Benutzen Sie im Haus ein Desinfektionsmittel? Werbekampagnen und Berichte in den Medien haben die Verbraucher jahrelang zu der Überzeugung gebracht, dass es in unseren Häusern, Büros und Körpern vor Bakterien nur so wimmelt und dass wir deshalb aus Sicherheitsgründen viele antibakterielle Chemikalien einsetzen sollten. Doch was ist, wenn uns gerade diese Desinfektionsmittel krank machen? Ob Süßstoff oder Deo – es gibt unzählige Spekulationen darüber, was alles Krebs auslösen kann. Doch ausgerechnet eine der wichtigsten antibakteriellen Chemikalie soll „gefährlich“ sein? Wird sie doch seit Jahrzehnten in Seifen, Kosmetikartikel, Kochgeschirr, Mundspülungen und Zahnpasta verwendet. Für unsere Familien nur das Beste! Doch mal ehrlich, was wissen wir eigentlich wirklich? Es fängt doch schon bei den Baby-Pflegeprodukten an. „Es ist uns wichtig, dass Eltern sich sicher fühlen, was sie auf die Haut ihrer Babys auftragen“, das teilt Johnson & Johnson im Juli mit, daher will der Konzern jetzt die Duftstoffe in seinen Babypflegeprodukten offenlegen. Aber gerade dieser Konzern soll über Jahrzehnte ein Babypuder mit krebserregendem Inhaltsstoff hergestellt haben und muss wegen Verschweigens gesundheitlicher Gefahren rund vier Milliarden Euro zahlen.
Nur das Beste für die Familie, doch wenn wir selbst zu einer Gefahr werden, weil wir Produkte verwenden, die gefährliche Inhaltsstoffe haben?
Es gibt immer mehr wissenschaftliche Belege dafür, dass kleine Mengen von Chemikalien auf unseren Körper einwirken können – vor allem auf die Entwicklung von Babys. Ist es da nicht selbstverständlich zu wissen, was wir wirklich in unserem Haushalt verwenden? Oder im Badezimmer?
Inzwischen haben wir zunehmend Beweise dafür, dass Triclosan – eine der wichtigsten antibakteriellen Chemikalien, die in Seifen, Kosmetikartikeln, Kochgeschirr, Yogamatten und anderen Sportausrüstungen, Mundspülungen und Zahnpasta enthalten ist – genauso unsicher sein soll. In Tierversuchen steht es im Zusammenhang mit Darmentzündungen, Darmkrebs und Hormonstörungen.
Bereits 2015 untersuchte eine globale Taskforce von 174 Wissenschaftlern aus führenden Forschungszentren in 28 Ländern den Zusammenhang zwischen Mischungen von häufig auftretenden Chemikalien und der Entstehung von Krebs. Bei den alltäglichen Mengen, die uns heute in bestimmten Mischungen begegnen, stießen sie auf immerhin 50 krebsauslösende Prozesse. Sie forderten die Erforschung, wie alltägliche Chemikalien in unserer Umwelt Krebs erzeugen kann.
Fünfzig der Stoffe erwiesen sich dabei als potentiell krebsauslösend, da sie in der Lage waren, diese Mechanismen anzustoßen – selbst wenn es nur sehr geringe Werte waren, die im Falle des Auftretens der individuellen Chemikalien keinerlei Schäden verursachen. Diese Chemikalien sind „gängig und unvermeidbar“, da man sie in allen normalen Produkten im Haushalt findet: Kosmetika, Textilien, Nahrung und Farben.
Zu den aufgeführten Substanzen gehörte auch – Triclosan!
weitere waren:
– Nanopartikel von Titan-Dioxid, die z. B. in Sonnenschutzmitteln und Farbstoffen zu finden sind,
– Acrylamide, die in Bratkartoffeln enthalten sein können,– Phthalate, die in Plastik auftauchen
– Kupfer, Quecksilber und Blei wurden ebenfalls genannt.Die Taskforce forderte, dass man mehr Wert auf die Untersuchung niedrig-dosierter Belastungen mit Umwelt-Chemikalien legen sollte und derartige Projekte fördern müsse.
