War Ihnen bekannt, dass Plastikmüll um die Welt gekarrt wird und manchmal auch zurück? Es ist auch erwähnenswert, dass jährlich weltweit mehr als 320 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle entstehen und nur geschätzte 9% recycelt werden. Etwa 80% landen auf Deponien oder werden in die Ozeane gekippt, weil man nicht weiß, wohin damit! Beim Plastikmüll führen die Europäer die Liste an. Nirgends fällt in Europa pro Kopf mehr Verpackungsmüll an als in Deutschland. Und damit es keiner merkt, hat man den Plastikmüll einfach nach China gebracht. Doch Europa muss ein neues Zuhause für die fast drei Millionen Tonnen Plastik finden, denn diese Menge wurde nach China exportiert. China überreichte der Welt ein 111 Millionen Tonnen schweres Müllproblem. Doch man wurde fündig und so landen die Kunststoffabfälle inzwischen in Vietnam, Thailand und Malaysia. In Vietnam landet dann ein Teil im Ozean, merkt ja keiner. Und die Fische fressen dann das Plastik und so kommt der Plastikmüll wieder nach Europa zurück. Guten Appetit!
China will unseren Müll nicht mehr – wohin jetzt?
Die Deutschen produzieren so viel Müll wie kein anderes europäisches Land. Nur etwa 42% des Plastik-Mülls in Deutschland werden recycelt. Unter dem Motto: „aus den Augen, aus dem Sinn“ wird der Plastikmüll nach Asien exportiert. Doch gerade dort gibt es ein weiteres Problem: China, Indonesien, die Philippinen, Thailand und Vietnam werfen mehr Plastik in die Ozeane als der Rest der Welt zusammen und genau hierhin wird der Plastikmüll der EU exportiert.
Wir hatten bereits berichtet, dass 300 Tonnen Müll vor der Küstedes Golfs von Thailand entdeckt wurden. Letztes Jahr filmte ein Taucher ein schockierendes Unterwasservideo: Plastikmüll auf Bali !
Die große Menge an Abfällen, die aus Europa nach Asien exportiert werden, wird hauptsächlich durch die von der EU festgelegten hohen Deponiesteuern verursacht
Der Export von Plastikabfällen aus Europa nach Südostasien
Die Exporte von Kunststoffabfällen nach Südostasien sind stark gestiegen – denn China will den Müll nicht mehr!
Die Verschiebung unterstreicht, wie sich der Weltmarkt verändert hat, nachdem China, das zuvor der weltweit größte Importeur von Kunststoffabfällen war, im vergangenen Jahr die Schließung seiner Grenzen beschlossen hatte.
Vietnam beherbergt erstaunliche 2.800 Dörfer, die sich auf Handwerkskunst spezialisiert haben. Aber nicht alle stellen Handwerkskunst für Touristen her, sondern auch einige, die sich darauf spezialisiert haben, alle Arten von weggeworfenem Kunststoff zu recyceln
Das Dorf Trieu Khuc liegt etwa 30 Autominuten vom Zentrum von Hanoi entfernt. Laut einer Studie von Pham Le Duc von der Vietnam Environment Technologies Corporation ( ENTEC) und der in Vietnam ansässigen Urban Environment Company ( URENCO ), die sich auf die Abfallbehandlung spezialisiert, gibt es im Dorf etwa 77 Unternehmen und 300 Menschen, die Recyclingverfahren durchführen.
Im Allgemeinen produzieren die Haushalte in Trieu Khuc Chips oder Flocken, die an Fabriken in Ho-Chi-Minh-Stadt oder China verkauft werden. Diese Fabriken stellen dann ein Endprodukt oder eine Faser für Kleidung, Teppich und andere Anwendungen her. Einige Haushalte in Trieu Khuc kaufen jedoch Pellets vor Ort und stellen im Dorf Fertigerzeugnisse her, darunter Stühle, Kleiderbügel und Blinkerabdeckungen für Autos.
Bei den Wasch- und Heizprozessen sind jedoch ernste Gesundheits- und Umweltrisiken zu erkennen. Kunststoffe können beim Erhitzen giftige Dämpfe abgeben und PVC-Dämpfe können Asthma verursachen. Gemischte Abfälle stellen zusätzliche Gefahren dar, da sie Krankheitserreger und giftige Substanzen wie Asbest oder Blei enthalten können. Der Rauch der Holzkohle- und Holzfeuer, die zur Erwärmung von Kunststoff verwendet werden, zusammen mit den Abgasen der erhitzten Kunststoffe selbst, kann zu Luftverschmutzung im Dorf führen.
