Eine weinende Melissa Willey hielt eines ihrer jüngeren Kinder auf dem Arm, ihr Ehemann Daniel stand neben ihr, während sie über Jaelynn sprach. Bei ihrem 16-jährigen Mädchen, das lebensbedrohlich verletzt wurde, als sie von einem 17-jährigen Mitschüler mit der Pistole seines Vaters in ihrer Schule in Maryland angeschossen wurde, wurden die lebenserhaltenden Maßnahmen am Donnerstagabend abgestellt. Jeden Tag werden sieben amerikanische Kinder oder Jugendliche erschossen. In den USA sterben mehr Menschen durch private Schusswaffen als in Amerikas Kriegen. „Ich habe einen Traum, dass genug genug ist, und dass dies eine waffenfreie Welt sein sollte, Punkt“, sagte Yolanda Renee King, die 9-jährige Enkelin von Martin Luther King Jr, als sie am Samstag auf dem Podium vor Hunderttausenden von Menschen sprach, die in Washington am „March for Our Lives“ für ein schärferes US-Waffenrecht protestierten. „Verbreite das Wort. Hast du gehört? Überall im ganzen Land. Wir werden … eine große Generation sein,“ stimmte Yolanda den Sprechgesang an und die Menschenmassen folgten ihr. Es sind Kinder, Jugendliche und Studenten, die zum Protestmarsch aufriefen und Hunderttausende folgten.
Es sind die größten Proteste seit Jahrzehnten
Allein in Washington versammelten sich laut Organisatoren rund 800 000 vor allem junge Leute zum „March for Our Lives“
Thank you so much for coming out today.
Stay educated.
Our entire policy piece is on our website – https://t.co/2m7ItdxgIv pic.twitter.com/LsoBgp8hP5
— March For Our Lives (@AMarch4OurLives) 24. März 2018
Es war der 15. Februar 2018, der Amerika veränderte. In der amerikanischen Stadt Parkland hatte ein ehemaliger Schüler das Feuer an der Marjory Stoneman Douglas High School eröffnet und 17 Menschen getötet. In den vergangenen fünf Wochen, nach dem Massaker, starteten Schüler und Studenten eine Bewegung und riefen zum „March for Our Lives“ – „Marsch fürs Leben“ auf und Hunderttausende von Menschen folgten am Samstag, dem 24.März 2018 diesen Aufruf.
„I have a dream that enough is enough.“ -Yolanda Renee King, granddaughter of Martin Luther King Jr. #MarchForOurLives pic.twitter.com/gD5V8bQl1I
— March For Our Lives (@AMarch4OurLives) 24. März 2018
Es ist ein Protest, der von den jungen Menschen in den USA getragen wird und auch sie waren es, die auf dem Podium zu Wort kamen.
Nie werde er das Recht antasten, Waffen tragen zu dürfen, so Donald Trump. Trump erhielt
für seinen Wahlkampf rund 30 Millionen US-Dollar von der NRA
Wir hatten bereits im Januar 2018 über die Waffenlobby in den USA und ihre Machenschaften berichtet: Waffenlobby USA – Täglich werden sieben Kinder oder Jugendliche erschossen – Why Mothers Are Leading the Fight for Gun Safety, kurz bevor es wieder an einer Schule zu einem blutigen Massaker kam.
Große Kundgebungen fanden u. a. auch in New York, der Heimatstadt von US-Präsident Donald Trump, statt, der gerade in Florida Golf spielte.
Der Präsident verbrachte das Wochenende in Mar-a-Lago, seinem privaten Resort in Palm Beach, Florida, und ging laut Bericht des Weißen Hauses am Samstagmorgen in den Trump Golf Club.
„Fight for your lives before it’s someone else’s job.“ – @Emma4Change #NeverAgain #MarchForOurLives pic.twitter.com/7a1ESroD1I
— March For Our Lives (@AMarch4OurLives) 24. März 2018
„Wir sind die Veränderung“ –
Am Samstag waren es die Schüler und Studenten – Hundertausende von ihnen aus dem ganzen Land – die mit einem gewaltigen Marsch auf Washington einen Stopp der Waffengewalt forderte. Verärgert über das Versagen der Regierung, sie zu beschützen, angewidert darüber, dass ihre Sicherheit hinter der Waffenlobby steht, forderten sie eine Reform der Waffengesetze, und zwar sofort.
„Willkommen in der Revolution“, sagte Cameron Kasky, ein Schüler der Marjory Stoneman Douglas High School, wo im vergangenen Monat 17 Menschen getötet wurden. „Seit diese Bewegung begann, haben mich die Leute gefragt, denkst du, dass sich etwas ändern wird? Umschauen. Wir sind die Veränderung .“
Zu den auffälligen Dingen an der Menge gehörte, wie vielfältig sie war: Es gab Jung und Alt, Schwarz und Weiß, Menschen aus der Vorstadt und aus den Städten, Demokraten und Republikaner. Sie alle kämpfen gemeinsam.
