Was ist Empathie? Es ist die Fähigkeit, in die Schuhe eines anderen zu schlüpfen mit der Absicht, dessen Gefühle und Ansichten verstehen zu wollen und dieses Verstehen dafür zu nutzen, das eigene Verhalten zu steuern. Das macht den Unterschied zu Freundlichkeit oder Mitleid aus. Verwechseln Sie dies nicht mit der goldenen Regel „Was du nicht willst, was man dir tu‘, das füg‘ auch keinem andern zu.“ Oder wie George Bernard Shaw es ausdrückte: „Füge anderen nicht zu, was du willst, was man dir tu‘ – der Geschmack der anderen könnte ein anderer sein!“ Um die Entdeckung dieser Geschmäcker geht es bei der Empathie.
Leben wir im Zeitalter der Empathie?
von Roman Krznaric für Sie über setzt:
Sie denken, das Wort „Empathie“ sei gerade in aller Munde? Stimmt. Aktuell sprechen Wissenschaftler, Führungskräfte in der Wirtschaft, Bildungsfachleute und politische Aktivisten gleichermaßen darüber. Doch eine wesentliche Frage stellen nur wenige: Wie kann ich mein eigenes Empathie-Potenzial vergrößern? Empathie ist nicht nur die Erweiterung der Grenzen unseres moralischen Universums. Neuerer Forschung zufolge ist Empathie eine Angewohnheit, die wir kultivieren können, um unsere eigene Lebensqualität zu verbessern.
Doch was ist eigentlich Empathie? Es ist die Fähigkeit, in die Schuhe eines anderen zu schlüpfen mit der Absicht, dessen Gefühle und Ansichten verstehen zu wollen und dieses Verstehen dafür zu nutzen, das eigene Verhalten zu steuern. Das macht den Unterschied zu Freundlichkeit oder Mitleid aus. Verwechseln Sie dies nicht mit der goldenen Regel „Was du nicht willst, was man dir tu‘, das füg‘ auch keinem andern zu.“ Oder wie George Bernard Shaw es ausdrückte: „Füge anderen nicht zu, was du willst, was man dir tu‘ – der Geschmack der anderen könnte ein anderer sein!“ Um die Entdeckung dieser Geschmäcker geht es bei der Empathie.
Das große Aufsehen um die Empathie entstammt der revolutionären Wende in der Wissenschaft, wie die Natur des Menschen zu verstehen ist. Die alte Ansicht, wir seien grundsätzlich eigennützige Wesen, wurde stark zur Seite gedrängt durch den Beweis, dass wir auch „homo empathicus“ sind, gepolt auf Empathie, soziales Miteinander und gegenseitige Unterstützung.
BU: Empathie ist die Fähigkeit, in die Schuhe eines anderen zu schlüpfen.
Das empathische Gehirn
Im Laufe des letzten Jahrzehnts haben Neurowissenschaftler einen „Empathie-Kreislauf“ in 10 Bereichen unseres Gehirns ausgemacht, der, wenn er beschädigt wird, unsere Fähigkeit vermindert, etwas nachzuempfinden, was andere Menschen fühlen. Evolutionsbiologen wie Frans de Waal haben aufgezeigt, dass wir soziale Wesen sind, deren natürliche Entwicklung ein Füreinander-Sorgen ist, genau wie bei unseren Primaten-Verwandten. Psychologen haben herausgefunden, dass starke Bindungsbeziehungen in den ersten zwei Lebensjahren unsere Empathie prägen.
Die Entwicklung von Empathie setzt sich jedoch in unserer Kindheit fort. Wir können unsere Empathiefähigkeit unser ganzes Leben hindurch nähren – und sie als radikale Kraft für soziale Veränderung nutzen. Die Forschung in Soziologie, Psychologie und Geschichte – sowie meine eigenen Studien empathischer Persönlichkeiten in den vergangenen 10 Jahren – lassen erkennen, wie wir Empathie zu einer Haltung und zu einem Teil unseres täglichen Lebens machen und damit das Leben von allen um uns herum verbessern können. Dies sind die 6 Gewohnheiten hochempathischer Menschen:
BU: Unsere Empathiefähigkeit wird geprägt von den engen, liebevollen Bindungen, die wir in den ersten zwei Lebensjahren erfahren.
