Opfer wegsperren, während die Täter ungestraft bleiben? Tanzanian police arrest pregnant pupils!

zur englischen Version Opfer werden weggesperrt und Täter bleiben ungestraft?  Nicht nur in Indien werden Mädchen von ihren Lehrern vergewaltigt und dürfen, wenn sie schwanger werden, nicht mehr zur Schule. Auch in Nigeria müssen Mädchen die Schule verlassen, wenn sie Opfer von Missbrauch durch Lehrer wurden. So sollte bei einer Anhörung ein Mädchen im Bundesstaat Kebbi aussagen, welcher der fünf Lehrer sie schwängerte, denn alle fünf hatten den Missbrauch zugegeben. Das Mädchen war nicht in der Lage, den Vater des Kindes zu benennen. Nicht nur die Lehrer wurden daraufhin der Schule verwiesen, sondern auch das Mädchen. Auch in Tansania werden junge Mädchen von ihren Lehrern zu sexuellen Beziehungen gezwungen. Um ein Zeichen gegen diesen Missbrauch zu setzen, werden die Opfer verhaftet, die Täter bleiben ungeschoren. 

Die tansanische Polizei verhaftet 5 schwangere Schülerinnen und ihre Eltern

  • Bezirkskommissar Sebastian Waryuba ordnete die Festnahme der schwangeren Mädchen als Teil seiner Bemühungen an, die Teenagerschwangerschaft zu beenden.
  • Menschenrechtsaktivisten argumentierten, dass die Behörden die Männer festnehmen sollten, die die Babys zeugten, nicht die Schulmädchen.

John Pombe Joseph Magufuli wurde 2015 zum Präsidenten von Tansania gewählt. Magufuli hat nach seiner Schulzeit ein College für Pädagogik besucht und ist mit einer Grundschullehrerin verheiratet.

Ausgerechnet er, der selbst als Lehrer tätig war, fordert, dass Studenten, die schwanger werden, ihr Studium nach der Geburt nicht beenden dürfen.

„Ich gebe Geld für Schülerinnen, damit sie kostenlos lernen können. Und dann werden sie schwanger, gebären ein Kind und gehen danach wieder zur Schule. Nein, nicht unter meinem Mandat“, sagte der Präsident und sorgte damit für Empörung bei den Menschenrechtsaktivisten. Denn nachweislich werden in Tansania die Mädchen sogar in der Schule missbraucht.

Beamte der Schulbehörde führen sogar Schwangerschaftstests durch, um schwangere Schülerinnen von der Shcule zu verweisen und ihnen so ihr Recht auf Bildung zu nehmen.

Anstatt gegen sexuelle Gewalt in Schulen, ein Grund, dass Mädchen schwanger werden, zu kämpfen, bestraft er die Opfer und die Täter können weitermachen, wie bisher, wie der folgende Fall zeigt.

Trotz Protesten von Frauenorganisationen und Menschenrechtsgruppen wurde in der Region Tandahimba die Verhaftung von 55 Mädchen der Sekundarschule angeordnet, die in den letzten zwei Jahren schwanger wurden. Um ein Zeichen zu setzen, werden sogar die Eltern der 55 Mädchen mit weggesperrt. Nicht nur in den Schulen sind Schulmädchen sexueller Gewalt ausgesetzt, auch auf ihren langen Schulwegen kommt es immer wieder zu Missbrauch oder sexuellen Belästigungen durch Erwachsene, die die Mädchen mit Versprechungen oder Geschenken locken.

In Tansania bleiben Täter straffrei und die Opfer, 55 minderjährige Mütter, werden verhaftet!

Während einer Sitzung gab der zuständige Bezirkskommissar Sebastian Waryubaa bekannt, dass die Schulkinder zusammen mit ihren Eltern in Untersuchungshaft genommen werden. Das sei ein Teil der Bemühungen, Schwangerschaften unter Studenten im Bezirk zu beenden. Wie wir von allafrica.com erfahren, wurde jetzt in der Tat die Verhaftung dieser Mädchen angeordnet. Was Herr Sebastian Waryubaa verschweigt: Bereits 2011 stellte UNICEF fest, dass etwa 1 von 10 Mädchen in Tansania von einem Lehrer sexueller Gewalt ausgesetzt war. 

Im April 2017 veröffentlichte Elin Martínez von Human Rights Watch ihren Bericht über die Mädchen in Tansania, die sie interviewt hatte.

