El Salvador: Sie war wegen Fehlgeburt zu 30 Jahren Haft verurteilt – nach 11 Jahren Haft jetzt frei! – Salvadoran woman jailed over stillbirth freed after 11 years

zur englischen Version El Salvadors Abtreibungsgesetz gilt als das brutalste auf der Welt. Die 36-jährige Teodora del Carmen Vásquez kam nach elf Jahren Haft endlich frei. 2008 wurde Teodora del Carmen Vásquez wegen „besonders schweren Mordes“ zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt, nachdem sie bei der Arbeit eine Totgeburt erlitten hatte. Auf „herbeigeführten Schwangerschaftsabbruch“ stehen Gefängnisstrafen von bis zu 40 Jahren. 27 Frauen sind immer noch im Gefängnis. Wie sie dort behandelt werden, berichtete Teodora gleich nach ihrer Freilassung: „Im Essen waren Würmer und die Polizei beschimpfte uns. Die Behandlung war sehr schlecht.“ Daher will sie jetzt für die Freilassung der anderen Frauen kämpfen. Tausende Frauen und Mädchen wurden gezwungen, ihre Schwangerschaften fortzusetzen, obwohl sie vergewaltigt worden waren. Erst am 5. Juli 2017 wurde die 19-jährige Evelyn Beatriz Hernández Cruz wegen einer Fehlgeburt  zu 30 Jahren Haft verurteilt.

Teodora ist die 16. Frau, die auf Grund von Appellen und Kampagnen von Menschenrechtsgruppen und Rechtsanwälten befreit wurde. Mayra Figueroa, die 2003 zu einer 30 jährigen Haftstrafe verurteilt wurde, soll nächsten Monat frei kommen.

Der erste Fall, dass einer Frau wegen eines Abtreibungsgesetzes politisches Asyl zugesprochen wurde.

María Teresa Rivera, die 2012 zu 40 Jahren Haft verurteilt worden war, nachdem sie eine Fehlgeburt erlitten hatte und die am 20. Mai 2016 freigelassen wurde, ist nach ihrer Freilassung mit ihrem Sohn nach Schweden geflohen und hat Asyl beantragt, weil die Staatsanwaltschaft in El Salvador Berufung gegen ihrer Freilassung einlegen wollte. Am 20. März 2017 wurde ihr Asylantrag in Schweden angenommen.

Teodora war gezwungen, ein Jahrzehnt hinter Gittern zu verbringen, nachdem sie schwangerschaftsbedingte Komplikationen erlitten hatte, die zu einer Totgeburt führten. Ihre Freilassung muss die Tür für ein Ende des absoluten Abtreibungsverbotes in El Salvador öffnen, sagte Amnesty International. Teodora del Carmen Vásquez wurde am Donnerstag, dem 15.Februar 2018  freigelassen, nachdem ein Gericht ihre Strafe herabgesetzt hatte. Aber mindestens 27 Frauen bleiben auf Grund des absoluten Abtreibungsverbotes  inhaftiert, so die Menschenrechtsorganisationen der Frauen im Land.

Auf „herbeigeführten Schwangerschaftsabbruch“ stehen Gefängnisstrafen von bis zu 40 Jahren.

In El Salvador werden Frauen, die eine Fehl- oder Totgeburt während der Schwangerschaft erleiden, rountinemäßig verdächtigt, eine „Abtreibung“ vorgenommen zu haben. Abtreibung ist dort unter allen Umständen eine Straftat, selbst in Fällen von Vergewaltigung und Inzest, oder wenn das Leben der Mutter gefährdet ist. Dies führt dazu, dass sich Frauen bei Schwangerschaftskomplikationen keine Hilfe holen, was unausweichlich zu vermeidbaren Todesfällen führt.

Human Life International (HLI) soll seit 2000 mit finanzieller Unterstützung eine Lockerung der Abtreibungsgesetze in El Salvador verhindert haben. Abtreibung ist in El Salvador seit 1998 unter allen Umständen verboten, selbst wenn die Schwangerschaft das Ergebnis einer Vergewaltigung oder von Inzest ist, oder bei Lebensgefahr der Schwangeren. 1999 wurde dieses Verbot in die Verfassung aufgenommen. Genau ein Jahr später folgte die finanzielle Unterstützung von HLI. HLI hatte dieses brutale Abtreibungsgesetz wie auch Si a la Vida als Sieg gegen die gesetzlichen Abtreibungen erklärt. 

Human Life International ist nach eigenen Angaben die weltweit größte Lebensrechtsorganisation. HLI stammt aus den USA und hat 59 Aktionszentralen in 51 Ländern.

Die Auswirkungen durch El Salvadors härtestes Abtreibungsgesetz sind verheerend:

Obwohl nachweislich die Totgeburt auf eine Schwangerschaftskomplikation zurückzuführen war, bestand das Gericht noch im Dezember 2017 beim Revisionsverfahren auf die Haftstrafe von 30 Jahren Gefängnis.

