demnach nur möglich, wenn sie in Kombination mit dem Konsum gedacht wird – dann aber eröffnen sich vielversprechende Möglichkeiten. Der biologische Landbau kann dabei eine zentrale Rolle spielen.
Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern der Welternährungsorganisation FAO, der Universität Aberdeen, der Alpen-Adria Universität Klagenfurt und der ETH Zürich durchgeführt und kürzlich in der renommierten Fachzeitschrift „Nature Communications“ publiziert.
nature.com: Die Studie in „Nature Communications“
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