Trotz aller Kritik und Skandale wächst der globale Fleischmarkt weiter. Besonders beliebt sind die mit Antibiotika gefütterten Hähnchen. Allein auf dem Oktoberfest in München werden 510.000 ganze Hendl verkauft. Die Tiere werden innerhalb von 32 Tagen, vom Schlüpfen bis zur Schlachtung, aufgezogen und dann im Akkord geschlachtet. Hähnchen, die in Unmengen von Fäkalien vor sich hin vegetieren und dies in viel zu engen Ställen. Allein in seinem Schlachthof in Brandenburg will Wiesenhof täglich 240.000 Hähnchen schlachten. „Fleisch ist einer der wichtigsten Wachstumsmotoren in Europa“, das macht der Lobbyist und EU-Landwirtschaftskommissar Phil Hogan immer wieder deutlich und er fördert diese Branche auch mit Millionen Euro an Steuergeldern. Auch Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner fördert die Agrarlobby. Zwar wurde ein neues Tierwohllabel vorgestellt, doch wer soll die Haltungsform überprüfen? Denn es ist soweit, wir haben im Tierschutz bereits chinesische Verhältnisse: „Wir brauchen keine selbsternannte Stallpolizei, die die Einhaltung des Tierschutzes kontrolliert“. Nein, diese Worte kommen nicht aus China, wo die Regierung Tierschutzorganisationen kritisierte, die mit schrecklichen Bildern aus den Schlachthöfen für Hunde auf die entsetzlichen Situationen aufmerksam machten, sondern diese Worte stammten im Mai 2018 von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner. Der Fleischverzehr soll sogar noch weiter angekurbelt werden. Überdurchschnittlich bis 2027 soll die Erzeugung von Geflügelfleisch ansteigen. Trotz aller Skandale und Kritik züchtet und tötet die Fleischindustrie mehr Hühner als je zuvor!
Wenn die Verbraucher wüssten, wie Hühner gezüchtet werden, würden sie ihr Fleisch nie wieder essen!
Gequetscht, getreten, lebendig entsorgt – in Deutschland leben 99 % aller Masthühner in Betrieben mit über 10.000 Tieren. 30 Millionen Hühner sterben in Deutschland pro Jahr noch vor der Schlachtung auf Grund der schlechten Haltungsbedingungen. Nicht nur die Tiere erleiden schreckliche Qualen, auch der Mensch ist betroffen. Einem aktuellem Bericht zufolge tragen die Praktiken intensiver Hähnchenproduktion zum Anstieg der antimikrobiellen Resistenzen (AMR) bei Bakterien bei, die vom Tier auf den Menschen übertragbar sind wie Campylobacter, Salmonellen und E.coli. Seit Jahrzehnten pumpen Massentierhalter Antibiotika in die Tiere, um unmenschliche und krankheitsauslösende Bedingungen auszugleichen. Jetzt wehren sich Bakterien. Dies ist äußerst besorgniserregend, da die Anzahl der schwerwiegenden Infektionen mit E. coli auf Rekordhöhe liegt und von Jahr zu Jahr zunimmt. E. coli ist bei weitem die häufigste Ursache für Harnwegsinfektionen und gefährliche Blutvergiftungen beim Menschen und kann auch Meningitis verursachen. Diese Infektionen können tödlich sein, wenn sie nicht auf Antibiotika ansprechen.
Laut OECD könnten so in den nächsten Jahren durch Antibiotika-resistente „Superbugs“ 1,3 Millionen Menschen in Europa daran sterben, wenn nicht mehr getan wird, um das Problem zu lösen. Forscher studieren bereits mittelalterliche Quellen auf der Suche nach Mitteln gegen antibiotikaresistente Keime. Die Landwirte wollen weiterhin Antibiotika einsetzen!
Problematische Tierhaltung, Ressourcenverbrauch und exzessive Antibiotika-Behandlungen – es gibt viele Gründe, warum man auf Fleisch verzichten sollte.
Und doch prognostizieren OECD und FAO für den Zehnjahreszeitraum von 2017 bis 2027 ein Wachstum der globalen Fleischerzeugung. Spitzenreiter ist 2027 Geflügelfleisch mit einem Marktanteil von 38 Prozent an der gesamten Fleischerzeugung, gefolgt von Schweinefleisch mit 36 Prozent. Auf Rindfleisch werden rund 22 Prozent der Weltfleischerzeugung entfallen.
Die Nachfrage nach Getreide und anderen traditionellen Grundnahrungsmitteln wird sich weiter hin zu tierischen Nahrungsmitteln wie Fleisch, Fisch, Eiern und Milchprodukten verschieben. Für die Industriestaaten wird ein Fleischverzehr von 68 Kilogramm pro Kopf der Bevölkerung geschätzt, so ein aktueller Bericht.