Siehe unser Beitrag aus 2015(!!) Ist Ihnen diese Studie bekannt? – Cocktail von Alltags-Chemikalien krebserregend – ‘Cocktail’ of everyday chemicals contributes to cancer risk
Wäre es nicht besser zu fragen: Was sind ihre Risiken, was ihre Vorteile?
Das US-amerikanische multinationale Unternehmen Johnson & Johnson gab Anfang Juli bekannt, dass es beabsichtigt, im nächsten Monat 100% der Inhaltsstoffe in seinen Babypflegeprodukten offenzulegen. Gilt das nur für USA? Denn in den USA gibt es eine Getting Ready for Baby“ -Koalition von mehr als 100 NGOs, die die vollständige Offenlegung aller Inhaltsstoffe einschließlich derjenigen in Düften fordert.
Andere Konzerne, die in den letzten Jahren die Veröffentlichung von Duftstoffen angekündigt haben, sind Unilever, Procter & Gamble und SC Johnson. Auch das französische Kosmetikunternehmen L’Oréal hat ebenfalls angekündigt, irgendwann die Zutaten von Duftstoffen in seinen Produkten zu präsentieren, hat dafür aber keinen Zeitplan bestätigt.
Die Kosmetikindustrie verwendet Tausende synthetischer Chemikalien in ihren Produkten, in Allem – vom Lippenstift über die Lotion, dem Shampoo bis hin zur Rasiercreme. Viele dieser Substanzen werden auch in industriellen Fertigungsprozessen verwendet, um industrielle Ausrüstung zu säubern, Pestizide zu stabilisieren und Kupplungen zu fetten.
In den USA will man diese krebserregenden Chemikalien in Kosmetika nicht mehr hinnehmen. Nach der Kampagne gegen Unilever und seine Krebs-Chemikalien folgte eine Aktion gegen L’Oréal-Produkte.
War Ihnen bekannt, dass L’Oréal mit einem Anteil in Höhe von 9,15% der größte Aktionär des Pharmagiganten SANOFI ist? Der Gigant Nestlé ist mit 23,9 Prozent an L’Oréal beteiligt. Mit einem Umsatz von 37,1 Milliarden Euro im Jahr 2015 ist Sanofi am Umsatz gemessen einer der größten Pharmakonzerne der Welt. Siehe auch: Ein gefährliches Netzwerk – Das Pharmasyndikat
Wir hatten bereits mehrfach darauf hingewiesen, das die Zahl der Personen, die Kosmetik- und Pflegeprodukte konsumiert, stetig ansteigt, obwohl krebserregende Chemikalien sich in Kosmetika befinden. Die tagtäglich genutzten Kosmetik- und Körperpflegeprodukte ergeben einen tödlichen Chemikaliencocktail.
Laut EU muss der Nutzen, den das Produkt bietet, den angemessenen Erwartungen der Verbraucher, die durch die Aussagen entstehen, entsprechen. Doch wie sagte jemand aus der Kosmetikindustrie einmal: „Wir verkaufen keine Cremes – wir verkaufen Illusionen.“
Gefährliche Inhaltsstoffe in Baby-Pflege-Produkten
Die Produktpalette für die Allerkleinsten ist riesig – auch bei Kosmetikartikeln, denn wer will nicht wirklich das Beste für sein Kind? Eine intakte Haut braucht gar keine Cremes und bei Hauterkrankungen ist auf jeden Fall ein Arzt aufzusuchen. Dermatologen empfehlen sogar, Babyhaut nur mit Wasser zu reinigen.
Das Stichwort „Parfum“ weist auf zugesetzte Duftstoffe hin. Auch wenn es sich dabei um natürliche ätherische Öle oder nach Biostandard produzierte Zusätze handelt, können diese Allergien auslösen, erklärt der Deutsche Allergie- und Asthmabund (DAAB). Besonders häufig ist das bei 26 Stoffen der Fall, die auch namentlich auf Kosmetika genannt werden müssen und in vielen Babyprodukten auftauchen. Der DAAB hat dazu eine Liste herausgegeben (PDF).
Und wir haben nicht einmal die Möglichkeit, selbst zu sehen, welche Chemikalien in den Produkten sind!
