International Women’s Day 2020 – „un violador en tu camino“ – Wie viele Frauen müssen noch sterben? Mehr als 1 Million chilenische Frauen marschieren gegen Gewalt an Frauen

Wie gefährlich das Leben von Frauen sein kann, wird auch an Chile  deutlich. Eigentlich sollten Polizeiwachen ein sicherer Ort für Frauen sein, doch es sind Polizisten, die diese Frauen vergewaltigen. Das Nationale Institut für Menschenrechte (INDH) hat seit Ausbruch der Proteste etwa 200 Fälle von sexualisierter Gewalt in Polizeiwachen registriert. Die chilenische Fotojournalistin Albertina Martinez Burgos wurde brutal ermordet, weil sie die Fälle sexueller Gewalt von Polizisten während der Demonstrationen dokumentierte. Als Warnung für alle Frauen, die gegen die Regierung protestieren, wurde Daniela Carrasco vergewaltigt, gefoltert und an einem Zaun aufgehängt. Sie wurde nur 36 Jahre alt. Man hatte sie zuletzt gesehen, als sie von der Polizei verhaftet wurde. Oder unsere Freundin Patricia, sie ist eine wichtige Aktivistin und Mutter. Sie musste mit ihrer Familie ins Ausland fliehen, nachdem sie mehrfach konkrete Morddrohungen erhalten hatte. Die chilenische  Regierung schickt das Militär auf die Straßen, sie üben sexuelle Gewalt aus und verstümmeln Menschen. Viele Demonstranten, darunter viele Frauen, sind gestorben oder sie tauchen nie wieder auf. Mehr als eine Million Frauen in Chile bereiten sich darauf vor, an diesem Sonntag anlässlich des Internationalen Frauentags lautstark zu protestieren. Sie lassen sich nicht einschüchtern und kämpfen weiter.

Mehr als 1 Million chilenische Frauen marschieren gegen Gewalt an Frauen

Eins von Hunderten Mädchen, die während friedlicher Proteste festgenommen wurden und die Polizei u. a. wegen sexuellem Missbrauch anklagten.

Santiago Frauentag 08.März 2020 – Protest!

Seit März 2018 regiert der konservative Milliardär Sebastián Piñera als chilenischer Präsident. Seither werden friedliche Demonstranten mit polizeilicher Gewalt unterdrückt und die Gewalt an Frauen nimmt zu. Erst folgte eine schreckliche Giftwolke, dann hatten die Menschen kein Wasser und Hunderttausende Nutztiere verendeten elendig, doch das reicht der chilenischen Regierung nicht und sie erhöhte dann die Nahverkehrspreise. Währenddessen findet ein schrecklicher Raubbau in den lateinamerikanischen Ländern statt, der die ohnehin schon reichen Regierungsmitglieder noch reicher macht, während die Menschen hungern.

„Mir scheint, der Großteil der internationalen Presse vermittelt ein ziemlich “verzerrtes Bild” von den Geschehnissen hier in Chile, also möchte ich gerne zur aktuellen Situation Stellung nehmen“, schrieb unsere Freundin aus Chile. „Die Liste der Missstände und deren Gründe ist sehr lang, aber ich möchte mich momentan gerne den Geschehnissen des letzten Tages zuwenden“, schrieb unsere Freundin aus Chile, nachdem die Proteste im Oktober 2019 eskaliert waren.

„Ich befinde mich in Santiago, der Hauptstadt Chiles, wo wir zum aktuellen Zeitpunkt einer Ausgangssperre Folge zu leisten haben. Das bedeutet, dass von Samstag  22:00 bis morgen, Sonntag 07:00 früh niemand außer Haus gehen darf und das Militär, das vom Staatschef beauftragt wurde, für „Sicherheit“ zu sorgen, alles dafür Notwendige unternehmen darf, um diese „Sicherheit“ zu gewährleisten; In genau diesem Moment macht es auf den Straßen Santiagos buchstäblich auch von allen Mitteln Gebrauch . Während ich hier schreibe, begleitet mich das ständige Geräusch von einem der vielen Militärshubschrauber, die ihre Kreise über der Stadt ziehen, und aus der Ferne hört man Sirenen. Gestern Abend (Freitag) wurde durch Präsident Sebastian Piñera auf Grund von Unruhen der Ausnahmezustand ausgerufen. Was schon vor mehreren Tagen mit organisierten, aber friedlichen Protestaktionen begonnen hatte, geriet gestern Abend aus den Fugen.

