Mit Norwegen passiert etwas – Langsam, fast unmerklich – Something is happening to Norway Slowly, almost imperceptibly

Die Forscher sind nicht mehr im Zweifel: Die globale Erwärmung hat begonnen, Norwegen wärmer und feuchter zu machen. Nicht in 50 oder 100 Jahren. Sondern jetzt. Was hat sich also geändert? Hat es wirklich schon angefangen? In den vergangenen zwölf Monaten reisten zwei Journalisten durch das Land, um nach Antworten zu suchen. Auf der Suche nach dem Klimawandel. Uns machen diese Recherchen sehr betroffen, obwohl Norwegen etwas weiter weg ist. Wir hoffen, unseren Lesern geht es genauso.

Mit Norwegen passiert etwas – Langsam, fast unmerklich

Mads Nyborg Støstad, Journalist und Patrick da Silva Sæther, Fotojournalist, reisten zwölf Monate durch Norwegen: „Wir haben nicht erwartet, so viel zu finden.“ Wir haben den Beitrag für Sie übersetzt, weil es nicht nur Norwegen, sondern uns alle betrifft.

Die Forscher sind nicht mehr im Zweifel: Die globale Erwärmung hat begonnen, Norwegen wärmer und feuchter zu machen. Nicht in 50 oder 100 Jahren. Sondern jetzt.

Was hat sich also geändert? Hat es wirklich schon angefangen? .

Kapitel 1 (von 7) – Braun gefärbtes Wasser

Unsere Klimareise beginnt mit einer seltsamen Beobachtung, hier im kleinen Weiler Vallsjøen in der Hedmark. Etwas Seltsames geschieht in unseren Seen. Trond Nygaard, der hier in Sør-Odal für das städtische Wasserwerk arbeitet, stellt einen Eimer Wasser auf, um uns das seltsame Phänomen zu zeigen.

„Schaut! Das Wasser ist so dunkel wie schwarzer Tee“, sagt er. Tatsächlich werden Seen und Flüsse überall in Südnorwegen brauner.

Diese Veränderung findet seit den 1980er Jahren statt, und bis heute ist die Hauptursache ein Rückgang des sauren Regens. Doch nun glauben die Forscher, dass auch der Klimawandel dies bewirkt. Wird das Klima feuchter, wird mehr gelöster Boden und Pflanzenmaterial ins Wasser gespült. In einem wärmeren Klima trägt auch eine fruchtbarere Landschaft zu braunerem Wasser bei.

In Sør-Odal bekommen die Menschen immer noch klares Wasser aus ihren Wasserhähnen, weil sie eine moderne Kläranlage haben. An anderen Orten ist die Lage etwas schlechter.

Hier in Asker und Bærum zum Beispiel wird es bald schwierig werden, ein strahlend weißes T-Shirt beim Waschen wieder strahlen weiß zu bekommen. Jetzt müssen sie eine neue Kläranlage bauen, was zwischen 700 und 1000 Millionen NOK kostet.

„Ich glaube nicht, dass die Menschen sich dessen voll bewusst sind. Sie erwarten einfach, dass sie sauberes Wasser aus dem Wasserhahn bekommen.“ – Jon MOBRÅTEN, WASSERWERK von ASKER UND BÆRUM

Klimawandels in Norwegen zusammengefasst bedeutet, dass unser Land in den letzten 115 Jahren um ein Grad Celsius wärmer geworden ist. Aber was genau bewirkt dieses eine Grad Erwärmung? Das war unsere Frage vor einem Jahr, als wir begannen, Wissenschaftler anzurufen und Klimaberichte zu lesen.

Das erste, was wir entdeckten, war, dass sich Norwegens Gesicht verändert.

Kapitel 2 (von 7) Eine Landschaft im Wandel

Die Landschaft hat sich in vielerlei Hinsicht verändert. Schauen Sie sich zum Beispiel die Baumgrenze an. Die Bäume haben begonnen, die Talhänge hinaufzukriechen, einhergehend mit steigenden Temperaturen und der veränderten Nutzung der Wildnis. An einigen Stellen ist die Baumgrenze mehr als 100 Meter höher als früher.

Im Tiefland liegt weniger Schnee. In Teilen der Osloer Wildnis ist die Skisaison fast 40 Tage kürzer geworden.

