Es gibt die „coolsten“ Marketingtricks, die Konzernen einen Milliarden Umsatz bescheren. Der Verbraucher zahlt sogar für Luft, nur richtig verpackt muss sie sein. Statt Wasser aus der Leitung kaufen die Verbraucher Wasser aus Plastikflaschen, und weil das super geklappt hat, kaufen die Verbraucher jetzt sogar Wasser in Spraydosen, um sich zu erfrischen. Hat man noch darüber gelacht, dass die Chinesen frische Luft in Flaschen aus Kanada kaufen, bieten dm oder Aldi jetzt passend zum Sommer ein Wasserspray an. „Umweltschutz schreiben wir bei dm groß“, wirbt die Drogeriekette, und wirbt dann mit AQUA Spray aus einer Aluminium-Dose. „Die willkommende Abkühlung bei Arbeit, Sport und Freizeit – ideal im Sommer, für zwischendurch und unterwegs. Belegt durch einen wissenschaftlichen Test an 20 Personen.“ Das reicht aus, damit der Verbraucher über einen Euro zahlt, anstatt einfach Wasser aus der Leitung zu nehmen. Wasser in Spraydosen muss der Renner sein, denn auch Aldi Süds Kosmetikmarke Laura beauty hat Wasserspray für 1,45 Euro im Sortiment. Ja, es geht immer noch verrückter, denn dann heißt es von Bloggern, die diese Produkte bewerben: „Das Produkt ist dermatologisch bestätigt, ohne Alkohol, ohne Parfüm, ohne Konservierungsmittel. Außerdem ist es vegan und nur im Sommer bei dm erhältlich“. Das ist wie bei Nestlé: Der Konzern wirbt auch mit „Vittel natürliches Mineralwasser 1,5 l laktosefrei!“. Es gibt noch Mineralwasser, die sind kalorienarm und vegan. Demnächst wird Luft aus Kanada sicher auch in Deutschland angeboten, wirklich glutenfrei. Drogerieketten oder Supermärkte begründen dann das so: „Mit dem Angebot kommen wir dem Wunsch vieler Kunden nach“. Willkommen im 21.Jahrhundert, the Age of Stupid.
Es geht immer noch verrückter! Für 150 ml Wasser zahlen Verbraucher 1,50 € – Aluminiumdose für noch mehr Müll incl.
Wasser in Flaschen ist der Marketingtrick des Jahrhunderts. Die Flaschenwasserindustrie ist ein boomendes Geschäft mit einem Umsatz von 16 Milliarden Dollar pro Jahr. Diese vier Konzerne beherrschen den Weltmarkt: Nestlé, Danone, Coca-Cola und Pepsi.Co. Der europäische Flaschenwassermarkt wird auf rund 45 Milliarden Liter geschätzt, obwohl Leitungswasser häufig besser als Mineralwasser ist. In Deutschland sind es 13,8 Milliarden Liter Mineralwasser, die abgefüllt werden. Tendenz steigend. Mit welchen Tricks die Konzerne arbeiten, ist schon erstaunlich, von kalorienarmem Mineralwasser bis hin zu „laktosefreiem“ und „glutenfreiem“. Wasser in Flaschen ist eine Alternative zu Leitungswasser, das kostenlos und viel umweltfreundlicher ist.
Jetzt kommt noch ein weiterer Marketingtrick hinzu: 150 ml Wasser für rund 1,50 €. Angeboten wird Wasser als Spray zur Erfrischung für heiße Tage.
Die Drogeriekette dm, die von sich behauptet: „Von der Verpackung über Kennzeichnungen bis zur Logistik: Umweltschutz schreiben wir bei dm groß“, bietet ein solches Erfrischungsspray für 1,45 Euro an.
Drogeriekette dm
Produktbeschreibung von Balea Wasserspray Aqua, 150 ml
„Erfrischt Gesicht und Körper. Vitalisiert die Haut und versorgt sie mit wertvoller Feuchtigkeit.* Die willkommende Abkühlung bei Arbeit, Sport und Freizeit – ideal im Sommer, für zwischendurch und unterwegs. * Belegt durch wissenschaftlichen Test an 20 Personen. Vegan.
Inhaltsstoffe: AQUA und NITROGEN
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Hinweis von uns Netzfrauen: Aqua ist Wasser und Nitrogen ist Stickstoff.
Weil die Drogeriekette dm, die so „umweltfreundlich“ ist, auch die Sozialen Medien nutzt, postete dm auch gleich das Produkt „für Erfrischung“ auf Facebook. Zum Glück gab es Verbraucher, denen auffiel, dass man ein solches Produkt nun wirklich nicht benötigt, und sie äußerten sich kritisch.