Hinzu kommen Luft- und Wasserverschmutzung. Wie in einer anderen Studie hervorgehoben wird, gibt es in Vietnam eine mangelnde Durchsetzung der Umweltvorschriften für Erzeuger auf Haushaltsebene, da davon ausgegangen wird, dass die von ihnen erzeugten Abfälle im Vergleich zu größeren Unternehmen nicht signifikant sind.
China war der weltweit größte Importeur von Kunststoffabfällen, einschließlich Papier und Textilien, doch damit ist jetzt Schluss. Chinas Verbot betrifft vor allem Europa und die USA, sie sind die größten Exporteure, die ihren Abfall in China abluden. 2015 wurden laut Umweltministerium Chinas bis zu 47 Millionen Tonnen importiert. Es ist ein fortdauernder „Krieg gegen Verschmutzung“ in China. Es ist auch Teil der Bemühungen des Landes, die Lieferkette nach oben zu verschieben und seine Abhängigkeit von minderwertigen Industrien zu verringern, so der Umweltminister.
Mit einem Import von 170,5 Millionen Tonnen (MMT) in 28 Jahren lag China mit 72,4% der weltweiten Importe an der Spitze. Mit China, das Nein zu Plastikmüll sagt, braucht die Welt einen neuen Plan.
Unter den größten Exporteuren von Kunststoffabfällen belegen Hongkong, die Vereinigten Staaten und Japan im Zeitraum 1988-2016 die Top-3-Plätze. Das Exportvolumen aus diesen drei Ländern betrug 56,1 Millionen Tonnen (MMT), 26,7 Millionen Tonnen (MMT) und 22,2 Millionen Tonnen (MMT).
Die übrigen Länder der zehn größten Exporteure von Kunststoffabfällen waren Deutschland, Mexiko, das Vereinigte Königreich, die Niederlande, Frankreich, Belgien und Kanada. Diese zehn Länder machten zusammen 78% der weltweiten Exporte aus und eine Studie geht davon aus, dass die Kunststoffexporte aus diesen Ländern in Zukunft ansteigen werden.
Europa exportiert nicht nur Plastikmüll, sondern importiert ihn auch!
Malaysia, Vietnam, die Türkei, Indien und Indonesien übernahmen rund 60% der Abfälle, die sonst nach China exportiert wurden. Dazu auch Chinas Krieg gegen ausländischen Müll
Die Top-Importeure der Kunststoffabfälle der Welt im Zeitraum 1988 bis 2016:
1. China
Kunststoffabfallimport: 106 Millionen Tonnen (MMT)
Gesamthandelswert der Importe: 57,6 Mrd. USD
Anteil der weltweiten Importe: 45,1%2. Hongkong
Plastikimportimport: 64,5 Millionen Tonnen (MMT)
Gesamthandelswert der Importe: 23,3 Milliarden US-Dollar
Anteil der weltweiten Importe: 27,3%3. Vereinigte Staaten
Import von Plastikabfällen: 8,49 Millionen Tonnen (MMT)
Gesamthandelswert der Importe: 5,18 Mrd. USD
Anteil der weltweiten Importe: 3,60%4. Niederlande
Import von Kunststoffabfällen: 6,43 Millionen Tonnen (MMT)
Gesamthandelswert der Importe: 2,40 Mrd. USD
Anteil der weltweiten Importe: 2,70%5. Deutschland
Import von Kunststoffabfällen: 5,36 Millionen Tonnen (MMT)
Gesamthandelswert der Importe: 2,30 Mrd. USD
Anteil der weltweiten Importe: 2,30%6. Belgien
Import von Kunststoffabfällen: 4,15 Mio. Tonnen (MMT)
Gesamthandelswert der Importe: 1,81 Mrd. USD
Anteil der weltweiten Importe: 1,80%7. Kanada
Import von Kunststoffabfällen: 3,83 Millionen Tonnen (MMT)
Gesamthandelswert der Importe: 1,76 Milliarden US-Dollar
Anteil der weltweiten Importe: 1,60%8. Italien
Import von Kunststoffabfällen: 3,32 Millionen Tonnen (MMT)
Gesamthandelswert der Importe: 1,88 Mrd. USD
Anteil der weltweiten Importe: 1,40%9. Indien
Import von Plastikabfällen: 3,10 Millionen Tonnen (MMT)
Gesamthandelswert der Importe: 1,20 Milliarden US-Dollar
Anteil der weltweiten Importe: 1,30%10. Andere Asien
Plastikimportimport: 2,38 Millionen Tonnen (MMT)
Gesamthandelswert der Importe: 0,97 Mrd. USD
