Gequetscht, getreten, lebendig entsorgt – in Deutschland leben 99 % aller Masthühner in Betrieben mit über 10.000 Tieren. 30 Millionen Hühner sterben in Deutschland pro Jahr noch vor der Schlachtung auf Grund der schlechten Haltungsbedingungen. Nicht nur die Tiere erleiden schreckliche Qualen, auch der Mensch ist betroffen. Einem aktuellem Bericht zufolge tragen die Praktiken intensiver Hähnchenproduktion zum Anstieg der antimikrobiellen Resistenzen (AMR) bei Bakterien bei, die vom Tier auf den Menschen übertragbar sind wie Campylobacter, Salmonellen und E.coli. Seit Jahrzehnten pumpen Massentierhalter Antibiotika in die Tiere, um unmenschliche und krankheitsauslösende Bedingungen auszugleichen. Jetzt wehren sich Bakterien. Dies ist äußerst besorgniserregend, da die Anzahl der schwerwiegenden Infektionen mit E. coli auf Rekordhöhe liegt und von Jahr zu Jahr zunimmt. E. coli ist bei weitem die häufigste Ursache für Harnwegsinfektionen und gefährliche Blutvergiftungen beim Menschen und kann auch Meningitis verursachen. Diese Infektionen können tödlich sein, wenn sie nicht auf Antibiotika ansprechen. Laut OECD könnten so in den nächsten Jahren durch Antibiotika-resistente „Superbugs“ 1,3 Millionen Menschen in Europa daran sterben, wenn nicht mehr getan wird, um das Problem zu lösen. Forscher studieren bereits mittelalterliche Quellen auf der Suche nach Mitteln gegen antibiotikaresistente Keime. Die Landwirte wollen weiterhin Antibiotika einsetzen, obwohl Massentierhaltung antibiotikaresistente Keime fördert. Unglaublich, oder?
Neuer Bericht zeigt schädliche Auswirkungen intensiver Massen-Hähnchen-Haltung auf öffentliche Gesundheit und Umwelt – neben Tierwohl
Ein neuer Bericht von Agribusiness Consulting liefert schlagende Beweise für die Notwendigkeit, das bisherige Modell intensiver Hähnchenproduktion, das die EU-Länder dominiert, die öffentliche Gesundheit bedroht, die Umwelt verseucht und die Tiere selbst ohne Respekt behandelt, neu zu überdenken.
Auch eine neue Recherche zeigt systematische Tierqual bei Wiesenhof und Co. – vom ersten Tag bis zum Tag der Schlachtung. Gequetscht, getreten, lebendig entsorgt: Eine Undercover-Recherche von Animal Equality offenbart die systematische Grausamkeit in deutschen Hähnchenmast-Betrieben. Die dokumentierten Betriebe beliefern die Großkonzerne Wiesenhof und Rothkötter. Nach maximal 42 Lebenstagen endet die Qual der Tiere: im Schlachthof. In Deutschland leben 99 % aller Masthühner in Betrieben mit über 10.000 Tieren. Dort leben sie dicht gedrängt in riesigen Hallen.
30 Millionen Hühner sterben in Deutschland pro Jahr noch vor der Schlachtung auf Grund der schlechten Haltungsbedingungen.
Immer wieder wurden Hühner dokumentiert, die nicht mehr laufen oder aufstehen können. Oft ein Zeichen von Überzüchtung.
Schwache und kranke Tiere werden beseitigt. Im Bild quetscht ein Arbeiter ein Küken an den Trog – vermutlich, um es zu töten.
Küken werden in allen gefilmten Betrieben systematisch auch lebendig entsorgt. Insgesamt zehn Mal wurde dies dokumentiert.
Bei Ankunft im Mastbetrieb werden die kürzlich geschlüpften Küken rücksichtslos auf den Haufen anderer Küken geworfen.
Der Transport zum Schlachthof beginnt mit Tritten und Schlägen der Fängertrupps. Tiere werden an den Beinen gepackt und in die Boxen geschleudert. Nicht selten brechen dabei Flügel oder Beine.
Eine Gefahr für die Gesundheit – Antibiotika dürfen keine Notwendigkeit in einem Tiermastbetrieb sein, wenn die Landwirte eine gute und saubere Arbeit machen.