VARANGER, FINNMARK

Die deutlichste Veränderung der Landschaft fanden wir jedoch hier, im äußersten Nordosten Norwegens.

Große Teile des Birkenwaldes in der Region sind zerstört worden. Man könnte fast glauben, dass hier etwas explodiert ist. Aber der Täter ist in Wirklichkeit eine Larve.

Die Larven der so genannten Herbst- und Wintermotten greifen die Bäume an und fressen ihre Blätter. Der Klimawandel verschlimmert die Zerstörung, so die Forscher. Neue Mottenarten breiten sich nach Norden aus, und mildere Winter sind für die Motteneier günstig.

In Nesseby, einem der am härtesten betroffenen Gebiete, finden wir Oddvar und Frøydis Betten. Vorher hatten sie dichten Birkenwald bis zu ihrer Hütte hin.

Jetzt sind sie von toten Bäumen umgeben. „Im schlimmsten Fall waren die Straßen hier grün und rutschig. Sie waren von Larven bedeckt.“ FRØYDIS BETTEN

Es ist immer noch unklar, wie sich die Motten hier auf die Tierwelt auswirken. Aber Forscher und Rentierbesitzer befürchten, dass sich solch große Veränderungen im gesamten Ökosystem ausbreiten können.

VARANGER, FINNMARK

Sogar der Meeresboden hat sich verändert. Hartvig Christie ist begeistert, als er aus der Tiefe auftaucht. „Hier gibt es Seetang! Jede Menge Algen!“

Seit mehreren Jahrzehnten beobachten Meeresbiologen einen Konflikt auf dem Meeresboden. Zwischen Seetang – den er den Regenwald des Meeres nennt – und Seeigeln, die Zerstörung verbreiten.

In den 1990er Jahren schienen die Seeigel zu gewinnen – sie hatten den Meeresboden von Norden nach Süden in eine Wüste verwandelt. Doch dann geschah etwas, das Hartvig Christie in Erstaunen versetzte.

Forscher begannen, Kelp zu finden, von der Mitte von Trøndelag bis nach Troms im hohen Norden. Die Temperatur des Ozeans war gestiegen, und plötzlich waren die stacheligen Eindringlinge verschwunden. Eine Folge des Klimawandels, so Hartvig Christie.

Er betont, dies sei ein positiver Klimawandel, wenn man ihn isoliert betrachte.

Aber es ist erschreckend, wie sehr einige Zehntel eines Grades den Meeresboden verändern können. Die Veränderungen im Ozean sind massiv.

HARTVIG CHRISTIE, NORWEGISCHES INSTITUT FÜR WASSERFORSCHUNG (NIVA) : Die meisten Norweger schenken dem Kelpwald oder den Mottenlarven keine große Aufmerksamkeit. Aber der Klimawandel verändert auch etwas, das wir alle täglich aus erster Hand spüren, nämlich das Wetter.

KAPITEL 3 (von 7) Die große Wetterveränderung

Norwegen hatte schon immer unterschiedliches Wetter. Aber die Botschaft der Zahlen ist klar, von den Wetterstationen im ganzen Land: Das Wetter hat sich geändert.

Heute gibt es 18 Prozent mehr Niederschlag als vor 115 Jahren. Dies ist keine Vorhersage aus einer PowerPoint-Präsentation eines Forschers. Dies ist eine Tatsache der Gegenwart.

OSLO

Messungen von Blindern in Oslo zeigen, dass sich die Intensität der großen Sommerregenschauer fast verdoppelt hat. Die Entwässerungssysteme in der Hauptstadt sind dafür nicht ausgerüstet.

Wenn die Kanalisationsrohre in Oslo bis zum Überlaufen mit Regenwasser gefüllt sind, muss der Druck entlastet werden. Dann wird das Abwasser in die Flüsse geleitet.

Nach starken Regenfällen schleudern die Flüsse das Abwasser in den Osloer Fjord. An solchen Tagen kann es im Fjord 100 Mal mehr Darmbakterien geben als normal, so die Messungen der kommunalen Badegewässerqualität.

Deshalb rät die Kommune vom Schwimmen ab, z. B. an der beliebten Badestelle Sørenga, am Tag nach den Regenfällen.

