Weil billig! In Hazaribagh, dem Zentrum der Lederindustrie in Bangladesch mit schlimmen Folgen! – Hazaribagh: Toxic Leather!

zur englischen Version Die Fotos bezeugen die grenzenlose Grausamkeit der Modeindustrie. Kaufen Sie sich oft neue Schuhe oder neue Handtaschen aus Leder? War Ihnen bekannt, dass für Leder nicht nur Kühe lebend gehäutet und ihre Beine abgehackt werden, sondern weil alles billig sein soll, findet die Lederverarbeitung in Bangladesch, Indien und anderen Teilen der Entwicklungsländer statt, wo die Vorschriften locker sind und Gifte frei fließen? Ungefähr 90 Prozent von Bangladeschs Leder wird in Hazaribagh gegerbt. Hazaribargh produziert seinen entscheidenden Anteil der Landesexporte für Käufer in den USA, in Japan und Europa. Etwa 21 Millionen Liter in Form unbehandeltem Abwasser, von tierischen Abfällen, wie Fleisch und Fett fließen pro Tag in offene Kanäle, dazu kommen die gefährlichen Chemikalien.

Kinder arbeiten in einigen der gefährlichsten Gerberei-Jobs. So werfen sie Häute in eine große Trommel voller Chromsulfat und anderen Chemikalien. Rohe Häute, die in der Gerberei ankommen, werden mit Kalk und Natriumsulfid getränkt, um Haare und Fett zu entfernen. Einige Arbeiter waten barfuß durch die kaustische Lösung, um die Häute zu pflegen. Zahlreiche Studien haben stark erhöhte Werte an Chrom und anderen Chemikalien im Boden und Wasser von Hazaribagh gefunden. Viele der mehr als 30 Chemikalien, die für die Tierhäute verwendet werden, haben ihre eigenen Gefahren. Arbeiter haben geschwärzte und schälende Haut an Händen und Füßen, weil sie lange Zeit Gerbstoffen ausgesetzt waren. Andere husteten fast ständig. In Hazaribagh gibt es kaum Schutz für Arbeiter und Kinderarbeit ist üblich, wie die Non-Profit-Gruppe Human Rights Watch in einem umfangreichen Bericht  dokumentiert.

Hühner – ein Grundnahrungsmittel der bangladeschischen Ernährung – werden oft mit Gerbereiresten gefüttert, und der Chemieprofessor Mohammad Abul Hossain von der Universität Dhaka und seine Kollegen haben hohe Mengen an Chrom in Knochen, Gehirn und Muskeln der Vögel gefunden. Einwohner, die 250 Gramm Huhn pro Tag aßen, etwa ein Viertel eines Vogels, würden laut Hossains Forschung bis zu viermal mehr als die empfohlene Menge an Chrom in der Nahrung aufnehmen .

Viele Verbraucher wissen nicht, wie das Leder ihrer Stiefel oder Taschen produziert werden. Nur wenige Unternehmen geben detaillierte Informationen über ihre Lieferanten preis. Laut den Daten von Datamyne importierten mehr als ein Dutzend Mode- und Schuhhersteller im November 2016 in Bangladesch hergestellte Produkte.

Wenn ein Land nicht das macht, was die Konzerne wollen, dann passiert sowas: Nachdem die Mindestlöhne in Indonesien angehoben werden sollten, drohten laut Angaben der Indonesian Footwear Association gleich 46 ausländische in Indonesien produzierende Schuhhersteller, ihre Fertigungsschritte in andere Länder mit geringeren Lohnkosten wie Myanmar oder Vietnam zu verlagern. Sie klagen unter anderem über zunehmende Arbeitskämpfe und „komplett überzogene Lohnforderungen von Seiten der Gewerkschaften“. Ähnlich sah die Lage auch in der Textil- und Bekleidungssparte aus.

Und weil in Äthiopien die Schuhe billiger produziert werden können, zog die Karawane dorthin: Was haben Erdogan, Indonesien, Äthiopien, Monsanto und H&M mit Ihren Schuhen gemeinsam?

Doch vorher muss erst das Produkt Leder „geerntet“ werden:

Siehe: Schreckliche Aufnahmen aus der Lederindustrie zeigen – Kühe werden lebend gehäutet und ihre Beine werden abgehackt – Harrowing images from leather industry show animals skinned alive

Das wirtschaftlich wichtigste Nebenprodukt der Fleischindustrie ist die Haut der Tiere. In Zahlen ausgedrückt sind das bis zu 50 Prozent des Gesamtwertes der Rindernebenprodukte! Der Ledermarkt ist 12 Milliarden Dollar schwer.

