Afrikanische Länder wollen die Kleider der „toten Leute“ aus Europa nicht mehr! – African countries ban secondhand clothes imports

kleidung77Die afrikanischen Länder wurden sogar mit Sanktionen aus den Industriestaaten bedroht, sollten sie ihr Verbot von Altkleiderimporten nicht rückgängig machen. „Wir haben wieder einen Krieg und dieses Mal sieht es so aus, als würden wir uns um die Kleidung der „toten Leute“ streiten, so die Länder in Afrika. Doch sie sind dabei geblieben und die Ostafrikanische Gemeinschaft (EAC) hat ihre Pläne zur Entwicklung eines eigenen starken Textil- und Ledersektors in Ostafrika bekräftigt. Immer noch glauben die Menschen in Europa, dass die hierzulande gesammelten Altkleiderspenden direkt in die Katastrophengebiete der Welt gehen. Die Altkleidermafia bekommt die Kleidung quasi zum Nulltarif. Mit Altkleidern lässt sich gut Kasse machen. Für eine Tonne Second-Hand-Ware bekommen sie bis zu 500 Euro. Zig-Tausend Tonnen Altkleider ziehen sie in Deutschland ab und verkaufen sie an die Ärmsten der Armen, zum Beispiel nach Afrika. Doch damit ist jetzt Schluss, die Altkleidermafia muss sich neue Abnehmer suchen.

Die ostafrikanischen Länder wollen ihre eigene Textilindustrie aufbauen und Arbeitsplätze schaffen

„Nichts sollte uns davon abhalten, unsere regionalen Ziele im Handel und in anderen Entwicklungsbereichen zu erreichen“, erklärte der Vorsitzende des EAC-Gipfeltreffens und ruandische Präsident Paul Kagame. Er sprach im Arusha International Conference Center in Tansania. Kagame hat kürzlich den Vorsitz des Gipfeltreffens von Präsident Yoweri Museveni aus Uganda übernommen. Die Präsidenten der ostafrikanischen Gemeinschaft trafen sich am 01. Februar 2019 in Arusha, Tansania.

Auf dem Gipfel wurde u. a. die Einfuhr von Gebrauchtfahrzeugen erörtert, die reduziert werden soll. Dazu werden Gelder für Werkstätten für Kraftfahrzeuge bereitgestellt. Außerdem soll die regionale Textil- und Lederindustrie gefördert werden, denn somit werden neue Arbeitsplätze geschaffen.

Staatliche Erpressung zugunsten der Textilindustrie – USA warnt Afrika davor, Altkleiderimporte zu verbieten

Wir Netzfrauen hatten bereits 2018 berichtet, dass die USA mit Sanktionen drohen, sollten Kenia, Ruanda, Tansania und Uganda ihr Verbot von Altkleiderimporten nicht rückgängig machen. Wenn ein Land in Afrika Exporte aus den westlichen Ländern verweigert, weil sie der eigenen Wirtschaft schaden und somit auch Arbeitsplätze verloren gehen, droht man dem jeweiligen Land wie die USA oder man nimmt als Waffe ein Freihandelsabkommen wie die EU. Der Import gebrauchter Kleidung hat die regionale Bekleidungsindustrie in Afrika zugrunde gerichtet und die Regionen abhängig vom Westen gemacht. Etliche Länder Ostafrikas haben es gründlich satt, mit Second-Hand-Waren von westlichen Hilfsorganisationen und Großhändlern überschwemmt zu werden. Sie haben solche Importe verboten und in den letzten Jahren ihre Textilindustrie ausgebaut.

Sieht so Hilfe zur Selbsthilfe aus? Erpressung zugunsten der eigenen Industrie? „Wenn ihr unseren „Müll“, in diesem Fall Altkleider, nicht abnehmt, könnt ihr was erleben“.

Die ostafrikanischen Länder lassen sich nicht erpressen und machen weiter

Inzwischen hat Ruanda bereits eine Multi-Agency-Task Force gegründet, um ein Schulungsprogramm für lokale Fabriken und kleine und mittlere Unternehmen in der Lederverarbeitung zu starten. Die Regierung des Landes möchte, dass Hersteller sauberere Produktionstechnologien einsetzen.

