Oahu wird auch das Herz von Hawaii genannt. Auf der hawaiianischen Insel lebt ein Großteil der vielseitigen Bevölkerung von Hawaii, verwurzelt in den Werten und Traditionen der hawaiianischen Ureinwohner, glaubt man. Denn beim näheren Hinschauen wird eines klar: Am schönen Strand von Honolulu sieht man nicht nur die vielen Surfer, sondern auch viele gestrandete Menschen. Obwohl es verboten ist, sich als Obdachloser in den Touristenregionen aufzuhalten. Waikiki ist einer der bekanntesten Strände der Welt und war einst der Tummelplatz für hawaiianische Monarchen. Heute kommen jährlich Millionen von Besuchern zu diesem Strand. Was diesen Touristen erspart bleiben soll, sind die vielen Obdachlosen. Hier klafft die Schere zwischen Arm und Reich weit auseinander. Viele Obdachlose wohnen in einer sogenannten Zeltstadt, fernab des Tourismus, über 7000 Menschen werden dort vermutet, eine genau Zahl gibt es nicht.
Einheimische Hawaiianer betrachten ihre Insel als ein besetztes Land, nicht als US-Bundesstaat.
Einheimische Hawaiianer suchen erneut politische Souveränität mit einer neuen Verfassung. Kolonisierung dieser pazifischen Inseln und schließlich die Unabhängigkeit vor fast 60 Jahren – war immer ein bitteres Thema für die Ureinwohner von Hawaii, die einzige indigene Gruppe in den Vereinigten Staaten, die keine politische Souveränität besitzt. Die Ureinwohner Hawaiis erhoffen sich mit einer neuen Verfassung, größeren Einfluss in der Politik im Staate Hawaii, den Wiedererwerb von gestohlenem Land und neue Programme zur Bewältigung der sozioökonomischen Probleme, mit denen die Ureinwohner Hawaiis unverhältnismäßig konfrontiert sind – Obdachlosigkeit, Drogenmissbrauch, Inhaftierung, Übergewicht und niedrige Schulbildung.
Robin Danner, die Mitbegründerin des Council for Native Hawaiian Advancement, sagte in der Washington Post: „Souveränität verbessert das Leben der Menschen in unserer Gemeinschaft. Hier geht es um die Schaffung von Arbeitsplätzen. Hier geht es um die Bekämpfung von Diabetes.“
Die Vereinigten Staaten spielten eine Rolle dabei, die hawaiische Monarchie niederzureißen, das Königreich zu stürzen und Königin Lili’uokalani im Januar 1893 zur Abdankung zu zwingen. Hawaii wurde 1959 ein US-Bundesstaat. Die Hawaiianer beziehen die niedrigsten Durchschnittseinkommen in den USA – Befürworter völliger Unabhängigkeit hoffen, eine internationale Gerichtsentscheidung zu erreichen, die die USA dazu auffordern würde, ihre politische und militärische Präsenz auf den hawaiianischen Inseln aufzugeben.
Als Beweis weisen sie auf eine gemeinsame Entschließung von 1993 hin, die als Entschuldigungsgesetz bekannt ist, in dem der Kongress ein „tiefes Bedauern für das eingeborene hawaiianische Volk“ für den Sturz des dortigen Königreichs aussprach. Die Gesetzgebung erkannte die Illegalität der Rolle der Vereinigten Staaten bei der Erzwingung von Königin Lili’uokalanis Abdankung an.
Hawaii hat die höchste Armutsrate in den USA. Etwa 230 000 Menschen leben in extremer Armut, darunter viele Ureinwohner.
Beispiele:
- Ein Wachmann verdient etwa 1250 Euro brutto im Monat. Nach Steuern und Abgaben bleiben ihm 958 Euro. Er leistet sich weder eine Krankenversicherung noch eine Altersvorsorge. Für eine Autoversicherung bezahlt er 58 Euro monatlich. Seine Einzimmerwohnung kostet 583 Euro Miete. Die Lebenshaltungskosten für Nahrungsmittel liegen weit über dem Durchschnitt in den USA.
- Nakane’aloha hat miterlebt, wie das Leben selbst im armen Westen von O’ahu immer teurer wurde und die Einheimischen mehr und mehr zu kämpfen hatten. Die großen Militärbasen hatten einen großen Einfluss auf diese Entwicklung, sagte er. „Es gab Häuser für die Plantagenarbeiter, die erschwinglich waren. Aber jetzt kommen die Immobilienfirmen und sagen sich: „Hey, wir können diese Häuser günstig kaufen, möbeln sie auf und verkaufen sie teurer weiter. Das Militär wird solche Preise bezahlen.“ Die Angehörigen der Armee bekommen Zuschüsse, wenn sie nicht auf der Basis leben. Sie können leicht 3000 Dollar an Miete zahlen, wir können uns das nicht leisten.
