Wird Äthiopien das „neue Myanmar“ der Bekleidungsindustrie?- Is Ethiopia becoming the “new Myanmar” of the garment industry?

zur englischen Version Laut einer Studie sind äthiopische Textilarbeiter die am schlechtesten bezahlten der Welt. Müsste man die Kleidung von H&M beschreiben, würde der Satz lauten: „Sieht gut aus und kostet fast nichts.“„Bekleidungsfirmen sind Nomaden“, sagt ein auf das Gewerbe spezialisierter Berater, „sie gehen dorthin, wo es für sie am billigsten ist. Steigen Löhne und Nebenkosten in Ländern wie Bangladesch zu stark, zieht die Karawane weiter.“ Noch gilt Kambodscha im Textilbereich als Billiglohnland. Nur Sri Lanka, Bangladesch und Pakistan haben noch niedrigere Mindestlöhne.  Doch seit es in Bangladesch heißt: Nähen bis in den Tod, zog die Karawane weiter nach Myanmar. Denn die Textilindustrie in Myanmar hat zollfreien Zugang zur Europäischen Union (EU).  Aber es geht noch billiger, die Textilindustrie hat ein Land für sich entdeckt, in dem zur Zeit die schlimmste Dürre seit 30 Jahren herrscht: Äthiopien und genau dort lässt H&M die T-Shirts für Deutschland nähen. Praktisch, denn war Ihnen bekannt, dass die Baumwollbauern in Äthiopien aus Deutschland „gezwungen“ wurden, genmanipulierte Baumwolle anzubauen? Der Rohstoff soll die heimische Textil- und Bekleidungsindustrie beflügeln, Profiteur BayerMonsanto. Und nicht nur die Nahrung ist mit Glyphosat verseucht, auch die Kleidung aus Baumwolle. Aber billig soll es sein. Wie ein T-Shirt produziert wurde, fragt niemand.

Hauptsache: Billig, billig, billig! Die hässliche Wahrheit der Modeindustrie

Die Bekleidungs- und Textilindustrie produziert jährlich mehr als 100 Milliarden Kleidungsstücke oder etwa 13 Kleidungsstücke pro Person und Jahr. Eine noch verheerendere Statistik zeigt jedoch, dass nur etwa 1 % (1 Milliarde) dieser Kleidungsstücke für die Wiederverwertung produziert werden. Das bedeutet, dass Materialien im Wert von mehr als 100 Milliarden US-Dollar direkt auf der Mülldeponie landen. Und weil man den Müll nicht im eigenen Land haben möchte, wird dieser nach Ghana gebracht und zerstört dort die Umwelt. Siehe: Afrikanische Länder wollen die Kleider der „toten Leute“ aus Europa nicht mehr! – African countries ban secondhand clothes imports

Mode ist einer der größten Umweltverschmutzer der Welt.

Bekleidungsfirmen sind Nomaden

  „Bekleidungsfirmen sind Nomaden“, sagt ein auf das Gewerbe spezialisierter Berater, „sie gehen dorthin, wo es für sie am billigsten ist. Steigen Löhne und Nebenkosten in Ländern wie Bangladesch zu stark, zieht die Karawane weiter.“ Mit im Gepäck Chemikalien, die Flüsse und Umwelt zerstören.  Bis zu 3.000 verschiedene Chemikalien werden zum Teil für die Herstellung von  Kleidung eingesetzt.

Während die Welt eher nach Bangladesch schaut, seit bei einem Einsturz der Fabrik Rana Plaza über 1130 Menschen ihr Leben verloren und mehr als 2000 teilweise schwerst verletzt wurden, ist die sogenannte Karawane schon längst weiter gezogen. Myanmar möchte nach jahrzehntelanger isolierter Militärdiktatur das neue Bangladesch werden. Wöchentlich eröffneten Textilfabriken, auch deutsche Unternehmen witterten ihre Chance.

Etwa 90 Prozent der in Deutschland verkauften Mode stammen zum größten Teil aus China, Bangladesch, der Türkei oder aus Myanmar.

