Opioidkrise – die Spur führt nach Europa – „DAS GESCHÄFT MIT DEM SCHMERZ“ – “THE BUSINESS OF PAIN” – Purdue foreign arm caught up in opioid probe in Europe

zur englischen Version Die Opioide sind aus der Schmerztherapie nicht mehr wegzudenken, heißt es. Doch was die italienische Polizei auf ihren Abhörgeräten mit anhörte, gibt einen Einblick, wie Pharmakonzerne Opioide auch nach Bekanntwerden der Ursache und Folge der amerikanischen Sucht-Epidemie noch ins Ausland verschoben. „Ich habe ein System geschaffen“, prahlte laut Polizei der Arzt. „Das ist das Geschäft mit dem Schmerz“! Das Netzwerk, welches für die Opioid-Krise verantwortlich sein soll, ist mittlerweile in mehr als 120 Ländern tätig. Pharmagiganten werden ja auch ein „Kartell des Schweigens“ genannt. Die Pharma-Mafia bekommt nach diesem Bericht eine neue Facette. Sollten Sie also Schmerzmittel nehmen, dann lesen Sie bitte diesen Beitrag. Ärzte greifen bei starken Schmerzmitteln zu sorglos zum Verschreibungsblock, kritisierte die OECD. In Europa sterben dem Bericht zufolge immer mehr Menschen am Missbrauch von verschreibungspflichtigen Schmerzmitteln. War Ihnen bekannt, dass in den USA gegen Johnson & Johnson sogar ein milliardenschwerer Rechtsstreit stattfand? Der Pharmagigant Johnson & Johnson wurde sogar zur Zahlung von 572 Millionen $ in einem bahnbrechenden Prozess verurteilt. Der Grund: Opioid-Schmerzmittel. Dem Konzern wird vorgeworfen, mit synthetischen Opiaten Milliardengewinne gemacht zu haben – dafür habe der Konzern Studien manipuliert, trügerisches Marketing betrieben und in der Werbung gelogen. Die Ratiopharm-Mutter hat sogar einer Vergleichszahlung von 85 Millionen US-Dollar zugestimmt. Doch eigentlich begann alles in Europa. Und wieder taucht der Name Grünenthal auf, bekannt einst durch das Schlafmittel Contergan. Von der Opioidkrise sind weite Teile der Welt betroffen und nicht nur die USA. Wenn der Missbrauch von Schmerzmitteln, die süchtig machen, zunimmt, warum stoppt man diesen Missbrauch nicht?

Opioide Schmerzmittel (Opioide) werden zur Behandlung starker Schmerzen eingesetzt, doch mit gravierenden Folgen.

Nicht nur BayerMonsanto wird in den USA verklagt, sondern auch der große Pharmagigant Johnson & Johnson. Der Grund: Opioid-Schmerzmittel. Johnson & Johnson ist für die Herstellung von Babypuder und anderen Haushaltsprodukten bekannt, doch Johnson & Johnson ist auch ein Pharmagigant. Dem Konzern wird vorgeworfen, mit synthetischen Opiaten Milliardengewinne gemacht zu haben – dafür habe der Konzern Studien manipuliert, trügerisches Marketing betrieben und in der Werbung gelogen. In September 2019 wurde Johnson & Johnson zu einer Zahlung von 572 Millionen $ verurteilt. Es folgen noch 2000 weitere Klagen. Die Pharma-Mafia sollte eigentlich dafür sorgen, dass Menschen gesund werden. Es ist ein lohnendes Geschäft, denn mit Krankheiten des Menschen machen die größten Pharmakonzerne einen Umsatz von 600 Milliarden Dollar.  Damit der Umsatz weiter steigt, gab es eine Idee: „Das ist das Geschäft mit dem Schmerz“! Warum boomt das Geschäft mit dem Schmerz? Weil „wichtige Meinungsbildner“ bezahlt wurden. Das kommt uns sehr bekannt vor, zum Beispiel bei Glyphosat von Monsanto. Schauen Sie sich die gut platzierte Werbung in den Medien an. Welcher Mensch, will nicht seinen Schmerz los werden? Damit es auch so bleibt, machen diese Schmerzmittel süchtig und so hat man sich gleich neue Kunden geschaffen. Weltweit ist der nichtmedizinische Gebrauch von Opioiden in den vergangenen zehn Jahren dramatisch angestiegen. Die Ratiopharm-Mutter hat sogar einer Vergleichszahlung von 85 Millionen US-Dollar zugestimmt. Auch der Name Grünenthal taucht wieder auf, bekannt einst durch das Schlafmittel Contergan. In den USA gehört die Big Pharma mittlerweile zu den unbeliebtesten Konzernen, eine Branche, die eigentlich Menschen gesund machen sollte und nicht krank. Wie gefährlich die Pharmakonzerne sein können, wird auch an Johnson & Johnson deutlich. Johnson & Johnson habe „falsche, irreführende und gefährliche Marketingkampagnen“ publik gemacht, die „exponentiell steigende Suchtquoten, Todesfälle durch Überdosierung“ und Säuglinge, die Opioiden ausgesetzt waren, verursacht hätten, so der Richter. Siehe Endlich! Pharmagigant Johnson & Johnson zu Zahlung von 572 Millionen $ in bahnbrechendem Prozess verurteilt – Johnson & Johnson Ordered to Pay $572 Million in Landmark Opioid Trial

Im Oktober 2019 haben mehrere Hersteller der Schmerzmittel mit Suchtgefahr separate Vereinbarungen mit den Klägern getroffen. So willigte der US-Konzern Purdue in Zahlungen zwischen zehn und zwölf Milliarden Dollar ein. Das Unternehmen, das der Milliardärsfamilie Sackler gehört, ist der Hersteller des Opioids Oxycontin, das in den USA seit den 90er Jahren besonders weite Verbreitung fand. Und genau um diese Milliardärsfamilie Sackler  handelt das Geschäft mit den Schmerzmitteln.

Allein 2017 starben 48.000 Amerikaner an den Folgen ihrer Opioid-Sucht, 2018 sollen  rund 32.000 Menschen an Überdosen von Opioiden wie etwa Fentanyl oder OxyContin gestorben sein.

Die Spur führt auch nach Europa, und zwar nach Deutschland und Italien.

Was die italienische Polizei auf ihren Abhörgeräten mit anhörte, gibt einen Einblick, wie Pharmakonzerne Opioide auch nach Bekanntwerden der Ursache und Folge der amerikanischen Sucht-Epidemie noch ins Ausland verschoben, wie schon beschrieben: Pharma-Mafia! Es geht um viel Geld und auch die Ärzte sollen davon profitiert haben!

Siehe auch: Endlich! Pharmagigant Johnson & Johnson zu Zahlung von 572 Millionen $ in bahnbrechendem Prozess verurteilt – Johnson & Johnson Ordered to Pay $572 Million in Landmark Opioid Trial

„Ich habe ein System geschaffen“, prahlte laut Polizei der Arzt. „Das ist das Geschäft mit dem Schmerz“!

Warum boomt das Geschäft mit dem Schmerz? Weil „wichtige Meinungsbildner“ bezahlt wurden, oft prominente Schmerzmediziner, damit sie reichlich Papiere über die Sicherheit von Opioiden schrieben. Das kommt uns sehr bekannt vor, zum Beispiel bei Glyphosat von Monsanto. 

Würden Sie ohne weiteres Schmerzmittel zu sich nehmen, wenn Sie wüssten, dass Sie davon süchtig werden? Droht uns eine Opioid-Krise wie in den USA? Allein in den zwölf Monaten bis Juni 2017 ermittelte die US-Gesundheitsbehörde CDC fast 45.000 Todesfälle durch Opioid-Überdosierungen. Wie die Lage in Deutschland und Europa ist, weiß man anscheinend nicht so genau, denn dafür sind weitere Studien mit höheren Probandenzahlen erforderlich, so die Uni Bonn.

Müssten solche Studien nicht schon längst durchgeführt worden sein, wenn man schon lange weiß, dass  die Opioid-Krise nach Bekanntwerden in den USA einfach in andere Länder verlagert wurde, damit das Geschäft mit dem Schmerz auch weiterhin boomt?

