Oktopusse sind intelligente, kreative Geschöpfe. Sie in Massentierhaltung zu züchten, wäre ein Desaster. Forscher befassen sich mit der industriellen Produktion von Oktopussen. Eine schreckliche Idee. Wenn es nach einigen Menschen geht, werden sie bald in Unterwasser-Farmen gehalten für den menschlichen Konsum. Auch hier in Europa, und zwar in Spanien, Portugal und Griechenland. Solche eine Entwicklung wäre für Oktopusse schrecklich! Aquakultur ist der am schnellsten wachsende Sektor der Landwirtschaft. Lachse und Doraden, Karpfen, Pangasius, Muscheln oder Garnelen aus der Wassertierhaltung füllen längst die Kühlregale von Supermärkten und Gaststätten. Die freie Wildbahn haben sie nie erlebt. Sie werden gemästet wie Schweine, jetzt auch noch Oktopusse. Was kommt als nächstes?
Eine schreckliche Idee! Oktopusse sind intelligente, kreative Geschöpfe. Sie in Massentierhaltung zu züchten wäre ein Desaster!
Über die schrecklichen Zustände auf Fischfarmen haben wir bereits oft berichtet. Als wir jetzt die Nachricht bekamen, dass jetzt sogar Oktopusse in Massentierhaltung unter Wasser gehalten werden sollen, waren wir entsetzt. Wir haben für Sie die Nachricht von Kelsey Piper übersetzt:
Ein Oktopus braucht angereicherte Nahrung in Gefangenschaft. Wikimedia Commons
Vor einigen Jahren sorgte Inky, ein Oktopus in einem neuseeländischen Aquarium, für Schlagzeilen durch eine kühne Flucht – er brach aus seinem Gehege aus, bewegte sich drei weitere Meter über den Fußboden und wrang sich in ein Abflussrohr, das direkt in den Ozean führte. Über dieses Ereignis wunderten sich viele Oktopus-Fans nicht. Oktopusse sind hochintelligente Tiere; Sie gehen mit Werkzeugen um, fühlen Schmerzen, machen Pläne und kommunizieren beim Jagen miteinander.
Wenn es nach einigen Menschen geht, werden sie bald in Unterwasser-Farmen gehalten für den menschlichen Konsum.
Solche eine Entwicklung wäre für Oktopusse schrecklich. Oktopusse sind Einzelgänger und Fleischfresser. Sie eignen sich kaum für die Haltung in Gefangenschaft. Wenn sie in winzige Käfige eingesperrt werden, leiden sie und sterben; Wenn sie zu mehreren eingesperrt werden, töten sie einander.
Dies hat jedoch nicht den Vorstoß gestoppt, sie in Massentieranlagen zu halten. Teams von Spanien über China bis nach Chile probieren neue Methoden intensiver Oktopus-Massentierhaltung aus.
Eine neue Studie argumentiert, die im Entstehen begriffene Farmmethode für Oktopusse sei eine schlechte Idee – ein moralisches und ökologisches Desaster sei unausweichlich. Aber noch gibt es keine Oktopus-Farmen – was bedeutet, dass wir noch einen Fehler verhindern können, anstatt Jahrzehnte zu benötigen, um die Folgen [des Farmings] nach Beendigung zu beseitigen.
Warum Oktopus-Farmen eine schlechte Idee sind
Oktopusse stehen nirgendwo auf der Welt auf dem regulären Speisezettel, aber sie gelten in vielen Ländern als Delikatesse. Etwa 350.000 metrische Tonnen Oktopusse werden jährlich gefangen. Die wirkliche Zahl könnte höher liegen, da meist weniger angegeben wird.
Einige wittern hier ein Geschäft; Oktopusse könnten in größerem Umfang verkauft und [so] zu einem größeren Bestandteil der Nahrungsversorgung werden. Forscher versuchen herauszufinden, wie sie Oktopusse in winzigen, gesichtslosen Käfigen lange genug am Leben halten können, um sie zu Nahrungszwecken zu „ernten“. Aber „es gibt kaum eine Chance, dass dieses [Verfahren] irgendwelchen Tierwohlstandards entspricht“, sagte mir Jennifer Jacquet, eine der Co-Autorinnen des Berichts.
Massentierhaltung von Oktopussen ist auch für die Umwelt schrecklich: „An Land halten wir Pflanzenfresser. Im Ozean tendieren wir dazu, Tiere zu züchten, die zu den Fleischfressern gehören, und wir haben die Ozeane stärker belastet“, indem wir alle Tiere fangen, mit denen wir die Tiere füttern, die wir in Massentieranlagen heranfüttern. „Wir glauben, dass Aquakultur den Druck vom Ökosystem nimmt, aber in Wirklichkeit verschärft sie ihn“, so Jacquet.