Allerdings begreifen die Besucher des Meeres diese Botschaft nicht unbedingt, wenn die Sonne wieder scheint.

Aber kräftige Schauer können größere Folgen haben als [nur] die Bakterienbelastung. Im August brach dieser Damm außerhalb von Bergen zusammen, sowohl auf Grund eines strukturellen Mangels als auch – wegen des starken Regens. In West-Norwegen wurden in diesem Herbst mehrere Niederschlagsrekorde aufgestellt.

Nur wenige Wochen später gab es in Kristiansand einen massiven Regenschauer. Die Menschen hatten kaum Zeit, ihre Regenschirme zu holen, bevor sie bis zur Hüfte im Wasser standen. Über 70 Keller wurden überflutet. Ein paar Stunden Regen verursachten Schäden in Höhe von 90 Millionen NOK.

SKJÅK, OPPLAND

Last, but not least war Norwegens trockenster Ort, Skjåk, von Wasser bedeckt. Die Ursache – Regen, kombiniert mit Schneeschmelze – im Oktober.

Die 21-jährige Pia Forberg erwachte mitten in der Flut in Skjåk. Das Wasser war im Begriff, bis zum Fensterrahmen zu steigen. Kurz danach begann das Wasser zwischen den Dielen zu versickern, und sie musste evakuiert werden.

Als sie am nächsten Tag zurückkehrte, war die Wohnung verwüstet.

„Ich hatte immer geglaubt, in Skjåk bräuchte man keine Stiefel. Das war ein Schock.“  PIA FORBERG

Glücklicherweise gab es im vergangenen Jahr keine Todesfälle durch Überschwemmungen. Aber starke Regenfälle können auch zu Erdrutschen führen. Im Dezember 2017 starb eine 38-jährige Frau, als 200 Tonnen nasser Erde auf ein Wohnhaus in Osterøy trafen.

Wir können/dürfen nicht schlussfolgern, dass diese isolierten Vorfälle durch Klimaveränderungen verursacht wurden. Andererseits können wir daraus schließen, dass solche Vorfälle bereits häufiger vorkommen. Und dass es uns wahrscheinlich mehrere hundert Milliarden NOK kosten wird, uns gegen all dieses Wasser zu wappnen.

Aber nicht Überschwemmungen machten das Jahr 2018 denkwürdig. Es waren Hitzewellen und Dürre. Klimaveränderungen können zu mehr Dürre führen, auch wenn es mehr regnet. Denn je wärmer es wird, desto mehr Wasser verdunstet.

Genau das geschah im Sommer. Zuerst kam der heißeste Mai, dann der heißeste Juli aller Zeiten, und als es auch kaum noch regnete, wurde Norwegen knochentrocken. Der Zivilschutz verbrachte 71.313 Arbeitsstunden mit dem Löschen von über 800 Waldbränden, wie hier in Lommedalen.

„Natürlich macht es einen mürbe. Und laugt einen aus.“ – LARS CHRISTIAN, Atemschutzträger

KONGSVINGER, HEDMARK

Die Dürre trifft die Bauern am härtesten von allen. Wie die Familie Engebretsen.

In diesem Sommer wuchs auf ihrem Hof nichts. Diese erbärmlichen Büschel konnten die mehr als hundert Kühe, Kälber und Ochsen der Familie nicht ernähren.

Die einzige Lösung war, Dutzende von Tieren zum Schlachthof zu schicken. Mutter Linda erkannte dies bereits im Juni. Aber sie saß monatelang vor ihrem Laptop und zögerte. Zu schmerzhaft war es, auf ‚Senden‘ zu drücken und die Nachricht an den Metzger zu schicken.

Zum Teil lag das daran, dass Linda und die Kinder die Kühe so sehr liebten. Jede von ihnen hat einen Namen, und einige von ihnen haben mit ihren Bildern einen Ehrenplatz auf den Küchenschränken bekommen.

Aber vor allem deshalb, weil es sich um Mutterkühe handelt, die noch viele Jahre hätten leben und Kälber produzieren sollen. Ohne sie könnte sich die Familie die Führung des Hofes nicht mehr leisten.

Schließlich gelang es Linda an diesem Tag im Oktober, das Formular an den Metzger zu schicken.