All diese Proteste enden generell damit, dass die Polizei zum Einsatz schreitet, um dem Geschehen ein Ende zu setzen. Und das tut sie gnadenlos mit Tränengas, Wasserwerfern und Gewalt. Aber das ist ganz normal, das schreckt oder wundert hier keinen mehr. Das gehört zur Realität.(…)

So ein Ausschnitt aus dem, was unsere Freundin im Oktober 2019 berichtete, als die Unruhen eskalierten.  „In den Medien sieht man nur Zahlen der verwundeten Polizisten und die Zahl der Verhafteten. Aber was passiert mit der Zahl der verwundeten Zivilpersonen? Und die Zahl der verschwundenen Schüler? Die Zahl der Toten? Denn so beängstigend es auch sein mag, wir können die Augen nicht verschließen, all das ist Realität, all das passiert genau jetzt und in diesem Moment,“ so unsere Freundin. Siehe unseren Beitrag Chile erwacht

Daniela wurde vergewaltigt, gefoltert und aufgehängt, weil sie das Symbol für Proteste in Chile war

Daniela Carrasco, auch bekannt als La Mimo, war eine chilenische Straßenkünstlerin, die sich an den Massenprotesten gegen die Regierung beteiligte. Daniela Carrasco wurde nur 36 Jahre alt. Man hatte sie zuletzt gesehen, als sie von der Polizei verhaftet wurde. Wenig später fand man Daniela an einem Zaun südlich von Santiago aufgehängt.

Albertina Martinez Burgos, chilenische Fotojournalistin wurde brutal ermordet!

Albertina hat als Fotografin an den Protesten gegen die Regierung von Sebastián Piñera teilgenommen und den Missbrauch durch die staatlichen Sicherheitskräfte an Frauen fotografiert. Am 23. November 2019 fand man Albertina in ihrem Haus, in Santiago de Chile. Die 38-Jährige war vor ihrem Tod verprügelt worden und ihr Körper war mit Stichwunden übersät. Ihre Kamera und der Computer waren verschwunden.

Immer mehr Frauen machen darauf aufmerksam, dass sie von der Polizei festgenommen, vergewaltigt und brutal misshandelt werden. Viele Frauen, die festgenommen wurden, sind plötzlich verschwunden, ohne dass deren Familien Antworten auf Fragen bekommen. Genau darüber wollte Albertina Martinez Burgos berichten, doch dazu kommt es nicht mehr, denn alle Beweise sind weg.

Sie dokumentierte die Gewalt gegen  Frauen, doch wer zu viel weiß, wer Beweise hat und die Wahrheit an die Öffentlichkeit zerrt, lebt nicht nur gefährlich, sondern wird ermordet.

Obwohl durch die Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Polizei viele Menschen starben, Tausende verletzt wurden, meldete sich erst  am 15. Dezember 2019 das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte (OHCHR) und kritisierte die Gewalt, die von chilenischer Polizei und chilenischem Militär ausgeht.

Ist doch die Vorgängerin des jetzigen Präsidenten Sebastián Piñera die für die UN tätige Michelle Bachelet.  Sie war von 2006 bis 2010 sowie von 2014 bis 2018 Präsidentin  von Chile. Jetzt ist sie Untergeneralsekretärin der Vereinten Nationen als geschäftsführende Direktorin (Executive Director) der UN-Frauen-Organisation UN Women. Am 8. August 2018 ernannte UNO-Generalsekretär António Guterres Bachelet zur Nachfolgerin von Seid al-Hussein im Amt des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte.

Frauen in Chile gehen gegen Gewalt an Frauen auf die Straße

Der Sonntagsmarsch der Frauen wird voraussichtlich eine Welle von Unruhen auslösen, die im Oktober wegen Ungleichheit, sozialer Ungerechtigkeit und hoher Lebenshaltungskosten begann, so der Bericht von Theguardian.  Am 08. März 2020 wollen Frauen in Chile auf die Straße gehen. Mehr als eine Million Frauen in Chile bereiten sich darauf vor, an diesem Sonntag anlässlich des Internationalen Frauentags an einem massiven Protest teilzunehmen, der die vor vier Monaten begonnene Welle sozialer Unruhen wieder in Gang bringen soll.

