Unter tiefem und aufrichtigem Schmerz informieren wir über den grausamen Mord in Somalia an der Friedens- und Menschenrechtsaktivistin Almaas Elman. Seit über 20 Jahren herrschen in Somalia Chaos, Bürgerkrieg und wirtschaftlicher Niedergang. Genau so lange setzt sich Almaas‘ Familie für den Frieden in Somalia ein und bezahlt einen hohen Preis. Wie ihr berühmter Vater, der somalische Friedensaktivist Elman Ali Ahmed, der 1996 in Mogadischu erschossen wurde, tötete genau 23 Jahre später auch Almaas am gleichen Ort eine Kugel im Kopf. Sie war von einer Kampagne auf den Weg zum Flughafen. Ihre Schwester Ilwad Elman stand im Oktober auf der Favoritenliste für den Friedensnobelpreis ganz oben. Die Schwestern leiten die Nichtregierungsorganisation Elman Peace and Human Rights Center, die von ihrer Mutter Fartuun Adan gegründet wurde. Almaas Elmans Kampagne heißt: „Lass die Waffe fallen, nimm lieber den Bleistift“, das Kindersoldaten, die von bewaffneten Milizionären einberufen wurden, ermutigt, in den Frieden zurückzukehren. In Kriegen rund um den Globus werden Kinder als menschliche Schutzschilde eingesetzt und rekrutiert, so auch in Somalia. Hier werden Kinder sogar unter 10 Jahren für einen Krieg vorbereitet, von dem sie nichts wissen. Kinder werden während des Konflikts angeworben, als Kämpfer, Köche, Träger, Spione und sogar zu sexuellen Zwecken. Die Lage für Kinder in Somalia ist dramatisch. Im bewaffneten Konflikt in Süd- und Zentralsomalia bekämpfen sich Regierungstruppen, die Friedensmission der Afrikanischen Union in Somalia (AMISOM) und die bewaffnete Gruppe Al-Shabab, die mit al-Qaida verbündet ist. Mehr als 50.000 Zivilpersonen wurden dabei getötet oder verletzt. Viele Menschen sind geflohen. Somalia bekommt zwar Millionen Euro Entwicklungshilfe aus Deutschland, verlor aber alle Fischereirechte an China. Dabei hungern über 2 Millionen Menschen in Somalia. Nach dem Tod von Almaas zieht jetzt AMISOM seine Truppen aus Somalia ab.
R.I.P. Almaas Elman, eine somalische Friedens- und Menschenrechtsaktivistin, wurde in Mogadischu erschossen
Update: Nach Almaas Tod leiten ihre Mutter und ihre Schwester weiterhin das das Elman Peace and Human Rights Centre in Somalia. Mutter und Tochter setzen sich gemeinsam für die Rechte der Frauen, die Rehabilitation von Kindersoldaten, Friedensförderung und Entwicklung ein. Ihr Mut und ihr unerschütterlicher Einsatz für die Menschen in Somalia haben ihnen weltweite Anerkennung eingebracht und zählten zu den Aurora-Preisträger 2020, der mit 1 Million US-Dollar dotiert ist.
Somalia zählt zu den gefährlichsten Ländern der Welt für Mitarbeiter von Hilfsorganisationen. Es gibt eine sogenannte „Grüne Zone“. Hierbei handelt es sich um eine schwer gesicherte Zone um den internationalen Flughafen von Mogadischu. In dieser „Grünen Zone“- Halane – sind die meisten ausländischen Organisationen ansässig, ebenso wie Botschaften und die UN-Vertretung, die in den humanitären und politischen Krisen des Landes vermittelt. In dieser Zone war Almmaas tätig gewesen, nachdem sie sich mit einem Fahrer auf den Weg zum Flughafen befand.
Am 22. November 2019 hat die Mission der Afrikanischen Union in Somalia (AMISOM) in Halane die Ermordung von Almaas Elman am 20.November 2019 bestätigt.