Und im November, während die Kinder in der Schule waren, verabschiedete sich Linda durch das Fenster des Schlachtviehtransporters. Bald werden es nur noch 20 bis 30 Kühe sein – ein Todesstoß für den Bauernhof.

„Diese Dürre wird mein Ende als Landwirt sein.“ – LINDA KATHRIN ENGEBRETSEN

OK, wir müssen ein bisschen herunterkommen. Wenn man über den Klimawandel spricht, ist es leicht, einfach nur über das Negative und Dramatische zu schreiben. In Wirklichkeit ist es, wie immer, etwas differenzierter. Wir müssen zum Beispiel erwähnen, dass Norwegen in Bezug auf die Dürre bisher relativ glimpflich davongekommen ist, alles in allem. Auch haben wir im Norden Glück, wenn es um den Anstieg des Meeresspiegels und Stürme geht. Außerdem sind nicht alle Klimaveränderungen in Norwegen nur negativ.

Kapitel 4 (von 7) Positive Auswirkungen des Klimawandels

Der Sommer 2018 war ein feuchter Traum für alle, die sich gerne in der Sonne vergnügen, wie wir in Frysja in Oslo sehen können. Sie sind nicht die Einzigen, die etwas Gutes aus dem sich ändernden Klima herausholen.

Die Landwirte zum Beispiel bekommen mit einem wärmeren Klima und einer längeren Vegetationsperiode neue Möglichkeiten. Hier und da haben sogar einige wenige Weinberge begonnen zu wachsen.

SLINDE, SOGN OG FJORDANE

Hier am Rande des Sognefjords ernteten Bjørn Bergum und sein Partner in diesem Jahr fast zwei Tonnen Pinot Noir, Solaris und andere exotische Rebsorten. Bergum dachte zu Beginn nicht an den Klimawandel, räumt aber jetzt ein, dass sein Projekt ohne die steigenden Temperaturen schwierig gewesen wäre.

„Dies ist erst der Anfang. Der nächste Traum ist es, hier oben ein Weingebiet zu errichten.“ – BJØRN BERGUM, WINZER

Ein paar Kilometer weiter südwestlich, im idyllischen Lærdal, experimentiert der Obstbauer Ivar Petter Grøtte mit Kirschen, Pfirsichen und sogar Aprikosen.

„Ausländische Besucher können ihren eigenen Augen kaum trauen, wenn sie hierher kommen. Aprikosen, so weit im Norden! – IVAR PETTER GRØTTE, OBSTBAUERN

In den Bergen jubeln sowohl Kinder als auch Erwachsene über etwas ganz anderes, nämlich über große Schneemengen wie in Sjusjøen in Hedmark im Februar letzten Jahres. In den Bergen, wo die Temperatur im Winter noch deutlich unter dem Gefrierpunkt liegt, hat es tatsächlich mehr Schnee gegeben.

Aber bei genauerer Betrachtung sind nicht einmal diese Beispiele nur positiv.

Der gesamte Schnee in Sjusjøen in diesem Winter führte zu einer Reihe von Stromausfällen und Schäden an den Kabinendächern.

Für die Winzer in Slinde war der Sommer 2018 für einige der Trauben eigentlich zu warm.

Und das Wichtigste von allem: 2014, gleich nachdem Obstbauer Ivar Petter Grøtte seine neuen Aprikosenbäume gepflanzt hatte, fegte sie ein Jahrhundert-Hochwasser weg.

Vier Jahre nach der Flut arbeitet er immer noch an der Beseitigung der Schäden.

„Neu ist die starke Variabilität. Wir Bauern sind es gewohnt, mit dem Wetter umzugehen, aber es ist extrem geworden.“ – IVAR PETTER GRØTTE, OBSTBAUER

Zu Beginn dieser Klimauntersuchung gab es [nur] relativ ruhige und undramatische Klimaveränderungen. Doch mit den Dürren und Überschwemmungen wurde es bedenklicher. Und es blieb eine weitere wesentliche Veränderung. Eine Klimaänderung, die in Norwegen wirklich rasend schnell abläuft: das Schmelzen.