In einem Versuch, die ethnische Situation in Hawaii zu bewerten, veröffentlichte das State Department für Wirtschaft, wirtschaftliche Entwicklung und Tourismus (DBEDT) vor kurzem einen neuen Bericht mit dem Titel Demographische, soziale, wirtschaftliche und Wohneigenschaften für ausgewählte Race Groups in Hawaii. Danach sind die Japaner auf Hawaii die reichsten und die Ureinwohner von Hawaii die ärmsten. Der Bericht zeigt ein beunruhigendes Bild der ungleichen und ungerechten sozioökonomischen Situation auf Hawaii.
Einheimische Hawaiianer, die ersten Menschen, die auf Hawaii leben, haben derzeit „die höchsten Armutsraten für Einzelpersonen und Familien“ auf Hawaii.
Dies ist eine Tragödie für die Ureinwohner, denn sie werden von denen ignoriert, die keine Hawaiianer sind, aber dort leben und arbeiten und die Regierung auf Hawaii dominieren.
Obdachlos auf Hawaii
Unter den Obdachlosen sind nicht nur Ureinwohner, sondern viele sind hier gestrandet. Miete zu hoch, Einkommen zu gering. Viele geringfügige Arbeiten werden von sogenannten Gastarbeitern übernommen, zum Beispiel auf dem Bau von Filipinos. Filipinos sind zudem die größte Einwanderergruppe auf Hawaii. Viele der Obdachlosen, die von außerhalb kommen, hatten einen Traum, schönes Klima, hohe Wellen zum Surfen und einen Job, zum Beispiel im Tourismus. Doch für viele wurde dieser Traum zu einem Alptraum
Die Menschen fallen schneller in Obdachlosigkeit, als wir ausziehen können“, sagt Carvalho, der in einer der sogenannten „Zeltstädte“ lebt, und er nennt die Hauptfaktoren, die zu der hohen Zahl von Obdachlosen in Hawaii geführt haben: Mangel an bezahlbarem Wohnraum, eine Epidemie in der Nutzung synthetischer Drogen, unzureichende Unterstützung für geistig und körperlich Kranke und Menschen, die mit falschen Vorstellungen nach Hawaii kamen und dann kein Geld mehr hatten.
Seit die Landesregierung ein Aufenthaltsverbot in den Touristengebieten von Waikiki eingeführt hat, bleiben sie hauptsächlich in den armen westlichen Teilen und den Außenbezirken von Honolulu. Dort haben die Obdachlosen sogenannte Dörfer aus Zeltplanen errichtet. Obdachlosigkeit in Touristengegenden ist verboten. Doch man sieht sie immer noch, egal, wohin man geht. Gerade wenn es Nacht wird, schieben die Obdachlosen ihr weniges Hab und Gut mit einem Einkaufswagen zu den Stränden und suchen sich dort einen Schlafplatz. Andere haben sich direkt an einem der schönen verlassenen Strände eingerichtet.
Doch damit die zahlreichen Touristen nicht von dem Anblick der Obdachlosen gestört werden, greift die Polizei zu extremen Maßnahmen. Sie verteilen unter anderem sogenannte Tickets, die sich die Obdachlosen kaufen müssen, damit sie an einem zugewiesenen Platz schlafen können, doch diese Tickets können sich die Obdachlosen nicht leisten und müssen die Stadt wieder verlassen.
Erst am 18. April 2018 gab Gouverneur David Ige den Start eines Pilotprogramms namens „Enforcement Assisted Diversion“ (LEAD) bekannt, das die öffentliche Sicherheit verbessern und kriminelle Aktivitäten in Downtown Honolulu und Chinatown reduzieren soll.
Doch für das eigentliche Problem ist kein Geld vorhanden trotz der Millionen Touristen, die Hawaii besuchen. Immer wieder werden Projekte aus Geldmangel eingestellt oder erst gar nicht gestartet.
Während einige der Ursachen der Obdachlosigkeit hier wie überall anders sind, sind die wirtschaftlichen Faktoren ziemlich spezifisch für Hawaii. Die Inseln sind ein beliebtes Touristenziel und ein lukrativer Ort für Immobilieninvestitionen. Was zur Folge hat, dass vermehrt Menschen aus ihren Wohnen verdrängt werden und für billige Wohnungen kein Platz ist. Es ist ein Teufelskreis, erstmal Obdachlos, gibt es keine Arbeit, ohne Arbeit keine Wohnung. Ist man Obdachlos, ist man unerwünscht.
Selbst ein bescheidenes Einfamilienhaus kostet etwa $ 750 000 und ein kleines Zimmer kostet mindestens $ 700 pro Monat Miete. Die hohen Lebenshaltungskosten und der Mangel an bezahlbarem Wohnraum lassen Menschen mit niedrigem oder sogar mittlerem Einkommen in Schwierigkeiten geraten. Genau das ist hier das Problem.
Aloha und willkommen im Paradies – außer: Du bist obdachlos.
Netzfrau Doro Schreier aus Hawaii
Der Krieg der Reichen gegen die Armen ist in vollem Gange
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