Teodora war beinahe 11 Jahre in Haft. 2008 wurde Teodora del Carmen Vásquez wegen „besonders schweren Mordes“ zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt, nachdem sie bei der Arbeit eine Totgeburt erlitten hatte. Sie war von einem Gangmitglied über mehrere Monate hinweg vergewaltigt worden und wurde schwanger. Als der Säugling nicht überlebte, wurde ihr vorgeworfen, sie hätte den Tod des Kindes vorsätzlich herbeigeführt. Die Verfassungskammer des Obersten Gerichtshofes und das Justizministerium verfügten im Februar eine Strafminderung. Somit ist Teodora nun frei und kann endlich zu ihrem Sohn. Sie gilt aber immer noch als vorbestraft.

Wie wir bereits in unserem Beitrag im Juli 2017: Unglaublich : El Salvador: wegen einer Fehlgeburt zu 30 Jahren Haft verurteilt und US Anti-Abtreibungsgegner finanzieren Abtreibungsverbot! – El Salvador: Rape survivor sentenced to 30 years in jail under extreme anti-abortion law- U.S. GROUP FUNDING EL SALVADOR’S ANTI-ABORTION MOVEMENT – schrieben:

Berät Sí a la Vida Frauen bei ungeplanten Schwangerschaften, besucht Schulen und macht  Anzeigen, die an Frauen gerichtet sind, die eine illegale Abtreibung in Betracht ziehen – was lautet: „Mit einer Abtreibung stirbst du innerlich“.

Dem Guardian liegen Dokumente vor, die belegen, dass Human Life International von 2000 bis 2007 einen Betrag in Höhe von $ 47 360 an die Fundación Sí a la Vida gab. Von 2008 bis 2014 gab die Gruppe weitere $ 615 432. In vielen seiner öffentlichen Materialien bezieht sich Human Life International auf die salvadorianische Gruppe als Niederlassung El Salvadors.

Für Teodora bedeutet Freiheit, die Zeit mit ihrem 14-jährigen Sohn zu verbringen. Sie möchte, dass er eine gute Ausbildung und einen Job bekommt, während sie weiter studieren und Anwältin werden will. Sie hofft auch, eines Tages an den Strand gehen zu können.

„Im Moment genieße ich es, mit meinem Sohn zusammen zu sein. Wir gehen nicht weit weg, nur gleich um die Ecke, weil ich Angst habe, mich zu verirren „, sagte der 34-Jährige.  „Mein Sohn umarmt mich. Er sagt mir: ‚Ich habe all die Jahre so lange auf dich gewartet.'“

In Berichten über die Situation von Frauen und Mädchen in El Salvador schildert Amnesty International seit September 2014 die Auswirkungen des absoluten Abtreibungsverbotes auf das Leben von Schwangeren: Gesundheitliche Risiken durch unsichere und heimliche Abtreibungen führen zu einer hohen Müttersterblichkeit; Selbst wenn die Schwangerschaft durch Gewalt entstanden ist oder auf Grund von Krankheiten das Leben der werdenden Mutter gefährdet, ist eine Abtreibung verboten; Fehlgeburten werden als Abtreibung gewertet und mit bis zu 40 Jahren Haft bestraft.

Vor allem armen Frauen, die meist keine Möglichkeit zum Besuch von Schwangerschaftsvorsorge haben, wird im Fall einer Früh- oder Totgeburt sehr schnell unterstellt, den Tod des Kindes absichtlich herbeigeführt zu haben.

Der Hochkommissar der Vereinten Nationen für Menschenrechte hat das Land nicht nur aufgefordert, das Abtreibungsgesetz zu ändern, sondern auch alle Fälle der jetzt noch inhaftierten Frauen zu untersuchen und sie freizulassen.

El Salvador, Nicaragua, Honduras, Haiti, Surinam, Andorra und Malta sind die einzigen Länder auf der Welt, die ein absolutes Abtreibungsverbot haben.

Salvadoran woman jailed over stillbirth freed after 11 years

Teodora del Carmen Vásquez’s 30-year sentence under country’s total ban on abortions is commuted

A woman sentenced to 30 years in prison for aggravated murder after having a stillbirth has been freed in El Salvador in a case highlighting the dire consequences of the Central American country’s total ban on abortion.

Teodora del Carmen Vásquez, 34, was released on Thursday after serving almost 11 years for a crime she has always vehemently denied. Her sentence was commuted by the supreme court on the grounds that there was insufficient scientific evidence to determine that she had intentionally caused the stillbirth, but her conviction was not overturned.

Vásquez is the 16th woman to be freed as a result of appeals and campaigns by reproductive rights groups and lawyers working under hostile conditions perpetuated by the conservative media and powerful anti-abortion groups. A 17thwoman, Mayra Figueroa, who was jailed for 30 years in 2003, will be freed next month.

El Salvador is one of a handful of countries to ban abortion in all circumstances, even if the woman is raped, her health or life is at risk, or if the foetus is seriously deformed. Last year Chile voted to overturn its total ban to allow access to safe abortions in certain circumstances.

In El Salvador the legislation – in place since 1998 – has led to a string of miscarriages of justice in a conservative, macho culture that endorses the aggressive persecution of women deemed guilty of rejecting their primary roles as child bearers. Read more: theguardian.com

Photo: Amnesty

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