Pflegenotstand in Kliniken: Wegen Personalmangel geschlossen
Dazu auch– Wachstumsmotor Pflege – Wahnsinn Profitgier mit schlimmen Folgen!
Update- 20.Juli 2020
Der Parchimer Klinikbetreiber #Asklepios räumt nach Recherchen des #ARD-Magazins „Kontraste“ ein, dass er im Streit um die Schließung der Kinderklinik nicht immer die Wahrheit gesagt hat. https://t.co/wVB9jJBVPH pic.twitter.com/QO70yvKLWe
— Ostsee-Zeitung (@OZlive) July 20, 2020
Gesundheitsminister Spahn prescht vor, glaubt man, denn irgendwie hat man das Gefühl, „Supermann“ ist in Aktion. Bereits als er 100 Tage im Amt war, protzte er mit der Aussage: „100-Tage-Bilanz – viel erreicht für die Pflege und Gesundheit in Deutschland“. Jetzt hat er auch eine Untergrenze durchgesetzt, die Patienten wie Pflegekräfte schützen soll. „Ziel ist: Wer zu wenig Pflegekräfte für zu viele Patienten hat, muss Betten abbauen.“ Genau das ist die Realität in Deutschen Kliniken, denn:
- Pflegemangel in NRW ist so groß, dass Kliniken Stationen schließen müssen. Konkrete Zahlen zu Ausfällen gibt es nicht. Sie werden nicht erhoben.Tausende ausgefallene Operationen, tägliche Patientenbeschwerden, ein zunehmend rauerer Ton: Der Arbeitskampf an den Uni-Kliniken in Essen und Düsseldorf dauert schon gut zwei Monate und zehrt an den Nerven aller Beteiligter. Quelle Westfälischer Rundschau 22.08.18
- „Wir können heute 120 der 2 000 Vollzeitstellen im Pflegedienst nicht besetzen“, sagte der Pflegedirektor des Universitätsklinikums Münster, Thomas van den Hooven. „Die Folge ist: Wir haben aktuell circa 50 Betten geschlossen. Zwölf Prozent unserer OP-Saal-Kapazitäten können wir nicht nutzen. Das hat natürlich auch Folgen für das wirtschaftliche Ergebnis.“ – Quelle Hauptstadtkongress Anfang Juni 2018 in Berlin
- Der Vorstandsvorsitzende des Albertinen-Diakoniewerks aus Hamburg, Matthias Scheller, berichtete aus seinem Haus: „Wir mussten Betten schließen und wir mussten geplante Operationen absagen, weil wir nicht genügend Pflegekräfte haben.“ Im Pflegebereich „befinden wir uns in der Bundesrepublik in einer Negativspirale“. Durch den Personalmangel bei steigenden Fallzahlen komme es zu einer Arbeitsverdichtung, die wiederum noch mehr Pflegekräfte veranlasse, ihre Arbeitszeit zu verkürzen oder aus dem Beruf auszusteigen. „Dieses Problem wurde von vielen Vorständen unterschätzt, die gehofft haben, es werde sie schon nicht treffen“, meinte Scheller. Doch „ich befürchte, dass wir das Ende der Abwärtsspirale noch nicht erreicht haben.“ Quelle Hauptstadtkongress Anfang Juni 2018 in Berlin
- Auf der MHH-Station in Hannover werden in der Regel schwerkranke Kinder behandelt. Manche seien herzkrank, andere litten an Krebs oder hätten schwerste Infektionen. Die Kinderintensivstation der MHH ist die größte ihrer Art in Deutschland, sie hat Platz für 18 Kinder. Weil es aber nicht genug Pfleger und Schwestern gibt, können laut Michael Sasse, dem leitenden Oberarzt, zwischenzeitlich bis zu 30 Prozent der Betten nicht belegt werden. Zwei Zimmer der Intensivstation stehen dem Stationsleiter zufolge bereits seit einem Jahr dauerhaft leer. Quelle NDR 09.10.2018
An Kinderkliniken der Maximalversorgung herrscht akuter finanzieller Notstand!
Genau darüber berichteten wir Netzfrauen im August 2016, denn da bat uns eine Mutter um Hilfe. Sie sammelte Spenden, für ein Abschiedsraum der Kinderklinik der MH Hannover. Es ging um 45.000 Euro, so viel kostete die Errichtung eines speziellen Raumes, wo Eltern von ihren Kindern Abschied nehmen können. Sie hatte ihre Lenny verloren, die in der MH Klinik in Hannover auf Grund der Schwere ihrer Krankheit dort behandelt wurde.
