Rechnet man die Entfernungen zusammen, die Lebensmittel von ihrem Produktionsort aus zurücklegen, bis sie dann letztendlich im Einkaufswagen landen, kommt man durchschnittlich auf 50 000 Kilometer. Ob nun Weintrauben aus Peru, Ananas aus Ecuador, Himbeeren aus Marokko oder Erdbeeren aus Ägypten, dazu Avocados aus Chile und Mexiko oder Mangos aus Brasilien – das Obst im Supermarkt hat einen bitteren Geschmack. Quer durch die Welt geschiffte oder gefahrene Nahrungsmittel, verarbeitet von Frauen und Kindern zu geringsten Löhnen und vollgepumpt mit Konservierungsmitteln. „Geiz ist geil“ war ein Werbeslogan der Elektronikhandelskette Saturn. Diese Geiz-Mentalität hat sich in allen Branchen etabliert, und wie groß der Wettkampf um billige Produkte ist, sieht man an den vielen Beilagen mit all den günstigen Angeboten in den Tageszeitungen oder im Briefkasten.
Nicht nur, dass dafür viele Bäume herhalten müssen, damit der Verbraucher erfährt, wo es Sonderangebote gibt, nein, die Konzerne lassen sich vermehrt etwas einfallen, um noch billiger zu produzieren als die Konkurrenz. Lebensmittel sind nicht mehr preiswert, sie sind billig. Die Rotstift-Aktionen der Discounter haben Auswirkungen auf den gesamten Handel.
Dazu vom 02.03.2019: Verrückt – Weintrauben aus Indien – nicht nur mit Pestiziden sondern auch in 250g-Plastikverpackungen
Billig produzieren bedeutet auch, dass die Lieferkette knallhart kalkuliert ist und dass sowohl Rohstoffe als auch Fleisch, Gemüse oder Obst per Lkw, Schiff oder Flugzeug von einem Ende der Welt zum anderen transportiert werden – und manchmal wieder zurück. Da Unternehmen die Kosten für die Umwelt nicht mitbezahlen müssen, die Kosten für die Verarbeitung niedrig sind, haben manche Güter wie zum Beispiel Krabben oder Hähnchen einen irrsinnigen Weg zurückgelegt.
Billiges wird auch billig produziert. Möglich sind die Dumpingpreise nur, weil diese auf Kosten der Produzenten, Lieferanten und schließlich der ArbeiterInnen ausgetragen werden. Beim näherem Hinsehen ist billig gar nicht so billig, denn Sie zahlen gleich doppelt, u. a. mit Steuergeldern.
Ja, verrückter geht es nicht mehr, denkt man: Eier aus der Ukraine und aus Argentinien, Geflügel aus Brasilien und Thailand. Deutschland exportiert Eier in die Ukraine und diese verkauft die Eier nach Indonesien. Rindfleisch aus Argentinien, Paraguay und auch aus den USA, während China Fleisch „Made in Germany“ bevorzugt. Was hier nicht verzehrt wird, geht dann nach Afrika. So exportiert Deutschland Fleisch nach China, bekommt aber Fleisch aus Thailand. Während in Lateinamerika für den intensiven Anbau von Soja für Futtermittel immer mehr Regenwälder und Savannen brandgerodet werden, um die Tiere in Deutschland damit zu füttern, erhalten wir auch Fleisch aus Brasilien und Argentinien. Siehe: Verrückter geht es nicht mehr! EU will mit 15 Mio. Euro Fleischverzehr ankurbeln – Eier aus Ukraine und Argentinien – Geflügel aus Brasilien und Thailand und demnächst Hormonfleisch aus den USA
Ja, es geht noch verrückter, denn Fleisch wird nicht nur um die Welt gekarrt, damit es dann dort verzehrt wird, sondern auch, damit es dann zum Beispiel in Polen verarbeitet wird, wo es dann wieder beim Verbraucher auf dem Teller im Herkunftsland des Fleisches landet. Was billig ist, wird auch billig produziert, und wer fragt schon, wie viele Kilometer dieses Produkt hinter sich hat.