In den meisten kommerziellen Hühnermastbetrieben werden den Hühnern Antibiotika verabreicht gegen Infektionen. Diese Mittel sind relativ billig und überall erhältlich und sie sorgen für hohe Profite. Die Probleme treten auf, wenn die Tiere unter schmutzigen Bedingungen gehalten und so Infektionen und Viren ausgesetzt werden.
Ein neuer Bericht von Agribusiness Consulting wurde veröffentlicht, nachdem das EU-Parlament die EU-Kommission dringend ersucht hatte, die großen gesellschaftlichen Probleme anzugehen, die von intensiver Hähnchenmast herrühren. Er konzentriert sich auf die hauptsächlichen Folgen, die aus den Praktiken der Geflügelproduktion in der EU resultieren. Nach der Beschreibung der Praktiken und dem Sammeln von Beweisen für ihre Auswirkungen schlussfolgert der Bericht, dass die intensive Masthähnchenproduktion zu dem gegenwärtigen Anstieg antimikrobiellen Resistenzen beiträgt sowie die Umwelt verseucht, von systembedingten Verstößen gegen das Tierwohl abgesehen.
Diesem Bericht zufolge tragen die Praktiken intensiver Hähnchenproduktion zum Anstieg der antimikrobiellen Resistenzen (AMR) bei Bakterien bei, die vom Tier auf den Menschen übertragbar sind wie Campylobacter, Salmonellen und E.coli (EFSA/ECDC, 2016). Der Kampf gegen diese Mikroben hat oberste Priorität in der EU, jedoch wurden durch die Kommission bislang keine Maßnahmen beschlossen zur Einhaltung von Tierwohlstandards in der Hähnchenmast als wichtiges Mittel zur Reduktion der immer noch hohen Abhängigkeit des Sektors von antimikrobiellen Behandlungen. Zoonotische [=vom Tier auf den Menschen übertragbare] Bakterien, die üblicherweise in der Geflügelproduktion vorkommen, haben Resistenzen gegen multiple Antibiotika entwickelt, die wichtig sind für die menschliche Gesundheit, weswegen ein entsprechendes Handeln der Kommission für die Industrie dringend erforderlich ist.
Essen Sie Hähnchenfleisch, dann ist die Gefahr groß, mit Campylobacter infiziert zu werden. Mit mehr als 70 000 übermittelten Erkrankungen im Jahr 2016 und ähnlich hohen Zahlen in den Vorjahren ist die Campylobacter-Enteritis zur häufigsten bakteriellen meldepflichtigen Krankheit in Deutschland geworden. Der bedeutendste Risikofaktor für eine Campylobacter-Infektion war laut dem Robert-Koch-Institut der Verzehr von Hühnerfleisch, darüber berichteten wir Netzfrauen im November 2017 in unserem Beitrag: Gefahr aus dem Hühnerstall- Campylobacter-Infektion – Durchfallerkrankungen nehmen zu
Antimikrobiotika, die in der Hähnchenmast eingesetzt werden, verseuchen ferner die Umwelt durch Wasser- und Bodenkontamination.
Tatsächlich zeigen neue wissenschaftliche Studien, dass bis zu 90 % der in der Tiermast eingesetzten Antimikrobiotika […] in die Umwelt ausgeschieden werden können und so die Physiologie der Wasserlebewesen verändern, was der Ausbreitung von Antimikrobiotikaresistenzen weiter Vorschub leistet.
Darüber hinaus ist intensive Hähnchenmast verantwortlich für hohe Emissionen von Ammoniak. Dieses wirkt sich negativ auf Tiere und Menschen aus, während Ammoniak von Boden, Wasser und Vegetation absorbiert wird. Der Bericht hebt hervor, dass die Versauerung von Boden und Wasser, Eutrophierung [z. B. durch Dünger] und daraus resultierender Verlust der biologischen Vielfalt und Treibhausgasen große Probleme sind, die mit der Emission von Ammoniak einhergehen.
Verletzungen des Tierwohls – die hauptsächlich mit dem Gewicht auf schnelles Wachstum zu tun haben – gehen Hand in Hand mit schädlichen Konsequenzen für die Gesundheit von Öffentlichkeit und Umwelt. Aspekte wie hohe Unterbringungsdichte [der Tiere], die Unmöglichkeit, natürliche Verhaltensweisen auszudrücken und eine hohe Konzentration giftiger Gase führend dazu, dass das intensiv gemästete Hähnchen extrem anfällig für Krankheiten ist. Folglich benötigen diese Tiere eine beträchtliche Menge an Antimikrobiotika, um am Leben zu bleiben.