Dennoch, so stellt der Bericht der Gruppe, der in der Winterausgabe von Issues of Science and Technology veröffentlicht wurde, fest, dass die Anstrengungen zur industriellen Oktopus-Aquakultur vorangetrieben werden.
In China werde gegenwärtig bis zu acht verschiedene Spezies von Oktopussen in Aquakulturen gezüchtet. In Japan berichtet die Firma für Meeresfrüchte Nissui über das Ausbrüten von Oktopuseiern in Gefangenschaft im Jahr 2017 und sie sagt bis 2020 einen marktfähigen fertigen Oktopus aus Aquakultur voraus. Viele Wissenschaftler tragen zu Werkzeugen und Technologie bei, um genetische Modifikationen vorzunehmen, die die industrielle Aquakultur von Oktopussen und anderen Arten von Kopffüßlern beschleunigen könnten.
Spanien, Portugal, Griechenland, Mexiko und Chile sind ebenfalls aktiv bei diesen Bemühungen unterwegs. Die Forscher bedrängen ihre Kollegen, die an der Erfindung von Techniken für für industrielles Farming von Oktopussen arbeiten, diese zu bedenken. Es gibt drei wichtige Gründe dafür.
Erstens zeigt uns ein großer Teil der Forschung, dass Oktopusse bewusste, fähige und wirklich sehr intelligente Lebewesen sind. „Wenn Oktopusse ein neuartiges Problem gelöst haben“, heißt es in einem Papier, „behalten sie seine Lösung lange im Gedächtnis“. Eine Studie fand heraus, dass Oktopusse das Wissen darum, wie man ein Schraubglas öffnet, wenigstens fünf Monate behalten. Sie sind auch in der Lage, komplexe Wasser-Landschaften zu bewältigen, extensive Beutezüge durchzuführen und visuelle Orientierungspunkte für ihre Navigation zu nutzen“.
Jedoch, wie Jacquet mir sagte, überzeugt nicht so sehr die Forschungsliteratur über die Intelligenz von Oktopussen oder das Bewusstsein von Tieren die Öffentlichkeit im Allgemeinen – es sind vielmehr die zahllosen Videos, die online verfügbar sind, die Oktopusse beim Verwenden von Werkzeugen, beim Diebstahl von Krabben, beim Tarnen und beim Lösen von Problemen in ihrer Umgebung zeigen. Die Menschen können ein intelligentes Tier erkennen, sobald sie es sehen, egal, ob sie die Forschung über die Intelligenz von Oktopussen gelesen haben oder nicht.
Zweitens hat laut dem Papier die „Aquakultur von Oktopussen die gleichen Auswirkungen auf die Umwelt wie andere Arten von Aquakulturen mit fleischfressenden Tieren. Und: Wie andere Aquakulturen dieser Art würde die Intensivzüchtung von Oktopussen den Stress für wildlebende Wassertiere nicht erleichtern, sondern erhöhen“.
Weltweit sind Fischereibetriebe schon am Ende durch die Überfischung. Aquakultur, die oft als Lösung [hierfür] „verkauft“ wird, verschlimmert dies durch die dramatisch ansteigende Nachfrage nach Fischprodukten.
„Die Überfischung der Ozeane für Futter für Aquakulturfische ist bereits ein großes Problem und es würde durch die Einführung von Oktopus-Farming nur noch schlimmer“ schrieb mir Peter Godfrey-Smith, Co-Autor des Papiers, in einer Email. Ich fragte Jacquet, ob es denn nicht wenigstens gut für wilde Oktopusse wäre, wenn mehr Oktopusse für den menschlichen Verzehr aus Fischfarmen kämen. Wahrscheinlich nicht, so ihre Antwort. Solange ihr Fangen in der Wildnis kosteneffektiv ist, werden wir es weiterhin tun – und Aquakultur könnte die Nachfrage steigern, indem Oktopus-Rezepte mehr zum Mainstream gemacht würden.
Drittens ziehen die üblichen Rechtfertigungen für intensive Tierhaltung nicht in diesem Fall. „Es gibt keine starken Argumente für Aquakultur mit Oktopussen“, legt das Papier dar. „Die Hauptmärkte für Oktopusse aus Kulturen – gehobene Geschäfte in Japan, Südkorea, die nördlichen Mittelmeerländer, die USA, China und Australien – haben weitgehende Lebensmittelsicherheit – was bedeutet, dass die Bevölkerung in solchen Ländern einen erschwinglichen und permanenten Zugang zu Lebensmitteln haben, die ihren Bedürfnissen und ihren Vorlieben gerecht werden. Industrielle [Tier]haltung ist schwierig, da eine Bevölkerung ohne diese Sicherheit auf Fleisch angewiesen ist. Niemand [jedoch] ist auf Oktopusse angewiesen. Dies ändern zu wollen, ist keine gute Idee.