„Look around—We are the change.“ —@cameron_kasky #MarchForOurLives pic.twitter.com/QxAoxDcNiz
— March For Our Lives (@AMarch4OurLives) 24. März 2018
CAMERON KASKY: Guten Tag. An die Anführer, Skeptiker und Zyniker, die uns aufgefordert haben, uns hinzusetzen und still zu bleiben, warten Sie, bis Sie an der Reihe sind. Willkommen in der Revolution. Es ist eine mächtige, weil es von und für die jungen Leute dieses Landes ist. (…) Wir versprechen hiermit, dieses kaputte System zu reparieren und eine bessere Welt für die kommenden Generationen zu schaffen. Mach dir keine Sorgen, wir schaffen das (…) Der Marsch ist nicht der Höhepunkt dieser Bewegung, er ist der Anfang. Er ist das Sprungbrett, auf dem meine Generation in eine sicherere Zukunft springt. Heute ist ein schlechter Tag für Korruption. Wir gehen mit über 800 Märschen auf der ganzen Welt auf die Straße und fordern Gesetze für den gesunden Menschenverstand. Heute beginnt eine glänzende Zukunft für unser Land. Warte nur auf morgen. Wir müssen die Zukunft schützen, erziehen und inspirieren, und jeder hier ist der Beweis dafür, dass wir das tun werden und die Zukunft für dieses Land sehr gut aussieht. Vielen Dank.“
„Kinder an die Macht“
Bereits 1986 sang Herbert Grönemeyer: „Gebt den Kindern das Kommando. Sie berechnen nicht, was sie tun. Die Welt gehört in Kinderhände. Dem Trübsinn ein Ende. Wir werden in Grund und Boden gelacht. Kinder an die Macht.“
This is the future. So proud to see you all using your voices and marching today. #NeverAgain #MarchforOurLives https://t.co/BKAfrtrvcw pic.twitter.com/EHqO95tgFI
— Justin Timberlake (@jtimberlake) 24. März 2018
Viel ist seither geschehen, Menschen müssen sterben, damit Rüstungskonzerne Gewinne machen. 1,57 Billionen Euro Militärausgaben weltweit – auf der anderen Seite steigt die Zahl der Armen weltweit. Rüstungsgeschäfte dienen dem Wachstum, aber nur wegen des Profits! Die „Ware“ Mensch fällt der Rüstung dann zum Opfer!
Auf dem lukrativen US-Markt mischen auch deutsche Hersteller wie Heckler & Koch oder Walther mit. Die Unternehmen, denen sie gehören, finanzieren die mächtige US-Waffenlobby mit. Der Waffenbauer Carl Walther aus Ulm gehört der westfälischen PW Group, deren US-Tochter Zehntausende Dollar an die National Rifle Association (NRA) spendete – jene Lobbygruppe, die hauptverantwortlich ist für die schwachen Waffengesetze in den USA. Amerika importiert immer mehr Feuerwaffen. Deutschland ist einer der wichtigsten Lieferanten für Waffen in den USA. In nur drei Jahren hat sich die Zahl der Waffen, die aus Deutschland eingeführt wurden, verdoppelt. Auch SIG Sauer GmbH & Co. KG, ein Waffenhersteller aus der SIG–Sauer–
Unternehmensgruppe mit Sitz in Eckernförde, hat es laut Gun Genius, die jeden Monat die fünf meistverkauften Feuerwaffen veröffentlichen, gleich mit zwei Modellen unter die Top5 geschafft.
„Wir müssen unsere Lehrer mit Stiften, Papier und dem Geld, das sie brauchen, bewaffnen“
„We need to arm our teachers with pencils, pens, paper, and the money they need.“ –@Ryan_Deitsch #MarchForOurLives pic.twitter.com/EzRr0c578g
— March For Our Lives (@AMarch4OurLives) 24. März 2018
„Wir stehen vor einer öffentlichen Krise: Jeden Tag werden sieben amerikanische Kinder oder Jugendliche erschossen,“ so Moms Demand Action.
Zu lange hat die Waffenlobby das Gespräch über Waffengewalt dominiert. Amerikanische Familien werden zerstört und sie haben genug; „Wir werden nicht länger tatenlos zusehen, wie gewählte Funktionäre, Unternehmensführer und andere einflussreiche Stimmen sinnvolle Waffengesetze und -politik ablehnen. Wir organisieren uns, um Druck auszuüben, der zu stärkeren, vernünftigen Waffengesetzen und Richtlinien führt, die unsere Kinder und Familien schützen. Das Momentum ist mit uns und wir gewinnen .“ so die Mütter für härtere Waffengesetze – Moms Demand Action.