Das Thema Klimawandel hat mittlerweile die Medien erreicht und immer mehr Menschen fordern weltweit Maßnahmen, etwas gegen die Globale Erwärmung zu unternehmen. Berücksichtigt werden muss hierbei auch der enorme Konsum von Fleisch, denn laut Wissenschaftler wiegen die Auswirkungen der Aufzucht von Tieren zur Fleischerzeugung schwer, darunter auch Land- und Wasserverschlechterung, Verlust von Lebensraum und Biodiversität, Umweltverschmutzung, tote Zonen im Meer und Klimawandel. Trotzdem wächst der globale Fleischmarkt weiter. Bereits vor ein paar Jahren forderte eine Studie: Steuern auf Fleisch und Milchprodukte, um Emissionen zu senken und Leben zu retten
„Geflügelfleisch ist beliebt. Und das zu Recht. Denn neben genussvollen Geschmackserlebnissen liefert Geflügelfleisch viele wichtige Nährstoffe, die es besonders wertvoll für eine ausgewogene Ernährung machen,“ so die deutsche Geflügelwirtschaft. Doch würden die Verbraucher auch noch soviel Geflügelfleisch essen, wenn sie wüssten, wie die Tiere dahin vegetieren und gemästet werden, bis sie dann endlich zu einem Schlachthof gekarrt werden?
In Deutschland leben etwa 94 Millionen Hühner für die Hühnerfleischproduktion. In der Kurzmast werden die Hühner schon nach 28 bis 30 Lebenstagen mit etwa 1,5 kg Körpergewicht geschlachtet. In den einzelnen Mastställen sind Gruppen von 10.000 und mehr Tieren üblich, oft sind es bis zu 40.000 Tiere in einer Mastanlage.
Sind die Hühner noch klein, haben sie gerade noch Platz. Doch in ca fünf Wochen, kurz vor der Schlachtung, werden sie dicht gedrängt stehen. Das führt auch dazu, dass die Tiere an Keimen erkranken, und genau deswegen werden Antibiotika oder Colistin, ein klassisches Penicillin verabreicht, das auch für Menschen zunehmend wichtiger wird. Auch gegen die Reserve-Antibiotika Tigecyclin und Colistin gibt es zunehmend Resistenzen.
Oft picken die Tiere sich in ihrer Verzweiflung gegenseitig so heftig, dass sie bluten und sich manchmal sogar gegenseitig töten. Die immense Dichte macht das Leben der Tiere zur Qual. Zumeist haben die Tiere auch keinen Zugang zu Frischluft, denn die von überwältigendem Ammoniakgestank durchzogenen Hallen werden vollautomatisch be- und entlüftet. Auf Grund der schlechten Haltungsbedingungen ist die Sterblichkeitsrate bei Hühnern besonders hoch. Tierärztliche Hilfe gibt es nur unzureichend oder überhaupt nicht. Arbeiter säubern die Hallen täglich von toten Tieren. Damit sich die Hühner möglichst wenig bewegen, werden sie überwiegend bei Dämmerlicht gehalten.
Im Jahr 2018 wurden in Deutschland rund 1,57 Millionen Tonnen Geflügel (Schlachtgewicht) erzeugt.
Auf dem Schlachthof
Der Transport zum Schlachthof beginnt mit Tritten und Schlägen der Fängertrupps. Tiere werden an den Beinen gepackt und in die Boxen geschleudert. Nicht selten brechen dabei Flügel oder Beine.
Bei jeder Schlachtung gilt: Tiere dürfen niemals ohne vorherige und sachgerechte Betäubung getötet werden.
Ein Huhn, das grausame Bedingungen überlebt, wird im Alter von maximal 42 Tagen im Schlachthof getötet. Immer mehr wissenschaftliche Untersuchungen kommen zu einem erschreckenden Ergebnis: Unzählige Hühner werden in Schlachthöfen auf der ganzen Welt bei Bewusstsein getötet – auch in Deutschland. Sogar die Bundesregierung räumte ein, dass eine durchgehende Betäubung von Geflügel nicht sichergestellt werden kann.