Was können wir tun? Der Artikel in Issues in Science and Technology von Jacquet, Gordfrey-Smith, Becca Franks und Walter Sanchez-Suárez spricht die Forschergemeinschaft an, indem er sie dazu auffordert, landwirtschaftliche Forschung mit dem Ziel zu betreiben, Lebensmittelunsicherheit in Angriff zu nehmen, nicht jedoch das Lebensmittelsystem durch die Einführung weiterer inhumaner Praktiken noch mehr zu stressen.
„Gegenwärtig“, so schlussfolgert der Artikel, „wird die industrielle Züchtung von Oktopussen [noch] von den technologischen Möglichkeiten eingeschränkt, aber diese können sich durchaus entwickeln und Oktopus-Züchtung in industriellem Maßstab ermöglichen. Sollte dies eintreten, so hoffen wir, dass die ernsthaften Folgen für Wohlergehen und Umwelt, die mit solchen Projekten einhergehen, erkannt werden und industrielle Oktopuszucht erschwert oder verhindert wird. Für Regierungen, private Firmen und akademische Institutionen wäre es bei weitem besser, nicht mehr in industrielle Oktopuszucht zu investieren und ihre Bemühungen stattdessen auf die Schaffung einer wirklich nachhaltigen und ganzheitlichen Zukunft der Lebensmittelproduktion zu richten“.
Wir könnten auch [schon] etwas Positives erreichen, wie mir Jacquet sagte, indem wir Gesetze verabschieden, die den Verkauf von industriell gezüchtetem Oktopus in den größeren Städten der USA verbieten. Es mag albern wirken, etwas zu verbieten, das es noch gar nicht gibt, aber die Verbote könnten ein starkes Statement aussenden, dass es keinen Bedarf für das Produkt geben wird, um so die Teams, die in die Erforschung von Oktopus-Farming investieren, dazu zu überreden, ihre Zeit und Energie anderweitig einzusetzen.
Es gibt aber hier einen größeren Zusammenhang. Jacquet weist darauf hin, dass wir viele Schäden, die wir im Lauf der modernen Zivilisation verursachten haben und dies noch tun – Klimawandel, Müll im Ozean, Massentierhaltung, Verschmutzung – abmildern bzw. beseitigen müssen. „Wir versuchen ständig, Probleme, die wir verursacht haben, abzumildern“, sagt sie. „Was wir hier versuchen zu tun, ist, ein Problem zu verhindern, bevor es überhaupt existiert.. Lasst uns einmal etwas Präventives tun, anstatt uns vierzig Jahre später mit den Folgen herumzuschlagen.“ In diesem Sinn ist der Kampf gegen industrielle Oktopuszucht eine seltene Chance, eine Weitsicht zu realisieren, die wir oftmals vorangegangenen Generationen gewünscht hätten.
@minnie_bichvan – Bạch tuộc sống nhúng giấm
Ấn tượng khó phai ? #octopus #livefood #impressive pic.twitter.com/lfU6RliVwV— hungry_yett (@HungryYett) January 26, 2019
Octopuses are smart, inventive creatures. Factory farming them would be a disaster.
Researchers are looking into industrial production of octopus for food. It’s a terrible idea.
A couple years ago, Inky, an octopus at a New Zealand aquarium, made headlines with a daring escape — he busted out of his enclosure, travelled eight feet across the floor, and wriggled into a tiny drain pipe that emptied directly into the ocean. This didn’t surprise many octopus enthusiasts. Octopuses are highly intelligent animals; they use tools, feel pain, make plans, and communicate with one another to coordinate hunting.
If some people have their way, they’ll soon be confined in underwater factory farms for human consumption.
Such a development would be terrible for octopuses. Octopuses are solitary, carnivorous animals badly suited to captivity. Confined in tiny cages, they suffer and die; confined together, they kill each other.
But this hasn’t stopped the push to factory farm them. Teams from Spain to China to Chile are testing new methods of intensive octopus farming.
A new study argues that the nascent factory farming of octopuses is a bad idea — a moral and ecological disaster waiting to happen. But there are no octopus factory farms yet — which means that, for once, we could stop a mistake before we make it instead of spending decades recovering from it afterward.
Why octopus factory farms are a bad idea
Octopuses are not a part of a regular diet anywhere in the world, but they’re a delicacy in many countries. Some 350,000 metric tons of octopus are caught annually, and the real numbers may be higher, as fishing is often underreported.
To some, this looks like a business opportunity; octopus could be sold more widely and become a bigger part of the food supply. Researchers are working to figure out how to keep octopuses alive in tiny, featureless cages for long enough to harvest them for food. But “there’s almost zero chance that this represents acceptable welfare to any standard,” Jennifer Jacquet, one of the co-authors of the report, told me.