Denn 100% Transparenz gibt es also nicht, sonst bräuchte das US-amerikanische multinationale Unternehmen Johnson & Johnson nicht bekannt geben, dass es beabsichtigt, im nächsten Monat, also August 2018, 100% der Inhaltsstoffe in seinen Babypflegeprodukten offenzulegen, oder? Müssen wir dann erst wieder in den USA recherchieren oder gilt diese Zusage weltweit?
Erinnern Sie sich noch?
2013 gab es bereits eine Petition: Penaten: Meine Baby-Wundschutzcreme soll sauber sein! Johnson&Johnson hatte daraufhin angekündigt, ab 2014 auf die hormonwirksamen Substanzen in Babycremes verzichten zu wollen. Musste der Konzern auch, denn am 26. September 2014 veröffentlichte die Europäische Kommission:
„(…) Mit den angenommenen Maßnahmen begrenzt die Kommission die Höchstkonzentration von zwei Konservierungsstoffen, Propylparaben und Butylparaben, von derzeit zulässigen 0,4 % bei einzelner Verwendung und 0,8 % bei der Verwendung zusammen mit anderen Estern auf 0,14 % in beiden Fällen. Ihre Verwendung in nicht abzuspülenden Mitteln, die zur Anwendung im Windelbereich von Kindern unter drei Jahren bestimmt sind, ist verboten, da eine bestehende Hautreizung und der dichte Verschluss der Windel ein stärkeres Eindringen des Stoffes in die Haut ermöglicht als bei unbeschädigter Haut. Die neuen Vorschriften gelten für Produkte, die nach dem 16. April 2015 in den Handel kommen. (…)
Dazu auch unser Beitrag: Vom Sinn oder Unsinn der Grenzwerte
Babypuder des Konzerns Johnson & Johnson soll bei Kunden zu Krebs geführt haben
Die Konzerne kämpfen gegen Tausende von Behauptungen von Menschen, die sagen, dass ihre Krebserkrankungen durch die Verwendung der Produkte des Unternehmens verursacht wurden.
J&J hat einen Jahresgewinn von etwa 15 Mrd. $ und muss in den USA eine Strafe in Rekord-Höhe von insgesamt 4,7 Mrd. $ zahlen. Es ist die höchste Summe, zu der ein Pharmaunternehmen in den USA je verurteilt worden ist.
Ein Geschworenengericht im US-Bundesstaat Missouri sah es im Juli 2018 als erwiesen an, dass 22 Frauen nach jahrzehntelanger Benutzung von Körperpuder, das den pharmazeutischen Hilfsstoff Talkum enthält, an Eierstockkrebs erkrankten. Johnson & Johnson (J&J) habe nicht vor den Krebsrisiken des Produkts gewarnt. Der Konzern kündigte Berufung an. Der Konzern bleibe weiter zuversichtlich, dass seine Produkte kein Asbest enthielten und nicht die Ursache von Eierstockkrebs seien. Gegen J&J gibt es in Zusammenhang mit den Vorwürfen 9000 Klagen.
Bereits im Mai 2018 hatte eine Jury des Los Angeles County Superior Court Joanne und Gary Anderson Entschädigungszahlungen in Höhe von 21,75 Millionen Dollar zugesprochen.
Wir sind schon gespannt, wann die endgültige Liste der Duftstoffe in den Produkten veröffentlicht wird.
„Es ist uns wichtig, dass Eltern sich sicher fühlen, was sie auf die Haut ihrer Babys auftragen – das kann nur mit vollständiger Transparenz möglich sein, sodass wir beim Relaunch 100% der Inhaltsstoffe in unserer Flasche teilen, einschließlich Duft.“ J & J Sprecher zu der Chemical Watch.
Es sagt viel über die Unternehmensethik aus, wenn der Mehrheit der Marken bzw. deren Herstellern bekannt ist, dass ihre Produkte Schäden verursachen können und den Grund dafür auch kennen – aber sie diese weiterhin unverändert anbieten.