Süchtige brauchen ihre Medikamente und sind dauerhaft Kunden. Das Netzwerk, welches für die Opiod-Krise verantwortlich sein soll, ist mittlerweile in mehr als 120 Ländern tätig. Einige Wachstumsmärkte haben sich in Asien, Afrika und Lateinamerika etabliert und verkaufen ein Sortiment von Medikamenten, zu dem auch Opioide gehören. Auch in Europa steigt die Zahl der Suchtkranken durch Schmerzmittel, angefangen in Italien. So soll irreführendes Marketing dazu beigetragen haben, die Sucht-Epidemie auszulösen.

Bekannt ist auch, dass Afrika mit Opioiden überschwemmt wird. In Westafrika wird Tramadol von großen Teilen der Bevölkerung als Droge eingenommen. Es stammt hauptsächlich von indischen Generika-Herstellern.

In großen Teilen Afrikas nimmt die Nutzung des Opioids Tramadol deutlich zu. Innerhalb weniger Jahre sei die beschlagnahmte Menge von wenigen Kilogramm auf 215 Tonnen gestiegen, so die Vereinten Nationen (UN) bei der Vorlage des Weltdrogenberichts am 26. Juni 2019. Allein in Nigeria nehmen nach UN-Angaben vier Millionen Menschen Tramadol aus Suchtgründen ein. Der Handel mit Tramadol dient auch Terrorgruppen wie Boko Haram oder dem Islamischen Staat als Finanzierungsquelle. 

Tramadol ist neben Meptazinol und Nalbuphin eines der drei zugelassenen injizierbaren Opioid-Analgetika, die in Deutschland nicht unter das Betäubungsmittelgesetz fallen.

In Deutschland sind Tramadoltropfen bei starken Schmerzen auch für Kinder ab einem Jahr zugelassen!

War Ihnen bekannt, dass Opiate und Opioide süchtig machen können?

Siehe auch unser Beitrag vom September 2019: Endlich! Pharmagigant Johnson & Johnson zu Zahlung von 572 Millionen $ in bahnbrechendem Prozess verurteilt – Johnson & Johnson Ordered to Pay $572 Million in Landmark Opioid Trial

Johnson&Johnson wird vorgeworfen, mit synthetischen Opioiden Milliardengewinne gemacht zu haben – dafür habe der Konzern Studien manipuliert, trügerisches Marketing betrieben und in der Werbung gelogen. Johnson & Johnson zielte explizit auf Männer unter 40 ab, die am stärksten von der Abhängigkeit betroffen sind. Als dann die Nachfrage stieg, habe der Konzern Schlafmohnanbauer in Australien aufgekauft, um von der gesamten Wertschöpfungskette zu profitieren, berichtet The Guardian am 23. Juni 2019. Dies hat in den letzten zwei Jahrzehnten 400.000 Menschenleben gefordert.

Siehe Endlich! Pharmagigant Johnson & Johnson zu Zahlung von 572 Millionen $ in bahnbrechendem Prozess verurteilt – Johnson & Johnson Ordered to Pay $572 Million in Landmark Opioid Trial

Weltweit ist der nichtmedizinische Gebrauch von Opioiden in den vergangenen zehn Jahren dramatisch angestiegen.

In den USA geht die Strafverfolgung der mutmaßlichen Verantwortlichen an der Opioid-Krise weiter. Vor dem Bundesgericht in Cleveland, Ohio, sind laut Reuters 1.850 Verfahren anhängig, die überwiegend von  kommunalen und staatlichen Regierungen ausgehen.

Missbrauch von Schmerzmitteln nimmt in Europa zu

In Europa sterben einem Bericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zufolge immer mehr Menschen am Missbrauch von verschreibungspflichtigen Schmerzmitteln. Zwischen 2011 und 2016 stieg die Zahl der Todesfälle durch den Missbrauch von Opioiden in einigen Mitgliedsstaaten um 20 Prozent.

Auch die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU), hatte kürzlich vor wachsenden Gefahren durch Fentanyl-Schmerzmittel gewarnt, das meist in Pflegeheimen oder Kliniken „abgezweigt“ würde.

Fentanyl fällt unter das deutsche und das Schweizer Betäubungsmittelgesetz sowie unter das österreichische Suchtmittelgesetz.

1960 wurde Fentanyl von Paul Janssen als erstes Anilinopiperidin (4-Anilinopiperidin-4-carboxamid) entwickelt. Paul Janssen war ein belgischer Chemiker und der Gründer des belgischen Pharmaunternehmens Janssen Pharmaceutica. Janssen Pharmaceutica gehört seit den 1950er Jahren zu Johnson & Johnson. Gegen J&J wird in den USA wegen des „Geschäfts mit dem Schmerz“ ermittelt.

Aggressives Schmerzmittelmarketing sowie die Verharmlosung von Risiken sollen zur Opioid-Krise in den USA beigetragen haben.

Im US-Bundesstaat Oklahoma knöpft sich Generalstaatsanwalt Mike Hunter nach und nach die mutmaßlich verantwortlichen Pharmaunternehmen vor, darunter auch Johnson & Johnson (J&J). Oklahoma macht den Pharmariesen mit dem familienfreundlichen Image für seine Suchtepidemie verantwortlich. Der Pharmariese ist für seine Babyprodukte und für Hygieneartikel wie Tampons bekannt. Siehe

Im Juli 2018 wurde Johnson & Johnson (J&J) im US-Bundesstaat Missouri wegen des jahrzehntelangen Verkaufs von krebserregendem Babypuder zu einer Strafe von 4,69 Milliarden US Dollar verurteilt.

Wenn der Missbrauch von Schmerzmitteln, die süchtig machen, zunimmt, warum stoppt man diesen Missbrauch nicht?

Wie bereits geschildert, ist es nicht nur der zunehmende illegale Handel mit Opioiden. Ärzte greifen zudem bei starken Schmerzmitteln zu sorglos zum Verschreibungsblock. Genau das kritisierte die OECD. In unserem Beitrag: Ein Kartell des Schweigens – Die Pharma-Mafia!- haben wir Ihnen berichtet, dass die Pharmaindustrie für ihre vielen Korruptionsvorwürfe bekannt ist.

Wo Märkte aus Kliniken, Praxen, Apotheken und Krankenhäusern und einzelnen Ärzten bestehen, ist die Diskretion sehr hoch. Die Nachfrage (in Form von Diagnose und Verschreibung) wird vom Lieferanten (dem Arzt, der die Medikamente ausgibt) festgelegt. Der Patient (oder Konsument) ist fast vollständig diesen Entscheidungen unterworfen und hat kaum die Möglichkeit, eine Alternative zu suchen.

Rund 40 Millionen Euro investiert die Pharma-Lobby für extensive Meetings mit den Machern der Gesetze sowie ihrer Präsenz in den Beratungsgremien in der EU. In den USA waren es 2017 für Lobbying  $ 555,010,906.  

Bestechungen sehen zum Beispiel so aus:

Um die Verschreibungen und Einkäufe von Krankenhäusern zu steigern, werden Mitarbeiter oder Manager bestochen. Die „Zahlungen“ gibt es unter anderem in Form von Geschenken, Reisen, Einkaufsausflügen und Bargeld.

Wenn Sie den folgenden Bericht lesen, den wir für Sie übersetzt haben, dann bekommt die Pharma-Mafia eine neue Facette. Die Spur für den Opioid-Skandal führt in das Land der Mafia, nach Italien.

Internationaler Zweig von Purdue verwickelt in Opioid-Skandal in Europa

Die Recherche von Claire Galfofaro und Frances D’Emilio ist hoch interessant.

Auf diesem Foto vom 12. April 2019 führt Cheryl Juaire (Mitte) aus Marlborough, Massachusetts, einen Protestzug an nahe dem Arthur M. Sackler-Museum der Harvard University in Cambridge, Mass. Juaire, deren drogensüchtiger Sohn 2011 an einer Überdosis Heroin starb, leitete die Demonstration von Eltern, die Kinder durch die Sucht verloren haben. Sie wollen, dass der Familienname der Sackler vom Gebäude in Harvard entfernt wird. In New York gibt es einen Sacklerflügel im Metropolitan Museum of Modern Art und ein Sackler Center for Arts Education im Guggenheim. Es gibt einen Sackler-Raum in der National Gallery in London und einen Sacklerflügel mit orientalischen Antiquitäten im Louvre. (AP/Foto Josh Reynolds)

Parma, Italien (AP) – Die Polizeibeamten kauerten stundenlang jeden Tag, hatten Kopfhörer auf und lauschten dem Arzt. Sie hatten sein Handy angezapft, sein Büro verwanzt und eine Kamera in einer Trattoria platziert.