Dumpingpreise – Darunter leidet die Qualität der Lebensmittel. Eine nachhaltige Land- und Viehwirtschaft ist kaum noch möglich. Die zahlreichen Lebensmittelskandale sind nur eine Folge der „Geiz ist geil“-Mentalität. Wie viel die Produktion kostet und wie viele Subventionen in jedem einzelnen Produkt stecken, wird verschwiegen.
Am Beispiel Nordsee-Krabben lässt es sich besonders deutlich zeigen:
Der Transport-Wahnsinn gilt für heimische Krabben, die Fischer in der Nordsee fangen. Sie machen eine Reise um die halbe Welt, bevor sie in deutschen Supermärkten landen. Der Grund ist einfach: Es geht ums Geld. Eine Pulerin in Marokko verdient im Durchschnitt sechs Euro pro Tag. So billig arbeitet nicht einmal eine Maschine in Deutschland.
Nordseekrabben werden nach Marokko, China oder Russland gekarrt und kommen Wochen später „frisch“ und 3 Wochen haltbar auf den Tisch oder ins Brötchen …
„Alle großen deutschen Fischereibetriebe und so gut wie alle kleinen Fischer liefern ihren Fang an einen holländischen Groß-Produzenten ab, der 85 % des Krabbenmarktes beherrscht. Und was macht der Holländer mit den frisch gefangenen Krabben? Er verschifft sie nach Marokko, Polen oder Weißrussland, lässt sie dort für wenig Geld schälen, mit Konservierungsmitteln vollpumpen und sie schließlich wieder zurück nach Deutschland schiffen. Da haben die kleinen Garnelen durchaus schon mal sechs Wochen auf ihren schmalen Buckeln – von wegen „frische Nordseekrabben“!
Übrigens: Die besten Krabben landen gar nicht in Deutschland! Die sogenannte A-Ware geht direkt nach Frankreich. Nur die B-Ware geht an die Genossenschaften. Die C-Ware, die ganz lütten Krabben, wird den Fischern gar nicht erst bezahlt. Die geht gefrostet nach China, wird dort aufgetaut und mit Maschinen geschält. Die schießen mit einem Wasserstrahl den Panzer mitsamt dem geschmacksträchtigen Eiweiß vom Fleisch. Dann werden die Krabben mit Chemikalien behandelt, mit Geschmacksverstärkern versehen, wieder gefrostet und zurück nach Belgien geschickt. Von dort aus werden sie weiterverkauft.“ Quelle .sh-feinkost.de
Wenn man sich anschaut, woher die Zutaten in manchen Lebensmittel kommen, wird einem erst bewusst, welcher Wahnsinn sich mit der Zeit entwickelt hat:
FRoSTA Produkte verwenden über 200 Zutaten aus 35 verschiedenen Ländern. Dazu kann man auf der Webseite zutatentracker.de die Herkunft jeder einzelnen Zutat ganz genau abrufen
Zum Beispiel aus China: kandierter Ingwer, Honig, Frühlingszwiebeln, Kürbiskerne, Süßkartoffeln, Grüne Zucchini, Gelbe Zucchini
Hähnchenbrust bezieht Frosta von einem Betrieb aus Thailand.
Nachdem die Hähnchen auf Geflügelhöfen aufgezogen worden sind, werden sie in die Schlachterei gebracht. Dass die Verbraucher Geflügelfleisch vorziehen, ist für Produzenten ein Glücksfall: Keine andere Fleischsorte lässt sich so kostengünstig produzieren.