Bereits 2016 wurde im Koalitionsvertrag versprochen, dass sich die Bundesregierung verstärkt für die Kinder- und Jugendmedizin engagieren will!
In unserem Beitrag aus 2016 berichteten wir, dass an Kinderkliniken der Maximalversorgung akuter finanzieller Notstand herrscht: Dort sammeln sich teure Schwerst- und Spezialfälle – jedoch werden die entstehenden Kosten für die Behandlung der Kinder auf Grund der geltenden Fallpauschalen oft nur zu einem Teil erstattet und müssen deshalb von den Kliniken mitgetragen werden.
Die Folgen: Die Behandlung und Pflege kranker Kinder verschlechtert sich, da die Universitäts-Kinderkliniken dazu gezwungen sind, die entstehenden Millionendefizite durch Stellenabbau bei Ärzten und Pflegepersonal auszugleichen.
Jetzt also anstatt Geld eine Untergrenze, so will es Gesundheitsminister Spahn.
„Wer zu wenig Pflegekräfte für zu viele Patienten hat, muss Betten abbauen.“
Da wir uns bereits seit Jahren mit diesem Thema beschäftigen und auch selbst betroffen sind und erschreckende Erfahrungen machen mussten, hier unsere Antwort:
Gesundheitsminister Spahn hat wieder zugeschlagen: „Wer zu wenig Pflegekräfte für zu viele Patienten hat, muss Betten abbauen,“ so seine Aussage!
Diese Aussage als zynisch zu bezeichnen, ist noch geschmeichelt!
Stellen Sie sich vor, wegen Pflegenotstands muss die Station der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) immer wieder schwerkranke Kinder abweisen.
Wenn das Gesundheitswesen unbedingt sparen will, dann bitte bei Jens Spahn persönlich! Wer solche Sprüche als
Gesundheitsminister von sich gibt, sollte „abgebaut“ werden!“
Die logische Konsequenz, denn wenn das Gesundheitssystem erkrankt ist, leiden nicht nur die Patienten, sondern auch das Personal. Profitgier statt menschenwürdigem Umgang mit Pflegebedürftigen, Kranken und Pflegekräften. Genau unter diesem Virus leidet unser Gesundheitssystem. Die Krankheit ist ein Milliarden-Euro-Geschäft, doch kommt weder bei dem Pflegepersonal noch bei den Patienten etwas an!
Und wenn alles an der Börse verkommt, dann mögen sich die Aktionäre freuen, aber das Gesundheitssystem leidet weiter.
Das Virus, das unser Gesundheitssystem befallen hat, heißt Profitgier, und zwar um jeden Preis! Das Wort Virus stammt aus dem Lateinischen und bedeutet “Schleim” oder “Gift”. Die Pharmakonzerne umschleimen den Gesundheitsminister und das wiederum ist Gift für uns. Pflege ist zentrale Aufgabe des Staates. Viele Einrichtungen arbeiten ohne Gewinnorientierung, doch das gehört schon längst der Vergangenheit an. Das neue Wort: Gewinnmaximierung!
Die Pflege liegt am Boden. Um wieder geheilt zu werden, brauchen wir keinen Jens Spahn!
Infos hier:Erschreckend! Die „Pflegekunden“ – Profit statt menschenwürdiger Umgang mit Pflegebedürftigen, Kranken und Pflegekräften
Wir möchten an dieser Stelle explizit darauf hinweisen, dass die von uns beschriebene Not an Universitäts-Kinderkliniken auch an anderen Kinderkrankenhäusern mit Maximalversorgung besteht.
Es liegt auf der Hand, dass unsere Forderungen nach kostendeckender Finanzierung besonders der Extremkostenfälle für diese Krankenhäuser genauso gelten wie für die Universitäts-Kinderkliniken und auch alle anderen Kliniken!!
Eltern starteten 2014 die Aufklärungskampagne und Petition „Ich bin keine Fallpauschale“ „Die Behandlung schwerkranker Kinder ist finanziell nicht gesichert. Wir fordern umgehend eine faire und kostendeckende Vergütung, die sich an dem tatsächlichen Behandlungs- und Pflegeaufwand orientiert.“
Es stimmt, da war Gesundheitsminister Jens Spahn noch gar nicht Gesundheitsminister, er hätte aber wissen müssen, dass er gar nicht allein für die Aufstockung des Pflegepersonals zuständig ist.