„Trotz verfügbarer Nachweise über schädliche Auswirkung solcher Tierhaltungspraktiken werden 90 % aller Tiere in der EU mittels der oben beschriebenen Intensivhaltung produziert. Noch dazu expandiert dieser Sektor“, sagt Reineke Hameleers, Direktor der Eurogroup for Animals. „Angesichts der Aspekte Tierwohl und Gesundheit von Öffentlichkeit und Umwelt, wie sie dieser Bericht hervorhebt, haben die Institutionen der EU die Pflicht, Massentierhaltung fortan zu verhindern. Um das Problem bei der Wurzel zu packen, ist es notwendig, Tierwohl und alternative Systeme zu unterstützen“.
Die Gesetzgebung der EU zum Tierwohl von Masthähnchen garantiert derzeit nicht das Wohl der Masthähnchen. Dies geht aus dem Umsetzungsbericht der EU-Kommission selbst hervor. Das EU-Parlament wird in der nächsten Woche eine Resolution in dieser Angelegenheit zu verabschieden versuchen, um die Sache endlich voranzubringen.
Obwohl die Probleme bekannt sind, andere Länder schon längst reagiert haben, haben sich die Vertreter des Europaparlaments und der EU-Staaten nach mehrjährigen, zähen Verhandlungen auf Neuregelungen verständigt, doch die EU-Staaten haben drei Jahre Zeit, um die neuen Vorschriften umzusetzen. Damit greift die Verordnung nicht vor Ende 2021.
Anders in den USA. Hier wurde eine Petition gestartet, die den intensiven Missbrauch von Antibiotika verhindern soll. Sie nennen die gefährlichen antibiotikaresistenten Bakterien „Superbakterien“. Durch diese entstehen für die Amerikaner zusätzliche Kosten für das Gesundheitswesen von bis zu 26 Milliarden Dollar pro Jahr. Mit dem Hashtag #subsnotdrugs und #antibiotic, aber auch mit Protestplakaten machten die Verbraucher in den USA darauf aufmerksam, dass Antibiotika in Fleisch nichts zu suchen haben. Mit Erfolg, denn nicht nur Kalifornien reagierte mit einem neuen Gesetz, sondern sogar die Fleischindustrie verzichtet vermehrt auf Fleisch, das Antibiotika enthält.
Während Kalifornien bereits im Oktober 2015 das strengste Tier-Antibiotika-Gesetz in den USA erlassen hat, das den Einsatz von Antibiotika bei Nutztieren stark begrenzt und die routinemäßige Anwendung der Medikamente in der Landwirtschaft verbietet, behauptet der schleswig-holsteinische Bauernverband, dass auf Antibiotika in der Tierhaltung die Landwirte nicht verzichten können.
«Unter einem kompletten Verzicht auf Antibiotika würden am meisten die Tiere leiden», sagte Vorstandsmitglied Dietrich Pritschau der Deutschen Presse-Agentur. Er ist selbst Schweinehalter. Er kenne keinen Landwirt, der sich nicht täglich Gedanken um die Tiergesundheit mache – und sei es aus rein wirtschaftlichem Eigeninteresse, sagte Pritschau. Für ihn stehe fest: «Wir werden uns weiter um noch gesündere Tiere kümmern müssen.»
Ein Hühnermastbetrieb in Pennsylvania zeigt, dass es auch anders möglich ist.
Der Betrieb, der Scott Sechler gehört, ist einer der ersten, der ausschließlich eine Mischung von Oregano-Öl und Zimt einsetzt, um seine Hühner zu behandeln und zu pflegen.
Gleich den Antibiotika unterstützt das Öl die Hühner bei der Abwehr von Infektionen und mindert so [auch] den Verlust von Hühnern auf Grund von Krankheiten – und somit auch Geld. Was ist anders? Das Öl ist vollkommen natürlich und sorgt für wesentlich gesündere Hühner im Vergleich zu jenen, die mit chemischen Antibiotika und Medikamenten gefüttert werden.