 Lucia war eines der Mädchen: Vor drei Jahren wurde die jetzt 17-Jährige von ihrem Lehrer bedrängt. „Er versuchte mich davon zu überzeugen, Sex zu haben. Er kam auf mich während der Sportübungen zu  … er rief mich, wenn die anderen Schüler eine Pause machten.“ Lucia sagte, sie sei verwirrt gewesen und wusste nicht, wie sie mit ihrem Lehrer umgehen solle. Sie hörte auf zu lernen und ging immer seltener zur Schule. Als sich ihre schulischen Leistungen verschlechterten, wollten die Lehrer mit ihren Eltern über ihre Konzentrationsschwäche sprechen. Daraufhin sagte Lucia, dass sie beschlossen habe, die Schule zu verlassen, um das Geld ihrer Eltern nicht zu verschwenden.

Die meisten der Mädchen, mit denen  Elin Martínez sprach. gaben an, die Missbräuche aus Angst vor Rache der Lehrer nicht gemeldet zu haben. Auch hatten sie Angst, dass sie nicht als Opfer, sondern als Täter seitens der Schule bezichtigt würden.

Armut, Gewalt und kulturelle Traditionen unterdrücken Millionen von Mädchen auf der ganzen Welt, aber ein Teil davon findet Hoffnung durch Bildung. Doch was, wenn gerade diese Mädchen, die in der Schule missbraucht wurden, jetzt sogar noch dafür bestraft werden?

Tansania gehört zu den 25 ärmsten Ländern der Welt. Mit rund 950 000 km² ist das Land fast dreimal so groß wie Deutschland, hat aber nur halb so viele Einwohner. Der Bildungszugang ist sehr kompliziert auf Grund der Kosten, aber er ist auch eine Quelle der Hoffnung. Ein Sekundarstufenabschluss kann die Garantie für mehr finanzielle Unabhängigkeit sein und dadurch für ein lebenswertes Leben und sogar für ein Studium oder eine höherqualifizierte Arbeit.

Tansanische Schulen erlauben im Allgemeinen nicht, dass schwangere Mädchen in der Schule bleiben, und die Regierungspolitik fördert diese Diskriminierung. Hinzu kommt, dass Mädchen früh verheiratet werden, um den Eltern etwas Wohlstand zu bringen, wie zum Beispiel Juma. Sie war erst 13, als sie von ihrem eigenen Vater gezwungen wurde, einen 50-jährigen Mann zu heiraten, der eine zweite Frau haben wollte. Er gab Jumas Vater acht Kühe für sie und behandelte sie „wie eine Sklavin“.

Wie gefährlich das Leben von Mädchen ist, darüber haben wir oft berichtet. Diskriminierung, Benachteiligung und Gewalt sind Erfahrungen, die Millionen Mädchen in vielen Ländern der Erde täglich machen müssen. Wir haben bereits oft über die Situation der Mädchen und Frauen in Indien berichtet, doch auch in Südafrika wird alle 3 Minuten ein Kind vergewaltigt.  Und in Tansania sterben jedes Jahr mehr als 8000 Mädchen wegen einer Schwangerschaft – in der Schule. Verheiratete Mädchen werden ebenfalls von der Schule verwiesen.

Erst im Sommer 2017 sorgte John Magufuli, seit 2015 Präsident von Tansania für Empörung, als er bekannt gab, dass die schwangeren Schülerinnen andere Schülerinnen und Schüler dazu ermutigen, Sex zu haben: „Sie hatten ihre Chance, und die bekommt man nur einmal. Schülerinnen, die schwanger werden, müssen die Schule verlassen und dürfen nicht wieder zurückkehren.“  Paradox, war John Magufuli doch selber in den Jahren 1982 und 1983 Lehrer für Chemie und Mathematik an einer Sekundarschule und ist mit einer Grundschullehrerin verheiratet. 

Mit diesen Worten hat Präsident John Magufuli die Träume vieler jugendlicher Mütter zerstört, so Agnes Odhiambo von Human Rights , 

Auch Imanis Träume platzten, als sie von einem Lehrer sexuell missbraucht und schwanger wurde. Sie kommt aus Mwanza und für ihren Traum, einmal Buchhalterin zu werden, brauchte sie für ihren Schulweg jeden Morgen anderthalb Stunden. Sie wurde oft dafür bestraft, dass sie zu spät kam, aber sie gab nie die Hoffnung auf. Doch als Schwangere wurde sie von der Schule verwiesen und auch nach der Geburt des Kindes verwehrte man ihr den Besuch einer Schule.

Human Rights Watch hat die vielen Faktoren dokumentiert, die zu Teenagerschwangerschaften in Tansania beitragen, darunter Kinderheirat, Mangel an Informationen über Sexualität sowie sexuelle Gewalt und Ausbeutung .

In Tansania heiraten fast zwei von fünf Mädchen, bevor sie 18 sind, aber die Regierung von Tansania hat es versäumt, ein Gesetz zu erlassen, das die Heirat von Kindern unter 18 Jahren verbietet. Die Studie zur demografischen und gesundheitlichen Situation in Tansania 2015-2016  ergab, dass jedes vierte Mädchen bereits Mutter ist. Vierzig Prozent der Frauen im Alter zwischen 15 und 49 Jahren haben körperliche Gewalt erlebt und fast 20 Prozent sexuelle Gewalt.