Kennen Sie das Aldi/Lidl -Prinzip? Bedeutet: Wenig Aufwand – hoher Ertrag.
Erinnern Sie sich noch an die Schleckerfrauen?
Unsere jetzige Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen war zu der Zeit Arbeitsministerin. Sie erstellte auch gleich für die Frauen, die ihren Job verloren, einen Masterplan. Die 23 300 Schlecker-Mitarbeiter sollten zu Pflegekräften umgeschult werden. Toller Plan, oder? Es ist einfach, sich vor die Presse zu stellen und dann eine Erklärung abzugeben. Macht sich gut und die Medien haben dann wieder etwas zu berichten. Aber dabei bleibt es in den meisten Fällen auch, wie in bei diesem Masterplan.
Nach Angaben der Bundesagentur erschwerten vor allem gesetzgeberische Hürden den Ausbildungsstart arbeitsloser Schlecker-Frauen. Die Fachschulausbildungen zur Erzieherin und zur Altenpflegerin dauerten drei Jahre. „Nach dem Sozialgesetzbuch III dürfen Arbeitsagenturen aber nur maximal zweijährige Ausbildungen fördern“, erläuterte ein BA-Sprecher bereits im Oktober 2012. Ausbildungswillige ehemalige Schlecker-Beschäftigte müssten also das dritte Jahr ihrer Ausbildung aus der eigenen Tasche bezahlen. Fazit: Von der Leyens Masterplan für Schlecker-Frauen war von Anfang an eine Luftblase, die sehr schnell platzte.
Nun sollte man meinen, dass alles unter der Sparte Gesundheitsministerium beschlossen wird, wird es aber nicht!
- Es geht um Pflege – dann wäre es eigentlich Aufgabe des Gesundheitsministeriums
- Es geht um Arbeitsplätze – dann wäre es eigentlich Aufgabe des Arbeitsministeriums
- Es geht um Ausbildung – dann wäre es eigentlich Aufgabe des Bildungsministeriums
- Es geht um Altenpflegegesetz, dann wäre es eigentlich die Aufgabe des Familienministeriums
Jedes Ministerium kocht sein eigenes Süppchen – und eine Legislaturperiode dauert halt nur 4 Jahre, dann kommt vielleicht wieder ein/e andere/r Bundesminister/In – und es wird wieder daran herumgedoktort oder gar nicht behandelt, wie mit dem Altenpflegegesetz, das am 1. August 2003 in Kraft trat. Ausbildungen, die vor Inkrafttreten des Altenpflegegesetzes begonnen wurden, sind nach dem derzeit geltendem Länderrecht zu prüfen, so auf der Homepage des Ministeriums für Familie, Senioren und Jugend. – Bedeutet: Die Ausbildung in der Altenpflegehilfe wird von den Bundesländern geregelt.
Privatisierung von Krankenhäusern – Krankenhaus im Ausverkauf
Ein anderes Problem ist die Privatisierung von Krankenhäusern. Hier ein bisschen Farbe drüber, neue Dienstkleidung für Mitarbeiter und danach interessiert nur noch das Gier-Gen, denn Gewinn steht vor ordentlicher Leistung. Alles was über Jahrzehnte mit Steuergeldern aufgebaut wurde, wird in nur ein paar Jahren zerstört, für kurzfristige Gewinne von Privatunternehmen, wieder unterstützt durch den Steuerzahler. Das Geschäft mit der Gesundheit ist ein Milliardenmarkt. Auch darauf haben wir mehrfach hingewiesen!
„Dem Menschen verpflichtet. Nicht der Börse,“ schreibt Paracelsus-Kliniken Deutschland in ihrem Jahresrückblick 2016, mit einem Umsatzerlös von 409 224 000 Euro und musste trotzdem Insolvenz anmelden!
