Die meisten Lebensmittel, die uns in Supermärkten zur Verfügung stehen, haben lange Transportwege hinter sich. Supermärkte setzen Maßstäbe und so landen Millionen Tonnen auf dem Müll statt in den Regalen. Spätestens, nachdem ein Norovirus der Auslöser war, als 10.000 Menschen erkrankten, wissen wir, dass auch aus China Erdbeeren importiert werden. Eigentlich sollte man davon ausgehen, dass jetzt, da die Erdbeeren auch in Europa reif sind, solche in den Supermärkten angeboten werden. Doch lieber werden Erdbeeren aus fernen Ländern importiert, weil sie billiger sind. Ein Bauer bleibt auf einer Tonne Erdbeeren sitzen. Der Handel will ihm die Ernte nicht abkaufen. Die Beeren seien zu wenig homogen. Bereits im letzten Jahr wurden auf Grund von Überproduktion Tomaten und andere Gemüsesorten einfach weggeworfen oder untergepflügt, weil die Kosten durch die niedrigen Preise nicht gedeckt waren. Beispiel Tomaten: Da die Qualität unter der enormen Hitze gelitten hatte, sollten in den Niederlanden 60.000 Kilo Tomaten zerstört werden. Während die EU aus Südafrika billig Zitrusfrüchte importiert, vergammeln tonnenweise Zitrusfrüchte in Spanien. Jetzt ist es die Hitzewelle, die dazu führt, dass die Erdbeeren zu reif und zu wenig homogen sind, und somit wird die Abnahme durch Händler verweigert. Demnächst sind es wieder Äpfel, Weinrauben oder sogar Salat und Blumenkohl, die in den Müll wandern oder untergepflügt werden.
Lebensmittel-Verschwendung – Großhändler weist eine Tonne Erdbeeren zurück!
Ein Emmentaler Bauer bleibt auf einer Tonne Erdbeeren sitzen. Der Handel will ihm die Ernte nicht abkaufen. Die Beeren seien zu wenig homogen, so der Bericht in srf.ch. Der Bauer Bruno Spycher erklärt sich die Ablehnung seiner Ernte mit den höheren Handelsmargen auf importierten Erdbeeren. Die Schweizer Bauern könnten nicht so günstig produzieren wie ausländische Produzenten. Deshalb setzten die Händler vermehrt auf ausländische Erdbeeren, kritisiert Spycher. Die ausländischen Erdbeeren sind für den Handel ca. 25 Prozent günstiger im Einkauf.
Doch nicht nur in der Schweiz, auch die Bauern in Spanien mussten bitter erfahren, was es heißt, wenn die EU Obst aus anderen Ländern billiger importiert. Während in Europa die Orangen aus Südafrika verkauft werden, kämpfen in Spanien die Orangen-Bauern ums Überleben. Denn die Orangen aus Südafrika sind deshalb so günstig, weil die Zitrusimporteinfuhren ohne Zölle und ohne die strengen Kontrollen, die die europäischen Bauern einhalten müssen, importiert werden. Die Folge: Tonnen von valencianischen Orangen und Mandarinen vergammeln
Es ist nicht das erste Mal, dass europäisches Obst vergammelt, während die EU aus fernen Ländern importiert. So mussten auf den Kanarischen Inseln 9000 Tonnen Bananen vernichtet werden, da die EU sie günstiger aus Lateinamerika importierte.
Nachdem bekannt wurde, dass der Bauer Bruno Spycher auf einer Tonne Erdbeeren sitzen bleibt, weil sie zu reif und zu wenig homogen seien, spricht der Schweizer Obstverband von einem Einzelfall. Dieser Einschätzung widerspricht Dominik Waser, Initiant von «Grassrooted»:
«Es ist alltäglich, dass Früchte und Gemüse aus irgendwelchen Gründen nicht abgenommen werden.» Viel besser wäre es, wenn man solche Früchte zum Beispiel zu Konfitüre, Joghurt oder Glacé verarbeiten würde, statt sie wegzuwerfen.
Überall liest man in den Medien vom Klimawandel. Leider wird das Problem mit den Importen aus fernen Ländern nicht erwähnt. Rechnet man die Entfernungen zusammen, die Lebensmittel von ihrem Produktionsort aus zurücklegen, bis sie dann endlich im Einkaufswagen landen, kommt man durchschnittlich auf 50.000 Kilometer. Ob nun Weintrauben aus Peru, Ananas aus Ecuador, Himbeeren aus Marokko oder Erdbeeren aus Ägypten, dazu Avocados aus Chile und Mexiko oder Mangos aus Brasilien.