Außerdem hieß es von dm – „Die Sprays sind aus einer Aluminium-Dose hergestellt. Diese kann man in den Kühlschrank legen, damit der verteilte Wasserdampf seinen Effekt richtig entfalten kann.“
Vielen scheint nicht bewusst, dass Aluminium ebenso gesundheitsschädlich ist wie Blei oder Asbest. Es schadet nicht nur der Gesundheit, sondern schon die Herstellung von Aluminium ist alles andere als umweltfreundlich. Sie verlangt nicht nur ein enormes Maß an Energie, sondern zerstört in hohem Maße die Umwelt. Will man aus dem Ausgangsstoff Bauxit 1 Kilogramm Aluminium gewinnen, liegt der dafür nötige Stromverbrauch bei gut 14 Kilowattstunden. Der Strom muss erzeugt werden, wobei Kohlendioxid frei wird.
Nur am Rande: Wenn man als „umweltfreundlich“ gelten möchte und sogar damit wirbt, dass man Plastikmüll vermeiden möchte, sollte man auf Luftballons verzichten!!
Aldi rechtfertigt sich für das Wasserspray
Nachdem sich Verbraucher auf Facebook negativ bei dm wegen des Wassersprays geäußert haben, gibt es jetzt auch bei Aldi Süd Kritik.
Nicht nur, dass Supermärkte mehr Geld für unverpacktes Obst und Gemüse verlangen, nein, es gibt auch Wasser in Spraydosen.
LACURA – „Für Ihre natürliche Schönheit“ – ist eine Eigenmarke von Aldi-Süd. Auch LACURA hat ein Wasserspray im Sortiment. Kunden kritisieren, dass zu viel Abfall produziert werde, schließlich lassen sich die Alu-Dosen nicht wieder befüllen.
Der Discounter argumentiert so: „Mit dem Angebot des Wassersprays kommen wir dem Wunsch vieler Kunden nach, die gerade in den heißen Sommermonaten nicht auf diese Erfrischung unterwegs verzichten möchten.“
Zum Thema der Müllvermeidung äußert man sich: „Wir machen uns bei der Auswahl der Verpackungen immer viele Gedanken und setzen hier zunehmend auf wiederverwertbare Materialien. Die Thematik Müllvermeidung hat bei uns ebenfalls einen hohen Stellenwert. Daher haben wir im vergangenen Jahr auch unsere Verpackungsmission gestartet, um zusätzlich nachhaltigere Alternativen zu finden.“
Siehe dazu unser Beitrag: Plastikwahnsinn! Supermärkte verlangen mehr Geld für unverpacktes Obst und Gemüse! – Supermarkets make it MORE expensive to go plastic-free with fruit and veg
Unsere Antwort: Es wäre einfacher, auf solche Produkte zu verzichten – braucht kein Mensch, es gibt Alternativen und die kosten noch nicht mal etwas.
In unserem Beitrag Video: Warum Trinkwasser in Flaschen unsinnig ist – It doesn’t make sense to buy bottled water von 2014 haben wir von der Kampagne aus Australien berichtet, die Flaschen mit Luft und Sonne in einem eigens dafür eingerichteten Webshop und Shop verkauften. Diese tolle lustige Aktion zielte darauf, auf Wasserflaschen zu verzichten und lieber gleich zum Leitungswasser zu greifen. Die Melbourne Water Corporation „Yarra Valley Water“ war selbst darüber erstaunt, wie viele Menschen in der Tat diese Flaschen kauften.
Auch ein kanadisches Unternehmen, welches Luft aus den Rocky Mountains in Flaschen abfüllt, hätte nie gedacht, dass sich ihr Produkt als Kassenschlager entwickeln würde.
Erfolgreiche Innovationen sind meist kein Zufall, sondern planvolle Maßnahmen. Die Orientierung an den Kundenwünschen wird immer bedeutender. Einzigartigkeit ist das zentrale Erfolgskriterium unterschiedlicher unternehmerischer Innovationsprozesse. Dafür zahlt der Verbraucher gern mehr – auch wenn es sich um Unsinniges handelt.
Ja, der Verbraucher – mündig zu denken scheint irgendwie in der Evolution abhanden gekommen zu sein – denn er kauft auf Teufel komm raus – was die Marketingfachleute initiieren und kreativ gestalten. Willkommen im 21.Jahrhundert, the Age of Stupid!
Netzfrau Doro Schreier
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