Auf der Veranstaltung sagte der ehemalige Vorsitzende des EAC-Gipfels, Museveni, dass das Geschäft in der ostafrikanischen Gemeinschaft mit einer Senkung der Kosten für Strom, Transport, Arbeit und Zinssätze wachsen wird. Er drückte auch Vertrauen in die Fähigkeit der EAC aus, ihre Agenda voranzutreiben. Die Verantwortlichen der Veranstaltung kamen zu dem Schluss, dass ihre ehrgeizige Politik, wenn sie richtig verwaltet wird, bald Wurzeln schlagen und den Lebensunterhalt von Millionen von Menschen in ganz Ostafrika verbessern wird.

Vor diesem Zeitpunkt hatten die EAC-Mitgliedstaaten einen Ausstiegsplan und ein letztes Verbot der Einfuhr von gebrauchten Kleidungsstücken und Lederwaren bis 2018 vereinbart, um die Industrialisierung und die Schaffung von Arbeitsplätzen in der Region zu unterstützen. Die Akteure der Textilbranche in der Region wurden aufgefordert, Kleidungsstücke herzustellen, die geringere Technologie und Fertigkeiten erfordern. Regionale Akteure und Regierungen wurden aufgefordert, Programme aufzulegen, die zur Ankurbelung einer lokalisierten Wertschöpfungskette beitragen.

Das Mitumba-Verbot ist ein erbitterter Kampf zwischen afrikanischer Würde und den Jobs der Industriestaaten

eine Industrie, die von ausrangierten Waren lebt. DATEIFOTO | NMG

Warum die ostfarikanischen Länder den Import von Altkleidern aus Europa und USA verbieten, schreibt JENERALI ULIMWENGU in einem Beitrag auf theeastafrican.co.ke, Wir haben den Beitrag frei übersetzt, damit Sie die Menschen in Afrika verstehen.

Wir haben wieder einen Krieg und dieses Mal sieht es so aus, als würden wir uns um die Kleidung der „toten Leute“ streiten. Im Jahr 2017 wurde in einigen ostafrikanischen Staaten der Import von gebrauchter Kleidung aus Amerika und Europa in unterschiedlichem Maße eingeschränkt.

Einige sprachen sich dafür aus, die lokale Textilindustrie zu fördern und zu schützen. Andere erklärten, dass es unwürdig sei, Kleidung zu tragen, die von unbekannten Menschen anderswo getragen wurden. Diese Kleidungsstücke sind tatsächlich in Afrika eingedrungen.

Überall, wo Sie auf dem Kontinent reisen, werden Sie Stapel von Textilien aller Art in verschiedenen Frischezuständen sehen, von tollen – die Sie vielleicht ausprobieren wollen – bis hin zu ekelhaften Kleidern, die so abgetragen sind, als wären sie als Putzlappen benutzt worden, zum Beispiel als Wischer in einem Badezimmer. Diese Gegenstände sind schon lange bei uns und unsere Leute haben sogar Namen für sie gefunden.

In manchen Gemeinden werden sie als „tote Männerkleidung“ bezeichnet. Unten in Mosambik sind sie bekannt als Roupas de Calamidade oder „Kleidung der Katastrophe“. In meinem Dorf waren sie bekannt als Akafa ntwigana (als er starb, waren wir gleich groß). In Kiswahili werden sie im Allgemeinen als Mitumba bezeichnet , was „toter Körper“ bedeutet.

Unsere Armut hat dazu geführt und uns dahin gebracht, wo wir jetzt sind. Wir können es uns nicht leisten, neue Kleidung zu kaufen, so füttern wir eine Branche, die auf ausrangierten Waren gedeiht, so wie wir es gewohnt sind: gebrauchte Autos, Fernsehgeräte, Möbel, etc. zu kaufen. Wir sind Menschen für gebrauchte Produkte. Sogar die Medikamente, die in vielen unseren Apotheken stehen, haben ihr Haltbarkeitsdatum überschritten.