KAPITEL 5 (von 7) Norwegen schmilzt

Unsere berühmten Gletscher schmelzen so stark, dass sie auf Postkarten kaum noch sichtbar sind.

NIGARDSBREEN, SOGN OG FJORDANE

Früher konnte ein Boot Touristen bis an den Rand des Nigardsbreen-Gletschers bringen. Aber innerhalb von etwas mehr als 50 Jahren hat sich der schmelzende Gletscher um einen Kilometer zurückgezogen.

Das Abschmelzen geht schnell. Im Sommer 2017 lag die Eisgrenze 81 Meter weiter unten am Berghang. Jetzt bedarf es einer Bergwanderung, um den Gletscher zu erreichen.

Oben am Eis findet man Schilder, Barrieren und Torbjørn, einen Wachmann. Denn der Nigardsbreen-Gletscher kann besonders gefährlich sein, wenn er so schnell schmilzt.

Im Sommer löste sich ein Eisblock, während drei Touristen zu nahe waren. Die Person in diesem Video wurde gerettet. Ein andere verlor ihr Leben.

Noch schaffen es die Führer, Familientouren auf dem Gletscher zu organisieren – aber nur knapp. Jeder Morgen ist ein Ringen um eine begehbare Route.

„Menschen, die schon lange nicht mehr hier waren, sind schockiert. Sie erkennen den Ort nicht wieder.“ – STEINAR BRUHEIM, GLETSCHERFÜHRER

Die Schmelze hat zudem Folgen, die man selten in Betracht zieht. Zum Beispiel in den sogenannten Palsa-Sümpfen. Dort fanden wir eine der seltsamsten Klimaveränderungen, die wir je gesehen haben.

FÆRDESMYRA, FINNMARK

„Es ist einfach unglaublich“, sagt Biologin Annika Hofgaard. Zum ersten Mal seit fünf Jahren ist sie wieder im Moor außerhalb von Kirkenes.

Diese Landschaft ist seit mehreren hundert Jahren von großen Hügeln bedeckt. Die Hügel bestanden aus gefrorenem Moorwasser. Aber etwas stimmt nicht. Die Landschaft hier ist fast völlig flach.

„Sie sind weg. Das ist traurig und beängstigend zugleich.“ – ANNIKA HOFGAARD, NORWEGISCHES INSTITUT FÜR NATURFORSCHUNG (NINA)

Annika Hofgaard hatte bei ihrem letzten Besuch vor fünf Jahren ein Foto aufgenommen. Seitdem ist das Eis im Inneren des Hügels geschmolzen.

Das Einzige, was jetzt noch übrig ist, ist eine Pfütze. Dasselbe geschieht in allen norwegischen Palsa-Sümpfen.

Die Veränderungen können für die Vogelwelt hier dramatisch sein, und gewiss noch mehr.

Unsere Klimareise näherte sich ihrem Ende und es waren gerade solche Veränderungen, die den größten Eindruck machten. Nicht Dollars, Cents oder Milliarden, sondern – Vögel. Immer wieder sprachen wir mit erschütterten oder einfach traurigen Biologen.

KAPITEL 6 (von 7) Die Tiere

Sie erzählten uns vom Polarfuchs, der akut bedroht ist. In der neuen Hitze werden sie durch den Rotfuchs verdrängt.

Wir sahen, wie die Vögel unter Stress leiden, da ihre Lieblingsnahrung verschwindet.

Und wir hörten vom Lemming. Früher gab es alle vier Jahre ein „Lemmingjahr“ – einen Populationsanstieg. Jetzt ist der reguläre Lemmingzyklus verschwunden. Das betrifft auch andere Tiere wie zum Beispiel das Moorhuhn – denn in der Natur ist alles miteinander verbunden.

Wenn Tiere betroffen sind, gilt dies auch für die Menschen, die von ihnen abhängig sind.

TANA, FINNMARK

Rentierzüchter Nils Arvid Guttorm: „Wir hatten schon früher schwierige Winter. Aber nicht so extrem wie in den letzten Jahren“, sagt er.

Sein Problem ist die Vereisung des Weidelands. Wenn es zu Beginn des Winters zu warm ist, kann sich eine harte Eisschicht über der Weide bilden und seine Tiere können nicht zu ihrem Futter durchdringen.