Im Dezember 2017 der große Schock: Paracelsus-Kliniken: Insolvenz trotz steigender Umsatzerlöse? Mittlerweile gehört der Privatklinikkonzern Paracelsus der Schweizer Beteiligungsgesellschaft Porterhouse Group AG. Das Insolvenzverfahren endete am 1. August. Allerdings ist die Sanierung noch nicht beendet, so der neue Vorsitzende der Geschäftsführung, Michael Philippi, laut aerztezeitung.de. Weiter heißt es: Der Klinikkonzern mit 40 Einrichtungen an 22 Standorten und rund 5200 Beschäftigten müsse einen Investitionsstau abarbeiten. Aus der „Gruppe von Krankenhäusern“ müsse eine „Krankenhausgruppe“ gemacht werden. Ob hier ein Personalabbau stattfinden wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht klar.
In Deutschland teilen sich wenige große Unternehmen das Geschäft „Krankenhaus“ Die vier größten – Helios, Rhön, Asklepios und Sana – haben drei Viertel des privaten Krankenhausmarkts im Griff. Was bei einer Privatisierung des staatlichen Tafelsilbers passieren kann, sehen wir tagtäglich in Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen und Reha-Kureinrichtungen. Und diese BIG4 sind nicht anders als die anderen BIG4 – ob Investmentgesellschaften, Lebensmittelgiganten u.s.w. Siehe: Diese Klinikbetreiber haben die Macht! Fresenius/Helios, Asklepios, Sana-Kliniken, Rhön-Klinikum: Das Geschäft mit unserer Gesundheit
Spahn will Pflegekräfte zu Mehrarbeit bewegen
„Wenn von einer Million Pflegekräften 100.000 nur drei, vier Stunden mehr pro Woche arbeiten würden, wäre schon viel gewonnen“, sagte Jens Spahn der „Augsburger Allgemeinen“
Und wenn Sie heute solche „Sprüche“ wie die von Gesundheitsminister Jens Spahn lesen, dann meint er es auch so. Denn schon lange liegt das Konzept PFLEGE fertig auf dem Tisch, und nicht der Bundesminister für Gesundheit entscheidet, sondern Konzerne, Investmentbanker oder anders formuliert, „Heuschrecken“!
Aus einer Studie 2016: Darin heißt es: „Teilzeitarbeit und Befristung gehen häufig Hand in Hand
In allen Berufsgruppen zeigt sich, dass Teilzeitverträge zudem häufig befristet sind. Entsprechend
lässt sich die Vermutung formulieren, dass von hohen Anteilen befristeter Verträge auch die
Pflegeberufe besonders betroffen sind, da hier grundsätzlich ein hoher Anteil an Teilzeitbeschäftigten
besteht. Anhand der vorliegenden Daten kann diese Vermutung bestätigt werden, da unter den
Teilzeitbeschäftigten in der Pflege der Anteil der befristet Beschäftigten bei 20,3%, unter den Vollzeitbeschäftigten
dagegen lediglich bei 14% liegt….“
Aus der Studie von 2016:
Als eine Möglichkeit zur Abfederung des Fachkräftemangels
in der Pflege wird die Erhöhung der
Arbeitszeitvolumina von Teilzeitbeschäftigten
über eine Aufstockung von Teilzeitstellen diskutiert.
• Einen Beitrag zur Auslotung der Kapazitäten für
eine Aufstockung von Teilzeitstellen kann die
Analyse der persönlichen Interessen und Motivationen
von Pflegekräften anhand selbstberichteter
Einschätzungen und Präferenzen zu Arbeitsbedingungen
und Arbeitszeiten sowie der Gründe für
die Ausübung von Teilzeitstellen leisten.
• Eine Auswertung anhand von Daten des Lohnspiegels
zeigte, dass sich im Vergleich mit anderen
Berufen und Branchen vielfach strukturelle
Ungleichheiten sowie Belastungen in Pflegeberufen
aufzeigen lassen, die den Wunsch nach Teilzeitarbeit
prägen können.
• Inwiefern eine Aufwertung von Teilzeitarbeit in
der Pflege gelingen kann, hängt maßgeblich davon
ab, ob es gelingt, Arbeitsbedingungen zu
schaffen, die einen Rückzug in die Teilzeitarbeit
verhindern.
2018: „Wenn von einer Million Pflegekräften 100.000 nur drei, vier Stunden mehr pro Woche arbeiten würden, wäre schon viel gewonnen“, sagte Jens Spahn. Doch sind in all den Jahren die Rahmenbedingungen geschaffen worden? Dieses können wir mit NEIN beantworten.