Hazaribagh: Tausend (verseuchte) Gärten

Hazaribagh liegt am Ufer des Buriganga (des Alten Ganges). Der Fluss ist eine zentrale Lebensader in das Herz der Hauptstadt Bangladeschs, Dhaka, und er bildet die Hauptwasserquelle für eine Stadt, die berüchtigt dafür ist, einer der am dichtesten besiedelten Orte der Welt zu sein. Hazaribagh bedeutet wörtlich „Tausend Gärten“. In der heutigen Zeit gibt es kaum Leben in den umgebenden Gewässern wegen deren hohen Grad an Verseuchung mit Giften.

Hazaribagh ist die Heimat der berühmten Lederindustrie Bangladeschs, die aus zahlreichen Gerbereien und Fabriken besteht, die giftige Chemikalien aus dem Ledergerbverfahren in den Buriganga ablassen. Darüber hinaus beschäftigt diese Industrie Tausende Menschen, die mit krebserregenden Substanzen ohne angemessenen Schutz hantieren. In einem Bericht schätzt die WHO, dass 90 % der in Hazaribagh Arbeitenden vor der Vollendung des 50. Lebensjahres sterben werden. Ebenso setzte das Blacksmith Insitute und Green Cross in der Schweiz den Ort im Jahr 2013 auf Platz 5 der weltweit am meisten verseuchten Orte.

In den vergangenen Jahren erlangte Hazaribagh Aufmerksamkeit, weil es einen Druck auf die Ledergerbereien gibt, zu einem Produktionsort mit modernen Verfahrensmöglichkeiten nach Savar umzuziehen. Der Umzug in so ein Gebiet könnte zwar viele Vorteile haben, jedoch entschied ich mich dazu, mich mit meinem Projekt auf die Lebensumstände derjenigen zu konzentrieren, die in der Gegend leben und arbeiten, und ich hatte das Gefühl, dass man nur wenig daran interessiert war, welchen Einfluss solch ein Umzug auf ihr Leben hätte, da sie doch abhängig waren von der offiziellen und der inoffiziellen Wirtschaft, die von der Anwesenheit der Gerbereien so lange geprägt gewesen war. Die Situation in Hazaribagh einzigartig für das Land selbst.

Es ist eine Geschichte von Korruption und Nachlässigkeit, die die Lebensadern des Landes vergiftet. In ihr manifestiert sich der langsame Tod eines Flusses, der die zentrale Lebenslinie des Landes ist und der wichtige Transportwege und Wasser für die ganze Stadt bereithält. Hazaribargh produziert seinen entscheidenden Anteil der Landesexporte für Käufer in den USA, in Japan und Europa. Wegen des Wohlstandes expandiert die Lederindustrie. Ihre Eigentümer sind politisch gut vernetzt, was den Umzug der Gerbereien bisher verzögert hat. Ein Umzug nach Savar wäre ein teures Unterfangen für die Lederfirmen […] und würde geringeren Profit aus den Gerbereien auf ihrem Land mit sich bringen.

2001 entschied ein hohes Gericht in Bangladesh, dass Hazaribagh eine Bedrohung für die Umwelt sei. Es erkannte die gefährlichen Arbeitsbedingungen für die Arbeiter in den Gerbereien. Die Gerichtsentscheidung besagte, dass jeglicher Gerbereiabfall zumindest aufbereitet werden sollte mittels eines Plans zur Wasseraufbereitung mit dem Ziel, die Gifte aus dem Abwasser zu filtern, bevor es in den Fluss abgelassen wird.

Außerdem forderte das Gericht damals in seiner Entscheidung von 2001, ein Umzug zur neuen Fabrikanlage in Savar solle unverzüglich beginnen. Jedoch widersetzten sich Gerberei-Vereinigungen diesem Gerichtsspruch, indem sie die gesetzte Frist für den Umzug immer wieder hinausschoben.

Der Anwalt der Gerberei-Organisation, die diesen Hinausschub fordert, ist Scheich Fazle Noor Taposh, der Neffe des Premierministers und Mitglied der Regierung, der jegliche Beschuldigung wegen seines Interessenkonflikts in dem Fall zurückweist. Beamte des Umweltministeriums berichteten Human Rights Watch, es gebe eine politische Haltung, keine Umweltgesetze in Hazaribagh zur Anwendung zu bringen, mit der Begründung, die Regierung bereite das Gelände in Savar für den Umzug vor. Beamte bestätigten, dass sie vor diesem Hintergrund Wasser, Luft oder Boden in Hazaribagh nicht überwachen würden. Ebenso wenig würden sie Strafen oder Sanktionen gegen Gerberei-Besitzer verhängen bei Entsorgung unbearbeiteter Abfälle durch die Gerbereien.