Statt den Import aus fernen Ländern einzustellen, macht man es wie in Polen, als die Bauern protestierten, dass sie ihre Äpfel nicht los wurden, weil aus anderen Ländern billiger importiert werden konnte. Auch hier vergammelten die Äpfel oder man warf sie einfach in den Müll.
Elf Millionen Tonnen Lebensmittel landen in Deutschland jedes Jahr im Müll
Laut dem Bundesministerium für Ernährung ist dies nicht nur ein ethisches, sondern auch ein ökologisches und ökonomisches Problem. Immerhin werden sowohl für die Erzeugung als auch für die Vernichtung von Waren Rohstoffe, Energie und Wasser benötigt. Mit jedem Lebensmittel, das unnötig im Müll landet, werden also wertvolle Ressourcen verschwendet. Doch hier sei die Frage erlaubt, warum dann die Bundesregierung nicht endlich auch die Supermärkte und Discounter dafür bestraft, dass sie solche Maßstäbe setzen mit dem Ergebnis, dass Millionen Tonnen auf den Müll statt in den Regalen landen?!
Mehr als ein Drittel des Obsts und Gemüses, das in Europa angebaut wird, landet im Abfall, weil es ein bisschen anders aussieht, heißt es in der Studie.
Der Nahrungsmittelverlust und die Nahrungsmittelverschwendung sind „die großen Plagen unserer Zeit“, wenn 10% der Weltbevölkerung chronisch hungrig ist. „Ästhetik für die Klassifizierung und Annahme von frischen Lebensmitteln für den Verkauf und den Konsum ist in den Qualitätsstandards und Vorschriften der Europäischen Union für Lebensmittelqualität verankert. Eine kleine Anzahl von Supermarktketten kontrolliert einen großen Marktanteil. Durch den Einfluss dieser „Multiples“ können sie zusätzliche proprietäre „Qualitätskriterien“ aufstellen.
Laut der Studie der University of Edinburgh wird geschätzt, dass jedes Jahr über 50.000.000 Tonnen frische Produkte weggeworfen werden, weil sie nicht den Anforderungen von Supermärkten entsprechen. Wir hatten bereits mehrfach darauf hingewiesen. In Italien werden Gurken und Tomaten vernichtet, weil sie nicht der Norm entsprechen oder weil importierte Waren aus dem Ausland billiger sind. Nicht anders ist es bei Bananen: Bis zu 40 Prozent der Bananen werden von den Landwirten weggeworfen, weil sie nicht den Normen entsprechen. Supermärkte setzen Maßstäbe. Grundsätzlich sind sie zu gebogen, zu gerade, zu lang, zu kurz, zu dick oder zu dünn.
In nur 100 Jahren gingen auf Grund von Monokulturen über 75 Prozent der biologischen Vielfalt verloren. So liegen in allen Supermärkten die selben Obst- und Gemüsesorten in den Regalen. Wenige Sorten wachsen auf immer größeren Feldern, die nicht nur Nahrung, sondern auch nachwachsende Rohstoffe bieten sollen. In Deutschland und Europa haben Hybridsorten (hybride, von lat. hybrida = Mischling) bei vielen Obst- und Gemüsearten einen Marktanteil von über neunzig Prozent.
Paradox – auf der einen Seite gibt es eine Überproduktion und diese landet auf dem Müll und auf der anderen Seite wird aus fernen Ländern importiert, weil es billiger ist
Für Empörung sorgte eine Genossenschaft 2018 in Belgien. Im Naturschutzgebiet Brechtse Heide wurden Tonnen von Tomaten, Paprika und Zucchini auf einer Weide deponiert.
Erst im letzten Jahr herrschte eine Tomatenschwemme und so landeten die Tomaten in der Schweiz in der Biogasanlage und auch, weil es zu viel Salat und oder Broccoli gab, blieben diese auf den Feldern und wurden dort mit dem Mulchgerät zerkleinert, denn ein Überangebot drückt den Preis. Schon da half der Verein «Grassrooted», dass nicht alles vernichtet wurde. Auch der Emmentaler Bauer erhielt Unterstützung vom Verein «Grassrooted». Dieser wehrt sich schon seit Jahren gegen Foodwaste. Via soziale Medien fanden sich in nur wenigen Stunden Interessenten für die Erdbeeren. Die Tonne war schnell verkauft.
Netzfrau Doro Schreier
Europa wird mit Zwiebeln aus China überflutet und europäische Zwiebeln überfluten Afrika
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