Vor einigen Jahren musste Nils Arvid den ganzen Winter über täglich Futter in der Mitte der Ebene bereitstellen. Als der Frühling kam, war er so erschöpft, dass er überlegte, die Rentierzucht aufzugeben.

„Zum Glück hinderte mich meine Frau daran. Sie sagte: Du wirst verrückt, wenn du aufhörst!“ Nils Arvid ist froh, dass er dabei geblieben ist. Aber wenn man in solcher Nähe zu Tieren und Natur lebt, bemerkt man jede kleine Veränderung.

„Mein Vater interpretierte immer die Wetteranzeichen. Im Herbst konnte er sehen, wie der Winter sein würde. Aber in den letzten Jahren seines Lebens machte er sich Sorgen. Denn die Anzeichen stimmten nicht mehr.“ – NILS ARVID GUTTORM, RENTIERZÜCHTER

Nicht weit entfernt schleppt Frank Myklebust Fisch an. Im hohen Norden Norwegens wimmelt das Meer von ihnen.

LOFOTEN, NORDLAND

Frank lebte früher auf den Lofoten, wo er von den traditionellen „Lofottorsken“, dem laichenden Dorsch/Kabeljau lebte.

Der Nachteil des Lebens auf den Lofoten bestand darin, dass Frank nach der Kabeljau-Saison ständig für weitere Fische nach Norden fahren musste. „Jede Reise dauerte mehrere Monate. Ich kannte meine Kinder kaum.“

Aber vor einigen Jahren begann der laichende Kabeljau auch weiter nördlich zu erscheinen, da das Meer wärmer geworden war.

Heute lebt Frank 600 Kilometer nordöstlich der Lofoten, in Mehamn in der Finnmark. Dort kann er jetzt Kabeljau und andere Meeresfrüchte fangen – direkt vor seiner Tür.

Franks neuer Heimathafen, ganz oben auf der Landkarte Norwegens, erlebt plötzlich einen wahren Fischereiboom, mit einem neuen Fischverarbeitungszentrum und vielen neuen Einwohnern. Die Frage ist: Was wird die Fischereiindustrie tun, wenn der Kabeljau in Zukunft weiter nach Nordosten wandert?

Weil danach Russland kommt.

Die Zukunft… ja. Wir haben nicht viel darüber gesprochen, denn unsere Klimauntersuchung bezieht sich nur auf das Hier und Jetzt, auf Dinge, die bereits geschehen sind. Aber das zukünftige Alptraumszenario, drei Grad Erwärmung, haben wir in der Tat bereits gefunden, einen Ort in Norwegen. Wir mussten dorthin reisen, bevor unsere Untersuchung abgeschlossen war. Nach Svalbard.

Kapitel 7 (von 7) Die tauende Insel

Es mag den Anschein haben, dass das Wetter hier, am nördlichsten Punkt Norwegens, auf halbem Weg zwischen dem Festland und dem Nordpol, besonders durcheinander ist. Auf Svalbard ist es seit 97 Monaten in Folge wärmer als normal.

Im Durchschnitt hat sich die Inselgruppe dreimal so stark erwärmt wie der Rest des Landes.

Die Häuser hier in Longyearbyen sind auf gefrorenem Boden, dem sogenannten Permafrost, gebaut. Aber jetzt taut der Frost auf.

Das bedeutet, dass die Gebäude anfälliger für Absackungen und Risse sind.

Besonders schlimm ist es am Meeresrand. Dort stand früher die Hütte der Familie Hübner. Jetzt nicht mehr. Die Familie musste die gesamte Hütte 100 Meter vom Meer entfernt verlegen.

Der Boden war aufgetaut und instabil geworden. Das Grundstück von Christiane, Wolfgang und dem kleinen Silas wurde nach und nach ins Meer gespült.

„Für diejenigen von uns hier oben, die die Klimaveränderungen so deutlich sehen können, ist es erschreckend, dass die Menschen sie nicht ernst nehmen“. – CHRISTIANE HÜBNER

Der Friedhof, betreut vom Geistlichen Leif Magne Helgesen, befand sich plötzlich mitten in einer Erdrutschzone. Er wagte es nicht mehr, den Friedhof für neue Bestattungen zu nutzen. „Dies soll ein Ort des Friedens sein. Aber das Schmelzen des Permafrosts hat den Berg in eine Rutschpartie verwandelt“, sagt Helgesen, der inzwischen seine Pfarrstelle auf Svalbard aufgegeben hat.

