Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl ereignete sich am 26. April 1986. Über 30 Jahre nach dem Super-GAU im AKW Tschernobyl sind die Probleme vor Ort noch längst nicht gelöst, da kommt schon die nächste Umweltkatastrophe, die eine ähnliche wie Tschernobyl auslösen könnte. ‚Dies ist im Wesentlichen das Gebiet einer Umweltkatastrophe. Wir müssen jetzt handeln, sonst haben wir ein „ökologisches Tschernobyl“, so die Warnung der staatlichen Umweltbehörde Rosprirodnadzor. Während die Welt entsetzt nach Brasilien schaut, denn die Lunge unseres Planeten steht in Flammen, spielt sich auch in einem anderen Teil der Erde eine Tragödie ab. Etwa 5,4 Millionen Hektar sind größtenteils in Sibirien und im fernen Osten des Landes in Flammen aufgegangen. Nur etwa 9% dieser Brände werden aktiv bekämpft. Die Waldbrandfläche in den sibirischen Regionen Irkutsk und Krasnojarsk beträgt derzeit laut lokalen Behörden knapp 1,5 Millionen Hektar. In Irkutsk befindet sich auf 600 Hektar eine verlassene Chemiefabrik, die eine ähnliche Umweltkatastrophe wie Tschernobyl auslösen könnte, und in Krasnojarsk steht ein Kernkraftwerk. Seit Anfang Juli ringen die Sibirier mit Rauch und Waldbränden. Von Tag zu Tag verschlimmert sich die Situation. Jetzt wird aus Sibirien vor einer ähnliche Umweltkatastrophe wie Tschernobyl gewarnt.
Die verlassene Chemiefabrik, die eine ähnliche Umweltkatastrophe wie Tschernobyl auslösen könnte
Die Bilder in siberiantimes.com vom Ende Juli 2019 zeigen das Werk in der Region Irkutsk, das auf einem 600 Hektar großen Gelände Chlor und andere Chemikalien herstellte und 1933 in der Stalin-Ära seine Arbeit aufnahm. Irkutsk ist die Hauptstadt der russischen Oblast Irkutsk am einzigen Abfluss des Baikalsees, der Angara. „Dies ist ein riesiges, chemisch gefährliches Unternehmen, das sich in einem halb zerstörten Zustand befindet“, warnte Svetlana Radionova von der staatlichen Umweltbehörde Rosprirodnadzor.. „Seine nachlässigen Besitzer haben seine letzten Ressourcen erschöpft und es dann einfach verlassen. Niemand weiß, was da ist“, sagte sie. Sie hatte persönlich eine große Menge Quecksilberrückstände und Tanks mit gefährlichen, unbekannten Chemikalien in der Fabrik gesehen, die 2010 die Produktion einstellte. Die Einrichtung von Usolyekhimprom wurde 2017 wegen Insolvenz stillgelegt, seitdem kümmert sich niemand mehr um das Gelände. Allein die Quecksilberelektrolyse-Abteilung umfasste eine Fläche von mehr als einem Hektar. Ihre Warnung vor einem zweiten Tschernobyl ist beunruhigend.
Erst kürzlich wurde bekannt, dass das internationale Übereinkommen über die frühzeitige Benachrichtigung bei nuklearen Unfällen verletzt wurde.
Das Übereinkommen verlangt einen schnellen und grenzüberschreitenden Austausch über einen nuklearen Unfall, um radiologische Auswirkungen auf Mensch und Umwelt möglichst gering zu halten. Wir hatten berichtet, dass 2017 erhöhte Ruthenium-106 Konzentration über Europa zwischen September und Oktober gemessen wurden. Im Verdacht stand eine russische atomare Wiederaufbereitungsanlage, in der schon vor 60 Jahren ein GAU katastrophale Folgen verursachte. Die höchsten Konzentrationen an Ruthenium-106 wurden im Südural und in der Chelyabinsk-Region festgestellt, wo sich auch die Majak-Anlage von Rosatom befindet, die an der Wiederaufbereitung und Lagerung verbrauchter Kernbrennstoffe arbeitet. Erst im Juli 2019 bekräftigte ein internationales Team von 69 Wissenschaftlern aus 47 renommierten Institutionen den Anfangsverdacht.