Factory farming octopus is terrible for the environment, too: “On land, we farm herbivores. In the ocean, we tend to farm animals that are carnivorous, and we have to put more pressure on the oceans,” to catch all of the animals we need to feed to the animals we’re raising for food. “We think that aquaculture will alleviate pressure on wild ecosystems, but it actually exacerbates that pressure,” Jacquet said.
Nonetheless, the group’s report, published in the winter 2019 edition of Issues of Science and Technology, finds that efforts to industrially farm octopus are plunging ahead.
In China, up to eight different species of octopus are now being experimentally farmed. In Japan, the seafood company Nissui reported hatching octopus eggs in captivity in 2017 and is predicting a fully farmed market-ready octopus by 2020. Many scientists are contributing to the tools and technology to make genetic modifications that may accelerate industrial aquaculture of octopus and other types of cephalopods.
Spain, Portugal, Greece, Mexico, and Chile have active octopus farming efforts underway as well. The researchers urge their colleagues working on inventing techniques for industrial farming of octopus to reconsider. There are three key reasons why.
First, there’s a lot of research pointing us to the conclusion that octopuses are conscious, capable, and really, really smart. “Once octopuses have solved a novel problem,” the paper notes, “they retain long-term memory of the solution. One study found that octopuses retained knowledge of how to open a screw-top jar for at least five months. They are also capable of mastering complex aquascapes, conducting extensive foraging trips, and using visual landmarks to navigate.”
However, as Jacquet pointed out to me, it’s not the research literature on octopus intelligence or on consciousness in animals that’s convincing to the general public — it’s the abundant videos available online of octopuses using tools, stealing crabs, camouflaging themselves, and solving problems in their environment. People can recognize an intelligent animal when they see it, whether they’ve read the research on octopus intelligence or not.
Second, the paper points out, “octopus farming has the same environmental consequences as other types of carnivorous aquaculture. And, like other carnivorous aquaculture, octopus farming would increase, not alleviate, pressure on wild aquatic animals.”
Global fisheries are already being depleted by overfishing. Aquaculture, sometimes sold as a solution, often makes this worse by dramatically increasing the demand for fish products.
“The over-fishing of the oceans to get food for farmed fish is already a big problem, and this would be made worse if octopus farming became common,” Peter Godfrey-Smith, co-author of the paper, told me in an email. I asked Jacquet whether it’d at least be good for wild octopus if more octopuses for human consumption came from farms. It likely wouldn’t, she said. As long as it’s cost-effective to catch octopus in the wild, we’ll keep doing it — and aquaculture might actually increase demand, by making octopus cuisine more mainstream.
Third, the usual justifications for intensive animal farming don’t hold up in this case. “The case in favor of octopus farming is weak,” the paper points out. “The main markets for farmed octopus — upscale outlets in Japan, South Korea, northern Mediterranean countries, the United States, China, and Australia — are largely food secure” — meaning that the populations in those countries have affordable, consistent access to food that meets both their needs and their preferences. Industrial farming of animals is hard to tackle because many food-insecure populations rely on meat. No one is relying on octopus. It’s a bad idea to change that.
What can be done? The Issues in Science and Technology article, written by Jacquet, Godfrey-Smith, Becca Franks, and Walter Sánchez-Suárez, is aimed at the research community, and urges it to target forms of agricultural research that alleviate food insecurity or make food production cheaper, rather than adding strain to the food system and introducing new inhumane practices.
“Right now,” the article concludes, “the farming of octopus is constrained by the technology, but the technology may well become available to farm octopus at an industrial scale. If such an opportunity comes, we hope that the serious welfare and environmental problems associated with such projects are recognized, and octopus farming is discouraged or prevented. Better still would be for governments, private companies, and academic institutions to stop investing in octopus farming now and to instead focus their efforts on achieving a truly sustainable and compassionate future for food production.”
We could also make progress, Jacquet told me, by introducing legislation to ban the sale of farmed octopus in major US cities. It may seem silly to ban something that doesn’t yet exist, but the bans could send a strong statement that there won’t be demand for the product, persuading the teams investing in octopus farming research to put their time and energy somewhere better.
There’s a bigger picture here. Jacquet pointed out that one of our biggest struggles this century has been to mitigate or fix many of the harms we’ve done in the course of modern industrialization — climate change, garbage in the oceans, factory farming, pollution.
“We’re constantly trying to scale back problems we’ve caused,” she said. “What we’re trying to do here is to stop a problem before it starts. Let’s do something preventative for once instead of dealing with this problem 40 years from now.” In that sense, combating octopus farming is a rare chance to exercise the foresight that we often wish previous generations had exercised.
Netzfrauen Ursula Rissmann-Telle und Doro Schreier