Sie hörten, wie er sich seiner Macht rühmte, Big Pharma dabei zu helfen, Millionen mit Schmerzmitteln zu verdienen, und mit all dem Geld, das er nach ihrer Aussage dafür bekommen würde.

Jetzt steckt Dr. Guido Fanelli mitten in einem weitverzweigten Korruptionsfall, in dem behauptet wird, dass er Schmiergeldzahlungen von einem Bündnis von Pharma-Führungskräften erhalten hat, das er „The Pain League“ nennt. Unter seinen Mitgliedern, so die Polizei, befinden sich Manager von Mundipharma – dem internationalen Zweig von Purdue Pharma, der mit rund 2.000 Klagen in den Vereinigten Staaten wegen seiner Rolle in der Opioidkrise konfrontiert ist, die in zwei Jahrzehnten 400.000 Menschenleben gefordert hat.

Dies ist der erste bekannte Fall außerhalb der USA, in dem Mitarbeiter des Pharmaimperiums der Familie Sackler strafrechtlich verfolgt wurden, mehr als ein Jahrzehnt, nachdem Führungskräfte von Purdue verurteilt wurden, weil sie die amerikanische Öffentlichkeit über das Abhängigkeitspotential von OxyContin getäuscht hatten.

Hunderte von Seiten mit Untersuchungsakten, die  Associated Press erhielt, zeigen, wie Fanelli Führungskräften der italienischen Niederlassung von Mundipharma und anderen Unternehmen geholfen hat, Schmerzmittel zu fördern, indem sie Artikel schrieben, Konferenzen organisierten und daran arbeiteten, den Warnungen der Regierung davor entgegenzuwirken, dass der Opioidkonsum anstieg und dass Ärzte vorsichtig sein sollten.

Die Botschaft, die AP feststellte, war, dass es eine Epidemie chronischer Schmerzen gebe, dass Befürchtungen wegen Suchtgefahr übertrieben seien und dass die Nichtverschreibung von Opioiden dazu führen könne, dass das Leiden der Patienten vernachlässigt werde.

Das sind laut Experten die gleichen Praktiken, die die pharmazeutische Industrie in den USA seit den 90er Jahren angewendet hat und die den Weg zur Katastrophe ebnete.

Was die italienische Polizei auf ihren Abhörgeräten mit anhörte, gibt einen Einblick, wie Pharmakonzerne Opioide auch nach Bekanntwerden der Ursache und Folge der amerikanischen [Sucht]-Epidemie noch ins Ausland verschoben.

Während der US-Markt schrumpft, steigt der Opioidkonsum in Übersee an. Kanada und Australien folgen bereits dem katastrophalen Kurs Amerikas, mit steigenden Raten von Sucht und Todesfolge. Andere stehen vielleicht an der Schwelle zur Krise: Forscher in Brasilien berichten, dass die Verkäufe von verschreibungspflichtigen Opioiden in sechs Jahren um 465 Prozent gestiegen sind. In Schweden, Norwegen, Irland und England nehmen die Todesfälle durch Überdosierungen zu, die durch verschreibungspflichtige Schmerzmittel und den illegalen Drogenhandel verursacht werden.

Auch in Italien hat der Opioidkonsum zugenommen, obwohl die Behörden sagen, dass sich die [sonst] weit verbreitete Sucht in diesem Land dank historisch strenger Vorschriften und einer kulturellen Skepsis gegenüber den Drogen etabliert hat – beides Aspekte, die Fanelli anscheinend dabei ist, rückgängig zu machen.

„Es macht mich krank – mehr als alles andere“, sagte U.S. Rep. Katherine Clark, als sie von der Untersuchung durch AP erfuhr.

Clark schickte 2017 einen Brief an die WHO, in dem sie vor „irreführenden und gefährlichen Praktiken“ von Mundipharma und Purdue warnte und die Behörde anflehte zu handeln – bevor die amerikanische Epidemie zu einer Pandemie würde.

„Wir wollen nicht bestätigt bekommen, dass wir Recht haben“, sagte sie.

Zwei Manager von Mundipharma akzeptierten im Januar einen Vergleich im Zusammenhang mit Vorwürfen, dass sie Ärzte bezahlt hätten, um mehr Medikamente zu verkaufen. Ein Anwalt, der sie vertrat, sagte, der Vergleich sei kein Schuldeingeständnis. Die italienische Niederlassung des Unternehmens wurde mit einer Geldstrafe belegt. Ein Sprecher von Mundipharma Europe sagte, das Unternehmen gestehe kein Fehlverhalten und bestreite, jegliche Nachricht zu unterstützen, die Suchtrisiken kleinredet.

Dr Guido Fanelli, Mitte, erscheint am 13. Mai 2017 zusammen mit seinem Anwalt am Gerichtshof in Parma  (AP Foto/ Marco Vasini)

Die Carabinieri, Italiens berühmtes paramilitärisches Polizeikorps, nannten ihren Fall „Pasimafi“, das ist der Name der Yacht, von der sie sagen, dass der Arzt sie mit seinen Schmiergeldern gekauft habe.

Sie hörten heimlich mit, als ein angeblicher Verschwörer scherzte, Mundipharma-Mitarbeiter hätten Fanelli so viel Geld gegeben hätten, dass das Firmenlogo auf dem Heck angebracht werden müsste.

“ DAS GESCHÄFT MIT DEM SCHMERZ“.

Die Carabinieri stolperten über Fanelli. Anfang 2015 stellte das nationale Gesundheitssystem  ungewöhnlich hohe Ausgaben für Blutzellenfilter fest.

Officer Giandomenico Nupieri hörte das Telefon eines Verdächtigen ab. Zu Beginn seiner Karriere hatte Nupieri Mafiosi untersucht, sodass seine Ohren auf verschlüsselte kriminelle Nachrichten eingestellt waren. [Dieser] Verdächtigte bezeichnete Fanelli als gut vernetzt und als in der Lage, den Arzneimittelverkauf anzukurbeln, und sagte, er plane, ihn in einer Trattoria in Parma zu treffen, der norditalienischen Stadt, die für ihren Schinken und Parmigiano bekannt ist.

Carabinieri arbeiten in einer Monitorstation in Parma, Italien (AP/Foto Antonio Calanni)

Die Ermittler installierten eine Kamera, recherchierten über Fanelli und erkannten, dass sie etwas Größerem als Blutzellenfiltern auf der Spur waren.

Fanelli war ein Star in der medizinischen Welt Italiens, von der Regierung respektiert und oft in den Nachrichten erwähnt, mit seinen aufgeknöpften Hemdkragen und seinem Mopp aus pfeffergrauen Haaren. Er war Leiter der Abteilung für Anästhesiologie und Schmerztherapie am Maggiore Hospital in Parma und nannte sich selbst den Vater eines Gesetzes aus dem Jahr 2010, das die Verschreibung von Opioiden erleichterte, für das er sich wegen der Notwendigkeit einsetzte, Leiden zu lindern.

Aber 2009, als er bei der Ausarbeitung des Gesetzes mitwirkte, so behaupten Staatsanwälte, habe er begonnen, sich mit „The Pain League“ zu treffen, zu der Manager von Mundipharma, mehrere italienische Pharmaunternehmen und die italienische Niederlassung von Grünenthal in Deutschland gehören.

Hinweis: Grünenthal ist durch durch das Schlafmittel Contergan bekannt geworden, kann jedoch juristisch nicht mehr belangt werden, nachdem sie Anfang der 1970er-Jahre eine Entschädigung in eine von der Bundesregierung gegründete Stiftung eingezahlt hat.

„Die Pharmaunternehmen sahen in ihm das Instrument, mit dem sie ihre eigenen Medikamente kommerziell bewerben konnten“, sagt Major Gianfranco Di Sario, der die polizeiliche Untersuchung leitete. Staatsanwälte behaupten, dass Fanelli ein Netz von Verschwörern einbezog, von Organisatoren medizinischer Konferenzen bis hin zu anderen Ärzten. Fanelli lehnte mittels seines Anwalts eine Stellungnahme ab.