Eine neue Katastrophe wie Tschernobyl? All dies, einschließlich des Bodens, des Grundwassers ist mit hochgiftigen chlororganischen Schadstoffen und Schwermetallen kontaminiert
Das Unternehmen Usoliekhimprom umfasst mehr als 200 Industrieanlagen. Es gibt rund 140 Werkstätten – die 1998 stillgelegte Quecksilberelektrolyseanlage ist nur eine von ihnen – rund 60 Nebengebäude und Bauwerke, eine Bahnstrecke mit einer Gesamtlänge von über 20 Kilometern und eine rund 50 Kilometer lange oberirdische und unterirdische Versorgungsleitung.
Der regionale Minister für natürliche Ressourcen Irkutsk, Andrey Kryuchkov, sagt, die „Beseitigung“ der Verschmutzung sei „eines der vorrangigen Themen bei der Gewährleistung der Umweltsicherheit der Bewohner der Region Irkutsk“. Er bestätigte, dass „All dies, einschließlich des Bodens und des Grundwassers mit hochgiftigen chlororganischen Schadstoffen und Schwermetallen kontaminiert ist.“
Genau dort wüten die Waldbrände, die dem russischen Umweltministerium zufolge ein größeres Ausmaß erreicht haben als im Jahr zuvor. Aktuell gibt es nach offiziellen Angaben 147 Brände. Mit am stärksten betroffen ist demnach die Region Irkutsk am Baikalsee. Noch vor kurzem waren Teile der Region überschwemmt.
Wladimir Putin besuchte am 2. September 2019 die Region Irkutsk, wo er sich über dem Verlauf der Arbeiten nach den schrecklichen Überschwemmungen erkundigte. Dies berichtete der Kreml-Pressedienst.
Die Überschwemmung in der Region begann Ende Juni und tötete 25 Menschen. In 107 Siedlungen wurden 10,8 Tsd. Wohngebäude und 11,05 Tsd. Wohngrundstücke, 49 sozial bedeutende Objekte, 49 Straßenabschnitte überflutet. Die Überschwemmung beschädigte 22 Brücken.
Иркутск. pic.twitter.com/1qFGvH4gbW
— Елена Плеханова (@uiTrs1fE5eoyfii) August 27, 2019
Waldbrände in Sibirien breiten sich aus
Die Waldbrandfläche in den sibirischen Regionen Irkutsk und Krasnojarsk beträgt derzeit laut lokalen Behörden knapp 1,5 Millionen Hektar. Seit Anfang Juli ringen die Sibirier mit Rauch und Waldbränden. Von Tag zu Tag verschlimmert sich die Situation, auch darüber berichtete siberiantimes.com im August 2019 und veröffentlichte auch dazu Fotos, die das Ausmaß der Tragödie zeigen.
Nur etwa 9% dieser Brände werden aktiv bekämpft, da die Ressourcen von den Behörden auf Brände konzentriert werden, die Siedlungen oder industrielle oder andere wichtige Einrichtungen bedrohen. Das Militär ist voll mit der Minimierung der Waldbrände beschäftigt, aber Wasser, das von Flugzeugen gesprüht wird, um Infernos zu löschen, ist „so teuer wie Champagner“.
Das gewaltige Ausmaß der Brände wird durch die Tatsache unterstrichen, dass in diesem Jahr bislang rund 14,9 Millionen Hektar durch Feuer zerstört wurden. Dies ist eine Fläche größer als Bangladesch oder Griechenland .
Der durch Waldbrände verursachte Rauch hat ein größeres Gebiet als die Europäische Union erfasst.
