Es passiert jetzt, hier und heute. Es gibt keine Ausreden mehr. Es wird kritisch, sagen immer mehr Zustandsberichte über die Biodiversität in unserem Land und auf dem gesamten Planeten. Es gibt immer weniger brachliegende Flächen, dafür Korn- und Weizenfelder, so weit das Auge reicht – und diese Monokulturen werden massiv mit Pestiziden besprüht, die das gesamte Ökosystem kontaminieren. Das wollten die Menschen in Bayern nicht mehr tatenlos hinnehmen und starteten das Volksbegehren Artenvielfalt, mit einem phänomenalen Ergebnis. Es ist das erfolgreichste Volksbegehren der Geschichte in Bayern! Jetzt müssen auch alle anderen Bundesländer folgen und auch in Europa muss es jetzt heißen: Wir wollen Artenvielfalt statt Pestizide und Monokulturen.
Das Volksbegehren Artenvielfalt ist nicht nur erfolgreich für die Initiatoren – sondern es hat sogar ein neues Rekordergebnis.
„Ihr habt es fertig gebracht, weit über eine Million Menschen zu bewegen, für mehr intakte Natur in Bayern ihre Stimme abzugeben. Das war so noch nie da, das wird, das muss etwas verändern in unserem Land, denn in Bayern bestimmen nur Wählerstimmen die Politik, so die Initiatoren vom Volksbegehren-Artenvielfalt, dem wir Netzfrauen uns gerne anschließen und uns bei allen, die dazu beigetragen haben, bedanken.
1.745.383 Millionen Unterschriften für ein besseres Naturschutzgesetz
Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass die Chemie in der Landwirtschaft die Artenvielfalt bedroht und gleichzeitig die Gesundheit der Bauern und Anwohner gefährdet.
Dass die Bienen allmählich in einem besorgniserregenden Maße verschwinden und dass als Verantwortliche eine Kombination aus blütenlosen Monokulturen und Pestiziden im Verdacht steht, ist inzwischen wohl kein Geheimnis mehr.
Schon 1962 schrieb die Biologin Rachel Carson das Sachbuch „Silent Spring“ (deutsch: Stiller Frühling), um Laien über die Konsequenzen der Sprühflüge mit Pestiziden aufzuklären und zum Handeln zu bewegen. In diesem Buch sagt sie voraus, dass die breite Anwendung von Pestiziden nicht nur die sogenannten Schädlinge negativ beeinflusst, sondern auch andere Insekten, Wasserlebewesen und Vögel, vor allem aber, dass diese Substanzen Ökosysteme als Ganzes schwächen.
Dass irgendwann der Mensch die Natur so weit geschädigt hat, dass im Frühjahr weder Vogelgezwitscher noch das Brummen der Bienen und Hummeln zu hören sein wird, genau diesen Trend beobachten wir jetzt.
Das Argument, dass die Ernährungssicherheit ohne intensive Landwirtschaft gefährdet ist, ist wissenschaftlich überholt. Neue schonende, vielfältige Öko-Anbaumethoden, robuste Saaten und ein gesunder Boden bringen genügend Ertrag für uns. Wir produzieren derzeit aber gigantische Exportmengen und hier müssen wir uns entscheiden: Wollen wir deutsche Erzeugnisse in China und Afrika zu Dumping-Preisen verkaufen? Sind wir bereit, aus Profitgründen und fehlgesteuerter Agrarpolitik, Artensterben, Bodendegradierung und nitrithaltiges Trinkwasser zu akzeptieren? Das muss sich ändern!
Sogar in Indien haben schon drei Bundesstaaten zu 100% auf biologische Landwirtschaft umgestelllt. Im reichen Bayern sollten daher 30% kein Risiko darstellen, so die Initiatoren.
Ein Beispiel: Das Insektizid Imidacloprid geriet vor allem durch seine negativen Auswirkungen auf Bienen in die Diskussion. Imidacloprid ist das am häufigsten verwendete Insektizid im Agrarsektor. Es wird auch im Gartenbau zur Saatgutbehandlung eingesetzt. Hierbei wird das Saatgut mit dem Pestizid ummantelt und in den Boden gesät.
Dieses Pestizid schädigt das zentrale Nervensystem der Insekten, die Folgen: Sie werden gelähmt, desorientiert und sterben. Imidacloprid ist ein systemisches Insektizid aus der Gruppe der Neonicotinoide. Die Substanz wurde 1985 in den Labors der Bayer AG erstmals synthetisiert. Bayer stellt Imidacloprid seit Anfang der 1990er-Jahre im industriellen Maßstab her, es wird in etwa 120 Ländern der Erde eingesetzt.
