Urbane Gärten und Gemeinschaftsgärten sind ein weltweit vorkommendes Phänomen. Immer mehr Menschen kommen zusammen, um gemeinsam ihre Umgebung zu gestalten und ökologische Nahrungsmittel anzubauen. Der innerstädtische Gemüseanbau hat auch Deutschland erreicht. Die Landwirtschaft kehrt in die Städte zurück. Selbstversorgung durch Gemüseanbau: Überall boomt die neue Lust am Eigenanbau von Gemüse und Obst. Der folgende Beitrag gibt einen Überblick über Bedeutung und Form urbaner Landwirtschaft in den USA.
Gemüsegarten statt Rasen: Der innerstädtische Gemüseanbau in Detroit soll größer werden, Bürgermeister Mike Duggan kündigte an, dass der neue Teil des 24 Hektar großen Stadtparks mit einem Wert von 13,75 Millionen Euro mit Obst und Gemüse angebaut werden soll.
„Urban Farming“ heißt der Trend, der ganz New York erfasst hat.
Dabei pflanzen Städter ihr Gemüse einfach selbst an. In der Metropole ist dafür jedoch kaum Platz – deshalb gehen die Gärtner meist auf das Dach.
Die „Eagle Street Rooftop Farm“ entstand 2008. An einem einzigen Frühlingstag wurden 90 000 Kilo Erde in Säcken auf das mit Filz und Plastik ausgelegte Dach gehievt und als zehn bis zwanzig Zentimeter dicke Schicht auf 16 lange Beete verteilt. Freiwillige halfen bei der Bepflanzung mit heimischem Gemüse und Kräutern, die größtenteils bereits von den Lenape-Indianern in der Region angebaut wurden – wie die einander optimal ergänzenden „drei Schwestern“ Mais, Kürbis und grüne Bohnen.
Doch im Unterschied zu den Ureinwohnern hat Annie Novak die Gelegenheit, ihren Kompost mit Kaffeesatz anzureichern, den sie jeden Morgen aus den Cafés und Restaurants der Umgebung einsammelt. Nicht zuletzt dank dieses importierten Zusatzes übertraf die erste Ernte alle Erwartungen. Sie hat auf dem Dach eines Fabrikgebäudes in Brooklyn Nordamerikas erste kommerzielle Farm in 15 Metern Höhe über dem Erdboden errichtet.
Aber nicht nur auf den Dächern werden Gärten angelegt, auch leerstehende Grundstücke werden in Gärten verwandelt. Über 500 Community-Gärten gibt es in New York, viele davon liegen in Brooklyn. Dazu ein deutschsprachiges Video, das es toll beschreibt.
Fruchtbare Ackerflächen und Wasser sind rare und begehrte Ressourcen, die weltweit immer knapper werden. Um die Weltbevölkerung zu ernähren, sind eine Anbaufläche von der Größe Südamerikas und etwa 70 Prozent des verfügbaren Trinkwassers notwendig. Um so mehr werden aus Gebäudedächern neuen Anbauflächen. Der Vorteil: keine weiten Transportwege und alte, in Vergessenheit geratene Gemüsesorten, die sich nur für eine begrenzte Zeit lagern lassen, finden wieder zurück auf den Tisch.
Die Brooklyn Grange in New York ist eine saisonale, kommerziell arbeitende Dachfarm, die ihre Ernte über Supermärkte und Wochenmärkte in der Nachbarschaft vertreibt. Sie ist das bislang weltgrößte Urban-Farm-Projekt auf einem Dach. Brooklyn Grange wurde 2010 gegründet. Der auf das Begrünen städtischer Flächen spezialisierte Landschaftsplaner Ben Flanner verbrachte zuerst ein Jahr mit der Entwicklung und Vorbereitung. Es sollte schließlich genau dieses Dach des ehemaligen Brooklyn Navy Yard werden.
