Wir sind Rentner, keine Terroristen, denn wenn die Polizei gegen die wütenden Alten vorgeht, zeigt dies, dass Vieles im Argen ist. Allein schon, wenn Medien schreiben: „Die Ruheständler haben auch wesentlich mehr Zeit und Geld als Studierende“, wie in Deutschland eine große Zeitung schrieb, dann zeigt es doch: Man hat nichts verstanden. Zeit mag stimmen, aber Geld? Wer hat es denn erst ermöglicht, dass die Studierenden studieren können, der Staat?
Nein, es waren und sind die jetzigen Alten. In Spanien protestieren die Alten gegen die unverschämte Rentenerhöhung von gerade mal 0,25%. In Österreich zeigten die Omas gegen Rechts, was zivilgesellschaftlicher Ungehorsam ist. Sie erlangten bereits mit ihrem Protest im Januar 2018 bei der Großdemonstration in Wien weltweite Aufmerksamkeit, als sie ein klares Zeichen „gegen Rechts“ setzten. Und als die Netzfrauen vor genau fünf Jahren starteten und mittlerweile von Millionen Menschen weltweit gelesen werden, waren es auch Omas, die zeigen wollten: So geht es nicht weiter!
Weltweit sind es die Alten, nicht weil sie mehr Zeit und wie die Medien sagen, mehr Geld haben, sondern weil sie es sind, die ihre Verantwortung gegenüber ihren Familien ernst nehmen. Hinzu kommt, dass es die Alten sind, die die „reichen“ Länder durch harte Arbeit erst zu dem gemacht haben, was sie sind.
Doch profitieren tun sie nicht, im Gegenteil. Denn während die Lebenshaltungskosten steigen, stagnieren die Renten und Pensionen. Nicht so bei den Politikern, die haben sich gleich mal die Diäten und die darauffolgenden Pensionen erhöht. Außerdem wechseln sie von der harten Regierungsbank „DIREKT“ auf die weiche Lobby-Couch und füllen sich dort die Taschen. Auch die Verantwortlichen so mancher Krisen, die genau das verprassen, was einst die Alten aufgebaut haben, können sich beruhigt zurücklehnen. Sie müssen sich nicht ihr Essen auf dem Müll suchen. Der ehemalige Vorstand von VW, Winterkorn, erhält trotz des Desasters umgerechnet knapp 3100 Euro pro Tag „Rente“.
Zeit?
Viele Rentner und Rentnerinnen haben sich ihren dritten Lebensabschnitt auch anders vorgestellt, denn jetzt wühlen sie in Mülleimern und suchen Pfandflaschen, tragen Zeitungen aus oder sind billige Arbeitskräfte, da ihre Situation ausgenutzt wird. Es bleibt für viele nur noch ein 450€ – Job, um sich überhaupt noch etwas leisten zu können.
Und zeigen diese wütenden Alten dann auch sichtlich ihre Wut, werden sie vom Staat behandelt, als seien sie eine Gefahr.
„Wir sind Rentner, keine Terroristen“
Ziviler Ungehorsam (aus lateinisch civilis ‚bürgerlich‘; deshalb auch bürgerlicher Ungehorsam) ist eine Form politischer Partizipation, deren Wurzeln bis in die Antike zurückreichen, so auf Wikipedia.
Sehen so die neuen Terroristen aus?
OMAS GEGEN RECHTS ist eine zivilgesellschaftliche überparteiliche Initiative, die sich – am 16. November 2017 auf Facebook gegründet – in den politischen Diskurs einmischen will. Mit augenfälliger Symbolik erheben ältere Frauen, sogenannte Omas, ihre Stimme zu den gefährlichen Problemen und Fragestellungen der heutigen Zeit.
Sind das die neuen Terroristen, die in Spanien am Donnerstag an mehr als 40 Orten demonstrierten, um gegen den „unzureichenden“ Anstieg der Rente von 0,25% für dieses Jahr zu protestieren?
Warum gehen die Alten auf die Straße, um zu protestieren?
Haben sie nicht ihr ganzes Leben gearbeitet und könnten jetzt die wohlverdiente Rente genießen? Doch statt des Gangs zu einem kleinen Café, um sich dort mit anderen Alten zu treffen, ist es der wöchentlich Gang zur Tafel, denn schließlich will man ja nicht verhungern.
Und weil man es satt hat, auf Almosen angewiesen zu sein, treffen sich die alten Menschen lieber auf der Straße und protestieren. Gerade erst gingen Tausende Omas und Opas in Spanien auf die Straße und protestierten gegen die beschämende Rente.