Bilder zeigen Rauch und Flammen von Bränden, die derzeit in der Region Irkutsk wüten
Im Jahr 2018 wurden 15,4 Millionen Hektar durch Waldbrände zerstört. Im Jahr 2012 waren es mehr als 18,1 Millionen Hektar.
„Es ist nicht nur der Wald, der sich zersetzt und stirbt, sondern auch Millionen von Menschen leiden unter dem Rauch und auch die wild lebenden Tiere verlieren ihren Lebensraum“, sagt Konstantin Fomin, Pressesprecher von Greenpeace Russland. Die Organisation schätzt, dass die Waldbrände über 225 Millionen Tonnen Kohlendioxid erzeugt haben werden, was einer jährlichen Abgasemission von 49 Millionen Autos entspricht.
„Diese Flugzeuge – die Il-76 – können nur wenige Flüge pro Tag von ihrer Basis zum brennenden Gebiet durchführen. Sie werfen 40 Tonnen Wasser ab und können dabei nur 750 Meter der Brandkante vorübergehend löschen, wenn sie die richtige Stelle treffen. 750 Meter sind angesichts des Ausmaßes der Brände nicht so viel, während die Kosten für das geworfene Wasser angesichts der Transportkosten und der Gehälter für das Personal in der Nähe der Kosten für Champagner liegen.
Militär engagiert sich voll für die Minimierung der Brände, aber Wasser, das von Flugzeugen gesprüht wird, um Infernos zu löschen, ist „so teuer wie Champagner“
Immer wieder fangen bereits gelöschte Wälder wieder Feuer, “ so Bryukhanov. Er ist leitender Forscher am Labor für Waldpyrologie des Sukachev-Instituts für Wald in Krasnojarsk.
Nach Angaben des Verteidigungsministeriums wurden bereits zehn Flugzeuge und zehn Helikopter in die besonders von den Waldbränden betroffene Region Krasnojarsk entsandt.
Красноярский край, немытая
Господь, жги и не останавливайся pic.twitter.com/PTIXPcbdbx
— Фашик Донецкий (@FashDonetsk) July 31, 2019
Genau hier ist die Kerntechnische Anlage Schelesnogorsk. Nach offiziellen Angaben werden in Schelesnogorsk 1.000 t abgebrannte Brennelemente der Kernkraftwerke vom Typ WWER-1000 mit einer Strahlenaktivität von 18,5 Exabecquerel (EBq) (500 Millionen Curie) zwischengelagert. Sie ist eine kerntechnische Anlage, die zehn Kilometer von den Wohngebieten der geschlossenen russischen Stadt Schelesnogorsk (Krasnojarsk-26) entfernt liegt. Die Anlage befindet sich etwa 50 Kilometer nordöstlich von Krasnojarsk am Fluss Jenissei in der Region Krasnojarsk in Sibirien und wurde 1950 gegründet.
Auch in Irkutsk sind russische Beamte zutiefst besorgt. Radionova erzählte, wie eine Sammlung von Tanks, die nicht spezifizierte chemisch gefährliche Substanzen enthielten, auf dem Fabrikgelände gelagert wurden. Einige stehen unter Druck, während niemand genau weiß, was sich darin befindet. „Sie pumpten Ölraffinerieabfälle in Bohrlöcher, in denen sich einst Salzlösungen befanden“, sagte sie gegenüber der Zeitung Izvestia. „Der Angara-Fluss fließt in der Nähe, und es ist klar, dass der Fluss verschmutzt wird, wenn ein solches Bohrloch explodieren würde.“ Sie beklagte sich darüber, dass nicht nur die Eigentümer der stillgelegten Anlage die industrielle Infrastruktur vernachlässigten. „Usolyekhimprom ist das anschaulichste Beispiel für solch hässliches Verhalten“, sagte sie. Was kommt da noch auf uns zu?
Netzfrau Doro Schreier
Asbest-Revival in Asbest, Russland – In Asbest, Russia, Making Asbestos Great Again
Chernobyl: The Last Lament – Tschernobyl: Die letzte Klage – Horror ohne Ende
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