#AMISOM is working jointly with the Federal Government of #Somalia and Somali security forces to fully investigate the unfortunate death of Ms. Almaas Elman Ali Ahmed, who was hit by a bullet on November 20 at the #Halane Base
camp in #Mogadishu. Read the full statement below: pic.twitter.com/HT57afxzlC— AMISOM (@amisomsomalia) November 22, 2019
AMISOM bestätigte, dass ein Schuss auf Almaas abgefeuert wurde, nachdem sie ein Treffen in Halane verließ und zum Flughafen Aden Adde wollte. Sie saß auf dem Rücksitz des Autos. Der Fahrer und die anderen Insassen blieben unverletzt.
AMISOM arbeitet mit der somalischen Regierung und den somalischen Sicherheitskräften zusammen, um den tragischen Tod von Almaas Elman Ali Ahmed umfassend zu untersuchen.“ AMISOM sagt, dass es seine Truppen aus Somalia abziehen wird.
Almaas soll aus Nairobi nach Somalia zu einem Treffen mit der EU in dem Halane-Camp gewesen sein und wollte wieder zurück nach Nairobi fliegen.
This is the bullet that killed @AlmasElman, as she left from the EU meeting held in #Halane. Almas was on her way to the airport and was travelling back to Nairobi, where she came back from shortly before that meeting.
Investigations is also said to be underway. per sources. pic.twitter.com/Ol4fLov8x0
— Yasin Ahmed Osman (@YasinAhmedOsma4) November 20, 2019
Im Oktober wurde das Halane-Basislager von der Terrorgruppe Al-Shabaab angegriffen
Die Mission der Afrikanischen Union in Somalia ist die Bezeichnung einer Friedenstruppe der Afrikanischen Union, die in Somalia dem dortigen Bürgerkrieg Einhalt gebieten soll. Aktuell sind 17.000 Soldaten der AMISOM aus Kenia, Äthiopien, Uganda und Burundi in Somalia. Der Hafen von Barawe zum Beispiel war der Knotenpunkt für den Multi-Millionen-Dollar-Holzkohlehandel, der einen großen Teil der Operationen der Gruppe AMISOM finanzierte. Siehe: Was für die Terrorgruppe IS der Handel mit Öl, ist für Al-Shabaab der Handel mit Holzkohle
Erst am 13. Oktober 2019 feuerte al-Shabaab mehrere Mörsergranaten in das Halane-Basislager ab, in dem sich die AMISOM, die UN und andere internationale Organisationen befinden, die sich für die Bevölkerung Somalias einsetzen. Drei Mitarbeiter von AMISOM wurden leicht verletzt und behandelt. Die Situation ist seitdem angespannt. Die erforderlichen Vorsichtsmaßnahmen wurden getroffen, um die Sicherheit der Mitarbeiter zu gewährleisten.
Umso mehr stellt sich die Frage, wie konnte der Mord an Almaas, trotzdem geschehen?
In den letzten zwei Jahren hat sich das vom Krieg zerstörte Somalia zu einem zentralen Schlachtfeld entwickelt
In Somalia kontrolliert die Terrorgruppe Al Shabaab, ein Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida, etwa die Hälfte des Landes einschließlich der wichtigsten städtischen Gebiete wie Mogadischu, Kismayo und Barawe.
Der Anstieg der Kinderrekrutierung in Somalia ist erschreckend. Einige werden mit Versprechen wie der Zahlung der Schulgebühren oder Jobs rekrutiert; andere werden entführt und in den Dienst gedrängt. Die große Mehrheit der Kindersoldaten wird in die Reihen der Al-Shabaab gezwungen, die mit al-Qaida verbündet ist.