Das Deutsche Institut für Patientenforschung (DIP) warnte bereits im „Pflege-Thermometer 2007″, dass es in deutschen Kliniken zu wenig Pfleger gebe. Das bedeute eine Gefahr für frisch operierte Patienten, hieß es. Das DIP erklärte, seit 1995 seien rund 50 000 Pflegestellen (bis 2007) in deutschen Kliniken abgebaut worden. Schon da müssten aber pro Jahr rund eine Million Patienten mehr medizinisch versorgt und betreut werden. Die Arbeitsbelastung des Personals steige demzufolge flächendeckend an. Im Jahr 2006 seien so viele Überstunden geleistet worden, dass man dafür rund 5000 Pflegekräfte zusätzlich hätte einstellen müssen. Für die Studie waren Angaben aus mehr als 250 Kliniken ausgewertet worden.
Bedeutet: Es wurde immer weiter abgebaut!
Das Jahr 2015: Nach dem Abbau von 50 000 Vollzeitstellen im Pflegedienst im Krankenhaus kann die Politik nicht weiter ignorieren, dass dies Konsequenzen für die Qualität der Versorgung hat – Bereits heute macht sich der Personalmangel in der Pflege bei den Patientinnen und Patienten negativ bemerkbar. Die Überforderung der professionell Pflegenden nimmt immer weiter zu. Die Patientensicherheit ist in unseren Krankenhäusern sowie Pflegeeinrichtungen akut gefährdet“, mahnte Andreas Westerfellhaus, Präsident des Deutschen Pflegerats, anlässlich des 1. Internationalen Tags der Patientensicherheit am 17. 09. 2015 in Berlin.
Hier sei uns nun eine Frage erlaubt: Stimmen die Zahlen überhaupt? Bereits in dem Zeitraum vom 1995 bis 2007 waren 50 000 Pflegestellen abgebaut worden. Im September 2015 ist wieder von einem Stellenabbau von 50 000 die Rede. Müssen wir nun davon ausgehen, dass immer noch Stellen abgebaut werden? Dazu auch unser Beitrag aus 2015(!) Wenig Aufwand – hoher Ertrag – dies lässt die BIG4 der Klinikbetreiber gesunden – Solche Pflege ist Folter!
Krankenschwestern und -pfleger fehlen
Die Dokumentation ist auch weiterhin in der Mediathek zu finden. Die Lebensretter von Station 67- Alltag auf der Kinderintensivstation der MHH
Die Station 67 in der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) ist Deutschlands größte Kinderintensivstation. Fast alle Kinder hier sind lebensbedrohlich erkrankt. Dieser Gesundheitszustand ist quasi ein Eintrittskriterium, um überhaupt einen Platz zu bekommen.
Im Laufe der Dreharbeiten kann der Filmemacher hautnah beobachten, wie der allgemeine Pflegenotstand auch hier auf der Station 67 dramatische Auswirkungen hat. Ein komplettes Zimmer mit vier Betten muss geschlossen werden, obwohl genügend Ärzte da sind. Was fehlt, sind ausreichend Krankenschwestern und Krankenpfleger. So kommt es zu der absurden Situation, dass sie fast täglich anderen Kliniken mitteilen müssen, dass sie leider kein Bett frei haben. Quelle NDR
Das Gesundheitsministerium des Herrn Spahn!
Im Bereich der Gesundheits- und Pflegepolitik geht es um den Alltag von 5,5 Millionen Menschen, die jeden Tag im Gesundheitswesen arbeiten – Ärzte, Pflegekräfte, Apotheker, Heilmittelerbringer, viele, viele andere -, aber auch von Millionen Menschen, die als Pflegebedürftige, als Patienten, als Angehörige von Patienten und Pflegebedürftigen mit dem Gesundheitswesen in Kontakt kommen, so Spahn in seiner Rede am 14.September 2018 vor dem Bundestag . Es geht um den Etat für 2019 des Bundesministeriums für Gesundheit.
Für Gesundheit hat das Ministerium 15,21 Mrd Euro zur Verfügung – wobei aber der Verteidigung (Ursula von der Leyen) 38,52 Mrd Euro zur Verfügung stehen. Hier sind 2019 zusätzlich vier Mrd. Euro gegenüber 2018 vorgesehen.
