Einen Tag, nach dem sich der EU -Gipfel nicht auf Klimaneutralität bis 2050 verpflichten wollte, demonstrieren 40.000 Menschen bei Fridays For Future in Aachen! „Laut für die Zukunft unseres Planeten;“ so das Motto. Wie schnell sich die Schüler auf der ganzen Welt solidarisiert haben, sah man zuerst am 15. März 2019, denn da gab es einen globalen Schulstreik und überall auf der Welt gingen die Schüler auf die Straße. Man sollte sie nicht unterschätzen, denn das zeigen sie dieses Wochenende in Deutschland, und zwar im Kohlerevier Aachen. Schüler aus 16 Nationen nehmen teil, denn „Eure Gier kostet unsere Zukunft“ ist auf den Bannern zu lesen. Zum ersten Mal wurde international von den Jugendlichen für den Protest in Deutschland mobilisiert und 40.000 aus insgesamt 16 Ländern kamen. Hatte noch der Autolobbyist und Verkehrsminister Andi Scheuer im März 2019 beim politischen Aschermittwoch gesagt: „Wir brauchen keine Schulschwänzer.“, wird er jetzt eines besseren belehrt, und nicht nur er. Viele Politiker wünschten sich, dass Friday for Future schnell vorbei geht. Sogar Geldstrafen sollte es für Schulschwänzen geben. Doch die Politiker und Kritiker irrten sich, denn die Jugend macht weiter und dies auf der ganzen Welt. Klimaschutz ist keine Ländersache, es ist ein globales Problem. Alle europäischen Kohlekraftwerke müssen innerhalb von 13 Jahren geschlossen werden, da sonst die Klimaziele stark verfehlt werden. Das war das Fazit der deutschen Forschungsagentur Climate Analytics 2017. Ein Viertel aller Kraftwerke sollten in den nächsten zwei Jahren stillgelegt werden, hieß es. Doch die zwei Jahre sind vergangen und nichts hat sich getan. Egal, wie viele Warnungen es seit Jahrzehnten aus verschiedenen Ländern weltweit gibt, man macht weiter wie bisher. Doch jetzt nimmt es die Jugend selbst in die Hand und zeigt, dass sie es ernst meint.
„Eure Gier kostet unsere Zukunft“
Seit vierzig Jahren wird in Hambach Braunkohle abgebaut. Es ist ein riesiges Projekt, die größte Grube in Deutschland. Die Braunkohle wird im Tagebau gefördert, d. h. der Boden wird von oben bis zur Braunkohleschicht ausgebeutet. Bis 2030 wird hier in einer Tiefe von 400 bis 500 Metern eine Fläche von 85 Quadratkilometern ausgehoben.
Im Land der Energiewende droht eine harte Auseinandersetzung zwischen Aktivisten und der Behörde über den Hambacher Forst, ein deutsches Waldgebiet jenseits der Grenze. Der Energieriese RWE will dort Braunkohle gewinnen. Eine Schlacht zwischen David und Goliath. „Wir kämpfen bis zum bitteren Ende.“- so die Schlagzeile im August 2018 aus dem Nachbarland Niederlande. Wochenlang wurde die Besetzung des Hambacher Forstes bei Köln durch RWE mithilfe eines Großaufgebotes der Polizei NRW und anderer Bundesländer geräumt. Der Hambacher Forst wurde zum Symbol im Kampf gegen die Kohleindustrie. Auch im Nachbarland Niederlande gibt es Druck. Das niederländische Wirtschaftsministerium zwingt RWE, seine beiden niederländischen Kohlekraftwerke früher als gedacht abzuschalten.
Insgesamt produzieren die Kohlekraftwerke fast 800 Milliarden Tonnen Neben- und Abfallprodukte – pro Jahr – doch wo bleibt dieser Müll? Diese Frage haben wir Ihnen in unserem Beitrag Was geschieht eigentlich mit Neben- und Abfallprodukten aus den Kohlekraftwerken? beantwortet. Denn potentielle Umweltprobleme bei Kohlenasche betreffen die Verschmutzung des Grundwassers und anderer offener Wasserquellen wie Flüsse. Kohlenasche entsteht als Abfall, wenn Kohle verbrannt wird, und sie enthält Arsen, Quecksilber, Blei und über ein Dutzend anderer Schwermetalle!
Deutschland hat mit seiner Energiewende ein fortschrittliches Image im Energiebereich: Weg von der Kernenergie, mehr Sonne und Wind. Aber auf diesem grünen Gesicht ist ein hässlicher brauner Fleck. Das ist Braunkohle, der umweltschädlichste aller fossilen Brennstoffe. Noch schmutziger als Steinkohle, dieser andere Brennstoff aus der industriellen Revolution, so die niederländische Volkskrant
In einem Brief an die Kohlekommission schrieb RWE-Chef Martin Schmitz, dass die Räumung des Hambacher Forsts „dringend notwendig“ sei. Zuvor hatte RWE gedroht, dass das Licht ausgeht, wenn der Braunkohleabbau eingestellt würde.