Sogar  Malawi beendet Kinderehen per Gesetz . 

Malawi hat die höchste Rate an Kinderehen weltweit. Jedes zweite Mädchen heiratet, noch ehe es 18 ist. Vor allem in ländlichen Gegenden werden die Kinder bereits im Alter von neun oder zehn Jahren zwangsverheiratet, um die finanzielle Lage der Familien zu verbessern.  Malawi hat das Mindestalter für die Ehe per Verfassung erhöht. Die Eheschließung ist erst ab 18 Jahren möglich. Jetzt wird sich das Leben vieler Mädchen in Malawi verändern, denn anstatt zu heiraten, können sie jetzt eine Schule besuchen. Auch eine Zustimmung der Eltern für eine Heirat im Kindesalter wird untersagt.

Und in Tansania werden Minderjährige Mütter. Die Opfer sexueller Gewalt werden verhaftet, während die Täter weiterhin frei herumlaufen dürfen und sich andere Opfer suchen können.

Und es ist eine Frau, die Präsident John Magufulis Entscheidung unterstützt, die ehemalige First Lady Mama Salma Kikwete. Sie hat seine Entscheidung gelobt, dass es in Zukunft keine Klassenräume mehr für minderjährige Mütter gibt.

Wie sagte in Tandahimba der Bezirkskommissar Sebastian Waryuba: „Er hat die Polizei angewiesen, 55 Mädchen der Sekundarschule, die in den letzten zwei Jahren schwanger wurden, zu verhaften. Dazu sollten auch diejenigen gehören, die vor zwei Jahren die Schule verlassen haben. Es spielt keine Rolle, ob sie bereits die Schule verlassen haben oder nicht. Ich möchte, dass dies dem Rest eine Lehre ist“. Er stellte fest, dass die Schwangerschaft in den Schulen ein großes Problem darstelle und daher versuchten die Bezirksverwaltungen, Maßnahmen zu ergreifen. Auch wurde daraufhin gewiesen, dass die Faktoren wie schlechte Erziehungskompetenz unter den Vormunden, zerrüttete Familien, Armut und das selbstständige Handeln von Teenagern ohne angemessene Anleitung dazu beitrügen.“ Von den Lehrern als Tätern – kein Wort!!

Und Präsident John Magufuli sagte: „So lange er im Amt ist, werden Schülerinnen, die schwanger werden, von der Schule fliegen und können nicht mehr zurückkehren.“

pulse.ng

Tanzanian police arrest pregnant schoolgirls

In Tanzania, schoolgirls who fall pregnant are routinely banned from attending class, and are often prevented from continuing their education even after they’ve given birth. In a bid to stamp out teen pregnancy, authorities in the East African country have started arresting pregnant schoolgirls.

Source: allafrica.com

Tandahimba — District Commissioner Sebastian Waryuba has ordered the police to arrest 55 secondary school girls who became pregnant in the past two years.

Speaking during a district consultative committee meeting here on Monday, Mr Waryuba said the school children, together with their parents should be detained pending investigations. His directive is part of efforts to end pregnancies among students in the district.

„This should also include those who left school two years ago. It doesn’t matter whether they are already out of school or not. I want this to serve as a lesson to the rest,“ said the DC.

He demanded that a report be presented to him over the matter by district’s secondary school education officer Sostenes Luhende.

„I want all the information about these girls, including their names, schools and those of their parents. I also want to know what steps have been taken against them so far,“ charged Mr Waryuba. Read more > HERE

Jacinta, 15, was excluded from school after authorities found out that she was pregnant. She said her teachers took her to a medical clinic to undergo a pregnancy test. She subsequently gave birth prematurely and her baby did not survive. August 5, 2014. © 2014 Marcus Bleasdale/VII for Human Rights Watch

Tanzania: Stop Threatening Rights Groups

International Organizations Urge Respect for Free Expression, Association

Update: The following organizations subsequently joined the statement, bringing the total of endorsing organizations to 22. Organizations: African Women Lawyers Association (AWLA) Nigeria, The Woodhull Freedom Foundation, Planned Parenthood Global, and Defend Defenders/East and Horn of Africa Human Rights Defenders.

“Tanzania’s president and other top officials should be focusing on how to build the country by helping everyone complete their education and ending discrimination,” said Elin Martinez, children’s rights researcher at Human Rights Watch. “Protecting people’s rights not only helps them and their families, but strengthens the whole country.”