Aus diesen Gründen unterstützen wir das Altkleiderverbot.

Ruandas Präsident Paul Kagame geht viele Risiken ein, wenn es um Afrikas Würde geht, und er besteht auf der Notwendigkeit, das Selbstwertgefühl des Afrikaners wiederherzustellen, was wichtig ist, um unser selbstbewusstes Selbstvertrauen zu stärken. Alle Mitglieder der Ostafrikanischen Gemeinschaft haben die Möglichkeiten zur Industrialisierung ihrer Volkswirtschaften untersucht und die Textilindustrie scheint einen schnellen Gewinn zu ermöglichen.

Unsere Entschlossenheit, uns von der Schande des Ausgenutztwerdens zu befreien, macht uns stark, gegen die Macht der Vereinigten Staaten zu kämpfen, die das Verbot als Angriff auf ihre Arbeitsplätze betrachten.

Eine Organisation, die sich selbst SMART (Secondary Materials and Recycled Textile Association) nennt, hat Unheil angerichtet und die US-Regierung hat darauf reagiert, indem sie drohte, unsere Länder aus dem Africa Growth and Opportunity Act (Agoa) herauszunehmen. Warum? Weil die SMART-Leute etwa 40 000 Arbeitsplätze verlieren, wenn wir den Import gebrauchter Kleidung verbieten.

Also, was ist der Deal hier?

Dass wir zustimmen, weiterhin keine weitere Arbeitsplätze zu bekommen, die wir in Textilfabriken hätten haben können, nur damit wir nicht die Arbeitsplätze verlieren, die uns Agoa versprochen hat? Niemand scheint zu wissen, was der Kompromiss zwischen den beiden Optionen wirklich bedeutet, aber für mich klingt das nach dem Imperialismus der Textilindustrie. (Anmerkung siehe Bangladesch: im Würgegriff der Textilindustrie. Wenige weltweit tätige Handelsketten oder Agenten diktieren die dortigen Zustände.)

Es erinnert mich daran, dass die Briten China zwangen, wegen des  Imports von Opium im 19. Jahrhundert zwei Kriege zu führen, um das „Recht“ der Briten zu verteidigen, Opium zu verkaufen, um Geld für British India  zu verdienen. (Anmerkung: Als der chinesische Kaiser versuchte, gegen das Laster Opium vorzugehen, zwangen sie ihn in zwei Opiumkriegen, den Markt für ihre Ware offen zu halten)

Es waren auch die Briten, die die Inder zwangen, ihre Handwebstühle zugunsten der Textilfabriken von Manchester und Stockport aufzugeben.

Unsere Regierungen müssen klug handeln. Ich glaube nicht, dass die Vorteile, die sie aus Agoa ziehen, ausreichen, um auf die wirtschaftlichen und technologischen Vorteile eines robusten Industrialisierungsprogramms zu verzichten, insbesondere wenn es als Integrationsbemühung für den regionalen Wirtschaftsmarkt und schließlich für ganz Afrika konzipiert ist .

Es kann auch wichtig sein, Schritt für Schritt vorzugehen und nicht die vollständigen Einfuhrverbote verhängen, bevor wir Alternativen für die Armen bereitstellen, die sich den Luxus neuer Kleidung nicht leisten können.

Das Verbot könnte intelligent ausgerichtet werden; Zum Beispiel könnten wir damit beginnen, die Einfuhr von Kleidung wie Unterwäsche als Überträger von Krankheitserregern verbieten. Die amerikanischen Ureinwohner wurden teilweise durch Infektionen dezimiert, die in gebrauchten Kleidern aus einem erkrankten Europa auf ihren Kontinent gebracht wurden. So der Bericht von JENERALI ULIMWENGU in einem Beitrag auf theeastafrican.co.ke. 

Das Spenden von Kleidung reinigt Ihren Schrank, aber auch Ihr Gewissen?