Italien hat im Gegensatz zu den USA strenge Gesetze, die den Einfluss der Pharmaunternehmen auf die medizinische Ausbildung und Praxis einschränken. Eine Spezialeinheit der Carabinieri hat die Aufgabe, die Gesundheit der Bürger zu schützen. Die italienische Sprache hat sogar ein spezifisches Wort für das Verbrechen von Ärzten, die daran arbeiten, den Drogenverkauf anzukurbeln: „Comparaggio.“[eine Italienisierung des altfranzösischen Wortes ‚compérage‘ = Kumpanei, Mitwisserschaft]

So machte sich die Polizei an die Arbeit, hörte Fanellis Gespräche ab und las seine SMS mit.

In Teiltranskripten, die AP erhielt, übertreibt Fanelli oft seine Übermacht in der Medizin. So behauptet er, er habe Dr. Nora Volkow, Direktorin des National Institute on Drug Abuse der Vereinigten Staaten, einmal zur Rede gestellt, nachdem sie behauptet hatte, Opioide seien oft nicht die beste Lösung für chronische Schmerzen. Fanelli bedrängte sie, indem er ihr sagte, sie solle sich auf Amerika konzentrieren und ihn sich um den Rest der Welt kümmern lassen. Volkow ließ durch einen Sprecher verkünden, sie kenne Fanelli nicht und habe keine Erinnerung an eine [solche] Konfrontation.

Luca Finocchiaro, ein Anwalt für einen in den Fall verwickelten Grünenthal-Manager, beschrieb Fanelli als Maulhelden und Angeber und sagte, die Führungskräfte würden ihre Telefone hinlegen und nicht zuhören, da der Arzt „ohne viel Sinn“ plauderte. Die Grünenthal-Mitarbeiter behalten ihren Status der Unschuld.

Und doch wurde der Arzt gut bezahlt:

Laut der Ermittlungsakte flossen 464.000 € von Mundipharma (=ca. 500.000 US$) und 640.855 € von Grünenthal (=ca. 700.000 US$) in Unternehmen, die Fanelli angeblich gegründet hatte, um die Zahlungen zu verstecken, und zwar ab 2009. Sprecher von Mundipharma und Grünenthal sagten, die Mitarbeiter seien davon ausgegangen, dass das Geld für legitime Dienstleistungen wie Beratung und Veranstaltungen gewesen sei.

Die Polizei behauptet, eine „bustarella“ – ein Umschlag mit illegalem Bargeld von Beamten anderer Unternehmen – träfe gelegentlich im Krankenhausbüro von Fanelli  ein.

„Ich habe ein System geschaffen“, prahlte laut Polizei  der Arzt. „Das ist das Geschäft mit dem Schmerz.“

IMMER NOCH EIN  BOOMENDES GESCHÄFT

OxyContin kam 1996 auf den amerikanischen Markt. Die Ärzte hatten sich Sorgen um Opioide gemacht, berüchtigt für ihre wunderbare schmerzstillende Wirkung, aber auch für ihr außergewöhnliches Suchtpotenzial, und sie neigten dazu, sie nur den extrem Kranken und Sterbenden zu verordnen.

Purdue Pharma gab jedoch an, OxyContin sei doppelt so stark wie Morphium und würde kaum süchtig machen, wenn es gegen Schmerzen verschrieben würde. Die Vermarktung fiel mit anderen Einflüssen zusammen, darunter eine Bewegung in medizinischen Kreisen mit dem Ziel, die Schmerzen von Patienten besser zu lindern. Opioid-Rezepte nahmen bei Beschwerden wie Arthritis, Rückenschmerzen oder Migräne zu. Die Verschreibungsrate vervierfachte sich zwischen 1999 und 2010 und Überdosierungen stiegen ebenfalls.

Der spektakuläre Erfolg von OxyContin hat die Eigentümer von Purdue, die Familie Sackler, auf die Forbes-Liste der reichsten amerikanischen Familien gesetzt.

In New York gibt es einen Sackler-Flügel im Metropolitan Museum of Art und ein Sackler Center for Arts Education im Guggenheim-Museum. Es gibt einen Sackler Room in der National Gallery in London und einen Sackler Wing of Oriental Antiquities im Louvre.

Demonstranten haben begonnen, die Museen zu stürmen, eine Flut von Rezepten von Balkonen regnen zu lassen, und sie halten Schilder hoch mit der Aufschrift „Schande über Sackler. 200 Tote pro Tag.“

Der „Sackler-Flügel“ im Metropolitan Museum of Modern Art in New York ( AP Foto / Seth Wenig)

In den USA wurden Purdue und drei Führungskräfte mit einer Geldstrafe von mehr als 600 Millionen Dollar belegt, nachdem sie sich 2007 schuldig erklärt hatten, OxyContin zu missbrauchen, indem sie sein Abhängigkeitspotenzial heruntergespielt hatten. Purdue und die Sacklers stimmten in diesem Jahr zu, weitere 270 Millionen Dollar an Oklahoma zu zahlen, um eine Klage beizulegen, in der behauptet wird, dass irreführendes Marketing dazu beigetragen hat, die Sucht-Epidemie in den USA auszulösen.

Das Unternehmen verteidigt sich vehement. Purdue-Sprecher Bob Josephson merkt an, dass die US Food and Drug Administration [FDA] OxyContin für chronische Schmerzen zugelassen hat und dass ein Richter kürzlich eine Klage abwies, nachdem er festgestellt hatte, dass das Marketing des Unternehmens im Einklang mit seiner FDA-Zulassung stand. Hunderte weitere Klagen gegen Purdue und andere Unternehmen sind noch anhängig. Die Sacklers lehnten es durch eine Sprecherin ab, sich [dazu] zu äußern.

Dabei ist die internationale Ausrichtung der Familie weitgehend außerhalb des Blickfelds geblieben.

Mundipharma gehört wie Purdue zu einem Netzwerk von Trusts, die den Sacklers zugutekommen. Seine Webseiten datieren die Anfänge des Unternehmens auf 1952, als zwei Sackler-Brüder Purdue kauften. Patrice Grand, Sprecher von Mundipharma Europa, sagte, die Unternehmen hätten unterschiedliche Manager und Portfolios und teilten keine Strategien.

Die Niederlassung von Mundipharma in Italien wurde 2005 eröffnet; Das italienische Handelsregister listet als Eigentümer drei luxemburgische Unternehmen und die amerikanische Rosebay Medical Co., die in zwei der US-Opioidklagen genannt wird. Eine 2017 von der U.S. Securities and Exchange Commission eingereichte Zusammenstellung listet Richard und Jonathan Sackler als Mitglieder des Rosebay-Vorstands auf.

Das Netzwerk von Mundipharma ist mittlerweile in mehr als 120 Ländern tätig. Einige Wachstumsmärkte haben sich in Asien, Afrika und Lateinamerika etabliert und verkaufen ein Sortiment von Medikamenten, zu dem auch Opioide gehören.

Ein Artikel der Los Angeles Times aus dem Jahr 2016 berichtete, dass Mundipharma einige der umstrittenen Marketingtaktiken von Purdue im Ausland wiederholte, was den Republikaner Clark und 11 andere Kongressmitglieder dazu veranlasste, die WHO zu drängen einzuschreiten, bevor andere Nationen Suchtpotenzial ins Land lassen. Alles, was sie als Reaktion erhielten, war die Eingangsbestätigung ihres Briefes.

„Wir wollen nicht einfach nur zusehen und hoffen, dass dies eine bloße amerikanische Erscheinung ist“, äußerte Clark gegenüber AP.

Mundipharma entsandte einen Vertreter zur WHO, um die Praktiken des Unternehmens als ethisch zu verteidigen, so Grand. Mundipharma hat ihm zufolge die Förderung von Opioiden in Europa eingestellt. Die Medikamente machen nach seiner Aussage heute weniger als 40 Prozent des europäischen Umsatzes aus.

Die USA haben sich von der Empfehlung von Opioiden für chronische Schmerzen distanziert. Das nationale Institut für Medikamentenmissbrauch schätzt, dass bis zu 29 Prozent der Patienten Opioide gegen chronische Schmerzen verschrieben wurden, die sie schließlich missbrauchen. 2016 veröffentlichten die Centers for Disease Control Richtlinien, die keinen guten Beweis dafür liefern, dass Opioide langfristig wirksam sind, und dass die Risiken bei weitem den Nutzen überwiegen.