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Gewohnheit: Die Neugier gegenüber Fremden kultivieren
Hochempathische Menschen haben eine unstillbare Neugierde gegenüber Fremden. Sie sprechen mit der Person, die neben ihnen im Bus sitzt, denn sie haben ihre natürliche Wissbegierde bewahrt, die wir alle als Kinder hatten, die uns die Gesellschaft jedoch so gern austreibt. Sie finden andere Menschen interessanter als sich selbst, sind aber nicht darauf bedacht, sie auszufragen. Sie respektieren den Rat des Oral-Historikers Studs Terkel: „Sei jemand, der nicht untersucht, sondern interessiert fragt.”
Neugier erweitert unsere Empathie, wenn wir mit Menschen außerhalb unseres normalen sozialen Umfeldes sprechen, wenn wir mit Lebensarten und Weltanschauungen in Berührung kommen, die sich sehr von unseren eigenen unterscheiden. Neugier ist auch gut für uns: Glücks-Guru Martin Seligman bezeichnet sie als wichtige Charakterstärke, die die Lebenszufriedenheit steigern kann. Und sie ist eine wirksame Kur gegen die chronische Einsamkeit, von der jeder dritte Amerikaner heute betroffen ist.
Um die Neugier zu kultivieren, braucht es mehr als einen kurzen Chat über das Wetter. Entscheidend ist, dass man bemüht ist, die Welt im Kopf der anderen Person zu verstehen. Wir sind täglich mit Fremden konfrontiert, wie der heftig tätowierten Frau, die uns die Post liefert oder dem Zeitungsangestellte, der immer allein zu Mittag isst. Nehmen Sie die Herausforderung an, jede Woche ein Gespräch mit einer/einem Fremden zu führen. Dazu braucht es nur ein wenig Mut.
BU: Neugier erweitert unsere Empathie, wenn wir mit Menschen außerhalb unseres normalen sozialen Umfeldes sprechen.
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Gewohnheit: Vorurteile kritisch hinterfragen und Gemeinsamkeiten entdecken
Wir alle haben Vorannahmen über andere und drücken ihnen Etiketten auf – z. B. „muslimischer Fundamentalist”, „Mama-Glucke” usw., die uns davon abhalten, ihre Individualität wertzuschätzen. Hochempathische Menschen stellen ihre eigenen Vorurteile in Frage – durch die Suche nach dem, was sie mit den Menschen gemeinsam haben, statt nach dem, was sie unterscheidet. Eine Episode aus der amerikanischen Geschichte der Rassentrennung verdeutlicht, wie dies geschehen kann:
Claiborne Paul Ellis wurde 1927 als Kind armer weißer Eltern in Durham, North Carolina, geboren. Mit seiner Arbeit in einer Werkstatt konnte er nur schwerlich über die Runden kommen und er glaubte, an all seinen Problemen seien die Afro-Amerikaner schuld. So trat er in die Fußstapfen seines Vaters und wurde Mitglied im Ku-Klux-Klan, wo er schließlich die hohe Stellung eines „Exalted Cyclops“ (erhabener Zyplop) seines KKK-Ortsverbandes einnahm.
1971 wurde er als bekannte Lokalgröße zu einem 10-tägigen Treffen eingeladen, bei dem die Probleme der Rassen-Spannungen in den Schulen angegangen werden sollten. Er wurde zum Vorsitzenden des Führungsgremiums gewählt, gemeinsam mit Ann Atwater, einer schwarzen Aktivistin, die er verachtete. Die gemeinsame Arbeit lies seine Vorurteile über Afro-Amerikaner zerplatzen. Er erkannte, dass sie den gleichen Armutsproblemen gegenüberstanden wie er selbst. „Ich begann, einen Schwarzen anzusehen, seine Hand zu schütteln und ihn als Menschen zu betrachten“, erinnert er sich an seine Erfahrungen in dem Gremium. „Es war fast so, wie noch einmal geboren zu werden.” Am letzten Abend des Treffens stand er da vor tausend Leuten und zerriss seine Mitgliedskarte des Klans.
Später wurde Ellis Arbeitnehmervertreter einer Gewerkschaft, deren Mitglieder sich zu 70 % aus Afro-Amerikanern zusammensetzten. Mit Ann blieb er für den Rest seines Lebens befreundet. Es gibt wohl kaum ein besseres Beispiel dafür, wie die Kraft der Empathie Hass überwinden und einen Sinneswandel bewirken kann.
