Der Bayer-Konzern gab bekannt, dass der US-Konzern Monsanto nicht nur in Frankreich, sondern auch in Deutschland umstrittene Listen mit Kritikern geführt hat. Zeitgleich hat BayerMonsanto erneut in den USA einen Prozess verloren. Der Konzern muss einem an Krebs erkrankten Paar mehr als zwei Milliarden Dollar Schadenersatz zahlen. Die beiden hatten Monsanto verklagt, weil sie dessen Unkrautvernichtungsmittel Roundup für ihre Krebserkrankungen verantwortlich machen. Ein Analyst hatte bereits im Oktober 2018 die zukünftigen Haftungen auf $ 680 Milliarden geschätzt. Insgesamt gibt es schon 13 400 Klagen in den USA gegen Monsanto. Die Jury habe firmeninterne Dokumente einsehen können, aus denen hervorgehe, dass Monsanto „niemals irgendein Interesse daran hatte herauszufinden, ob Roundup sicher ist. Wir hatten Ihnen über die Dokumente berichtet, zum Beispiel gab Donna Farmer, Monsantos führende Toxikologin, in ihrer eidesstattlichen Aussage zu, sie „könne nicht sagen, dass Roundup keinen Krebs erzeugt“, weil „wir [Monsanto] keine Krebsstudien mit Roundup durchgeführt haben“.
Das Bayer-Tochterunternehmen BayerMonsanto muss einem an Krebs erkrankten Paar mehr als zwei Milliarden Dollar Schadenersatz zahlen
Der 46-jährige Familienvater Dewayne Johnson war der erste, der den Prozess gewonnen hat. Er war an Lymphdrüsenkrebs im Endstadium erkrankt und warf Monsanto vor, die Risiken seines Unkrautvernichters verschwiegen zu haben. Die Geschworenen-Jury gab ihm recht. Daraufhin folgte im März 2019 der Fall Ed Hardeman, auch hier befand die Jury des zuständigen Bundesbezirksgerichts in San Francisco einstimmig, dass das glyphosathaltige Unkrautvernichtungsmittel Roundup ein wesentlicher Faktor für die Krebserkrankung des Klägers Edwin Hardeman gewesen ist. Gestern, den 13. Mai 2019 gab es wieder einen Sieg gegen Monsanto, diesmal mit einem „historischen“ Strafmaß.
Eine kalifornische Jury ordnete am Montag an, dass Monsanto Alva und Alberta Pilliod, beide in den Siebzigern, Schadenersatz zahlen müsse. Dies ist der dritte Prozess, den BayerMonsanto seit August 2018 verloren hat.
Das Paar hatte nach eigenen Angaben, Monsantos Roundup zwischen 1975 und 2011 regelmäßig auf seinem Grundstück angewendet. Sie reichten ihre Klage im Jahr 2017 ein, nachdem bei Herrn Pilliod im Jahr 2011 und bei Frau Pilliod im Jahr 2015 Krebs diagnostiziert worden war.
Zusätzlich zu der verhängten Schadenersatzzahlung von zwei Milliarden Dollar (1,78 Milliarden Euro) würden 55 Millionen Dollar (49 Millionen Euro) an weiteren Entschädigungszahlungen fällig, sagte Rechtsanwalt Brent Wisner.
Die Jury habe firmeninterne Dokumente einsehen können, aus denen hervorgehe, dass Monsanto „niemals irgendein Interesse daran hatte herauszufinden, ob Roundup sicher ist“. Anstatt in „korrekte Wissenschaft“ zu investieren, habe das Unternehmen sein Geld in Angriffe auf die Wissenschaft gesteckt, die „ihren Businessplan bedrohte“, so Rechtsanwalt Brent Wisner.
Der deutsche Chemiekonzern Bayer AG, dem Monsanto gehört, bestreitet die Behauptungen und besteht darauf, dass das Unkrautvernichtungsmittel sicher ist.
Wissenschaftler der Internationalen Agentur für Krebsforschung fanden bereits 2014 heraus, dass zwischen Pestizidbelastung und Blutkrebs – bekannt als Non-Hodgkin-Lymphom – eine starke Verbindung besteht.
Noch im Januar 2018 veröffentlichte die Environmental Protection Agency (EPA ) die überarbeitete EPA-Studie über das krebserregende Potenzial von Glyphosat (dem Hauptbestandteil des Unkrautbekämpfungsmittels Roundup). Niemanden dürfte es überraschen, dass auch die aktuelle Bewertung von Dezember 2017 gegenüber dem Vorjahr relativ unverändert geblieben ist: Glyphosat „für den Menschen wahrscheinlich nicht karzinogen „.
Wir hatten Ihnen bereits mehrfach über Gerichtsdokumente, die Monsantos Machenschaften enthüllen berichtet, zuletzt im August 2018 in unserem Beitrag:
Hier ein Auszug:
Donna Farmer, Monsantos führende Toxikologin, gab in ihrer eidesstattlichen Aussage zu, sie „könne nicht sagen, dass Roundup keinen Krebs erzeugt“, weil „wir [Monsanto] keine Krebsstudien mit Roundup durchgeführt haben“.
Hier ist Farmers entscheidende E-Mail von 2009, die klar in ihrer Aussage ist: „Man kann nicht sagen, dass Roundup keinen Krebs erzeugt. Wir haben keine Krebsforschungsstudien mit ‚Roundup‘ durchgeführt“.