Im selben Jahr veröffentlichte  Mundipharma in Italien die Ergebnisse einer Studie, nach der fast die Hälfte der Italiener unter chronischen Schmerzen leiden. Die Pressemitteilung bot [nur] eine Lösung: Opioid-Schmerzmittel.

„Der immer noch begrenzte Konsum von Opioiddrogen ergibt sich aus dem kulturellen Erbe“, so Mundipharma, „und unbegründeten Ängsten wegen angeblicher Suchtrisiken.“

“ DIE WAFFEN DER WISSENSCHAFT“.

Anfang 2015 stellte die italienische Regierung einen Anstieg des Opioidkonsums fest.

Luca Pani, damals Leiter der Agenzia Italiana del Farmaco, die Medikamente überwacht, sagte den Medien, dass bis zum Gesetz von 2010, das Fanelli mitschrieb, die Ärzte nur ungern Opioide verschrieben hätten. Aber die Zahlen – ein Sprung von mehr als 30 Prozent bei bestimmten Rezepturen – stellten eine Umkehrung dar, „die den Anschein von Missbrauch erweckt“, sagte Pani. Er forderte die Ärzte auf, vorsichtig zu sein.

Die Grafik zeigt den Anstieg des Konsums von Opioiden und Schmerzmitteln in Italien, Zahlen, die Beamte dazu veranlassten,  Ärzte dazu aufzufordern, vorsichtig zu sein.

Staatsanwälte sagen, dass Fanelli aktiv wurde und einem Vertreter von Grünenthal dringend empfahl, nicht bei einer bevorstehenden Presseveranstaltung zu erscheinen. Journalisten würden nach der Warnung seitens der Regierung fragen, sagte Fanelli angeblich: „Und dann stehen Sie in der Schusslinie.“

Der Arzt lud Führungskräfte von Mundipharma und Grünenthal sowie die italienischen Pharmaunternehmen Molteni und Angelini nach Mailand ein, um eine Strategie zu entwickeln, wie man der Warnung begegnen kann, sagen Staatsanwälte, und dann machte er sich an die Umsetzung des Plans. Die Vertreter von Molteni haben auf die Aufforderung zur Stellungnahme nicht reagiert. Ein Anwalt von Angelini und einer seiner Manager sagte, seine Mandanten hätten nichts falsch gemacht.

Fanelli bereitete ein wissenschaftliches Papier vor – „Opioide für chronische Schmerzen außerhalb des Krebses: eine kritische Sicht von der anderen Seite des Teiches“ -, das besagt, dass die Alarmglocken, die in den Vereinigten Staaten läuten, nicht auf andere Länder angewendet werden sollten und dass Ärzte weiterhin Opioide für chronische Schmerzen verschreiben sollten. Er schrieb den Führungskräften von Italy Mundipharma eine Nachricht: „Gute Nachrichten, Positionspapier gegen Sucht, Unterstützung von Opioiden, die von mir unterzeichnet wurden“, so die Staatsanwälte.

Das Papier, eines von mehreren Fanellis, die das Risiko der Sucht herunterspielen, wurde in der Zeitschrift Minerva Anestesiologica veröffentlicht.

Polizeibeamte sagen aus, sie hätten Fanelli einmal vor einem Mundipharma-Manager damit prahlen hören, dass die Papiere, die er schrieb, „die Waffen der Wissenschaft“ seien.

Ein weiteres Papier, so die Staatsanwälte, wurde im Namen von Molteni veröffentlicht. Fanelli soll mit seinen Porsche zu einem Café gefahren sein, um sich mit einem Molteni-Manager zu treffen, und später gegenüber seiner Frau damit angegeben haben, „eine Menge Brioches“ erhalten zu haben. Staatsanwälte behaupten, dass es sich um einen Code für eine Auszahlung von 20.000 Euro handelte. Ein Anwalt der Molteni-Führung sagte, sein Mandant wolle dies nicht kommentieren.

In den USA werden Klagen gegen Purdue und andere Unternehmen geführt, weil sie „wichtige Meinungsbildner“ bezahlt haben, oft prominente Schmerzmediziner, damit sie reichlich Papiere über die Sicherheit von Opioiden schrieben.

Ein Fanelli-Papier zitiert die gleiche fadenscheinige Wissenschaft, die einst in den USA praktiziert wurde. Andere führen an, die Einschränkung der Verschreibungen würde Schmerzen zu wenig behandeln, denn die Bekämpfung von Schmerzen sei [doch] ein Menschenrecht. Diese Botschaft liberalisierte [damals] die Verschreibung von Opioiden bei einer ganzen Generation von amerikanischen Ärzten, sagen Experten.

„Sie benutzen die gleichen ‚Bühnenanweisungen‘, die [einst] in den Vereinigten Staaten funktionierten“, sagt Andrew Kolodny, Geschäftsführer der Ärzte für Responsible Opioid Prescribing, „obwohl sie wissen, dass das zu einer Katastrophe im Gesundheitswesen geführt hat.“

Grand, Sprecher von Mundipharma, wies das zurück und sagte: „Es gibt keine solchen ‚Bühnenanweisungen‘.“ Er sagte, die Geschäftsstelle wüsste nichts von angeblichem Fehlverhalten und die Beziehung zu Fanelli würde gänzlich von Führungskräften in Italien geleitet.

Fanelli sagte oft, dass Italien auch seine Verschreibungsverfahren liberalisieren sollte. Die Zeitung „La Repubblica“ interviewte ihn wegen eines Artikels über den Anstieg des Opioidkonsums, und er sagte, das eigentliche Risiko sei, dass Ärzte die Verschreibungen noch weiter einschränken würden.

Als ein Manager des italienischen Pharmaunternehmens Angelini sich die Zeitung vornahm, so Ermittler, rief er Fanelli an, um sich zu beschweren.

Fanelli verteidigte sich damit, dass er den Mut hatte, „sich weit aus dem Fenster zu lehnen“.

„DAS GELD FÜR DEN SCHMERZ VERDIENEN“.

Eine reisende Roadshow zog am 16. April 2015 nach Parma und baute ein aufblasbares Zelt auf. Die Ermittler hörten Fanelli witzeln, dass es einem riesigen Kondom glich.

Die Show GP Open Road machte ihre achte Station auf einer 16-Städte-Tour, die sich zur Notlage chronischer Schmerzen bekannte. Die Zielgruppe waren Allgemeinmediziner; In einer Pressemitteilung heißt es, dass viele Ärzte noch „weit davon entfernt sind, die Krankheit Schmerz angemessen zu behandeln“. Eine Geschichte über das Erscheinen zitierte Fanelli, der sagt, allgemeine entzündungshemmende Mittel würden über Gebühr verschrieben, dass aber Opioide stattdessen verschrieben werden sollten.

Die Grafik erläutert das Medikament Targin, eines der in Italien vermarkteten Medikamente.

Gastgeber der Veranstaltung war die gemeinnützige [Oranisation] Vivere Senza Dolore oder „Living Without Pain“. Die Präsidentin des Vorstands war Marta Gentili,  Marketingleiterin von Mundipharma in Italien. Der Sekretär, so die Staatsanwälte, sei der Gründer einer PR-Firma gewesen, die die italienische Niederlassung von Mundipharma zu ihren Kunden zählte.

Als die Ärzte in das Zelt einmarschierten, kamen fünf Carabinieri-Offiziere in einem Yachtclub eine Stunde entfernt in der Nähe des Seehafens La Spezia an.

Die Polizei hatte Tage zuvor Fanelli belauscht, als er einen Plan beschrieb, wie 31.000 Euro von seinen Mundipharma-Partnern „gewaschen“ werden könnten, indem er behauptete,  die Jacht stelle das Mittagessen für die GP Open Road bereit. Die Beamten fanden das mit einer Plane bedeckte Boot und den Parkplatz leer vor.

Die Jacht, die Pasimafi V, gehörte einem Unternehmen, das Fanelli angeblich gegründet hatte, um seine Schmiergelder zu verstecken; Die gleiche Firma besaß offiziell Fanellis Porsche Macan und ein 400 m2 großes Penthouse in Parma mit einem Pool auf dem Dach.