Auszug aus dem Einzelplan 15
Einzelplan 15
Mehr Innere Sicherheit, weniger Schwarzarbeit, intensive Mindestlohnkontrollen: Die Ausgaben für Innere Sicherheit steigen im Haushalt des Bundesinnenministeriums gegenüber dem bisherigen Finanzplan aus 2017 um insgesamt rund drei Mrd. Euro an.
Sogar die Mittel für Entwicklungszusammenarbeit und Humanitäre Hilfe werden deutlich erhöht. Im Jahr 2019 wird der Etat des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung auf rund 9,7 Mrd. Euro aufgestockt. Da freuen sich die Konzerne denn: Irrsinn Entwicklungshilfe! In Afrika sterben Menschen an Hunger und Durst und wir sponsern Projekte in China, Saudi Arabien, Türkei, USA…
https://de.statista.com/infografik/14562/bundeshaushalt-deutschland/
Aus der Rede des Herrn Spahn:
„Wir sagen zum einen: Im Krankenhaus wird jede zusätzliche Stelle ab dem 1. Januar 2019 in der Pflege voll finanziert. Das ist eine klare Ansage: Kein Geld für Pflegekräfte ist keine Ausrede mehr für Krankenhausgeschäftsführer. Das Geld in den Krankenhäusern wird ab dem 1. Januar da sein. Jede zusätzliche Pflegekraft wird finanziert.
Außerdem gibt es 13 000 neue Pflegestellen in der Altenpflege; das ist ein erster Schritt. Ich weiß, dass Weiteres nötig ist; aber es ist ein klares, wichtiges Signal, dass das Ganze zum ersten Mal durch die Sozialversicherung voll finanziert wird.“
Aus 2007:
Das Deutsche Institut für Patientenforschung (DIP) warnte bereits im „Pflege-Thermometer 2007„, dass es in deutschen Kliniken zu wenig Pfleger gebe. Das bedeute eine Gefahr für frisch operierte Patienten, hieß es. Das DIP erklärte, seit 1995 seien rund 50 000 Pflegestellen (bis 2007) in deutschen Kliniken abgebaut worden. Schon da müssten aber pro Jahr rund eine Million Patienten mehr medizinisch versorgt und betreut werden. Die Arbeitsbelastung des Personals steige demzufolge flächendeckend an. Im Jahr 2006 seien so viele Überstunden geleistet worden, dass man dafür rund 5000 Pflegekräfte zusätzlich hätte einstellen müssen. Für die Studie waren Angaben aus mehr als 250 Kliniken ausgewertet worden.
Aus 2012 :
Vor einem möglichen bundesweiten Pflegedienststerben warnte 2012 der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa). Grund war das in Mecklenburg-Vorpommern in Kraft getretene Vergütungssystem für ambulante Pflegedienste, das den Diensten nach eigenen Angaben bis zu 25 Prozent Einbußen bescherte. Auch den gemeinnützigen Pflegediensten von Caritas oder Diakonie in Baden-Württemberg geht es finanziell zunehmend schlechter. Ein Drittel steckt derzeit trotz Zuschüssen in den roten Zahlen, so ein Bericht ebenfalls aus 2012.
Aus 2015:
Den Abbau von 50 000 Vollzeitstellen im Pflegedienst im Krankenhaus kann die Politik nicht weiter ignorieren! Bereits heute macht sich der Personalmangel in der Pflege bei den Patientinnen und Patienten negativ bemerkbar. Die Überforderung der professionell Pflegenden nimmt immer weiter zu. Die Patientensicherheit ist in unseren Krankenhäusern sowie Pflegeeinrichtungen akut gefährdet“, mahnte Andreas Westerfellhaus, Präsident des Deutschen Pflegerats, anlässlich des 1. Internationalen Tags der Patientensicherheit am 17.09.2015 in Berlin.
Und 2018? Sterben Kinder, weil Krankenhäuser sie nicht aufnehmen können, da kein Pflegepersonal vorhanden ist. Und es betrifft nicht nur die Kinder.
Netzfrau Doro Schreier
Mehr Informationen:
Offener Brief: Herr Spahn, leben Sie für einen Monat vom Hartz-IV-Grundregelsatz!
Pflege als Ware, die gehandelt wird – Rechtlos, ausgeliefert und abgezockt
Fresenius/Helios, Asklepios, Sana Kliniken, Rhön-Klinikum : Das Geschäft mit unserer Gesundheit
Aus für die freie Geburtshilfe? Die sichere Geburt – Wir brauchen unsere Hebammen!
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