„Die Jugendlichen aus Bilbao sind stolz auf unsere Älteren, die für ihre Rechte kämpfen! Wenn ihr kämpft und kämpft, werdet ihr gewinnen. Aber wenn du nichts unternimmst , ändert sich auch nichts“, so zu einem Video, welches zeigt, wie entschlossen die Tausenden älteren Menschen in Spanien sind, um auf ihre Probleme hinzuweisen und höhere Renten zu fordern. Fast hundertausend Mal wurde das Video im Netz geteilt und gerade die jungen Menschen zeigen den Respekt für die Aktion.
Wenn die Alten die Wütenden sind!
Tausende von Rentnern aus ganz Spanien haben am Donnerstag an mehr als 40 Orten demonstriert! Am 22. Februar 2018 blockierten Tausende spanische Rentner und Rentnerinnen bei einer Protestkundgebung den Zugang zum Abgeordnetenhaus in Madrid. Sie forderten „angemessene Renten“, denn während die Lebenshaltungskosten steigen, bleibt die Rente gleich. Nach Angaben der Polizei beteiligten sich zwischen 3000 und 4000 Pensionäre an dem Protest. Schon den Mittwoch davor hatten die Protestler den Verkehr auf der Straße vor dem Kongress teilweise zum Erliegen gebracht, berichtete das spanische Fernsehen. Die Sicherheitskräfte seien von der Aktion völlig überrascht worden.
Und nicht nur in Madrid gingen die Alten auf die Straße, auch auf Teneriffa zeigten sie ihren Unmut:
In Santa Cruz de Tenerife fand die Kundgebung in der José-Manuel-Guimerá-Straße direkt vor dem Provinzdirektorium des Nationalen Instituts für soziale Sicherheit statt und sie riefen „Diebe, Diebe“.
??? Jubilados canarios se suman a la protesta por unas „pensiones dignas“ https://t.co/YVOIlPRcrw #SociedadDA #Canarias
? FOTOS: Sergio Méndez pic.twitter.com/qyHXGVKnvS
— Diario de Avisos (@diariodeavisos) 22. Februar 2018
Am Montag, dem 05. Februar 2018 protestierten Tausende in Bilbao gegen die unverschämte Erhöhung der Rente um 0,25%.
Schaut man sich die jüngsten Proteste an, so sind es die Omas und Opas, die sich versammeln.
Die jüngsten Bürgerproteste werden von älteren Bürgern getragen, die an Demos mit Pappschildern teilnehmen.
In vielen Ländern der Europäischen Union sind auf Grund der Finanzkrise 2008 viele Familien in Not geraten. Obwohl die Verantwortlichen der Finanzkrise auf anderer Ebene zu suchen sind, waren es die Armen, die die Finanzkrise zu spüren bekamen. Oft waren es die Renten der Alten, die die einzige Geldquelle in der Familie waren, wie es in Spanien, aber auch in Griechenland der Fall war.
Jetzt, 10 Jahre nach der Finanzkrise zocken die Investmentbanker genauso weiter. Auf der anderen Seite reichen die Einnahmen der Alten nicht mehr aus, um die Ausgaben zu bestreiten. Im Rahmen der Privatisierungswelle sind gerade Bereiche der alltäglichen Grundbedürfnisse in den Händen weniger Konzerne.
In Spanien können viele nicht ihre Stromkosten zahlen. Vielen leiden unter einer Energiearmut. Die Kosten sollen zu den höchsten in der EU gehören. Tausende Menschen protestierten gegen Energiearmut, nachdem einer Frau der Strom wegen Zahlungsrückstands abgedreht worden war und sie daraufhin starb. Es kam zu Kundgebungen in rund 20 Städten. Siehe: Spanien: Zehntausende Spanier feiern – seit fünf Jahren „empört“ – Hungern, während Banker sich ihre Schandtaten mit Millionen versüßen
Die Situation ändert sich nicht, und weil sie sich nichts ändert, sind die Rentner die Wütenden und keine Terroristen!
Ihr Geld ist nicht mehr viel wert, Sie können sich anstrengen, wie Sie wollen. Noch haben Sie vielleicht einen 450€-Job, doch was ist, wenn Sie aus gesundheitlichen Gründen diesen nicht mehr aus üben können?
Gehen Sie einkaufen, was haben Sie im Vergleich zu vor z. B. 5 Jahren im Korb? Die Hälfte? Ah, der Fernseher ist billiger geworden, ja, das stimmt. Aber ehrlich, wie oft kaufen Sie sich einen neuen Fernseher? Oder anders gefragt: Wie schnell ist dieser wieder defekt?
Bleiben wir bei Spanien, obwohl es in anderen Ländern der EU nicht viel besser ausschaut:
- 24 % der EU-Bevölkerung (über 120 Millionen Menschen) sind von Armut oder sozialer Ausgrenzung in Europa bedroht, darunter 27 % der Kinder, 20,5 % der über 65-Jährigen und 9 % der Erwerbstätigen.