Diese Enthüllungen sind ja schon sehr belastend und sprechen für sich, aber im Folgenden wird es richtig interessant. Anfang 2015, als bekannt wurde, dass die IARC [s. o.] an ihren eigenen Studien zu Roundup arbeitete, setzte Monsanto alles daran, im Vorhinein alle Resultate zu diskreditieren, die sich als ungünstig herausstellen könnten.
Abgesehen davon hätte sich Monsanto, der 60-Milliarden $ schwere Koloss, möglicherweise nicht die 250.000 $ leisten können, die eine rechtmäßige wissenschaftliche Studie durch akkreditierte Wissenschaftler gekostet hätte. Stattdessen entschied der Konzern, die entscheidenden Teile seines Berichts selbst vorzuformulieren, um sie dann von unabhängigen Wissenschaftlern gegenzeichnen zu lassen
„Weniger kostenintensiv und angenehmer könnte es sein, Experten nur für die Bereiche des Disputs, der Epidemiologie und eventuell das MOA [Ministry of Agriculture] (abhängig davon, was das Treffen der IARC ergibt) heranzuziehen. Wir würden dann die Abschnitte Tox & Genetox selbst verfassen …und indem wir das Schreiben selbst übernehmen und sie alles nur redigieren und abzeichnen, könnten wir quasi die Kosten senken“.
Und schließlich, wenn das alles nichts hilft, fordern sie von Washington D.C. eine Gegenleistung für all das ein, was sie über die Jahre bezahlt haben.
Und hier kommt Jess Rowland, Abteilungsdirektor für chemische Sicherheit und Verschmutzungsschutz und Vorsitzender des Krebsprüfungskomitees, ins Spiel. Er versichert, dass er seine Rolle als „Vorsitzender des CARC [Cancer Assessment Review Committee]“ voll ausschöpft, um jegliche potentiell schädliche Forschung zu verhindern …
„Wenn ich das verhindern kann, sollte ich eine Medaille bekommen“.
Nehmen wir zum Beispiel nur mal den Fall des 60-Milliarden-$-schweren Agro-Chemieriesen Monsanto und seines umstrittenen Unkrautvernichters Roundup. All jenen, die damit nicht vertraut sind, sei gesagt: Roundup Ready ist Monsantos Blockbuster-Unkrautvernichter, dem nachgesagt wird, dass er die Landwirtschaft der USA verwandelt hat, denn der Großteil der landwirtschaftlichen Erzeugnisse wird unter Verwendung genmanipulierter Saaten hergestellt, die resistent gegen die Chemikalie sind. Jahrelang hat Monsanto den Farmern versichert, dass sein unkrauttötendes Erzeugnis absolut sicher im Gebrauch sei. Zum Beweis bewarb Monsanto aufdringlich die Zustimmung der EPA (Environmental Protection Agency = Umweltschutzbehörde).
Schon während des Prozesses von Dewayne Johnson brachten die Anwälte des Klägers interne E-Mails von Monsanto-Führungskräften vor, die darlegten, wie das Unternehmen die Warnungen der Experten wiederholt ignorierte und zu „Ghostwrite“-Forschungen beitrug, die zur weltweiten weiteren Verwendung von Roundup führten. Siehe auch: Neue Klagen gegen Monsanto und Gerichtsdokumente enthüllen Monsantos Machenschaften und Klagen gegen Monsanto! Unsealed Court Docs Reveal Monsanto colluded with EPA to Stifle Cancer Research
Nicht nur in Frankreich hat Monsanto umstrittene Listen mit Kritikern und Unterstützern erstellen lassen, sondern auch in Deutschland.
Auch wir Netzfrauen sind betroffen, darüber berichteten wir am 12. Mai 2019 in unserem Beitrag: Endlich! Französische Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Monsanto – Monsanto hat „geheime Listen“ von Kritikern geführt!French prosecutor opens investigation over suspected Monsanto file
Am Montag, dem 13. Mai 2019 teilte der Leiter der Abteilung Public Affairs und Nachhaltigkeit bei Bayer, Matthias Berninger, mit, es sei sehr wahrscheinlich, dass auch in Deutschland und in anderen europäischen Staaten derartige Listen erstellt worden seien. Denn der Vertrag mit der beteiligten Kommunikationsagentur FleishmanHillard habe sich auf ganz Europa erstreckt. Der Konzern Bayer entschuldigte sich daraufhin öffentlich in den Medien. Bereits am Sonntag kündigte Bayer an, eine externe Kanzlei mit einer Untersuchung über das Verhalten von Monsanto und die „geheimen Listen“ zu beauftragen. Es sind doch aber nicht nur die „geheimen Listen“, was ist mit dem Schaden, die die Monsanto-Befürworter angerichtet haben? So wurden wir Netzfrauen in der Öffentlichkeit als unseriös von den Monsantos-Befürwortern dargestellt und erleben seit mehreren Jahren Cybermobbing, insbesondere, nachdem bekannt wurde, dass wir auch zum Monsanto-Tribunal gehören. Wichtig ist aber letztendlich, dass mittlerweile alle drei Prozesse gegen Monsanto und sein Roundup in den USA gewonnen wurden. Weitere 13.400 Klagen werden folgen und es können sogar noch mehr werden.
Bereits nach dem Prozess von Dewayne Johnson schätzte Jefferies LLC in einer Mitteilung an die Kunden, dass durch eine Sammelklage von 8.700 Klägern, die auf Grund von Glyphosatexposition an Krebs erkrankt seien, Monsantos Haftung 680 Milliarden Dollar erreichen könnte. Jetzt sind es schon Tausende Klagen mehr.
Netzfrau Doro Schreier
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