Die Niederlande und Deutschland bilden die Kerngruppe der europäischen Länder, in denen neue Kohlekraftwerke gebaut werden (mit einer gemeinsamen neuen Kapazität von 4 Gigawatt). In Deutschland wurden neue Kohlekraftwerke in Moorburg (Vattenfall) und Mannheim (im Besitz von GKM, mit RWE als Mitinhaber) in Betrieb genommen; ein Dritter ist in Datteln im Bau (E.On / Uniper). Laut dem schwedischen Betreiber ist Moorburg „eines der modernsten und effizientesten Kraftwerke“, ein Argument, das alle Kohlekraftwerke schützt. Doch schon wegen des Kohlekraftwerks Moorburg war der Protest aus der Bevölkerung sehr groß.
Auch die Niederlande hat einen sehr umstrittenen Kohlekraftwerk und zwar in Eemshaven. Das umstrittene RWE-Kohlekraftwerk an der niederländischen Seite der Emsmündung ist der größte Luftverschmutzer des Nachbarlandes und ging trotz Protest 2015 ans Netz. Genau dort, wo die Ostfriesischen Inseln mit ihrer „GUTEN LUFT“ werben, verpestet ein Kohlekraftwerk von RWE die Luft, und weil die riesigen Kohlenschiffe direkt neben dem Kraftwerk anlegen sollen, zerstört der Konzern auch noch das Weltnaturerbe Wattenmeer. Eigentlich sollte das Kohlekraftwerk schnell wieder vom Netz, doch RWE drohte daraufhin, die Niederlande zu verklagen. Jetzt soll 2030 Schluss sein. Ab diesem Jahr gilt in den Niederlanden ein gesetzliches Verbot der Stromerzeugung aus Kohle.
Die Jugend will sich nicht mehr durch leere Versprechungen abspeisen lassen
Die Klimastreiks werden von einer dezentralen Jugendbewegung organisiert. Die schwedische Jung-Aktivistin Greta Thunberg rief 2018 zu weltweiten Schulstreiks auf. Daraufhin fand sich eine große Gruppe junger Menschen in sozialen Medien zusammen. Den Schülern wurde bewusst, dass die Politik nicht auf die Klimakrise reagiert und so auch nicht die Zukunft der jungen Generation schützt.
Die junge Umweltaktivistin Greta Thunberg begann im August 2018 mit einem dreiwöchigen Sit-In vor dem schwedischen Parlament, ihren Protest gegen fehlende Reaktionen aus der Politik auf die Klimakrise in Taten umzusetzen. In Folge fuhr sie damit jeden Freitag fort und kündigte auch an, dies als Schulstreik so lange zu machen, bis sich die schwedische Politik zu einem sicheren Weg entscheiden würde, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Ihre Postings auf Social Media gingen dabei bald viral.
Die Hashtags #FridaysForFuture und #Climatestrike verbreiteten sich rasant und viele Schüler und Studenten begannen auf der ganzen Welt zu protestieren.
Schon längst werden die Schüler von den Fridays for Future von Eltern, Großeltern, Lehrer und Wissenschaftler unterstützt.
Nachdem sich seit Mitte Februar 2019 viele Eltern gefunden haben, die ihre Kinder in den Schülerstreiks und gegen Anfeindungen unter dem Hashtag #ParentsForFuture und per Petition unterstützen, wurde eine weitere Petition ins Leben gerufen und von über 700 Wissenschaftlern im Namen #ScientistsForFuture unterzeichnet, in der sie Achtung und volle Unterstützung für die Schüler fordern.
Anfang des Jahres hatten bereits über 3400 belgische Wissenschaftler mit #Scientists4Climate eine ähnliche Stellungnahme veröffentlicht. Auch in Deutschland haben sich Wissenschaftler und Experten angeschlossen, Erstunterzeichner waren u. a. Klimaforscher Prof. Schellnhuber, Club of Rome, Mitbegründer Ernst Ulrich von Weizsäcker, ARD-Meteorologe Sven Plöger sowie Energieexperten Claudia Kemfert und Volker Quaschnig.
Die enorme Mobilisierung der FfF-Bewegung zeige, dass die Schüler und Studenten die Situation verstanden hätten, so die Wissenschaftler. Die jungen Menschen forderten zu Recht, dass sich die Gesellschaft ohne weiteres Zögern auf Nachhaltigkeit ausrichte. Ohne einen tiefgreifenden und konsequenten Wandel ist ihre Zukunft in Gefahr.
Wie ernst es der jungen Generation mit ihren Forderungen ist, zeigt sich dieses Wochenende in Aachen. 40.000 Klimaaktivistinnen haben sich im Braunkohlerevier getroffen.