„un violador en tu camino“ „DER VERGEWALTIGER BIST DU!“

Nach den Schulferien in Chile ist der Marsch am Sonntag die erste Massendemonstration seit Silvester. Es wird erwartet, dass dies der erste von mehreren Protesten im Vorfeld eines historischen Referendums im April ist, bei dem die Chilenen über die Reform der Verfassung der Pinochet-Ära des Landes abstimmen werden .

„Soziale Bewegungen in Chile wurden immer von Frauen vorangetrieben. Vor Jahrzehnten, während der Diktatur, führten Frauen den Widerstand an – von der Organisation von Suppenküchen bis zum Kampf für die Menschenrechte“, sagt Belén Calcagno, die eine Gruppe koordiniert, die am Sonntag in Concepción, einer Stadt im Süden Chiles, marschiert . „Unsere Rolle spielt auch heute noch eine zentrale Rolle.“

Der Slogan „Nunca más sin nosotras“ – Nie wieder ohne uns Frauen – wird oft bei Protesten gehört, da Aktivistinnen fordern, dass die Forderung von Frauen nach Gerechtigkeit und Gerechtigkeit ebenso wichtig sein sollte wie die für soziale und wirtschaftliche Reformen.

Frauen sind permanent verschiedenen Formen patriarchalischer Gewalt ausgesetzt

Das spiegelt sich auch in dem Anti-Vergewaltigungs-Lied wider, das zu einer Hymne für Frauen auf der ganzen Welt geworden ist. Zum ersten Mal wurde „Der Vergewaltiger bist du“ am 20. Oktober in Valparaíso aufgeführt. Seitdem wurde die Performance in zahlreichen anderen Städten der Welt ebenfalls aufgeführt

Es ist ein Flashmob gegen Gewalt und die Frauen singen „un violador en tu camino“, was soviel heißt wie „DER VERGEWALTIGER BIST DU!“  Begonnen hatte dieser Flashmob in Chile, als in Santiago Tausende von Frauen vor einer Kathedrale gegen die Gewalt an Frauen protestierten. Die chilenischen Frauen wollen so gegen Frauenhass und die Vergewaltigung von Frauen aufmerksam machen. Die Täter werden nicht bestraft und Frauen verschwinden spurlos. Daher singen die chilenischen Frauen auch: „Das Patriarchat ist ein Richter, der uns verurteilt für unsere Geburt. Und unsere Strafe ist die Gewalt, die du jetzt siehst“. Das Video der chilenischen Frauen wurde in nur kurzer Zeit weltweit geteilt und viele Frauen schlossen sich dem Protest an.

„Wir  denken, die Menschen, die gestorben sind oder verstümmelt wurden, müssen uns dazu motivieren, weiter für die Anliegen zu kämpfen, die die Protestbewegung ausgelöst haben,“ so die Frauen in Chile. Wir wünschen den Frauen in Chile viel Kraft bei ihrem Kampf gegen Gewalt an Frauen.

Netzfrauen Birgit Steinmeier und Doro Schreier

R.I.P. Albertina Martinez Burgos, chilenische Fotojournalistin wurde brutal ermordet! – Chilean journalist Albertina Martínez Burgos found dead in Santiago

R.I.P. Almaas Elman, eine somalische Friedens- und Menschenrechtsaktivistin, wurde in Mogadischu erschossen – Somali-Canadian Activist, Is Shot Dead in Mogadishu

R.I.P. Diana Isabel Hernández – Euer Profit kostet uns das Leben! Wieder wurde eine Umweltaktivistin ermordet!

Brasilien – wieder eine Menschenrechtsaktivistin gefoltert und brutal ermordet – R.I.P. Dilma Ferreira Silva

Nicht nur Santiago brennt – Lateinamerika versinkt im Krieg!

Unglaublich! 2 Jahre im Gefängnis, weil Frauen in der Türkei „un violador en tu camino“ „DER VERGEWALTIGER BIST DU!“ gesungen haben! – Turkish police break up Istanbul protest as women sing viral anti-rape anthem

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