Es gibt so viele Klimaauswirkungen auf Svalbard, dass wir hier nicht alle berücksichtigen können. Aber wir können das Schmelzen des Meereises nicht ignorieren. Das norwegische Meteorologische Institut gab im August bekannt, dass es noch nie weniger Eis um Svalbard beobachtet hat als jetzt.

Polarforscher Kim Holmén seufzt. Hier gab es bis weit in den Mai hinein Eis. Jetzt ist der Isfjord, der Eisfjord, das ganze Jahr über eisfrei. „Früher konnte man mit einem Schneemobil quer durch diesen Fjord fahren. In diesem Winter gab es nicht ein einziges Stückchen Eis. – KIM HOLMÉN, NORWEGISCHES POLARINSTITUT

Das Schmelzen ist dramatisch für das Tierleben hier. Forscher beobachtet, dass die Eisbären mehrere Tage schwimmen müssen, um Winterschlafplätze zu finden.

Und das Schlimmste von allem: Schnee und Eis sind wichtig, weil sie die warmen Strahlen der Sonne von der Erde weg reflektieren. Deshalb erwärmt sich der Planet ohne das Eis noch schneller. Ein klassischer Teufelskreis.

Der auffälligste Eindruck nach einer einjährigen Reise durch unser Klima ist, wie viele verschiedene Dinge mit unserem Land geschehen sind. Gerade im vergangenen Jahr haben wir Hitzerekorde, Niederschlagsrekorde und Extremwetter erlebt – aber auch – ruhige, langfristige Veränderungen. Es ist also zu spät, Norwegen oder die Welt vor Veränderungen zu bewahren. Denn die Veränderungen sind bereits in vollem Gange.

Dennoch sind die Dinge nicht völlig hoffnungslos. Nach einem neuen Bericht des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaveränderungen der Vereinten Nationen (IPCC) können wir das Tempo der globalen Erwärmung immer noch aufhalten.

Doch dazu müssen wir laut IPCC umfassende Veränderungen in unserer Gesellschaft durchführen. Wir müssen alles ändern, von unseren Essgewohnheiten bis hin zur Art und Weise, wie wir unsere Städte bauen. Und wir müssen jetzt damit beginnen.

Wenn nicht – dies ist erst der Anfang

Soweit der Beitrag von Mads Nyborg Støstad, Journalist und Patrick da Silva Sæther, Fotojournalist. Wir haben den Beitrag übersetzt und mit Screenshots versehen. Sie sollten sich unbedingt den Originalbeitrag anschauen, denn dort sind viele Aufnahmen, die zeigen, wie weit der Klimawandel Norwegen bereits verändert hat. Und es betrifft nicht nur Norwegen, sondern uns alle. Sie finden den Originalbeitrag hier:

Something is happening to NorwaySlowly, almost imperceptibly – Researchers are no longer in doubt: Global warming has begun to make Norway warmer and wetter.Not in 50 years, or 100. But now.

Netzfrau Ursula Rissmann -Telle

Über 200 tote verhungerte Rentiere auf Norwegens arktischem Spitzbergen gefunden – Over 200 dead reindeer found on Norway’s Arctic Svalbard

Erschreckend! Konzerne setzen auf den Klimawandel – während Wissenschaftler vor der schmelzenden Arktis warnen! Melting Arctic – Corporations Will Never Solve Climate Change

Erschreckend! Das „ewige Eis“ schwindet überall und bringt Grausames zu Tage!

Extreme Naturkatastrophen – alles, was Mutter Natur für uns Schreckliches zu bieten hat!

Die schlimmsten Vorhersagen treffen ein – der Klimawandel ist da – The Point of No Return: Climate Change Nightmares Are Already Here

Die Permafrostböden tauen rasch auf. Wie sehr sollte uns das beunruhigen? – Permafrost is thawing rapidly. How much should we worry?

Neuer Bericht – das Ende der menschlichen Zivilisation bis 2050 möglich! – Study says humans will be wiped out due to climate change by 2050

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