„Somalia ist das anschaulichste Beispiel für die mögliche Destabilisierung durch die Golf-Rivalität“, sagte Zach Vertin, ein Gelehrter der Brookings Institution in einem Interview mit der New York Times. „Der Golf sieht diese Staaten als Kunden. Es geht darum, den Raum zu kontrollieren: Setzen Sie eine Flagge in den Boden und sperren Sie Gebiete und Beziehungen, bevor Ihr Rivale es kann. “
Das bestätigt auch die aktuelle Nachricht vom 21. November 2019 von mareeg.com, genau ein Tag nach der Ermordung von Almas. Dort heißt es, dass Katar und die Türkei besorgt seien, dass die Vereinigten Arabischen Emirate von der Chance profitieren, und beobachten werden, was in Somalia passiert, wenn der Krieg zwischen Regierung und Opposition weitergeht. Nach einem Treffen in Katar forderte Ministerpräsident Hassan Ali Kheyre die somalische Regierung auf zurückzutreten, da die Opposition darauf bestand, den Präsidenten zu ersetzen, und eine weitere Wahl abzuhalten.
Hassan Ali Khaire ist ein somalischer Politiker und seit dem 1. März 2017 Premierminister des Landes. Khaire hat sowohl die norwegische als auch die somalische Staatsbürgerschaft. Er war zuvor leitender Angestellter des britischen Ölkonzerns Soma Oil&Gas und Leiter der Region Horn von Afrika für die Hilfsorganisation Norwegian Refugee Council. Er wurde mehrfach der Korruption beschuldigt.
Mohamed Abdullahi Mohamed ist seit Februar 2017 der neue Präsident von Somalia. Er ist ein Wunschkandidat der UN. Als Premierminister geriet er im Dezember 2010 in die Kritik, weil seine Regierung ohne die Zustimmung des Parlaments Verträge mit zwei ausländischen Firmen geschlossen hatte. Dabei handelte es sich um einen Auftrag für die Ausbildung der Präsidentengarde mit der Sicherheitsfirma Saracen International sowie die Vergabe der Verwaltung des Flughafens Mogadischu an die Firma SKS.
Erst im Dezember 2018 bekam seine Regierung einen Kredit in Höhe von 200 Mio. USD von China für den Wiederaufbau des Hafens von Mogadischu. Die Bank hat die ausschließlichen Fangrechte an der Küste Somalias und bleibt bis zur vollständigen Auszahlung des Darlehens an dem Hafen beteiligt. Bedeutet, obwohl die Bevölkerung in Somalia unter einem extremen Hunger leidet, haben sie keinen Fisch mehr, denn den hat jetzt China. Siehe auch: Somalia bekommt Millionen Euro Entwicklungshilfe und verliert alle Fischereirechte an China! – Somalian Government Gives Up Its Fishing Rights To China!
Das Ringen um die Macht in Somalia und am Horn von Afrika ist in gewisser Weise eine Verlängerung des Kalten Krieges, der seit Beginn der Aufstände des Arabischen Frühlings vor mehr als acht Jahren in der Region ausgebrochen ist. Katar und die Türkei unterstützten die Aufstände und die mit ihnen aufkommenden islamistischen Parteien. Die Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi-Arabien stellten sich gegen die Aufstände und die islamistischen Parteien und beschuldigten Katar, Militante zu unterstützen.
Vor zwei Jahren haben die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien, Ägypten und andere verbündete Staaten die kommerziellen und diplomatischen Beziehungen zu Katar abgebrochen, um Druck auf sie auszuüben, ihre Politik zu ändern. Somalia ist ein verarmtes Land, aber seine lange Küste bietet Zugang zu den schnell wachsenden Märkten der Region und Einfluss auf wichtige Schifffahrtswege vom Persischen Golf. Eine emiratische Firma verwaltet den Hafen in Bosaso.