Auf mehr als 6000 Quadratmetern wird biologisch angebaut. Bewässert wird über ein Schlauchsystem, der Wasserverbrauch ist angeblich nicht höher als jener einer durchschnittlichen amerikanischen Familie pro Jahr. Urbaner Gemüseanbau ist in den USA längst eine Zukunftsbranche. Brooklyn Grange unterstützt in Kooperation mit dem Refugee and Immigrant Fund (RIF) auch Flüchtlinge und Einwanderer. Sie durchlaufen ein Traineeprogramm und bringen ihr kulturelles und landwirtschaftliches Wissen in die Community ein. [Zur Webseite: http://brooklyngrangefarm.com/]
Jede Dachfarm besitzt Bienenstöcke. So kann auch Honig produziert werden. Im eigenen Gewächshaus werden Jungpflanzen gezogen und die Saat aus ausgewachsenen Pflanzen gewonnen. Ein weiterer Vorteil: Dachfarmen saugen bei Unwettern Tausende von Litern Regenwasser auf, das sonst die Abwasserkanäle überfluten würde.
Annie Novak ist so etwas wie eine Rebellin, und was 2008 mit einer kleinen Farm auf dem Dach begann, ist längst zu einer Normalität in New York geworden. Auf ihrer Eagle Street Farm veranstaltet sie Picknicks mit frisch gepflückten Kräutern, Obst oder Gemüse, um den Jugendlichen aus der Nachbarschaft die Grundbegriffe von Botanik und gesunder Ernährung beizubringen. Wie die meisten urbanen Farmer predigt Annie Novak die Ethik der locavores, deren Credo sich in zwei Worten zusammenfassen lässt: „eat locally“. Diese Bewegung ökologisch gesinnter Großstädter will ihre Stadt mit Früchten und Gemüse aus der unmittelbaren Umgebung versorgen statt mit weit gereisten Produkten. Hier geht es zu Annies Webseite: http://rooftopfarms.org/. Das obige Foto zeigt Annies Garten. [Quelle: Eagle Street Rooftop Farm auf Facebook]
Unter dem Motto „Eine Stadt macht satt“ macht die Idee von Urban Gardening auch bereits in vielen europäischen Metropolen Schule.
Auch in Detroits Ruinenlandschaft steckt großes Potential für Urban Gardening. Eine riesige Stadt mit unglaublich großen Freiflächen, mit über 30% der Bevölkerung, die unterhalb der Armutsgrenze lebt und einer Stadt, in der es kaum Supermärkte gibt, in denen man frisches Obst oder Gemüse kaufen könnte. Urbane Landwirtschaft ist hier sowohl Subsistenzswirtschaft als auch ein Hoffnungsschimmer für neue lokale Arbeitsplätze und Kleinunternehmer. Durch den Anbau von Gemüse, Kartoffeln und Obst können viele Menschen sich ernähren, die sich sonst keine frischen Lebensmittel leisten könnten.
Die städtische Landwirtschaft in Detroit soll größer werden, Bürgermeister Mike Duggan kündigte an, dass der neue Teil des 24 Hektar großen Stadtparks mit einem Wert von 13,75 Millionen Euro mit Obst und Gemüse angebaut werden soll. Der Bürgermeister hat außerdem 16 Hektar Land zusätzlich von bereits erworbenen Flächen zugeteilt. Hier entstehen Gewächshäuser und Substratanbau. Dies ist bei weitem der größte Stadtpark in Detroit. Das Projekt dient auch als Rehabilitationszentrum für Drogenabhängige oder ehemalige Häftlinge. Das Projekt umfasst auch, 22 alte Wohnblocks in städtische Bauernhöfe um zu gestalten. Die Gewinne sollen dafür verwendet werden, die Organisation SHAR zu unterstützen. Lesen Sie die ganze Geschichte auf Inhabitat
Ein anderes Beispiel aus Los Angeles,
Ob in Amerika, Lateinamerika und europäischen Städten, alternativ zu Monsanto und Co. entsteht eine urbane Landwirtschaft, die gesunde regionale Lebensmittel produzieren und gleichzeitig für eine Verschönerung und Bereicherung des Lebens in der Stadt sorgen kann.
Netzfrau Doro Schreier
Weitere Beispiele:
Eine andere Welt ist pflanzbar – Another world is plantable
Singapur – Die vertikale Revolution: Agrarwolkenkratzer lösen Hungerproblem
WACHSTUM, WAS NUN? Ist das so oft geforderte Wachstum noch sinnvoll?
Videos: Wie illegale Kleingärten die Bevölkerung retten und Monsanto und Co. sich darüber ärgern
Pingback: Umwelt & Natur: Landwirtschaft geht auch anders! Der größte städtische Bauernhof Europas wurde auf einem Dach in Paris eröffnet (22.September 2020) | erstkontakt blog