#FridaysforFuture #AC2106 #aachen2106 #aachen pic.twitter.com/IjY0OYyoi6
— Stadt Aachen (@PresseamtAachen) June 21, 2019
Es waren junge Menschen, die eine solche Demo organisiert haben.
BREAKING NEWS: Rund 40.000 Menschen sind in Aachen heute auf der bislang größten deutschen #FridaysforFuture-Demo jemals!
Sechs Monate sind vorbei und wir werden nicht leiser! #Ac2106— Fridays For Future Germany (@FridayForFuture) June 21, 2019
Neuer Bericht – das Ende der menschlichen Zivilisation bis 2050 möglich!
Nein, sie werden nicht leiser und das ist auch gut so. Erst kürzlich sorgte eine neue Studie weltweit für Entsetzen, denn wenn weiterhin nichts getan wird, werden laut einer kürzlich durchgeführten Studie zufolge in weiteren 31 Jahren 90 Prozent der Menschen ausgestorben sein. Das Breakthrough National Centre for Climate Restoration (BNCCR) in Australien behauptet, dass der Klimawandel die Vernichtung von Menschen auf der ganzen Welt verursachen wird. Siehe: Neuer Bericht – das Ende der menschlichen Zivilisation bis 2050 möglich! – Study says humans will be wiped out due to climate change by 2050
Die @Polizei_NRW_AC stoppt 50.000 Menschen bei der Demo #ac2106 weil zwei Mädchen, 7 & 10 Jahre alt, ein Banner gedroppt haben, auf dem steht: Eure Gier kostet unsere Zukunft #FridaysForFuture pic.twitter.com/GejbPoTHFf
— Lara (@lara_eck) June 21, 2019
Auch unsere Kinder werden sich zunehmend dessen bewusst, dass sich weder die Probleme unserer Zivilisation noch deren Lösungen auf einzelne Themen vereinfachen und beschränken lassen, oder dass es im Kampf gegen die drohenden Klimawandelfolgen nicht nur einseitiger Betrachtungen und einzelner Maßnahmen bedarf, es vielmehr einen ebenso interdisziplinären wie intergesellschaftlichen grundlegenden Denk- und Systemwandel braucht, der sich nach neuen Werten orientiert.
Gerade macht sich eine frische Gruppe von Aktivist*innen vom Camp auf nach zur CO2 Quelle Europas. Die #Klimakrise halten wir auf, die Dörfer retten wir. Solidarisch stehen wir zusammen #AlleDörferbleiben #EndeGelaende #FridaysforFuture #ClimateJusticeNow pic.twitter.com/Tr7G7Asfry
— Kathrin Henneberger (@KathrinAnna) June 22, 2019
Begleitet wird auch heute die Demonstration von der Polizei, die dazu Pferde einsetzt und damit auch Menschenleben gefährdet.
Schon gestern, 21.Juni 2019, blieben zwei Eilanträge gegen die polizeiliche Sperrung eines Bahnhofs erfolglos. Die Organisationen vom „Ende Gelände“ mussten umplanen. Sprecherin Kathrin Henneberger kritisiert das Vorgehen scharf: „Die Polizei nimmt Menschen das Grundrecht, für ihre Zukunft zu protestieren. Tausende sind auf dem Weg zu angemeldeten Versammlungen, die Polizei verhindert das durch Sperrung des Bahnhof Viersen. Diese Schikanen müssen sofort aufhören!“ Sie wurde sogar als Pressesprecherin des Aktionsbündnisses von RWE aufgefordert, eine Unterlassungserklärung zu unterzeichnen. Das versteht der Riesenkonzern RWE unter Klimaschutz.
Doch auch die Parents For Future unterstützen die Aktionen der jungen Generation – denn wie lange wollen wir noch untätig zuschauen? Laut für die Zukunft unseres Planeten, denn sonst wird es sehr schnell leise, weil nichts mehr geht und niemand mehr da ist.
Solidarisierung mit @Ende__Gelaende bei #ClimateJusticeWithoutBorders in Aachen #ac2106 pic.twitter.com/oXH2QC3cw4
— Parents For Future DE (@parents4future) June 21, 2019
„Auch nach 6 Monaten politischer Untätigkeit wird diese Bewegung nicht leiser! Mit #FridaysForFuture Gruppen aus halb Europa machen wir in Aachen Druck für wirkliche Klimapolitik,“ so die jungen Demonstranten.
Auf dem Spiel steht der Wohlstand – und das Überleben – der kommenden Generationen. Es gibt keine Zeit zu verlieren. Wenn Politiker also nicht reagieren und endlich handeln, liegt es an den Bürgern, ihre Stimmen lauter als je zuvor zu Gehör zu bringen.
Netzfrau Doro Schreier
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