Obwohl wir es besser wissen sollten, wird immer mehr Secondhand-Ware produziert. Zu jeder Jahreszeit werden neue Kleidungsstücke gekauft. Ist ja auch alles so billig, wie die Textilien von Primark. Ein T-Shirt für 3 Euro, eine Jeans für 9 Euro, Blusen um fünf Euro und Sneakers um drei Euro – mit dieser Schnäppchen-Strategie hat der Billiganbieter enormen Erfolg. Aber auch H&M, C&A, und Co bieten günstige Mode an, doch dort, wo sie produzieren lassen, verursachen sie großes Leid, wie in  Myanmar oder Bangladesch! Niedrige Gehälter und massive Überstunden, damit dann immer wieder billig neue Kleidungsstücke im Schrank ein neues Zuhause bekommen. Und genau so schnell, wie sie im Schrank landen, werden sie in einen Altkleidercontainer geworfen und dann auf die Reise nach Afrika geschickt.

„Was soll’s“, mag mancher sagen, „dafür waren die Klamotten wenigstens schön billig”. In der Tat. Und das macht sich auch im Kaufverhalten deutlich: Die Deutschen kaufen heute im Jahr etwa doppelt so viele Kleidungsstücke wie noch vor 30 Jahren. Doch für unsere billige Kleidung zahlen andere einen hohen Preis. Nicht nur durch die Verschwendung kostbarer Ressourcen, zum Teil auch mit ihrer Gesundheit oder ihrem Leben. Lesen Sie dazu:Die billige Masche von H&M – Die Karawane zieht weiter: „Made in Ethiopia“

Das Geschäft mit Gebrauchtkleidung ist ein Milliarden-Geschäft.

Der weltweite Großhandel mit Gebrauchtkleidung hat einen Wert von etwa 3,7 Milliarden $. Es ist ein verbreiteter Irrtum, dass Organisationen wie Oxfam oder andere Hilfsorganisationen die Kleiderspenden kostenlos in die sogenannte Dritte Welt verteilen. Der Fairness halber muss man erwähnen, dass sie auch nicht behaupten, dass sie die alten Jeans oder T-Shirts kostenlos verteilen, aber die Spender von gebrauchten Kleidungen erfahren auch nicht, dass diese Kleidung an Händler verkauft wird und diese dann wiederum an Einzelhändler.

Ein weltweit führendes Unternehmen der Branche ist beispielsweise die SOEX GROUP in Ahrensburg in der Nähe von Hamburg.

Aus einem Beirtag der SHZ zu Soex: Die Altkleider kommen aus 22.000 Sammelbehältern in Deutschland, von denen zwei Drittel mit karitativen Partnern betrieben werden. Ihnen kauft Soex die Textilien ab, für eigene Container zahlt Soex eine Stellgebühr. „Wir zahlen für alles. Wir wollen nichts geschenkt haben“, sagt Unternehmenssprecher Tim Krawczyk. Hauptabsatzmärkte sind Afrika (34 Prozent), Westeuropa (32 Prozent), Osteuropa (16 Prozent) sowie der Mittlere Osten (16 Prozent).

Vor ein paar Jahren stand Soex nach einer TV-Dokumentation mit dem Titel „Die Altkleider-Lüge – Wie Spenden zum Geschäft werden“ in der Kritik. Hauptvorwürfe: Die Spender wissen nicht, was mit ihrer Kleidung passiert, und Unternehmen wie Soex machen die Textilindustrie in Afrika kaputt. Mehr Informationen: Die Altkleiderlüge – Geschäftemacherei mit dem Mitleid

Mitumba nennt man sie in Afrika, die Kleidung der „toten Leute“, doch sie wollen diese Kleider nicht mehr, sondern Arbeitsplätze schaffen und ihre eigene Industrie aufbauen.

Netzfrau Doro Schreier

Mehr Informationen:

Unglaublich! Staatliche Erpressung zugunsten der Textilindustrie – USA warnt Afrika davor, Altkleiderimporte zu verbieten – US cautions Africans against banning used clothes

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