Bei Geflügel, insbesondere bei elektrischen Betäubungsverfahren kann die erforderliche Fixierung des Geflügels tierschutzrelevant sein, weil vor allem beim Aufhängen schwererer Tiere im Bereich der Ständer hoher Druck aufgebaut werden kann. In elektrischen Wasserbad-Betäubungssystemen fließt der Strom parallel geschaltet gleichzeitig durch die Tiere. Bei dieser Anordnung kommt es auf Grund unterschiedlicher Widerstände der Tiere zu unterschiedlichem Stromfluss bei den Tieren, wodurch bei einzelnen Tieren Anzeichen für eine mangelhafte Betäubung auftreten können. Quelle: Deutscher Bundestag: Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage „Tierschutz bei der Tötung von Schlachttieren“
- Mehrere Wissenschaftler weisen nachdrücklich darauf hin, dass Fehlbetäubungen bei der Schlachtung von Hühnern routinemäßig auftreten und dazu führen, dass die Tiere unvorstellbar leiden.
- Den betroffenen Tieren wird anschließend – kopfüber an Haken hängend – bei Bewusstsein die Kehle mit einem Messer aufgeschlitzt. Manche der Tiere schaffen es durch panisches Zappeln jedoch, dem Kehlschnitt zu entgehen. Ihnen wird anschließend in der Regel der komplette Kopf abgetrennt – ebenfalls ohne Betäubung.
- Die Schlachthof-Mitarbeiter haben dafür in der Regel pro Tier nur einen kurzen Augenblick Zeit, wodurch es regelmäßig zu schmerzhaften Verletzungen und Knochenbrüchen kommt. Viele Tiere geraten auf dem Weg zum elektrischen Wasserbad zudem in Stress und versuchen, sich durch Flattern und Herumpicken aus dem Bügel zu befreien, wodurch teilweise andere Hühner verletzt werden.
Obwohl in Deutschland mehr Geflügel gemästet als verbraucht wird, werden nach wie vor erhebliche Importmengen benötigt.
11 Kilogramm Geflügelfleisch isst der durchschnittliche Deutsche im Jahr – Tendenz steigend. Doch billig wird auch billig produziert. Wer als Verbraucher nur auf Geflügel aus Betrieben zurückgreifen will, die dauerhaft keine Antibiotika verwenden, bekommt diese sicher nicht zum Preis von 4 Stück für 10,- Euro, wie sie oft in den Discountern angeboten werden.
Einen kleinen Einblick darein, wie viele Kilometer Geflügelfleisch zurücklegt, erhält man durch folgende Zahlen vom September 2016: Deutlich gewachsen (plus 37 %) sind die Importe von Geflügelfleisch aus Drittländern. Größter Lieferant ist Brasilien. Von dort bezog Deutschland 7769 t Fleisch (plus 29 %). Aus Brasilien wurden zudem noch 23 935 t an Zubereitungen und 12 325 t gesalzenem Geflügelfleisch bezogen. Auch die Lieferungen aus der Ukraine wuchsen, und zwar um 16 % auf 5438 t. Siehe Verrückter geht es nicht mehr! EU will mit 15 Mio. Euro Fleischverzehr ankurbeln – Eier aus Ukraine und Argentinien – Geflügel aus Brasilien und Thailand und demnächst Hormonfleisch aus den USA
30 Millionen Hühner sterben in Deutschland pro Jahr noch vor der Schlachtung auf Grund der schlechten Haltungsbedingungen.
Gequetscht, getreten, lebendig entsorgt – in Deutschland leben 99 % aller Masthühner in Betrieben mit über 10.000 Tieren. 30 Millionen Hühner sterben in Deutschland pro Jahr noch vor der Schlachtung auf Grund der schlechten Haltungsbedingungen. Nicht nur die Tiere erleiden schreckliche Qualen, auch der Mensch ist betroffen. Als ob dieses noch nicht reicht, scheint es den Verbrauchern entgangen zu sein, wie schädlich Geflügelfleisch wirklich ist! Siehe Neuer Bericht zeigt schädliche Auswirkungen intensiver Massen-Hähnchen-Haltung auf öffentliche Gesundheit und Umwelt – neben Tierwohl – NEW REPORT DEMONSTRATES DETRIMENTAL IMPACTS OF INTENSIVE BROILER CHICKEN FARMING ON PUBLIC HEALTH AND THE ENVIRONMENT, BESIDES ANIMAL WELFARE
Jeder und jede Einzelne von uns hat die Möglichkeit, durch bewusste Kaufentscheidungen dazu beizutragen, dass Tieren solch ein grausames Schicksal erspart bleibt. Supermärkte bieten immer mehr pflanzliche und gesunde Ersatzprodukte an und erleichtern somit, Fleisch von Hühnern und anderen Tieren durch leckere Alternativen auszutauschen.
Netzfrau Doro Schreier
Weit mehr als nur Gammelfleisch – Woher kommt unser täglich Fleisch?
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