Die beschlagnahmte Jacht Pasimafi V steht auf Holzpfosten in Lerici, Italien (AP Joto Antonio Calanni).

Die Ermittler belauschten Fanelli auch, als er sich bei einem angeblichen Mitverschwörer über Mundipharma beschwerte; Der andere Mann scherzte, dass Fanelli vorsichtig sein sollte und seine Jacht wegen des ganzen Geldes, das er angeblich bekommen hatte, auch „das Logo Mundipharma auf dem Heck“ haben könnte. Fanelli erwiderte, dass [eher] „GF“, seine Initialen, auf dem Bankkonto eines Mundipharma-Manager sein sollten, weil er dem Unternehmen geholfen hatte, Millionen von Medikamenten verkauft zu haben.

Der größte Plan des Arztes [aber], den [Arzneimittelfirmen] zu helfen, so die Staatsanwaltschaft, war eine dauerhafte Fortbildungsveranstaltung namens World Medicine Park, die Fanelli als eine wichtige globale Diskussion über die Behandlung von Schmerzen bezeichnete. Privat sagte Fanelli, das Ziel sei: „Das Geld gegen Schmerzen zu verdienen“, so die Polizei.

Fanelli war wissenschaftlicher Leiter der Veranstaltung, die im Mai 2015 auf der Insel Mallorca stattfand.

Nick Ross kam an und fühlte sich sofort unwohl. Ross, der britisches Fernsehen macht, moderiert oft Konferenzen und hatte eine vertraute Szene erwartet: ernsthafte Ärzte, die in Klassenzimmer gepackt werden und Notizen machen. Stattdessen fand er provisorische Zelte am Strand und leere Hörsäle.

„Eine riesige Menge Vertreter der Pharmaindustrie schienen dort zu sein“, erinnert sich Ross. „Und ich erinnere mich, dass ich besorgt war, sogar misstrauisch.“

Die Staatsanwälte sollten die Veranstaltung später als „verkehrt herum“ bezeichnen. Der Leiter soll [eigentlich] die Redner und Themen auswählen, aber Fanelli, so die Staatsanwälte, hatte diese Aufgabe den Pharmaunternehmen übergeben, darunter Vertretern von Mundipharma und Grünenthal.

Es handelte sich „ausschließlich um eine Marketingveranstaltung, die formal für wissenschaftliche Zwecke genehmigt wurde“, so die Staatsanwälte, „die aber nichts mit wissenschaftlicher Unabhängigkeit zu tun hatte“.

„EIN SCHLAG INS HERZ“.

Nach zwei Jahren des Lauschen starteten die Carabinieri ihren Großangriff.

Am 8. Mai 2017, um 4 Uhr morgens, schwärmte die Polizei durch ganz Italien, hämmerte an Türen, verhaftete Ärzte und Führungskräfte und beschlagnahmte Dokumente aus Büros.

Sie warfen Fanelli aus dem Bett. Es war ein spektakulärer Absturz eines Mannes, der Tage zuvor im Fernsehen aufgetreten war, um für Schmerzmittel zu werben.

Dr. Guido Fanelli wird in das Polizeihauptquartier in Parma, Italien, gebracht, um am 8. Mai 2017 zu der vorgeworfenen Bestechung durch die Pharmaindustrie befragt zu werden (AP Foto / Marco Vasini).

Anrufe von in Panik geratenen Patienten erreichten das Krankenhaus, in dem Fanelli arbeitete. „Die Patienten fragten zu Recht: „Wurde ich richtig behandelt oder nicht?“, sagte Massimo Fabi, Generaldirektor des Krankenhauses.“ Die Nachricht kam wie ein Schlag ins Herz.“

Unter den Beschuldigten: Marco Filippini, General Manager von Mundipharma für Südeuropa, darunter Spanien, Portugal, Frankreich, Belgien und die Türkei, Riccardo Cerbai, Geschäfts- und Marketingdirektor in Italien, und Gentili, Marketing Manager.

Der Sprecher von Mundipharma sagte, Filippini und Cerbai seien sofort suspendiert und dann im vergangenen September entlassen wurden. Gentili hatte das Unternehmen bereits verlassen.

Im Januar einigten sich Filippini und Cerbai auf einen Vergleich. Filippini erhielt eine Bewährungsstrafe von einem Jahr, 10 Monaten und einem Tag, während Cerbai eine Bewährungsstrafe von einem Jahr, sechs Monaten und sieben Tagen erhielt. Die [beiden] ließen Interviews durch ihren Anwalt ablehnen.

Gentili leugnete Fehlverhalten und schrieb in einer Erklärung, dass sie ihr Leben der Hilfe für Menschen mit chronischen Schmerzen gewidmet hat; Sie wartet auf die Entscheidung eines Richters, wie der Fall weitergehen soll. In diesem Monat begann eine Reihe von Voruntersuchungen.

Alberto Grua, Vermarktungsleiter von Grünenthal für Europa, Australien und Nordamerika, und Thilo Stadler, General Manager für Südeuropa, sind ebenfalls beteiligt und warten auf die nächsten Schritte. Sie sind nicht mehr im Unternehmen, sagte Sprecher Stepan Kracala. Marketingdirektorin Sara Carlini wurde als „unter Überwachung“ erklärt, sie bleibt aber angestellt.

Durch Anwälte ließen alle ihre Unschuld beteuern.

Dario Romano, der Anwalt von Angelini, sagte, dass seine Mandanten keinen Vergleich wollten, weil sie zuversichtlich seien, dass sie entlastet werden, wenn der Fall vor Gericht kommt.

Paola Dal Monte, stellvertretende Staatsanwältin hat Anklage gegen 55 Personen und 10 Unternehmen erhoben. Mundipharma und Grünenthal Italia sind nicht unter ihnen, weil sie die Vergleiche wegen der angeblichen Aktivitäten akzeptiert haben. Die italienische Niederlassung von Mundipharma wurde mit einer Geldstrafe von 40.000 Euro und die von Grünenthal Italia mit 50.000 Euro belegt.

Beide Unternehmen, so die Sprecher, hätten sofort interne Untersuchungen eingeleitet.

Grünenthal schulte Mitarbeiter um und richtete eine Whistleblower-Hotline ein, sagte Kracala.

Mundipharmas Untersuchung brachte Verstöße gegen die Unternehmensrichtlinien zum Vorschein, sagte Grand, man kam aber zu dem Schluss, dass „ein erheblicher Teil“ der Zahlungen an Fanellis Unternehmen legitim zu sein schien. Mundipharma überarbeitete seine Regeln zur Zufriedenheit der italienischen Staatsanwälte, die [daraufhin] einen Antrag auf Ausschluss des Unternehmens von Regierungsaufträgen zurückzogen.

Fanelli verbrachte vier Monate Hausarrest in seinem Penthouse in Parma. Er wurde ohne Bezahlung suspendiert und durfte nicht mehr als Arzt arbeiten, bis der Fall gelöst war. Der Hausarrest ist inzwischen beendet und er wartet darauf, ob er sich vor Gericht verantworten muss.

Die Grafik zeigt einige der angeblich an dem Drogenskandal in Italien Beteiligten

„WARUM KANN DAS NICHT HIER GESCHEHEN?“

Der Skandal hat dieses Land nicht dazu gebracht, das Gesetz zu überdenken, das Fanelli mitgeschrieben hat. Bei einer jährlichen Überprüfung nach den Verhaftungen sagte Emilia De Biasi, damals Mitglied des italienischen Senats, die Vorwürfe sollten ein Gesetz, das „um das uns so viele beneiden“, nicht besudeln. Andere Länder, darunter Mexiko und Polen, haben inzwischen Maßnahmen beschlossen, um die Verschreibung von Opioiden zu erleichtern.

Der Verbrauch von verschreibungspflichtigen Opioiden in Italien stieg von 1,1 Tagesdosen pro tausend Menschen im Jahr 2005 auf 4,5 im Jahr 2017, so die Regierungsberichte, aber das Land zeigt bisher keine Anzeichen einer Suchtkrise.