Mehr als eine Million Menschen demonstrierten nach Schätzungen von lokalen Beamten und Organisatoren in verschiedenen Städten. In New York City twitterte Bürgermeister Bill de Blasio, dass schätzungsweise 175 000 Menschen an dem Marsch teilnahmen, der im Central Park begann, bevor er durch Midtown Manhattan zog.
In Los Angeles nahmen über 55 000 Menschen teil, in San Francisco waren es mindestens 45 000 Menschen. In Florida berichteten lokale Medien, dass 25 000 Menschen an einem Marsch in Orlando teilgenommen hatten, weitere 13 000 in Tampa. In Parkland – einer Stadt mit 35 500 Einwohnern – marschierten 20 000 Menschen an der High School vorbei, wo 17 Lehrer und Studenten im letzten Monat erschossen wurden .
Große Kundgebungen fanden unter anderem auch in Chicago, Boston, Philadelphia, Miami, Minneapolis und Houston statt. Nach Angaben der Organisatoren waren in den USA und anderen Ländern unter dem Motto #NeverAgain“ (Nie wieder) mehr als 800 Protestmärsche geplant.
Aerial footage shows the turnout at various #MarchForOurLives events across the US today.#EnoughIsEnough #NeverAgainpic.twitter.com/USH3UOJwat
— Robyn Ruth (@Robyn_Resists) 25. März 2018
Solidaritätskundgebungen wurden auch aus anderen Ländern gemeldet, darunter aus Sydney, Tel Aviv, Berlin, Paris und London und, wie Medien berichten, sogar aus China.
Gathering in front of @tedcruz’s office in Houston. #MarchForOurLives #MarchForOurLivesHouston #NeverAgain pic.twitter.com/H9scX8BTFk
— PSR Houston (@PSR_Houston) 24. März 2018
Opfer von Amoklauf in Maryland gestorben
Erst Donnerstag, den 22. März 2018 trat eine weinende Mutter vor die Kamera und sagte: ‚Sie wird es nicht schaffen‘. Die lebenserhaltenden Maßnahmen für ihre 16 jährige Tochter, die Opfer des Schul-Amoklaufs in Maryland war, wurden abgeschaltet.
Die Eltern von Jaelynn Willey, Schülerin der Great Mills High School, Melissa und Daniel Willey, halten eines ihrer neun Kinder am Donnerstag, dem 22. März während einer Pressekonferenz, auf der Melissa Willey den Reportern sagte, dass ihre Tochter, die 16-jährige Jaelynn Willey, die getroffen wurde, als ein Klassenkamerad das Feuer in ihrer High School in Maryland eröffnete, „keine Lebenszeichen mehr gibt“.
Bei einem 16-jährigen Mädchen, das lebensbedrohlich verletzt wurde, als sie von einem Mitschüler in ihrer Schule in Maryland am 20. März 2018 getroffen wurde, werden die lebenserhaltenden Maßnahmen am Donnerstagabend abgestellt, sagte ihre Mutter. Melissa Willey begründete diesen Schritt damit, dass ihre Tochter bereits hirntot sei.
Austin Rollins, ein 17-jähriger Schüler der Great Mills High School, steht im Verdacht, die Pistole seines Vaters am Dienstagmorgen in die Schule gebracht und Jaelynn Willey in einem Flur beschossen zu haben, so das Büro des Bezirkssheriffs. Austin Rollins war in einer Beziehung mit Jaelynn gewesen, die beendet worden war
Hoffnung macht, dass die Proteste von Jugendlichen getragen wird. Diese Generation hat es in der Hand, etwas zu ändern.
Als der „March For Our Lives“ zu Ende ging, legten die Menschen ihre Protestschilder direkt vor dem Trump International Hotel in Washington, DC. nieder.
After #MarchForOurLives, hundreds of people left their signs outside of Trump International Hotel. pic.twitter.com/EtjROtWeIE
— Blayne Alexander (@ReporterBlayne) 24. März 2018
In den USA gibt es eine starke Waffenlobby, darunter die National Shooting Sports Foundation (NSSF) und der National Rifle Association of America (NRA) mit rund fünf Millionen Mitgliedern. Trotz der vielen Toten durch private Schusswaffen sind die beiden Verbände und Mitglieder des US-Kongress der Meinung, dass die Amerikaner nicht weniger, sondern mehr Waffen bräuchten, doch da machen die jungen Menschen nicht mehr mit.
„Wir müssen unsere Lehrer mit Stiften, Papier und dem Geld, das sie brauchen, bewaffnen“
Netzfrauen Ursula Rissmann-Telle und Doro Schreier
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