Näherin in Myanmar © Martje Theuws SOMO

Genau zu dem Zeitpunkt, als Entwicklungsminister Gerd Müller den „Grünen Knopf“ vorstellte, wurde in Thailand aufgedeckt, dass dort Flüchtlinge aus Myanmar nähen. Fairer Lohn? Fehlanzeige! Dass alles Augenwischerei ist, zeigt auch die Aussage vom Bundeswirtschaftsministerium, denn die Textilindustrie in Kambodscha, Myanmar und Vietnam punktet nicht nur mit niedrigen Löhnen, sondern zusätzlich haben Kambodscha und Myanmar zollfreien Zugang zur Europäischen Union (EU), und Vietnam könnte bald vom geplanten Freihandelsabkommen mit der EU profitieren.  Wenn Sie noch glauben, dass Menschenrechte zählen, dann irren Sie sich. Solange es keine Transparenz in der Lieferkette gibt, nützt auch der „Grüne Knopf“ nichts. Es schafft zwar ein gutes Gewissen beim Verbraucher, doch bei weitem nicht für faire Behandlung, für faire Arbeitsbedingungen der „modernen Sklaven“. Dass nicht nur in Thailand Flüchtlinge für billige Mode nähen, haben bereits Recherchen aus der Türkei gezeigt, denn in türkischen Ausbeuterbetrieben nähen syrische Kinder, um zu überleben. Siehe auch: Greenwashing der Textilmafia! Sind es „moderne Sklaven“, die das Label „Grüner Knopf“ in ein Kleidungsstück nähen? 

Doch nicht nur Myanmar steht im Fokus der Textilindustrie, sondern auch Äthiopien. Siehe auch: Was haben Erdogan, Indonesien, Äthiopien, Monsanto und H&M mit Ihren Schuhen gemeinsam?

„Die äthiopische Textil-, Bekleidungs- und Lederindustrie punktet nicht nur mit vergleichsweise niedrigen Löhnen und leistungsfähigem Personal, sondern auch mit modernen Industrieparks. Die Technik muss derweil vollständig importiert und die Zulieferung von Einsatzmitteln kräftig ausgebaut werden. Große Fortschritte gibt es bei der Logistik, leider keine bei der Devisenbeschaffung. Deutsche Lieferanten einschlägiger Ausrüstung sollten Äthiopien unbedingt bei ihrer Akquise berücksichtigen“, so aus dem deutschen Wirtschaftsministerium. 

Bereits  2014 untersuchte der schwedische Sender TV4 die Baumwollbeschaffung von H & M aus Äthiopien und entdeckte die beunruhigende Wahrheit. Der korrupte Geschäftsmann Scheich Mohammed Al Amoudi, der zweitreichste Mann der arabischen Welt, wurde bei dieser Untersuchung ebenfalls schwer entlarvt.

Es handelt sich um Landgrabbing in Äthiopien, auch der Bekleidungsriese H&M ist in Äthiopien beteiligt. Nachdem das Oaklandinstitut forschte, woher die Baumwolle stammt, die H&M bezieht, zeigte die Untersuchung, dass die Baumwolle aus dem unteren Omo-Tal bezogen worden war. In dem unteren Tal des Omo-Flusses im Südwesten Äthiopiens ist die Heimat mehrerer indigener Völker, die zusammen etwa 200.000 Angehörige zählen. Sie leben seit Hunderten von Jahren in dieser Region. Durch die Baumwollplantagen hat ein riesiger Landraub stattgefunden, Hunderttausende Menschen wurden vertrieben. Das Institut zeigte in seinem  Bericht über Äthiopien, dass der schwedische Bekleidungsriese H&M dafür verantwortlich ist. In der Untersuchung wurde festgestellt, dass ein großer Teil der Baumwolle gerade aus diesem Gebiet kommt.

Eine TV4-Untersuchung zur H & M-Beschaffung von Baumwolle aus Äthiopien (englische Untertitel)

Das schwedische Textileinzelhandelsunternehmen Hennes & Mauritz (H&M) hat 2013 in Äthiopien Büros eröffnet. Laut einer Studie sind äthiopische Textilarbeiter die am schlechtesten bezahlten der Welt. Äthiopien hat keinen offiziellen Mindestlohn für den privaten Sektor.

Nach einer Studie des  Center for Business and Human Rights der New York University verdienen Berufseinsteiger in der Bekleidungsindustrie des Landes angeblich nur 26 US-Dollar im Monat.

Und an dem folgenden Beitrag, den wir für Sie übersetzt haben, sehen Sie, dass H&M T-Shirts für Deutschland in Äthiopien nähen lässt.

Wird Äthiopien das „neue Myanmar“ der Bekleidungsindustrie?