Dr. Antonio Boschini arbeitet im Zentrum von San Patrignano, einem der größten Reha-Zentren Europas in der Nähe der ländlichen Stadt Coriano. Er glaubt, Italien werde [von einer solchen Krise] teils verschont, weil die Italiener nicht die amerikanische Erwartung teilen, dass alle Dinge durch eine Pille geheilt werden können. Aber er befürchtet, dass die Erfahrung der US-Opioid-Epidemie Italien „nicht ganz ungeschoren gelassen hat“.

Dr. Antonio Boschini posiert für ein Portrait im Drogenrehabilitationszentrum von San Patrigiano in der Nähe von Coriano, Italien (AP Foto / Antonio Calanni).

Mehrere seiner Patienten sind kürzlich aus der Notaufnahme zurückgekehrt, weil sie verstauchte Knöchel oder Rückenschmerzen mit [entsprechenden] Rezepten hatten, was seine Angst nährte, dass einige Ärzte das Risiko nicht erkennen.

„Diese Gefahr existiert gefühlt nicht. Es ist ein Problem, das dort passiert ist, aber hier wird es nicht passieren“, sagte Boschini. „Warum kann es hier nicht passieren?“

Der Sprecher von Grünenthal sagte, das Unternehmen analysiere, ob Verlaufsformen der amerikanischen [Opioid-Sucht]-Epidemie [auch] anderswo auftauchen und die Ergebnisse dieser Forschung bald veröffentlicht werden. Das Unternehmen, das Arzneimittel in mehr als 100 Ländern verkauft, ist bestrebt, Patienten an Orten zu erreichen, die wenig Zugang zu Schmerzmitteln haben, und gleichzeitig das Suchtrisiko zu begrenzen, sagte er.

Kein anderes Land hat ein Suchtproblem in dem Maß, wie die USA es haben, bemerkte Grand von Mundipharma. Weltweit wächst das Netzwerk weiter. Im Januar teilte Mundipharma einem asiatischen Wirtschaftsmagazin mit, China solle der zweitgrößte Arzneimittelmarkt werden und könne bis 2025 den US-Umsatz übertreffen.

Keith Humphreys, Professor an der Stanford University, veröffentlichte 2017 ein Papier, in dem er die Welt aufforderte aufzupassen, insbesondere da die Verschreibungsraten in Entwicklungsländern steigen, in denen es nur wenige einschränkende Regeln gibt. „OxyContin ist dabei, die Welt zu erobern, dabei werden die Folgen, die wir in Europa sehen, beunruhigend sein“, sagte er, „aber geringer als in Botswana oder Indien.“

Eine Demonstrantin hält am 17. August 2018 vor dem Hauptsitz des Unternehmens in Stamford, Connecticut, eine verschreibungspflichtige Arzneimittelflasche mit einem imitierten Label, um gegen Purdue Pharma und sein Produkt OxyContin zu protestieren (AP Foto / Jessica Hill).

In Italien wird der Fall Fanelli kaum zur Kenntnis genommen. Das Land ist an Korruptionsskandale gewöhnt und einen Ozean von der amerikanischen „Pest“ entfernt.

Die Pasimafi V Jacht liegt abgelegen auf Holzbohlen in einem Dock. Ein Schild mit der Aufschrift „beschlagnahmt“ auf dem Briefkopf der Carabinieri ist an die Kabinentür geklebt. Fanellis Porsche und Penthouse sind ebenfalls weg, von der Polizei beschlagnahmt.

Aber seine Papiere – „die Waffen der Wissenschaft“, so soll er sie genannt haben – verbreiten sich weiter übers Internet, solange sich [auch] Opioide weltweit verbreiten.

Galofaro, in Louisville, Kentucky beheimatet, ist eine US-amerikanische Autorin von AP, die sich mit der Opioid-Epidemie befasst. Sie berichtete in den USA und Italien. D’Emilio, mit Sitz in Rom, berichtete aus Italien. Die Berichterstattung der AP wird teilweise durch einen Zuschuss des Pulitzer Center on Crisis Reporting finanziert.

Wenn Sie Arzt, Forscher, pharmazeutischer Angestellter sind oder außerhalb der USA leben und Bedenken bezüglich der Verfügbarkeit von Opioiden oder Suchtproblemen in Ihrem Land haben, wenden Sie sich bitte an Galofaro unter cgalofaro@ap.org oder auf Twitter unter @clairegalofaro

Soweit der Beitrag von Claire Galofaro und Frances d’Emilio.

Dazu auch : Endlich! Pharmagigant Johnson & Johnson zu Zahlung von 572 Millionen $ in bahnbrechendem Prozess verurteilt – Johnson & Johnson Ordered to Pay $572 Million in Landmark Opioid Trial

“THE BUSINESS OF PAIN” – Purdue foreign arm caught up in opioid probe in Europe

By  Claire Galofaro, Frances d’Emilio

PARMA, Italy (AP) — The police huddled for hours each day, headphones on, eavesdropping on the doctor. They’d tapped his cellphone, bugged his office, planted a camera in a trattoria.

They heard him boast about his power to help Big Pharma make millions pushing painkillers, and about all the money they say he was paid in exchange.

Now Dr. Guido Fanelli is at the center of a sprawling corruption case alleging he took kickbacks from an alliance of pharmaceutical executives he nicknamed “The Pain League.” Its members, police say, included managers with Mundipharma — the international arm of Purdue Pharma, which is facing some 2,000 lawsuits in the United States over its role in the opioid crisis that has claimed 400,000 lives in two decades.

This is the first known case outside the U.S. where employees of the pharmaceutical empire owned by the Sackler family have been criminally implicated, more than a decade after Purdue executives were convicted over misleading the American public about the addictiveness of OxyContin.

Hundreds of pages of investigative files obtained by The Associated Press detail how Fanelli helped executives from Mundipharma’s Italian branch and other companies promote painkillers by writing papers, organizing conferences and working to counter government warnings that opioid consumption was spiking and that physicians should be cautious. The message trumpeted, the AP found, was that there is an epidemic of chronic pain, addiction fears are exaggerated and not prescribing opioids can amount to neglecting the suffering of patients.

Those are the same practices, experts say, that the pharmaceutical industry employed in the U.S. beginning in the 1990s that helped pave the road to disaster.

What Italian police overheard on their wiretaps offers a look at how pharmaceutical executives still pushed opioids abroad even after the cause and consequence of the American epidemic had become apparent.

As the U.S. market contracts, opioid consumption is climbing overseas. Canada and Australia are already following America’s catastrophic course, with rising rates of addiction and death. Others may be on the cusp of crisis: Researchers in Brazil report that prescription opioid sales have skyrocketed 465 percent in six years. Overdose deaths are going up in Sweden, Norway, Ireland and England, fueled by prescription painkillers and the illicit drug trade.

Opioid consumption has increased in Italy, too, though authorities say widespread addiction has not taken root in this country with historically strict regulations and a cultural skepticism of the drugs — both of which Fanelli apparently worked to reverse.

“It makes me feel sick more than anything else,” U.S. Rep. Katherine Clark said when she learned of the investigation from the AP.

Clark sent a letter to the World Health Organization in 2017, warning of “deceptive and dangerous practices” of Mundipharma and Purdue and imploring the agency to act — before the American epidemic becomes a pandemic.

“We don’t want to be proven right,” she said.

Two Mundipharma managers accepted plea bargains in January in connection to allegations that they paid the doctor to help sell more drugs. A lawyer representing them said the pleas are not an admission of guilt. The company’s Italian branch was fined. A spokesman for Mundipharma Europe said the corporation did not admit wrongdoing and denied it endorsed any message minimizing addiction risks.


Dr. Guido Fanelli, center, arrives with his lawyer at Parma’s law court in northern Italy on May 13, 2017. (AP Photo/Marco Vasini)
The Carabinieri, Italy’s storied paramilitary police corps, code-named its case “Pasimafi,” the name of the yacht they say the doctor bought with his kickbacks.

They were listening in when an alleged conspirator joked that Mundipharma employees had given Fanelli so much money, the company logo should be plastered on the stern.

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“THE BUSINESS OF PAIN”

The Carabinieri stumbled onto Fanelli.

In early 2015, the national health system noticed an unusually high expenditure for blood filters. Officer Giandomenico Nupieri tapped a suspect’s phone. Earlier in his career, Nupieri had investigated mobsters, so his ears were attuned to cryptic codes of crime. The suspect mentioned Fanelli as well-connected and able to help boost pharmaceutical sales, and said he planned to meet him at a trattoria in Parma, the northern Italian city known for its prosciutto and parmesan.