Die Kosten für das Oregano-Öl sind zwar beträchtlich höher, aber dennoch verkauft Sechlers Betrieb viele Hühner direkt an Konsumenten und auch an Lebensmittelgeschäfte. Siehe: Wohl dem, der eine Hausapotheke hat! Oregano anstatt Antibiotika – bei Mensch und Tier! The ultimate antibiotic: oregano – Farms Turn to Oregano
Was die regelmäßige „Fütterung“ mit Antibiotika für die Tiere und für den Menschen – als das Ende der Nahrungskette – für Auswirkungen hat, kann man sich an fünf Fingern abzählen (sofern man das Problem sehen möchte!)
NEW REPORT DEMONSTRATES DETRIMENTAL IMPACTS OF INTENSIVE BROILER CHICKEN FARMING ON PUBLIC HEALTH AND THE ENVIRONMENT, BESIDES ANIMAL WELFARE
A new report of AgriBusiness Consulting makes a compelling case for a complete rethinking of the industrial intensive chicken production model that predominates in the EU and that threatens public health, pollutes the environment, and does little to respect animal welfare.
The report, published less than a week after the European Parliament urged the European Commission to address the major societal challenges caused by intensive broiler farming, focuses on the main issues arising from EU poultry production practices. After describing these practices and gathering evidence on their impact, the report concludes intensive broiler farming contributes to the current increase in antimicrobial resistance and causes environmental degradation, while also being intrinsically linked to poor animal welfare.
According to this new report, intensive broiler rearing practices are contributing to the increase in antimicrobial resistance (AMR) in bacteria of zoonotic importance, such as Campylobacter spp., Salmonella spp., and E.coli (EFSA/ECDC, 2016). Fighting against AMR remains a key priority for the EU, but no actions have been set so far by the Commission to concretely support the uptake of higher animal welfare standards in broiler farming as an important means to reduce the sector’s still high dependency on antimicrobial treatments. Zoonotic bacteria that are typically found in intensive poultry production are developing resistance to multiple antibiotic substances that are important for human health, and Commission action is therefore urgently needed across the industry.
Antimicrobials used in intensive broiler systems are also polluting the environment, through water and soil contamination. Indeed, recent scientific studies show that up to 90% of antimicrobial agents used for livestock, including intensively reared broilers, may be excreted into the environment, causing changes in the physiology of water life and constituting another potential route for AMR.
Additionally, intensive broiler farming is responsible for high ammonia emissions, with negative effects on animals and humans, as ammonia is absorbed by land, water, and vegetation. As highlighted in the report, soil and water acidification, eutrophication and subsequent loss in biodiversity and greenhouse (GHG) emissions are major problems associated with ammonia deposition.
Clearly poor animal welfare – primarily due to selection for extremely fast growth – goes hand in hand with harmful consequences for public and environmental health. Factors such as high stocking densities, the deprivation of any possibility to express natural behaviours, and high concentrations of noxious gases, contribute to making intensively reared broiler chickens extremely vulnerable to disease. Consequently these animals still require a significant amount of antimicrobials just to stay alive.
“Despite available evidence on the detrimental effects of such farming practices, intensive broiler systems account for over 90% of the whole production in the EU, and the sector is in constant expansion” says Reineke Hameleers, Director at Eurogroup for Animals. “Given the animal welfare, environmental and public health implications highlighted by this report, the EU institutions have a duty to discourage intensive rearing. Raising the bar for animal welfare and supporting the shift to alternative systems are pivotal to tackle the problems at their roots.”
The EU’s legislation on broiler welfare is currently no guarantee for the welfare of broiler chickens, a fact that clearly emerges from the European Commission’s own implementation report. In an attempt to overturn this situation and urgently address the legislation’s shortcomings, the European Parliament will vote on a Motion for Resolution on this matter next week.
We hope this text will send a strong message to the Commission, urging it to support alternative, and less harmful, broiler farming systems. To keep animals healthier, Eurogroup for Animals is advocating for a shift towards rearing systems that offer animals more space, enrichment materials and clean air. Higher welfare breeds should be favoured, in order to have more robust flocks that are less susceptible to disease and consequently require fewer antimicrobials.
Netzfrauen Ursula Rismann-Telle und Doro Schreier
Steuergelder für billiges Geflügelfleisch aus Polen – Das unsägliche Leid der Martinsgänse
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