Auch Forscher stellen in den Niederlanden einen indirekten Effekt zwischen der Pestizid-Konzentration in der Umwelt und abnehmenden Vogelzahlen fest.
https://abcbirds.org/program/pesticides/home-and-garden/?utm_content=buffer0ffbd&utm_medium=social&utm_source=twitter.com&utm_campaign=buffer
Die Forscher gehen davon aus, dass es keine direkte Vergiftung ist, die den Vögeln zusetzt. Vielmehr vermuten sie, dass das Gift durch seine lange Verweildauer nicht nur Schädlinge abtötet, sondern auch viele unbeteiligte Insektenarten, sodass die Individuenzahl der Insekten allgemein sinkt. Alle 15 untersuchten Vogelarten füttern ihre Jungen mit Insekten, neun Arten leben auch als ausgewachsene Vögel von ihnen. Die Forscher vermuten daher, dass die Vögel in Gegenden, wo die Imidacloprid-Konzentrationen im Wasser den kritischen Bereich überschreiten, nicht mehr genug Nahrung finden, um ihre Jungen durchzufüttern.
Mehr Blühwiesen
Mindestens 10% der Naturflächen müssen in Blühwiesen umgewandelt werden!
Aber, es blüht doch alles im Sommer, oder? Ja, aber meistens blüht es nicht durchgehend und oft sind es nicht die benötigten Futterquellen, also heimische Pflanzen. Bienen und andere Bestäuber sind aber auf Vielfalt und Durchgängigkeit angewiesen. Eine Rapsmonokultur und zu satte Wiesen, auf denen fast nur noch der Löwenzahn blüht, sind kein gedeckter Tisch. Durch zu frühes und häufiges Mähen entstehen für die Insekten immer wieder Hungerperioden. Zuerst verhungern die Insekten, dann die Vögel, weil ihre Hauptnahrung, die Insekten, schon tot sind, so die Initiatoren.
Wir gehen noch weiter: Nicht nur die Agrarindustrie ist gefragt, auch die Menschen, die mit verschiedenen Pestiziden im Garten hantieren, sollten auf Chemikalien verzichten. So sieht unser Garten aus: Es wächst und gedeiht, ohne jegliche Chemikalien. Anfänglich regten sich die Menschen noch auf und meinten, es sei ungepflegt. Mittlerweile lassen bei uns die Menschen die sogenannten „Unkräuter“ für Bienen, Schmetterlinge, Hummeln und andere Insekten stehen.
Zu glauben, dass man ohne weitere Auswirkungen in die Natur eingreifen kann, ist mehr als nur überheblich – es ist irrsinnig.
Zu wissen, welche Auswirkungen die Agrarindustrie auf die Umwelt hat, und trotzdem so weiter zu machen, ist ein Verbrechen, und es zeigt mal wieder, dass Profit vor dem Verstand regiert. Der ganz normale Menschenverstand sagt einem, dass die enorme Menge an Chemikalien nicht nur auf Zielorganismen Auswirkungen haben. Nun legt eine stetig steigende Anzahl von Studien offen, dass wir nach und nach – aber in einer enormen Geschwindigkeit – unsere Umwelt zerstören – und mit ihr all das Leben, das Jahrmillionen gebraucht hat, um sich zu entwickeln.
Wenn Tiere massenhaft sterben, müssen sich die Menschen schon fragen, ob ein akkurat grüner Garten, frei von Wildkräutern, wirklich den Preis wert ist, dass Tiere in Massen sterben.
Biotopverbünde schaffen
Das Problem: Die einzelnen, lokalen Lebensräume (Biotope) sind nicht mehr verbunden. Menschliche Siedlungen, Straßen und leergeräumte Ackerlandschaften schlagen tödliche Schneisen, die für die meisten Arten unüberbrückbar sind. Inzucht ist die Folge, die Tiere werden anfällig für Krankheiten und sterben. Deshalb fordern wir: Schafft zusammenhängende Lebensräume, sog. Biotopverbünde – ebenfalls eine Forderung des Volksbegehrens.
Bislang wurden Frösche bei Tests von Pflanzenschutzmitteln ausgeschlossen. Amphibien sind die am stärksten gefährdeten Wirbeltiere weltweit.
Im Garten kleine Teiche anlegen, da fühlen sich die Libellen und Frösche wohl. Manchmal reicht es auch, einen Maurerkübel mit Wasser, Pflanzen und alten Zweigen zu füllen. Schon hat man ein kleines Paradies geschaffen, in dem auch Vögel baden können.
Agrochemikalien können wirbellose im Wasser lebende Tiere gefährden. Agrochemikalien stellen ein globales Risiko für Fließgewässer auf rund 40 Prozent der Erdoberfläche dar. Da in die Untersuchung auch viele Gewässer in unbeeinflussten Gebieten wie Gebirgen und Wäldern einbezogen wurden, seien diese Chemikalien somit ein Problem für die überwiegende Mehrzahl an Gewässern in landwirtschaftlichen Gebieten.
Die Artenvielfalt in belasteten Fließgewässern gehe um bis zu 42 Prozent zurück, berichten Forscher 2013 nach Untersuchungen in Deutschland, Frankreich und Australien. Die Gesamtverluste in der Biodiversität würden in erster Linie durch das Verschwinden mehrerer Gruppen von Lebewesen bestimmt, welche speziell anfällig für Pestizide seien, so die Forscher. Dazu gehörten vor allem Vertreter der Steinfliegen, Eintagsfliegen, Köcherfliegen und Libellen.