Dass es immer noch billiger geht, zeigt Brasilien. Die EU importiert jährlich etwa 270 000 Tonnen. Gut drei Viertel bestehen aus verarbeiteten Produkten – z. B. Chicken Nuggets – und werden vor allem in niederländischen, deutschen und britischen Supermärkten und Discountern verkauft. Für Deutschland ist Brasilien der wichtigste Drittstaat beim Import von verarbeitetem (auch gesalzenem) Geflügelfleisch. Mehr als die Hälfte aller Einfuhren stammt hierher. In einigen Drittstaaten bestehen im Vergleich zu Deutschland schon abseits der Gesetzgebung in der Tierhaltung Kostenvorteile. Brasilien etwa hat geringe Arbeits- und Kapitalkosten, gute klimatische Bedingungen und das eingesetzte Futter ist preiswert. Siehe: Edeka, Rewe, Lidl und Aldi verkaufen Chicken Nuggets aus Fleisch, das in Brasilien unter sklavenähnlichen Arbeitsbedingungen produziert wird
Einmal USA und China und zurück
Unzählige US-Amerikaner regten sich auf, nachdem durch Food Safety News bekannt wurde, dass das U.S. Department of Agriculture (USDA) erlauben würde, US-Hühner nach China zur Verarbeitung zu transportieren, bevor sie für den Verzehr durch US-Bürger wieder zurückgebracht werden sollen. Dieses Vorgehen ist nicht zuletzt deshalb besonders irritierend, da China nicht gerade für hohe Nahrungsmittelsicherheit bekannt ist und auch keine USDA-Kontrolleure in den chinesischen Fabriken eingesetzt werden sollen. Darüber hinaus werden die US-Bürger nicht mehr über die Hersteller bzw. Art der Hühner informiert, da die in China verarbeiteten Hühner nicht entsprechend gekennzeichnet sein müssen. Wir hatten bereits darüber berichtet: Es ist absurd – Zum Verarbeiten reisen Hähnchen quer über den Globus – USDA Says: Okay To Ship U.S. Chickens to China for Cheap Processing Then Back Home For You to Eat
Bei Meeresfrüchten schon Realität
Um den Menschen die Ängste zu nehmen, behaupten Lobbyisten und Mitarbeiter der Hühner-Industrie, dass kein US-Unternehmen jemals Hühner nach China zur Verarbeitung schicken werde, da sich das nicht rentiere. Ein ähnlicher Prozess wurde für US-amerikanische Meeresfrüchte allerdings bereits umgesetzt.
Laut Seattle Times werden pazifischer Lachs sowie Krebse aus den USA in China verarbeitet, da das zu signifikanten Kosteneinsparungen führt.
“Lachs hat 36 Gräten, die sich am besten per Hand entfernen lassen“, sagt Charles Bundrant, Gründer von Trident, der bereits rund 30 Millionen Pfund ihres jährlichen 1.2 Milliarden Pfund umfassenden Fanges nach China zur Verarbeitung schickt. „In den USA kostet uns die Arbeit rund $1 je Pfund, in China nur 20 Cents.”
Dazu auch: Lebensmittel-Horror aus China! Chinas gefährlicher Sektor für gefälschte Lebensmittel
Laut den Daten des Bureau of Labor erhalten die geflügelverarbeitenden Betriebe in den USA durchschnittlich 11 $ pro Stunde. In China kosten die Arbeiter deutlich weniger – $1 bis $2 pro Stunde — sodass man sich durchaus vorstellen kann, dass demnächst auch Hähnchen von den USA nach China und wieder zurück gekarrt werden.
Am 4. März 2016 veröffentlichte die FSIS eine Nachfolgeprüfung, die das chinesische Inspektionssystem für die Verarbeitung von Geflügel mit dem der USA als gleichwertig bestätigte. China ist weiterhin berechtigt, Geflügelprodukte aus zugelassenen Quellen in die Vereinigten Staaten zu exportieren.
Dass auch von den USA Hähnchen nicht nur nach Afrika exportiert werden, sondern auch nach Singapur und Südkorea, lässt die folgende aktuelle Nachricht erkennen, denn die erneut ausgebrochene Vogelgrippe in einer Hühnerfarm im südlichen Tennessee veranlasste Singapur und Südkorea, die Einfuhr von lebendem Geflügel aus dem US-Staat auszusetzen. Wenn also auch lebendes Geflügel durch die Welt gekarrt wird, muss man sich über den weltweiten Ausbruch der Vogelgrippe nicht mehr wundern.
Dazu auch: Schizophrenie – Während über Ausstoß von CO2 diskutiert, karrt man Lebensmittel durch die Welt!
Dieser Wahnsinn muss ein Ende haben!
Netzfrau Doro Schreier
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Demnächst XXL Hähnchen bei Wiesenhof und McDonald’s?