Schon der Bürgerkrieg im Südsudan beschreibt die gleiche Situation. Auch der Bürgerkrieg im Südsudan dauert schon viel zu lange. Südsudan unterstützte im Stellvertreterkrieg im Jemen zuerst den Iran. Dann bekam Südsudan von Saudi Arabien Milliarden Dollar und so flammten die Konflikte auf zwischen dem Salva Kiir Mayardit, seit 2011 erster Präsident des Südsudans, und seinem Vizepräsidenten Riek Machar Teny Dhurgon, er gehört dem Volk der Dok-Nuer an. Etwa 230.000 Menschen starben, 2,5 Millionen Menschen sind auf der Flucht. Siehe: Der grausame Krieg im Südsudan und die Welt schaut zu – African women must stand against the elite war in South Sudan
Was für die Terrorgruppe IS der Handel mit Öl, ist für Al-Shabaab der Handel mit Holzkohle
Bereits im März 2017 hatten wir Ihnen die Situation in Somalia am Beispiel des Handels mit Holzkohle erklärt. Was für die Terrorgruppe IS der Handel mit Öl, ist für Al-Shabaab der Handel mit Holzkohle. Die Shabab-Miliz nimmt mit dem Export von Holzkohle in die Arabischen Emirate und nach Saudi Arabien mindestens 25 Millionen amerikanische Dollar pro Jahr ein. Dass auch der illegale Handel mit Holzkohle über Saudi Arabien nach Europa kommen kann, zeigten wir Ihnen an verschiedenen Beispielen.
Der Krieg wegen Holzkohle in Somalia – im Hafen von Kismayo
Die radikale islamistische Miliz in Somalia braucht für ihre Kriege Geld. Die radikale islamistische somalische Miliz al Shabaab ist nicht nur eine Terrororganisation, sondern inzwischen auch wie auch die Terrorgruppe IS ein Wirtschaftsfaktor. Die Expertengruppe der Vereinten Nationen für Somalia (UN Monitoring Group for Somalia) schätzte bereits 2011, dass die Miliz Einnahmen erzielt, die zwischen 70 und 100 Millionen Dollar pro Jahr liegen sollen. Das Geld wird nach Angaben der UN-Expertengruppe für Somalia von den Mitarbeitern der eritreischen Botschaften eingesammelt und in erster Linie nach Dubai transferiert, weil die eritreische Regierung nahezu alle ihre Auslandsgeschäfte über Dollarkonten in den Vereinigten Arabischen Emiraten abwickelt. Ein Teil dieser Steuern aber wird regelmäßig von Dubai nach Nairobi transferiert – auf Konten, die der eritreischen Botschaft in Kenia gehören. Von diesen wiederum werden regelmäßig hohe Dollarbeträge in bar abgehoben, ohne dass klar ist, wohin das Geld geht. Siehe: Was für die Terrorgruppe IS der Handel mit Öl, ist für Al-Shabaab der Handel mit Holzkohle
Somalia gehört zu den weltweit gefährlichsten Orten für Kinder. Der Anstieg der Kinderrekrutierung ist erschreckend.
— Ilwad Elman (@IlwadElman) November 21, 2019
Der Anstieg der Kinderrekrutierung in Somalia ist erschreckend und genau diesen Kindern versucht die NGO der ermordeten Almaas Elman und ihrer Schwester Ilwad Elman zu helfen. Ihre Familie setzt sich für den Frieden in Somalia seit Jahrzehnten ein. Genau deswegen war Ilwad auch für den Friedensnobelpreis 2019 nominiert worden. Ilwad bedankte sich auf Twitter für die Anteilnahme. Am 19. November 2019 sprach Ilwad noch vor der UN über das Thema „Versöhnung“.
Reconciliation is a process, not a single event.
True reconciliation is a longterm, nationwide solution.
The most urgent task is to rebuild public trust in institutions.
~@IlwadElman speaking at #UNSC Open Debate on ?️#Reconciliation pic.twitter.com/vPGPwX1UnF
— UK at the UN ?? (@UKUN_NewYork) November 19, 2019
Die Familie von Almaas Elman hat sich schon immer für den Frieden in Somalia eingesetzt. Jetzt starb sie genau 23 Jahre, nachdem auch ihr Vater ermordet worden war. Mutige Menschenrechtsaktivisten haben es schwer in der heutigen Zeit. Sie setzen sich für ihr Land ein und werden ermordet.
Netzfrau Doro Schreier
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