Zusammenfassung:
Die Forderungen des Volksbegehrens sind somit eine echte Chance für Bayerns Landwirte:
- So müssen dann zehn Prozent des Grünlands künftig zu Blühwiesen werden. Um dieses Ziel zu erreichen, wird die bayerische Staatsregierung den Landwirten ein gutes Angebot unterbreiten müssen.
- Ähnliches gilt für den geforderten Biotopverbund. Auch hier wird der bayerische Staat Flächen benötigen und allen Landwirten ein wirtschaftlich lukratives und langfristiges Angebot über geeignete Förderprogramme machen müssen.
- Neben der Tatsache, dass die Nachfrage nach Biolebensmitteln in der bayerischen Bevölkerung ständig wächst, kann die bayerische Staatsregierung nicht zuletzt von Österreich lernen. Gute Förderprogramme kombiniert mit einem massiven Ausbau des Nachfragemarktes haben dort dazu geführt, dass bereits 27 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen ökologisch bewirtschaftet werden. Insbesondere die Umstellung aller Kantinen in Behörden, Schulen, Universitäten und Krankenhäusern hatten den Absatzmarkt gestützt. Hier hat Bayern einen enormen Nachholbedarf.
- Das Argument, dass wenn diese Maßnahmen geltendes Recht würden, die Förderungen dafür auslaufen, ist schlicht nicht wahr. Der Freistaat kann Anreize setzen, ohne auf Brüssel zu warten. Das ist genau der Grund, warum wir mit dem Volksbegehren in Bayern beginnen. Bei den Gewässerrandstreifen ist Bayern übrigens das einzige Bundesland, in dem bis an die Gewässer gedüngt und gespritzt werden darf. Diese Ausnahme wird ohnehin keine rechtliche Zukunft haben.
- Mehr Informationen: https://volksbegehren-artenvielfalt.de/
Langjährige Belastung durch Pestizide wird mit Unfruchtbarkeit, Geburtsschäden, Schäden durch hormonwirksame Chemikalien (=endokrine Disruptoren), neurologischen Störungen und Krebs in Zusammenhang gebracht.
Der intensive Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft hat einen hohen Preis: Die für Mensch und Tier teils giftigen Rückstände dieser Mittel finden sich in vielen Gewässern, im Grundwasser und sogar im Hochgebirge. Auch unsere Böden sind zunehmend mit Pestiziden kontaminiert.
Der Boden ist Lebensraum für eine Vielzahl von Organismen. Hier leben Bakterien, Pilze, Algen und Tiere. Diese bilden aus mineralischem Schutt fruchtbaren Boden, erneuern und erhalten ihn. Durch die Aktivität dieser Lebewesen entsteht die in der Landwirtschaft gewünschte nachhaltige natürliche Bodenfruchtbarkeit. Doch wenn diese Organismen zerstört werden, so geht auch die Bodenfruchtbarkeit verloren.
Bayerns Bürgerinnen und Bürger wünschen sich einen wirksamen Schutz der Artenvielfalt und die Förderung einer naturnahen Landwirtschaft – Danke!
Bavarian biodiversity referendum brings positive outcome for environmentalists
The Volksbegehren biodiversity was confirmed on Tuesday, February 12th It was outlined that more than one million people had registered in a bid to see more sustainable and effective conservation laws introduced to the south German state. Four pages of amendments were included in the petition, which attained the necessary ten per cent needed to proceed.
The study shows catastrophic consequences of insect killers
Almost half of insects worldwide disappear quickly – a „catastrophic collapse of natural ecosystems“ as the authors write. Scientists‘ conclusion is clear: „If we do not change our way of producing food, the insects will have expired in a few decades,“ says the article in the upcoming issue of biological preservation. Intensive agriculture, use of pesticides and habitat destruction – all of which have contributed to killing insects, endangered bird life and nature as a whole for six decades – are authors Francisco Sánchez-Bayo and Kris Wyckhuys of Australian universities in Sydney and Queensland . Therefore, urgency must be countered. For insects, „is crucial for global ecosystems“.
In a referendum which has taken place over the past few weeks, Bavarian biodiversity has been the focus of an ongoing petition, seeing up to a million people voting to address environmental concerns.
Thomas Pickel was one of the founders of the referendum; a 27 year old student in the University of Bayreuth, he recently spoke about the origins of it in Global Change Ecology.
Pickel states that the impetus for change came about in October 2017, following a study which highlighted the potential eradication of almost 75% of all insects; even those in protected areas. Together with eight other students, Pickel founded “Summer in the City”, a club for biodiversity protection based in Bayreuth, along with a number of other students. Their focus was to redirect attention from the more commonly cited animals earmarked for conservation, and place it upon insects and smaller creatures.
Netzfrau Doro Schreier
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