BU: Ann Atwater und C.P. Ellis zeigen, wie Empathie Hass überwinden und einen Sinneswandel bewirken kann.
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Gewohnheit: Das Leben des Anderen „schmecken“
Sie halten Eisklettern und Drachenfliegen für Extremsport? Dann sollten Sie Experimentelle Empathie ausprobieren – die größte und potenziell lohnendste Herausforderung von allen. Hochempathische Menschen erweitern ihre Empathiefähigkeit durch eine direkte Erfahrung aus dem Leben anderer Menschen, indem sie das indianische Sprichwort „Gehe eine Meile in den Mokassins des Anderen, bevor du ihn beurteilst.“ in die Tat umsetzen.
George Orwell ist da ein inspirierendes Beispiel. Nachdem er in den 1920ern einige Jahre als Polizeibeamter in der britischen Kolonie Burma tätig war, kehrte er nach Großbritannien zurück, entschlossen dort herauszufinden, wie das Leben für diejenigen war, die von der Wohlfahrt leben mussten. „Ich wollte direkt zu den Benachteiligten abtauchen“, schrieb er. Also kleidete er sich wie ein Penner, trug schäbige Schuhe und einen abgetragenen Mantel, und lebte auf den Straßen von East-London zusammen mit Bettlern und Landstreichern. Das Ergebnis, das er in seinem Buch „Erledigt in Paris und London“ verfasste, war eine radikale Veränderung seiner Ansichten, Prioritäten und Beziehungen. Er erkannte nicht nur, dass Obdachlose keine „betrunkenen Schurken“ waren, er schloss neue Freundschaften, veränderte seine Ansichten zu Ungleichheit und trug hervorragendes literarisches Material zusammen. Es war das größte Reiseerlebnis seines Lebens. Ihm wurde deutlich, dass Empathie uns nicht nur gut macht, sie ist auch gut für uns!
Jede/r von uns kann ihre/seine eigenen Experimente machen. Wenn Sie ein religiöser Mensch sind, versuchen Sie mal einen „Gottestausch“. Nehmen Sie an Gottesdiensten anderer Glaubensrichtungen teil, einschließlich eines Humanisten-Treffens. Oder, wenn Sie Atheist sind, gehen Sie mal in verschiedene Kirchen! Verbringen Sie Ihren nächsten Urlaub in einem Entwicklungsland und leben Sie dort als freiwillige/r Helfer/in in einem Dorf. Folgen Sie dem favorisierten Pfad des Philosophen John Dewey, der sagte: „Jede echte Bildung entsteht durch Erfahrung.“
BU: Wenn Sie ein religiöser Mensch sind, versuchen Sie mal einen „Gottes-Tausch“.
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Gewohnheit: Genauestens zuhören – und sich öffnen
Zwei wesentliche Eigenschaften braucht man, um ein empathischer Gesprächspartner zu sein:
Die eine ist die Kunst des rigorosen Zuhörens. Marshall Rosenberg, Psychologe und Erfinder der Gewaltfreien Kommunikation (GfK), sagt dazu: „Wesentlich ist unsere Fähigkeit, präsent zu sein für das, was da im Inneren gerade wirklich los ist – für die einzigartigen Gefühle und Bedürfnisse, die ein Mensch in genau dem Moment hat.” Hochempathische Menschen hören anderen genauestens zu und tun alles ihnen Mögliche, um deren Gefühlszustand und deren emotionale Bedürfnisse zu erkennen – sei es, dass es sich um einen Freund handelt, der soeben eine Krebsdiagnose erhalten hat, oder eine Ehefrau, die ärgerlich ist auf ihren Mann, weil er wieder einmal länger arbeitet.
Doch Zuhören ist niemals genug. Die zweite Eigenschaft ist, uns selbst verletzlich zu machen. Für das Schaffen einer starken empathischen Bindung ist es notwendig, die eigenen Masken abzulegen und jemandem die eigenen Gefühle zu offenbaren. Empathie ist keine Einbahnstraße. Im besten Fall baut sie auf gegenseitigem Verständnis und Verstehen – dem Austausch unserer wichtigsten Ansichten und Erfahrungen.