Die Zukunft der Bewohner und Arbeiter in Hazaribagh bleibt unklar. Für die Arbeitenden wäre ein Umzug zur Anlage in Savar unrealistisch, da ganze Familien auf irgendeine Weise in die Gerberei-Industrie involviert sind, was bedeutet, dass der Umzug einer einzigen Person der Familie nicht zu leisten wäre. Darüber hinaus wird die neue Anlage in Savar eher Menschen aus der Umgegend an sich binden, während viele Arbeiter und Familien in Hazaribagh in eine ungewisse Zukunft blicken.

Hazaribagh: ‚A Thousand (polluted) Gardens‘

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Hazaribagh lies on the banks of the Buriganga (The Old Ganges). The river is a central artery to the heart of Bangladesh’s capital, Dhaka, providing the main source of water for a city infamous for being one of the most densely populated places on Earth. Hazaribagh literally means “ A thousand Gardens,” today aquatic life can barely survive in the surrounding waters due to the high levels of toxins in them.

Home to Bangladesh’s famous leather industry, the entire locality consists of numerous tanneries and factories that leak toxic chemicals from the leather tanning process into the Buriganga river, as well as employing thousands who work with carcinogenic compounds often without any form of adequate protection. According to a World Health Organisation report, it is estimated that 90% of the workers in Hazaribagh will die before reaching 50 and was labelled the 5th most polluted location in the world in a study of the World’s worst polluted places by the Blacksmith Institute and Green Cross Switzerland in 2013.

Hazaribagh has gained attention in recent years increasing pressure for the movement of the leather tanneries to a new location in Savar with modern treatment facilities. Whilst potentially moving to such an area would yield many benefits I decided to focus my project on the livelihoods of those currently working and living in the area, and felt that little attention was being given to how such a move would affect their lives having depended on the formal and informal economy provided by the tanneries presence for so long.

The situation in Hazaribagh is endemic of the country itself. It is a story of corruption and negligence that poisons the veins of the country, its physical manifestation being embodied by the slow death of a river that is arguably the country’s central lifeline providing essential transport links and water to the entire city. Hazaribagh brings in a significant portion of the country’s export totals to buyers in the U.S, Japan, and Europe. Due to the wealth the leather industry accumulates, the owners are well connected politically which has delayed the movement of the tanneries. A move to Savar would be a costly undertaking for the leather companies, and a move for the landlords of tanneries would entail a reduction in profit from the tanneries being on their land.

Hazaribagh: The municipality lies on the riverbanks and is also built upon multiple layers of discarded leather pieces and rubbish. Pictured is one of the main sewage pipes leaking toxic water that flows directly into the Buriganga River. 

In 2001 a High Court ruling in Bangladesh deemed Hazaribagh a threat to the environment and recognised the hazardous working conditions of the workers in the tanneries. The ruling stated that all tannery waste should at the very least be treated using an Effluent Treatment Plant [ETP] in order to rid the contaminants in the water before being released into the river. In addition, the High Court ruling back in 2001 stated that a move to the new factory site in Savar should begin immediately. However, tannery associations and the government overruled this by rejecting and extending the deadline multiple times to the point where the move to Savar is still being side-lined.

The lawyer representing the tannery association’s claims for an extension is Sheikh Fazle Noor Taposh, the Prime Minister’s nephew and member of government who rejects accusations of his political standing interfering in the case. Department of Environment officials reported to a Human Rights Watch report that there is a policy not to implement environmental laws in Hazaribagh on the basis that the government is preparing the relocation site in Savar. Officials confirmed that, on the basis of this understanding, they do not regularly monitor water, air, or soil in Hazaribagh, nor do they incur fines or sanctions against tannery owners for untreated waste discharges from the tanneries.

The future of the residents and workers at Hazaribagh remains unclear. For workers, moving to the site in Savar is unrealistic as whole families are involved in some way with the tannery industry and having one person move for work would not be as profitable. Furthermore, the new site in Savar will likely draw in people from the surrounding area there, leaving many workers and families in Hazaribagh with an unknown future.

Netzfrau Ursula Rissmann-Telle
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