Äthiopien wird oft als das neue Zentrum der Modeindustrie oder sogar als das „neue Myanmar“ bezeichnet. Die Wachstumsprognosen der äthiopischen Regierung werden jedoch nicht erfüllt, ebensowenig die Wachstumserwartungen westlicher Marken und Einzelhändler. Äthiopien hält noch nicht das Versprechen, eine integrierte Wertschöpfungskette von der Baumwollproduktion bis hin zur Konfektion zu bieten. Was bedeutet das für die äthiopischen Arbeitnehmer?

Der schnelle Aufstieg der äthiopischen Bekleidungsindustrie hat Mondiaal FNV dazu veranlasst, sich in Bezug auf die Arbeitnehmerrechte auf dieses Land zu konzentrieren.

Bereits 2016 bat sie SOMO, die Verbindungen zwischen der äthiopischen Bekleidungsindustrie und dem niederländischen Markt zu untersuchen. Die wichtigste Schlussfolgerung daraus war:

„Obwohl Äthiopien von globalen Marken und Einzelhändlern vor allem wegen der großen und billigen Arbeitskräfte als ideales Land für die Herstellung und/oder Produktion angesehen wird, hat das anfängliche Interesse noch nicht zu der erwarteten Produktionssteigerung geführt. Es gibt immer noch zahlreiche Herausforderungen, wie z.B. die geringe Produktivität und Qualität, Unruhen im Zusammenhang mit Landfragen und Themen wie die Regierungsbürokratie.“

Trotz dieser Herausforderungen haben mehrere Marken mit der Produktion in Äthiopien begonnen, wobei H&M und PHV die größten internationalen Marken sind.

Das Land produziert hauptsächlich Basics wie T-Shirts. Die meisten Bekleidungsexporte Äthiopiens sind für Deutschland bestimmt, während andere europäische Länder nur geringe Mengen erhalten. Auch die Vereinigten Staaten erhalten einen Teil der Exporte. Bekleidung aus Äthiopien ist in den Niederlanden kaum zu finden.

Neue Sekundärforschungen und Interviews geben einen Einblick in die Motivation von Bekleidungsmarken und Einzelhändlern, aus Äthiopien zu beziehen. Und wo einige Unternehmen eifrig erklären, dass sie wirklich daran interessiert sind, zu einer nachhaltigen und gerechten Bekleidungsindustrie in Äthiopien beizutragen, gibt es keinen Hinweis darauf, dass diese Unternehmen tatsächlich Anstrengungen unternehmen, um sicherzustellen, dass die Arbeiterinnen und Arbeiter in ihren Zulieferbetrieben einen existenzsichernden Lohn (oder sogar einen angemessenen Lohn) erhalten. Download Mondiaal FNV Ethiopia report 2019 (830Kb)

Is Ethiopia becoming the “new Myanmar” of the garment industry?

By:somo.nl

Ethiopia is often called the fashion industry’s new hub, or even the “new Myanmar”. However, growth projections of the Ethiopian government are not being met, and the growth expectations of Western brands and retailers are not being realised. Ethiopia is not yet living up to the promise of providing an integrated value chain from cotton production to ready-made garment. What does this mean for Ethiopian workers?

The quick rise of the Ethiopian garment industry has led Mondiaal FNV to focus on this country, in relation to workers’ rights. Already in 2016, they asked SOMO to look into the linkages between the Ethiopian garment industry and the Dutch market. The main conclusion then was:

“Although Ethiopia is seen by global brands and retailers as an ideal country for manufacturing and/or production mainly due to the large and cheap workforce, the initial interest has not yet led to the expected increase in production. There are still multiple challenges, such as the low productivity and quality, unrests related to land issues, and issues such as government bureaucracy.”

Despite these challenges, several brands have started producing in Ethiopia, with H&M and PHV begin the largest international brands. The country mostly produces basics like T-shirts. Most of Ethiopia’s garment exports are destined for Germany, while other European countries receive small quantities. The United States also receive a portion of the exports. Garments from Ethiopia can hardly be found in The Netherlands.

New desk research and interviews provide some insight into the motivation of garment brands and retailers to source from Ethiopia. And where some companies are eager to state that they are genuinely interested in contributing to a sustainable and equitable garment industry in Ethiopia, there is no evidence that these companies are actually making an effort to ensure that workers at their supplier factories receive a living wage (or even a decent wage). Download Mondiaal FNV Ethiopia report 2019 (830Kb)

Netzfrauen Ursula Rissmann-Telle und Doro Schreier
deutsche Flagge

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