Organisationen wie der Israelisch-Palästinensische Elternkreis haben all dies in die Tat umgesetzt, indem man dort trauernde Hinterbliebene aus Familien beider Konfliktseiten dazu gebracht hat, sich zu treffen, einander zuzuhören und miteinander zu sprechen. Sich gegenseitig die Geschichte zu erzählen, wie ihre Liebsten gestorben sind, ermöglicht es den Familien zu erkennen, dass sie den gleichen Schmerz teilen, das gleiche Blut, obwohl sie sich auf verschiedenen Seiten eines politischen Zaunes gegenüberstehen. Das hat zur Entstehung einer der stärksten friedensbildenden Bewegungen der Welt beigetragen.
Lesen Sie hier mehr dazu, wie man anderen den Raum gibt und hält und mit jemandem über einen unaussprechlichen Verlust spricht.
BU: Sich gegenseitig die eigene Geschichte zu erzählen, ermöglicht es den Familien, zu erkennen, dass sie den gleichen Schmerz fühlen.
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Gewohnheit: Massenwirkung und soziale Veränderung anregen
Wir nehmen üblicherweise an, Empathie geschehe auf persönlicher Ebene, doch hochempathische Menschen wissen, dass Empathie auch ein Massenphänomen sein kann, das fundamentale soziale Veränderungen mit sich bringt.
Denken Sie nur an die Bewegungen gegen die Sklaverei im 18. und 19. Jahrhundert auf beiden Seiten des Atlantiks. Der Journalist Adam Hochschild erinnert uns: „Die Abolitionisten setzten ihre Hoffnung nicht in heilige Texte, sondern in das Mitgefühl der Menschen.” Sie taten, was sie konnten, um den Leuten das tatsächliche Leiden auf den Plantagen und den Sklavenschiffen zu vermitteln. Ebenso entsprang die internationale Gewerkschaftsbewegung der Empathie unter den in ihrer gemeinsam erlittenen Ausbeutung vereinten Industriearbeitern. Die überwältigende Reaktion der Öffentlichkeit auf den Tsunami in Asien im Jahr 2004 hatte ihren Ursprung in dem Gefühl empathischer Trauer und Besorgnis um die Opfer, deren dramatische Notlage uns in wackeligen Videoaufnahmen ins Haus gesendet wurde.
Empathie wird mit hoher Wahrscheinlichkeit in kollektivem Maßstab gedeihen, wenn wir ihren Samen in unseren Kindern anlegen. Aus diesem Grund unterstützen hochempathische Menschen Programme wie z.B. „Canada’s pioneering Roots of Empathy“, das wirksamste Empathie-Lehrprogramm der Welt, von dem eine halbe Million Schulkinder profitiert hat. Der einzigartige Lehrplan konzentriert sich auf Kleinkinder. Der Erwerb emotionaler Intelligenz steht im Fokus. Die Ergebnisse zeigen u. a. einen signifikanten Rückgang von Spielplatz-Mobbing und höhere Grade akademischer Erfolge.
Neben der Bildung ist die große Herausforderung herauszufinden, wie soziale Netzwerk-Technologie die Kraft der Empathie nutzbar machen kann, um politische Massenbewegungen zu initiieren. Twitter hat zwar die Leute auf die Straße geholt für Occupy Wall Street und den Arabischen Frühling, doch kann man uns so auch überzeugen, uns zutiefst um Fremde zu sorgen, die weit weg sind, zu – wenn es um von Dürre betroffene Bauern in Afrika geht oder zukünftige Generationen, die als Hauptleidtragende unseren Kohle-Junkie-Lifestyle ausbaden müssen? Das wird nur passieren, wenn die sozialen Netzwerke lernen, nicht nur Informationen zu verbreiten, sondern eine empathische Verbindung zu schaffen.
BU: Die Wurzeln der Empathie
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Gewohnheit: Eine ehrgeizige Vorstellung entwickeln
Die letzte Eigenschaft von hochempathischen Menschen ist, für weitaus mehr als die „üblichen Verdächtigen“ Empathie zu empfinden. Wir tendieren dazu zu glauben, dass Mitgefühl für diejenigen reserviert sein sollte, die von Sozialhilfe leben oder anderweitig leiden. Das stimmt, aber es reicht einfach nicht.