- Viele der Europäerinnen und Europäer leiden unter materieller Armut – sie können sich keine Waschmaschine, kein Auto und kein Telefon leisten und haben auch kein Geld für Heizung oder unvorhergesehene Ausgaben.
Erschreckende Realität in Europa – die neuen Armen sind die Alten!
Leben vom Abfall, wie hier in Italien
Wären Sie nicht auch wütend, wenn Sie wüssten, wie sich Blackstone in Spanien bereicherte?
Die Catalunya Banc in Spanien war 2011 im Zuge von Kreditausfällen ins Trudeln geraten und musste verstaatlicht werden. Spanien hat 12,6 Milliarden Euro zur Rettung der Bank investiert und es war das erste Mal, dass europäische Bürger für eine ausländische Bank einspringen mussten. Nur zwei Jahre später übernahm die Banco Bilbao Vizcaya Argentaria (BBVA), Spaniens zweitgrößte Bank, die Catalunya Banc für 1,2 Milliarden Euro. Genau 2 Jahre später begann der Ausverkauf. Zufall? Zumal, wenn man sich die Nutznießer anschaut.
Was nun kommt, lässt einen erschaudern! Blackstone hat ein milliardenschweres Hypothekenpaket der spanischen Bank Catalunya Banc SA bekommen. Der Finanzinvestor zahlte für das Paket 3,6 Milliarden Euro. Der eigentliche Wert liegt bei 6,29 Milliarden. Wenn wir die ganzen Rettungsaktionen der Euroländer anschauen, dann wird immer von Milliarden Euro gesprochen, so als sei es ein Klacks.
Wissen Sie, was man mit den Milliarden alles hätte machen können? Müssen Banken gerettet werden, nur damit die hohen Boni gezahlt werden können? Denn die werden weiterhin gezahlt, obwohl man doch eigentlich den Bonus nur für gute Leistungen bekommt. Eine Bank „gegen die Wand“ zu fahren ist alles andere als eine gute Leistung, es sei denn, man profitiert davon. Siehe: Gewusst? Hungerschlangen in Spanien – Hungern, während Banker sich ihre Schandtaten mit Millionen versüßen
Während viele Menschen ihr hart erspartes Geld schwinden sahen, wurden die Banken in der EU mit fünf Billionen Euro gerettet. Statt Unternehmen mit Krediten zu versorgen, spekulieren viele Geldinstitute lieber auf eigene Rechnung an den Finanzmärkten. Gehen diese Geschäfte schief, muss allzu oft der Steuerzahler die Rechnung begleichen. Nachdem ein Hedgefonds eine halbe Milliarde Dollar mit dem Rückkaufprogramm für griechische Staatsanleihen verdient hatte, wollten andere Investoren auch so ihr Geld verdienen. Also – auf die Rettung von Griechenland spekulieren. Zockerparadies Griechenland – und die Zeche bezahlen… Es hat sich nichts geändert und Wetten auf die Rettung, dafür stehen die Hedgefonds.
Und anstatt, dass die gewählten Oberhäupter Maßnahmen ergreifen, werden gerade die bestraft, die einst das „Wirtschaftswunder“ erst möglich machten. Der Dank, wie hier in Spanien, 0,25 % Rentenerhöhung trotz steigender Kosten.
Hinzu kommt, dass, wie in Österreich, jetzt Menschen an der Regierung sind, die durch Gesetze die Bevölkerung zum Schweigen bringen wollen. Denn während in Spanien an 40 Orten gegen die unverschämte Rentenerhöhung protestiert wurde, war es „Der Tag, an dem SkyNet in Betrieb ging“. Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) und ÖVP-Justizminister Josef Moser beschlossen die Total-Überwachung des Bürgers. „Weil wir ja mit den Terroristen und Schwerkriminellen mithalten müssen“, so die Begründung.
Es gibt ja auch eine neue Gefahr in Österreich – die Omas gegen Rechts – sehen so Terroristen und Schwerverbrecher aus?