(Nairobi) – The government of Tanzania should end its hostile rhetoric toward civil society groups and threats to obstruct their work, 18 national and international nongovernmental organizations said today. The comments have targeted groups helping pregnant girls finish their education and those working to protect the rights of lesbian, gay, bisexual, and transgender (LGBT) people.

The organizations shared the concerns raised in a joint statement by 25 Tanzanian organizations reaffirming their support for re-entry to school for adolescent mothers.

Recent statements by government officials could have a chilling effect on the activities of affected organizations, the international groups said. On June 22, 2017, President John Magufuli stated, “As long as I’m president, no pregnant students will be allowed to return to school.” He said that young mothers could opt for vocational training or become entrepreneurs, but should not be permitted to pursue formal education in public schools. In the same speech, he made derogatory statements regarding same-sex relationships.

On June 25, Home Affairs Minister Mwigulu Nchemba threatened to deregister organizations that challenged the president’s ban on schooling for pregnant girls and teen mothers, and to prosecute or deport anyone working to protect rights of LGBT people.

The government estimates that 30 out of every 100 girls dropped out of school due to pregnancy in 2015. Many schools routinely force girls to undergo pregnancy tests and expel girls who are found to be pregnant, give birth, or get married, bringing an early end to their formal education.

The recent statements by Magufuli and Nchemba contradict longstanding efforts by the Ministry of Education, Science and Technology and civil society organizations to develop re-entry guidelines to ensure that girls can go back to school after pregnancy. The ruling party, Chama Cha Mapinduzi (“Party of the Revolution”), in its 2015 election manifesto made a commitment to ensure girls who drop out of school due to pregnancy can continue their studies.

In 2015, the United Nations expert body on child rights, the Committee on the Rights of the Child, expressed concern at Tanzania’s lack of explicit legal provisions prohibiting the expulsion of girls because they become pregnant. The committee called on the Tanzanian government to take immediate measures to ensure the continued enrollment of girls who become pregnant, and to support and assist girls in their re-enrollment and continuation of education in public schools.

Tanzania’s restrictions on the rights of LGBT people also have serious consequences. Under previous Tanzanian governments, men who have sex with men were recognized as a key population in the fight against HIV, and the country’s HIV policies called for dedicated outreach to this group. Such efforts have been halted under Magufuli’s government, which has also conducted a raid on one organization working on health issues for men who have sex with men and has threatened to close down others.

In October 2016, a Ministry of Health directive temporarily suspended “provision of HIV and AIDS services at a community level,” followed by an order to close “drop-in centers” for key populations. In an unprecedented crackdown, Tanzanian authorities are arresting and prosecuting people on homosexuality-related charges, and subjectingthem to forced anal examinations, a form of cruel, inhuman, and degrading treatment that can amount to torture.

The government’s statements contravene Tanzania’s international and regional human rights obligations. These include the obligation to ensure that all children can attend primary and secondary education free from discrimination, as well as an obligation to take all appropriate measures to ensure children who become pregnant have an opportunity to continue their education. The right to campaign for equal rights for all, regardless of sexual orientation and gender identity, is also protected. International law and the Tanzanian constitution guarantee the rights to freedom of expression and association. The African Commission on Human and Peoples’ Rights has urgedgovernments to undertake measures to end violence and discrimination on the grounds of sexual orientation and gender identity, and expressed concern about violations of the right to freedom of peaceful assembly based on sexual orientation.

The government should immediately stop threatening the work of nongovernmental organizations, the groups said. All civil society groups should be allowed to operate without fear of reprisals for their research, advocacy, programming, and essential services. The United Nations Declaration on Human Rights Defenders, which the General Assembly adopted by consensus in 1998, calls on states to “take all necessary measures to ensure the protection by the competent authorities of [human rights defenders] against any violence, threats, retaliation, de facto or de jure adverse discrimination, pressure or any other arbitrary actions” as a consequence of their legitimate effort to promote human rights.

“Independent civil society plays a crucial role in debates, policymaking and services on critical issues facing Tanzania,” Michelle Kagari, Deputy Regional Director for East Africa, the Horn and the Great Lakes at Amnesty International said. “Threatening to obstruct their work and silence their voices is counterproductive and contrary to Tanzania’s international legal obligations.”

Signed by:
Amnesty International
Center for Health and Gender Equity (CHANGE)
Center for Reproductive Rights
Chapter Four Uganda
Child Rights Information Network

Defend Defenders/East and Horn of Africa Human Rights Defenders
Equal Education Law Centre, South Africa
Gay and Lesbian Coalition of Kenya
Global Campaign for Education
Global Observatory for Inclusion
Human Rights Awareness and Promotion Forum (HRAPF), Uganda
Human Rights Watch
International Women’s Health Coalition
Ipas
Kenya Human Rights Commission
National Gay & Lesbian Human Rights Commission, Kenya
Right to Education Initiative
Robert F. Kennedy Human Rights
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