Wir müssen auch mitfühlen mit all jenen, deren Ansichten wir nicht teilen bzw. denen, die auf irgendeine Weise unsere „Feinde“ sein mögen. Wenn Sie z. B. ein Verfechter von Maßnahmen gegen die Erderwärmung sind, könnte es hilfreich sein, einmal in die Schuhe von leitenden Angestellten einer Ölfirma zu schlüpfen, um deren Denkart und Motivation zu verstehen, wenn Sie Strategien ersinnen wollen, wie Sie diese Leute in die Richtung von Entwicklung erneuerbarer Energien bewegen könnten. Ein wenig dieser „instrumentalisierten Empathie” (auch bekannt als „Anthropologie der Auswirkungen”) kann viel dazu beitragen.
Mitgefühl mit Gegnern/Andersdenkenden ist auch ein Weg zu sozialer Toleranz. Das dachte sich Gandhi während der Auseinandersetzungen zwischen Moslems und Hindus, was schließlich zur Unabhängigkeit der Inder im Jahr 1947 führte, als er erklärte: „Ich bin ein Moslem! Und ein Hindu und ein Christ und ein Jude.”
Auch Organisationen sollten hinsichtlich ihrer empathischen Denkweise ambitioniert sein. Bill Drayton, der berühmte „Vater des sozialen Unternehmertums”, glaubt, dass in Zeiten schnellen Technologiewandels die Beherrschung von Empathie die Schlüsselqualifikation für geschäftliches Überleben ist, weil dies erfolgreiche Führung und Teamwork untermauert. Seine einflussreiche Stiftung Ashoka hat die Initiative „Start Empathy“ ins Leben gerufen, mit der ihre Ideen weltweit an führende Geschäftsleute, Politiker und Pädagogen herangetragen werden.
Das 20. Jahrhundert war das Zeitalter der Innenschau, als uns Selbsthilfe und Therapie-Kultur in dem Glauben bestärkten, der beste Weg, um zu verstehen, wer wir sind und wie wir leben (sollen), sei der, in uns selbst hineinzusehen. Das entpuppte sich jedoch als reine Nabelschau. Das 21. Jahrhundert sollte zum Zeitalter der Empathie werden, in dem wir uns selbst entdecken – nicht allein durch Selbstreflexion, sondern indem wir anfangen, uns für das Leben anderer zu interessieren. Wir brauchen Empathie, um eine neue Art von Revolution zu erschaffen – nicht Althergebrachtes nur mit neuen Gesetzen, Einrichtungen oder Strategien, sondern die radikale Revolution zwischenmenschlicher Beziehungen.
Roman Krznaric ist ein in Großbritannien lebender Gesellschaftsphilosoph, dessen Bücher in mehr als 20 Sprachen erschienen sind. Dieser Artikel basiert auf seinem Buch ‘Empathy: Why It Matters, and How to Get It’
ORIGINAL:
Six Habits of Highly Empathic People
By Roman Krznaric on Friday September 9th, 2016
Are We Living in the Age of Empathy?
If you think you’re hearing the word “empathy” everywhere, you’re right. It’s now on the lips of scientists and business leaders, education experts and political activists. But there is a vital question that few people ask: How can I expand my own empathic potential? Empathy is not just a way to extend the boundaries of your moral universe. According to new research, it’s a habit we can cultivate to improve the quality of our own lives.
But what is empathy? It’s the ability to step into the shoes of another person, aiming to understand their feelings and perspectives, and to use that understanding to guide our actions. That makes it different from kindness or pity. And don’t confuse it with the Golden Rule, “do unto others as you would have them do unto you.” As George Bernard Shaw pointed out, “do not do unto others as you would have them do unto you—they might have different tastes.” Empathy is about discovering those tastes.
The big buzz about empathy stems from a revolutionary shift in the science of how we understand human nature. The old view that we are essentially self-interested creatures is being nudged firmly to one side by evidence that we are also homo empathicus, wired for empathy, social cooperation, and mutual aid.
Empathy is the ability to step into the shoes of another person.
The Empathetic Brain
Over the last decade, neuroscientists have identified a 10-section “empathy circuit” in our brains which, if damaged, can curtail our ability to understand what other people are feeling. Evolutionary biologists, like Frans de Waal, have shown that we are social animalswho have naturally evolved to care for each other, just like our primate cousins. And psychologists have revealed that we are primed for empathy by strong attachment relationships in the first two years of life.