Anteil der weltweiten Importe: 1,01%Die Top-Exporteure der weltweiten Kunststoffabfälle im Zeitraum 1988 bis 2016:
1. Hongkong
Export von Kunststoffabfällen: 56,1 Millionen Tonnen (MMT)
Kumulativer Handelswert: 16,7 Milliarden US-Dollar
Anteil an den weltweiten Exporten: 26,1%2. Vereinigte Staaten
Export von Plastikabfällen: 26,7 Millionen Tonnen (MMT)
Kumulativer Handelswert: 12,3 Milliarden US-Dollar
Anteil der weltweiten Exporte: 12,4%3. Japan
Export von Kunststoffabfällen: 22,2 Millionen Tonnen (MMT)
Kumulativer Handelswert: 9,64 Milliarden US-Dollar
Anteil an den weltweiten Exporten: 10,3%4. Deutschland
Export von Kunststoffabfällen: 17,6 Millionen Tonnen (MMT)
Kumulierter Handelswert: 6,95 Milliarden US-Dollar
Anteil an den weltweiten Exporten: 8,22%5. Mexiko
Export von Plastikabfällen: 10,5 Millionen Tonnen (MMT)
Kumulierter Handelswert: 4,55 Milliarden US-Dollar
Anteil an den weltweiten Exporten: 4,90%6. Vereinigtes Königreich
Export von Kunststoffabfällen: 9,26 Millionen Tonnen (MMT)
Kumulativer Handelswert: 3,32 Milliarden US-Dollar
Anteil der weltweiten Exporte: 4,31%7. Niederlande
Export von Kunststoffabfällen: 7,71 Millionen Tonnen (MMT)
Kumulierter Handelswert: 3,19 Milliarden US-Dollar
Anteil an den weltweiten Exporten: 3,59%8. Frankreich
Export von Kunststoffabfällen: 7,55 Millionen Tonnen (MMT)
Kumulativer Handelswert: 3,49 Milliarden US-Dollar
Anteil an den weltweiten Exporten: 3,52%9. Belgien
Export von Kunststoffabfällen: 6,41 Millionen Tonnen (MMT)
Kumulierter Handelswert: 2,55 Milliarden US-Dollar
Anteil an den weltweiten Exporten: 2,99%10. Kanada
Export von Kunststoffabfällen: 3,89 Millionen Tonnen (MMT)
Kumulativer Handelswert: 1,93 Milliarden US-Dollar
Anteil an den weltweiten Exporten: 1,81%
Unsere Abfälle unter dem Teppich eines anderen zu fegen, ist keine Lösung für das Plastikproblem
Nachdem China seit 01.Januar 2018 keinen Plastikmüll mehr aus Europa importieren will, fiel der Export von Europa um 96 Prozent. Wir zeigen Ihnen es am Beispiel Großbritannien.
Chinas Importe von Plastikabfällen aus dem Vereinigten Königreich sanken zum Beispiel um 97 Prozent, während die von Hongkong in nur vier Monaten um 71 Prozent sanken. Großbritannien exportiert eine bedeutende Menge seines Plastikmülls, weil es nicht über eine ausreichende Recyclinginfrastruktur verfügt, um es im Inland zu verarbeiten, und weil sein System von Recyclingkrediten, die als „Packet Recycle Notes“ bezeichnet werden, die Exporteure tatsächlich für die Beseitigung des Mülls bezahlt.
Vietnam gehört zu den fünf Ländern, die Plastikmüll in den Ozean „werfen“.
Durch lasche Gesetze und schlechte Infrastruktur für die Abfallbewirtschaftung landet der Plastikmüll einfach im Ozean. Mittlerweile gibt es an den langen Stränden fast mehr Plastik als Sand. Der einst ruhige und saubere Strand von Da Loc in der vietnamesischen Provinz Thanh Hoa, südlich der Hauptstadt Hanoi, erstickt seit Jahrzehnten langsam unter dem Gewicht von Plastikmüll.
Vietnam importiert nicht nur Plastikmüll, sondern produziert auch Plastikmüll. Vietnam steht in Asien an vierter Stelle, die anderen drei asiatischen Länder, die den meisten Plastikmüll produzieren, sind China, Indonesien und die Philippinen.
Die EU-Daten zeigen, dass Malaysia, Vietnam und Indien Anfang 2018 weitaus mehr Plastikabfälle aus Europa importierten als zuvor.
Essen Sie noch Fisch aus Asien? Jetzt müsste Ihnen der Appetit vergangen sein, denn Vietnam ist auch der große Exporteur von Fisch in die EU.
Netzfrau Doro Schreier
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