Twitter – Omas gegen Rechts
Die Rebellion der Alten
Immer mehr alte Menschen erleiden den „sozialen Tod“. Alle Welt, im wahrsten Sinne des Wortes, spricht und lamentiert über die alternde Gesellschaft, als sei sie eine hochansteckende Krankheit, quasi eine Pandemie, welche man nicht aufhalten kann, da man bisher noch keinen Impfstoff dagegen gefunden hat. Und wie die ZEIT in einem Beitrag am 19. Mai 2015 unter der Schlagzeile: Rentner-Proteste:Politik der Greise veröffentlichte:
„(…) Mit anderen Worten: Die Alten wollten in ihrer Mehrheit nicht, dass der Staat den jungen Familien mehr öffentliche Kinderbetreuung bietet. Wenn auch in Deutschland künftig auf Bundesebene per Volksentscheid abgestimmt werden soll, wird die Alten-Lobby die Themen dekretieren und die Politik vor sich hertreiben. Die Interessen von Minderheiten – und damit in einer alternden Gesellschaft auch der Jungen – werden in einer Referendumsrepublik der Greise leicht untergebuttert. (…) Mit anderen Worten: Die Alten wollten in ihrer Mehrheit nicht, dass der Staat den jungen Familien mehr öffentliche Kinderbetreuung bietet….(..) Der Aufstand der Jungen ist schon längst da. Die Alten merken es nur nicht. Aus der Zeit vom Mai 2015
Sorry, dass wir noch leben …….
Unter dem Motto – Attacke! – alles auf die Alten – Was man als alter Mensch vorher geleistet hat, wird einfach unter den Tisch fallen gelassen und zählt nicht mehr, von einer Sekunde auf die andere. Viele Alte bemerken es wohl recht schnell, wenn auch erst mal unbewusst und sind dann so verwirrt, dass sie relativ schnell resignieren und sich regelrecht schämen, nicht mehr ihre vorher bewusste Leistung zu erbringen. „Live fast, die young” ist gesellschaftlich gesehen das Motto der Stunde..
Deutschland und seine Greise – dazu gab es 2014 sogar eine Sendung, die sich mit diesem Thema wieder mal befasste, wäre es nicht im Oktober gewesen, sondern im Sommer, man hätte es als ein Sommerlochthema vermuten können. Es gibt, wer hätte es gedacht, sogar Demografie-Experten – es sei hier bemerkt, dass diese auch nicht mehr ganz so taufrisch sind. Und übrigens das Thema auch nicht – denn schon 2005 betitelte man die Schlagzeilen mit:
Wird Deutschland im 21. Jahrhundert zum Land der Greise?
Der Text ging dann so weiter:
„Man stelle sich eine Erstkommunionfeier im Jahr 2020 vor: Das Kommunionkind hat keine Geschwister, aber „viele“ Eltern. Die Großeltern sind zu viert, selbst von den Urgroßeltern ist noch jemand dabei.“
Oh sorry, dass wir noch leben – die Urgroßmutter am Tisch, wer hätte das für möglich gehalten, es sei hier aber noch mal bemerkt, dass ihre Geschenke, trotz der kargen Rente, gern genommen wurden und werden. So manche Spende für GUTE NOTEN kommt von ihr, auch eine Unterstützung für den Studierenden.
Opa, mittlerweile Rentner, kann sich dagegen auf speziell eingerichteten Plattformen wie Rent-a-Rentner für irgendwelche Tätigkeiten zur Verfügung stellen, um seine karge Rente aufzubessern. Natürlich nicht zu viel, denn auch hier gibt es Grenzen. Ja, waren das noch Zeiten, als Udo Jürgens, Gott hab ihn selig, sang: Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an…übrigens war der Song 1977 geboren und alle dachten, wie Recht er hat.
Allein durch die Steuersparmodelle der Konzerne oder Reichen gehen Deutschland jährlich rund 150 Milliarden Euro verloren. Ob diese Zahl stimmt, werden wir wohl nie erfahren, vielleicht ist die Dunkelziffer sogar noch höher.
Aber nein, Alters-Bashing – immer auf die, die sowieso lebenslang kämpfen müssen, die sollen sich nun schämen?
Wer trägt das Sozialsystem oder hat es bislang getragen? Genau – die Menschen, die „zur Last fallen“ – sorry, dass wir noch leben und uns erlauben, älter zu werden, dazu auch noch als die „Pflegekunden“ – Profit statt menschenwürdiger Umgang mit Pflegebedürftigen – herhalten müssen.
Überall in Europa sind die „neuen Armen “ die Alten, auch im reichen Deutschland, dem europäischen Wirtschaftswunderland, nimmt die Zahl der Armen zu ebenso wie in Frankreich. Nichts deutet darauf hin, dass diese Situation sich in absehbarer Zukunft zum Besseren wenden wird.
Wenn die Alten die Wütenden sind, sind es Rentner und Rentnerinnen und keine Terroristen. Wir träumten vom Leben, aber nicht in Armut
Netzfrau Doro Schreier
Mehr Informationen:
Internationaler Frauentag – Brot und Rosen – Wir träumten vom Leben, aber nicht in Armut
Das große Fressen: Blackstone und der Ausverkauf von Spanien
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