Carabinieri officers work at a monitoring station in Parma, Italy. (AP Photo/Antonio Calanni)
Investigators installed a camera, researched Fanelli and realized they were onto something bigger than blood filters.

Fanelli was a star in the Italian medical world, respected by the government and often featured on the news, with his unbuttoned shirt collars and mop of pepper-gray hair. He served as a chief of the anesthesiology and pain therapy department at Maggiore Hospital in Parma, and called himself the father of a 2010 law that made opioids easier to prescribe, which he championed as necessary to ease suffering.

But in 2009, as he was helping to draft the law, prosecutors allege he began meeting with “The Pain League,” including managers from Mundipharma, several Italian pharmaceutical companies and the Italian arm of German-based Grunenthal.

“The drug companies saw him as the vehicle to commercially promote their own drugs,” said Maj. Gianfranco Di Sario, who oversaw the police investigation. Prosecutors allege that Fanelli drew in a web of conspirators, from organizers of medical conferences to fellow physicians. Fanelli, through his lawyer, declined comment.

Italy, unlike the U.S., has strict laws limiting drug companies’ influence on medical training and practice. A specialized unit of the Carabinieri is tasked with safeguarding citizens’ health. The Italian language even has a specific word for the crime committed by doctors who work to drive up drug sales: “comparaggio.”

So police got to work, listening in to Fanelli’s conversations and reading his text messages.

In partial transcripts obtained by the AP, Fanelli often exaggerates his dominance in medicine. He claimed he once confronted Dr. Nora Volkow, director of the United States’ National Institute on Drug Abuse, after she’d asserted that opioids are often not the best solution for chronic pain. Fanelli crowed of telling her to focus on America and let him take care of the rest of the world. Volkow, through a spokesperson, said she does not know Fanelli and has no recollection of the confrontation.

Luca Finocchiaro, an attorney for a Grunenthal manager implicated in the case, described Fanelli as a motormouth and a braggart, and said the executives would put down their phones, not bothering to listen, as the doctor prattled on “without much sense.” The Grunenthal employees maintain their innocence.

And yet the doctor was paid well: According to the investigative file, 464,000 euros from Mundipharma (about $500,000) and 640,855 euros from Grunenthal (about $700,000) flowed into businesses Fanelli allegedly set up to hide the payments, beginning in 2009. Spokesmen for Mundipharma and Grunenthal said the corporate offices thought the money was for legitimate services, like consultancy and events.

Police allege a “bustarella” — an envelope filled with illicit cash — would occasionally arrive from officials with other companies at Fanelli’s hospital office.

“I created a system,” police say the doctor bragged. “That is the business of pain.”

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A STILL-BOOMING BUSINESS

OxyContin came onto the American market in 1996. Doctors had been apprehensive about opioids, notorious for their miraculous painkilling power but also extraordinary addictiveness, and tended to prescribe them only to the extremely sick and dying.

But Purdue Pharma claimed that OxyContin, twice as potent as morphine, was minimally addictive when prescribed for pain. Its marketing coincided with other forces, including a movement in medical circles to better manage patients’ pain. Opioid prescriptions increased for ailments like arthritis, backaches, migraines. The prescription rate quadrupled between 1999 and 2010, and overdoses climbed.

The spectacular success of OxyContin added Purdue’s owner, the Sackler family, to the Forbes list of richest American families . In New York, there’s a Sackler Wing at The Metropolitan Museum of Art and a Sackler Center for Arts Education at The Guggenheim. There’s a Sackler Room at the National Gallery in London, a Sackler Wing of Oriental Antiquities at the Louvre.

Protesters have started storming the museums, raining prescription slips from balconies and unfurling signs that read “Shame on Sackler. 200 Dead Each Day.”


„The Sackler Wing“ at The Metropolitan Museum of Art in New York. (AP Photo/Seth Wenig)
In the U.S., Purdue and three executives were fined more than $600 million after pleading guiltyin 2007 to misbranding OxyContin by downplaying its addictiveness. Purdue and the Sacklers this year agreed to pay another $270 million to Oklahoma to settle a lawsuit alleging misleading marketing helped unleash the U.S. addiction epidemic.

The company has vehemently defended itself. Purdue spokesman Bob Josephson notes the U.S. Food and Drug Administration approved OxyContin for chronic pain and that a judge recently dismissed one lawsuit after finding the company’s marketing was consistent with its FDA approval. Hundreds more lawsuits are still pending against Purdue and other companies. The Sacklers, through a spokeswoman, declined to comment.

Through all this, the family’s international operation has stayed mostly out of the limelight.

Mundipharma, like Purdue, is owned by a network of trusts that benefit the Sacklers. Its websitesdate the company’s beginnings to 1952, when two Sackler brothers bought Purdue. Patrice Grand, a spokesman for Mundipharma Europe, said the companies have different managers and portfolios and do not share strategies.

Mundipharma’s branch in Italy began in 2005; the Italian Business Register lists the owners as three Luxembourg companies and American-based Rosebay Medical Co., which is named in twoof the U.S. opioid lawsuits . A 2017 U.S. Securities and Exchange Commission filing lists Richard and Jonathan Sackler as members of Rosebay’s board.

Mundipharma’s network now operates in more than 120 countries, and an emerging markets group has expanded into Asia, Africa and Latin America, selling an assortment of drugs that includes opioids.

A 2016 Los Angeles Times story reported that Mundipharma was repeating some of Purdue’s controversial marketing tactics overseas, prompting U.S. Rep. Clark and 11 other members of Congress to urge the World Health Organization to intervene before other nations import addiction. All they heard back was that their letter had been received.

“We cannot just sit by and hope this is a uniquely American experience,” Clark told the AP.

Mundipharma sent a representative to the WHO to defend the company’s practices as ethical, Grand said. Mundipharma has stopped promoting opioids in Europe, he said, and the drugs now make up less than 40 percent of European sales.

The U.S. has backed away from recommending opioids for chronic pain. The National Institute on Drug Abuse estimates that up to 29 percent of patients prescribed opioids for chronic pain eventually misuse them. And in 2016, the Centers for Disease Control issued guidelines finding no good evidence that opioids are effective long term and the risks far outweigh the benefits.

That same year, Mundipharma’s operation in Italy released the results of a study proclaiming nearly half of Italians suffer chronic pain. The news release offered a solution: opioid painkillers.

“The still limited use of opioid drugs derives from cultural heritage,” it said, “and unfounded fears about the alleged risks of addiction.”

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“THE WEAPONS OF SCIENCE”

In early 2015, the Italian government noticed a surge in opioid consumption.

Luca Pani, then head of the Agenzia Italiana del Farmaco, which monitors medication, told the media that until the 2010 law that Fanelli helped write, doctors were reluctant to prescribe opioids. But the numbers — a more than 30 percent jump in certain formulations — represented a reversal “that takes on the semblance of abuse,” Pani said. He urged doctors to be cautious.


Chart shows the rise in opioid and painkiller use in Italy, numbers that caused officials to issue a warning to doctors to be cautious.
Prosecutors say Fanelli sprang into action and told a Grunenthal executive not to appear at an upcoming press event. Journalists would ask about the government’s warning, Fanelli allegedly said: “And you are exposed.”

The doctor invited executives from Mundipharma and Grunenthal, along with Italian drug companies Molteni and Angelini, to Milan to strategize how to counter the warning, prosecutors say, and then he got to work implementing the plan. Representatives for Molteni did not respond to requests for comment. A lawyer for Angelini and one of its managers said his clients did nothing wrong.

Fanelli prepared a scientific paper — “Opioids for chronic non-cancer pain: a critical view from the other side of the pond” — that said the alarm bells ringing in the United States should not be applied to other countries and that doctors should continue prescribing opioids for chronic pain. He texted the Italy Mundipharma executives: “Good news, position paper against addiction, supporting opioids signed by me,” prosecutors allege. The paper, one of several Fanelli authored downplaying the risk of addiction, was published in the journal Minerva Anestesiologica.

Police officers allege that they once overhead Fanelli brag to a Mundipharma manager that the papers he wrote were “the weapons of science.” Read more: AP: Purdue foreign arm caught up in opioid probe in Europe

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