But empathy doesn’t stop developing in childhood. We can nurture its growth throughout our lives—and we can use it as a radical force for social transformation. Research in sociology, psychology, history—and my own studies of empathic personalities over the past 10 years—reveals how we can make empathy an attitude and a part of our daily lives, and thus, improve the lives of everyone around us. Here are the Six Habits of Highly Empathic People!
We are primed for empathy by strong attachment relationships in the first two years of life.
Habit 1: Cultivate curiosity about strangers
Highly empathic people (HEPs) have an insatiable curiosity about strangers. They will talk to the person sitting next to them on the bus, having retained that natural inquisitiveness we all had as children, but which society is so good at beating out of us. They find other people more interesting than themselves but are not out to interrogate them, respecting the advice of the oral historian, Studs Terkel: “Don’t be an examiner, be the interested inquirer.”
Curiosity expands our empathy when we talk to people outside our usual social circle, encountering lives and worldviews very different from our own. Curiosity is good for us too: Happiness guru Martin Seligman identifies it as a key character strength that can enhance life satisfaction. And it is a useful cure for the chronic loneliness afflicting around one in three Americans.
Cultivating curiosity requires more than having a brief chat about the weather. Crucially, it tries to understand the world inside the head of the other person. We are confronted by strangers every day, like the heavily tattooed woman who delivers your mail or the new employee who always eats his lunch alone. Set yourself the challenge of having a conversation with one stranger every week. All it requires is courage.
Curiosity expands our empathy when we talk to people outside our usual social circle.
Habit 2: Challenge prejudices and discover commonalities
We all have assumptions about others and use collective labels—e.g., “Muslim fundamentalist,” “welfare mom”—that prevent us from appeciating their individuality. HEPs challenge their own preconceptions and prejudices by searching for what they share with people rather than what divides them. An episode from the history of US race relations illustrates how this can happen.
Claiborne Paul Ellis was born into a poor white family in Durham, North Carolina, in 1927. Finding it hard to make ends meet working in a garage and believing African Americans were the cause of all his troubles, he followed his father’s footsteps and joined the Ku Klux Klan, eventually rising to the top position of Exalted Cyclops of his local KKK branch.
In 1971 he was invited—as a prominent local citizen—to a 10-day community meeting to tackle racial tensions in schools, and was chosen to head a steering committee with Ann Atwater, a black activist he despised. But working with her exploded his prejudices about African Americans. He saw that she shared the same problems of poverty as his own. “I was beginning to look at a black person, shake hands with him, and see him as a human being,” he recalled of his experience on the committee. “It was almost like bein’ born again.” On the final night of the meeting, he stood in front of a thousand people and tore up his Klan membership card.
Ellis later became a labor organiser for a union whose membership was 70 percent African American. He and Ann remained friends for the rest of their lives. There may be no better example of the power of empathy to overcome hatred and change our minds.
Ann Atwater and C.P. Ellis show how empathy can overcome hatred and change our minds.
Habit 3: Try another person’s life
So you think ice climbing and hang-gliding are extreme sports? Then you need to try experiential empathy, the most challenging—and potentially rewarding—of them all. HEPs expand their empathy by gaining a direct experience from other people’s lives, putting into practice the Native American proverb, “walk a mile in another man’s moccasins before you criticize him.”
George Orwell is an inspiring model. After several years as a colonial police officer in British Burma in the 1920s, Orwell returned to Britain determined to discover what life was like for those living on the social margins. “I wanted to submerge myself, to get right down among the oppressed,” he wrote. So he dressed up as a tramp with shabby shoes and coat, and lived on the streets of East London with beggars and vagabonds. The result, recorded in his book Down and Out in Paris and London, was a radical change in his beliefs, priorities, and relationships. He not only realized that homeless people are not “drunken scoundrels”—Orwell developed new friendships, shifted his views on inequality, and gathered some superb literary material. It was the greatest travel experience of his life. He realised that empathy doesn’t just make you good—it’s good for you, too.
We can each conduct our own experiments. If you are religiously observant, try a “God Swap,” attending the services of faiths different from your own, including a meeting of Humanists. Or if you’re an atheist, try attending different churches! Spend your next vacation living and volunteering in a village in a developing country. Take the path favored by philosopher John Dewey, who said, “all genuine education comes about through experience.”
If you are religiously observant, try a “God Swap”.
Habit 4: Listen hard—and open up
There are two traits required for being an empathic conversationalist.