Desinfektionsmittel schädigt den Darm
Das Desinfektionsmittel Triclosan wird nicht nur in Krankenhäusern, sondern auch in Zahnpasta, Kosmetik und sogar Spielzeug eingesetzt, um Keime fernzuhalten. Doch nun haben Forscher entdeckt: Bei Mäusen schädigt das weit verbreitete Mittel den Darm und treibt die Entwicklung von Krebs voran, so eine aktuelle Studie. Es gibt zunehmend Beweise dafür, dass Triclosan schädlich sein soll. In Tierversuchen steht es im Zusammenhang mit Darmentzündungen, Darmkrebs und Hormonstörungen. Doch wie vieler Studien bedarf es noch, um diese Chemikalie zu verbieten? Denn schon lange ist bekannt, dass sie gesundheitsschädlich ist.
Triclosan
Triclosan wird in antibakteriellen Seifen, Deodorants und Zahnpasta zur Eindämmung von Bakterien und Schimmel verwendet. Die Chemikalie, die als Pestizid klassifiziert ist, kann das Hormonsystem des Körpers beeinflussen—besonders Schilddrüsenhormone, die den Stoffwechsel regeln—und kann die normale Brustentwicklung stören. Verstärkter Gebrauch von Triclosan kann auch zu bakterieller Unempfindlichkeit gegen antimikrobielle Substanzen beitragen. [Siehe auch Studie sieht einen Cocktail der „sicheren“ Inhaltsstoffe von Putzmitteln als Krebsauslöser – ‘Cocktail’ of everyday chemicals contributes to cancer risk]
Verwendet in antibakterieller Seifen, Deodorants und Zahnpasten als Konservierungsmittel, um das Bakterienwachstum zu reduzieren. Es wird ein Östrogen nachgeahmt, das mit Brustkrebs in Verbindung gebracht werden kann.
Brauchen wir eigentlich Desinfektionsmittel im Haushalt? Gute Hygiene kann die Ursache für Alzheimer und mehr sein!
Moderne Städte und verbesserte Hygiene könnten nach Angaben von Wissenschaftlern hinter den steigenden Raten von Alzheimer in Großbritannien und dem Rest der entwickelten Welt stehen. Eine Studie der Universität Cambridge aus 2013 verglich in 192 Ländern Demenzfälle und stellte fest, dass sie häufiger bei Menschen mit besserer sanitärer Versorgung und weniger Krankheiten vorkam. Länder, in denen jeder Zugang zu sauberem Trinkwasser hat, wie Großbritannien und Frankreich, haben im Durchschnitt um neun Prozent höhere Alzheimer-Raten. Im Vergleich dazu haben jene, bei denen weniger als die Hälfte Zugang hat, wie Kenia und Kambodscha, eine signifikant niedrigere Rate.
Dr. Molly Fox von der Universität Cambridge, die die Studie in der Zeitschrift Evolution, Medicine and Public Health leitete, sagte: „Die ‚Hygienehypothese‘, die einen Zusammenhang zwischen saubereren Umgebungen und einem höheren Risiko für bestimmte Allergien und Autoimmunkrankheiten nahelegt , ist sehr gut dokumentiert. Wir glauben, dass wir jetzt Alzheimer zu dieser Liste von Krankheiten hinzufügen können.“ Frühere Forschungen haben gezeigt, dass Alzheimer in Lateinamerika, China und Indien weniger Menschen betrifft als in Europa. Die Hygienehypothese wird normalerweise als am relevantesten in der Kindheit angesehen, wenn sich das Immunsystem noch entwickelt. Aber im Fall von Alzheimer könnte die Exposition gegenüber Mikroben während der Lebenszeit eines Menschen wichtig sein, sagen die Wissenschaftler.
Es mag Orte geben, besonders in Krankenhäusern, wo antibakterielle Produkte so lebensrettend sind, dass sie die Risiken übertreffen. Und sollten Sie selber zu Desinfektionsmitteln greifen wollen oder anderen Putzmitteln, das gilt auch für Kosmetika und Körperpflegemittel, dann schauen Sie immer erst auf die Inhaltsstoffe und wägen Sie Risiko und Vorteile gut ab. Wir wollen doch nicht zu einer Gefahr für unsere Familien werden, nur weil wir die falschen Produkte anwenden, oder?
Netzfrau Doro Schreier
Mehr Informationen:
Vom Sinn oder Unsinn der Grenzwerte
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