One is to master the art of radical listening. “What is essential,” says Marshall Rosenberg, psychologist and founder of Non-Violent Communication (NVC), “is our ability to be present to what’s really going on within—to the unique feelings and needs a person is experiencing in that very moment.” HEPs listen hard to others and do all they can to grasp their emotional state and needs, whether it is a friend who has just been diagnosed with cancer or a spouse who is upset at them for working late yet again.
But listening is never enough. The second trait is to make ourselves vulnerable. Removing our masks and revealing our feelings to someone is vital for creating a strong empathic bond. Empathy is a two-way street that, at its best, is built upon mutual understanding—an exchange of our most important beliefs and experiences.
Organizations such as the Israeli-Palestinian Parents Circle put it all into practice by bringing together bereaved families from both sides of the conflict to meet, listen, and talk. Sharing stories about how their loved ones died enables families to realize that they share the same pain and the same blood, despite being on opposite sides of a political fence, and has helped to create one of the world’s most powerful grassroots peace-building movements.
Read more about holding space for others and speaking to someone about an unspeakable loss.
Sharing stories enables families to realize that they share the same pain
Habit 5: Inspire mass action and social change
We typically assume empathy happens at the level of individuals, but HEPs understand that empathy can also be a mass phenomenon that brings about fundamental social change.
Just think of the movements against slavery in the 18th and 19th centuries on both sides of the Atlantic. As journalist, Adam Hochschild, reminds us: “The abolitionists placed their hope not in sacred texts but human empathy,” doing all they could to get people to understand the very real suffering on the plantations and slave ships. Equally, the international trade union movement grew out of empathy between industrial workers united by their shared exploitation. The overwhelming public response to the Asian tsunami of 2004 emerged from a sense of empathic concern for the victims, whose plight was dramatically beamed into our homes on shaky video footage.
Empathy will most likely flower on a collective scale if its seeds are planted in our children. That’s why HEPs support efforts, such as Canada’s pioneering Roots of Empathy, the world’s most effective empathy teaching program, which has benefited over half a million school kids. Its unique curriculum centers on an infant, with a focus on learning emotional intelligence—and its results include significant declines in playground bullying and higher levels of academic achievement.Beyond education, the big challenge is figuring out how social networking technology can harness the power of empathy to create mass political action. Twitter may have gotten people onto the streets for Occupy Wall Street and the Arab Spring, but can it convince us to care deeply about the suffering of distant strangers, whether they are drought-stricken farmers in Africa or future generations who will bear the brunt of our carbon-junkie lifestyles? This will only happen if social networks learn to spread not just information, but empathic connection.
Habit 6: Develop an ambitious imagination
A final trait of HEPs is that they do far more than empathize with the usual suspects. We tend to believe empathy should be reserved for those living on the social margins or who are suffering. This is necessary, but it is hardly enough.
We also need to empathize with people whose beliefs we don’t share or who may be “enemies” in some way. If you are a campaigner on global warming, for instance, it may be worth trying to step into the shoes of oil company executives—understanding their thinking and motivations—if you want to devise effective strategies to shift them towards developing renewable energy. A little of this “instrumental empathy” (sometimes known as “impact anthropology”) can go a long way.
Empathizing with adversaries is also a route to social tolerance. That was Gandhi’s thinking during the conflicts between Muslims and Hindus leading up to Indian independence in 1947, when he declared, “I am a Muslim! And a Hindu, and a Christian and a Jew.”
Organizations, too, should be ambitious with their empathic thinking. Bill Drayton, the renowned “father of social entrepreneurship,” believes that in an era of rapid technological change, mastering empathy is the key business survival skill because it underpins successful teamwork and leadership. His influential Ashoka Foundation has launched the Start Empathy initiative, which is taking its ideas to business leaders, politicians and educators worldwide.
The 20th century was the Age of Introspection, when self-help and therapy culture encouraged us to believe that the best way to understand who we are and how to live was to look inside ourselves. But it left us gazing at our own navels. The 21st century should become the Age of Empathy, when we discover ourselves not simply through self-reflection, but by becoming interested in the lives of others. We need empathy to create a new kind of revolution. Not an old-fashioned revolution built on new laws, institutions, or policies, but a radical revolution in human relationships.
Roman Krznaric is a UK-based social philosopher whose books have been published in more than 20 languages. This article is based on his book ‘Empathy: Why It Matters, and How to Get It’
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