Wie auch in Indien, werden in Pakistan Neugeborene auf dem Müll entsorgt oder lebendig verbrannt, weil sie Mädchen sind. Dass auch Pakistan ein frauenfeindliches Land ist, wurde deutlich, als Frauen mit Steinen beworfen wurden, als sie am 8. März 2020 für ihre Rechte demostrierten. Nirgends gibt es so viele Ehrenmorde wie in Pakistan. Mädchen und Frauen werden misshandelt und die Täter bleiben oft ungestraft. In Pakistan werden täglich fast 10 Fälle von Kindesmissbrauch gemeldet. Nicht anders ist es mit Transgendern. Sie werden verfolgt und leben seit langem in Pakistan ein schreckliches Leben. Wie schrecklich die Morde an Transgendern sind, zeigt der aktuelle Fall von dem christlichen Transgender Musa. Musa wurde nur 15 Jahre alt und zu Tode vergewaltigt. Trotz mehrerer Zeugen ergriff die Polizeistation keine Maßnahmen. Über 50 Transgender wurden in nur kurzer Zeit auf die gleiche schreckliche Weise getötet.
Täglich 10 Fälle von Kindesmissbrauch
Angesichts der aktuellen Sperrsituation in Pakistan hat das Menschenrechtsministerium eine Hotline zum Schutz von Frauen und Kindern eingerichtet, da solche Notsituationen sie noch häufiger für häusliche Gewalt anfällig machen. Doch bereits vor dem Ausbruch des Coronavirus sahen sich die Frauen Gewalt ausgesetzt. Diskriminierung, Benachteiligung und Gewalt sind Erfahrungen, die Millionen Mädchen in vielen Ländern der Erde täglich machen müssen. Die Menschenrechte von Millionen Kindern werden verletzt, nur weil sie Mädchen sind und nicht anders ist es in Pakistan.
Zwei in Pakistan ansässige NGOs decken schreckliche Fälle von Kindsmord in der gesamten asiatischen Region auf, insbesondere gegen Mädchen. Auch in Pakistan werden Kinder auf dem Müll entsorgt, weil sie Mädchen sind.
Allein in einem Jahr haben die Edhi Center Foundation und die Chhipa Welfare Organisation 345 Neugeborene gefunden, die nur in Karatschi in den Müll geworfen wurden, und 99 Prozent von ihnen waren Mädchen.
„Wir beschäftigen uns seit Jahren mit solchen Fällen und es gibt solche Vorfälle, die unsere Seele ebenso erschütterten. Wir haben uns gefragt, ob unsere Gesellschaft in das primitive Zeitalter zurückkehrt “, sagte Anwar Kazmi, Senior Manager der Edhi Foundation Karachi. Es sind schreckliche Geschichten darüber, wie sie Neugeborene mit durchgeschnittenen Kehlen finden und beobachten, wie ein religiöser Führer fordert, dass ein Baby zu Tode gesteinigt wird, weil angenommen wurde, dass das Baby „unehelich“ ist.
Studien zeigen Hinweise auf Schwangerschaftsabbrüche auch in Pakistan. In einigen Fällen weisen Studien darauf hin, dass Frauen unter Druck gesetzt oder sogar gezwungen werden, ungeborene Mädchen abzutreiben.
Wir berichteten schon oft über den Genderzid, den Völkermord am weiblichen Geschlecht in Indien. Dabei gibt es einige Länder, die ebenso gefährlich sind für Mädchen und Frauen. So ein Land ist Pakistan, hier werden Mädchen und Frauen ebenfalls auf Grund ihres Geschlechts unterdrückt, misshandelt, vergewaltigt und/oder getötet.
Und ist ein Kind ein Transgender, dann sind die Eltern nicht bereit, das Kind zu akzeptieren. Es muss das Elternhaus verlassen und landet auf der Straße.
Sobald ein Transgender-Kind aus dem Elternhaus „raus geworfen“ wurde, zeigt niemandem mehr dem Kind Sympathie. Unter diesen Umständen sind Transgender-Kinder gezwungen, sich der Transgender-Gemeinschaft anzuschließen, die in einer solch kritischen Situation der einzige Ausweg für ein Transkind ist, das von zu Hause verbannt und von Verwandten gehasst wird. Die Gemeinde kann nicht einmal für die Grundbedürfnisse des Lebens dieser Kinder sorgen.
Infolgedessen bleibt ihnen nichts anderes übrig, als den Unterhalt mit Tanzen und Singen zu verdienen, was sie noch anfälliger für Gewalt und Vergewaltigungen macht, schreibt Asif Khan Turk, und er fordert ein Waisenhaus für die Transgender-Kinder in Khyber Pakhtunkhwa. Er macht auf die Notlage der Transgender-Gemeinschaft aufmerksam, in der in den letzten vier Jahren über 50 Transgender getötet wurden und mehr als 300 Gewalt und Diskriminierung auf Grund des Geschlechts ausgesetzt waren.
Weil auch Mädchen und Frauen vermehrt der Gewalt ausgesetzt sind, haben sich mehr als acht NGOs, die sich für die Rechte der Frau in Karatschi einsetzen, zusammengetan, um am Internationalen Frauentag am 08. März 2020 einen Marsch zu organisieren, an der alle Mädchen, Frauen, Transgender- und nicht-binäre Menschen teilnehmen sollten.
Ein Grund für den Aurat-Marsch war auch, dass das Weltwirtschaftsforum Pakistan in seinem Global Gender Gap Report 2018 als zweit schlechtesten einstufte, in dem wirtschaftliche Chancen, Bildung, Gesundheit und politische Befähigung bewertet werden.
Statt einen Fortschritt für die Frauen- und Kinderrechte zu erlangen, geht es weiter zurück und die Misshandlungen, aber auch die Kinderarbeit nimmt weiter zu. Auch in Pakistans Justiz – von der Polizei bis zu den Richtern – herrscht Korruption und „Recht“ wird eher nach Geldbeutel und Ansehen des Täters als nach Beweisen (sofern diese überhaupt gesichert werden) gesprochen. Auch hier gibt es Dorfgerichte, die zwar nicht erlaubt sind, die aber dennoch Urteile fällen und deren Vollzug anordnen. Auch Vergewaltigung ist bei diesen Gerichten eine häufige Strafe.
Laut Sahil, einer Organisation, die sich für den Schutz von Kindern einsetzt, werden in Pakistan täglich fast 10 Fälle von Kindesmissbrauch gemeldet, wobei Mädchen überproportional betroffen sind.
Als die kleine Zainab brutal vergewaltigt und einfach auf einer Müllhalde weggeworfen wurde, hatte die brutale Vergewaltigung und Tötung von Zainab Ansari in Pakistan Entsetzen ausgelöst. Tausende Menschen gingen daraufhin auf die Straße und forderten endlich eine Aufklärung. Sie war das 12. kleine Mädchen, das nach einer Vergewaltigung tot aufgefunden wurde. Die Mädchen wurden mit Essen gelockt ,dann vergewaltigt und getötet. Mädchen in Pakistan werden auch durch Lehrer, Polizei und Militär misshandelt, vergewaltigt und/oder getötet,
Als der Aurat-Marsch sich in den Sozialen Netzwerken rasch verbreitete, bekam die Anwältin und Frauenrechtsaktivistin Shumaila Hussain Shahani, die einer der Köpfe hinter dem Aurat-Marsch ist, viele Morddrohungen. Auch andere, die über den Aurat-Marsch in den Sozialen Netzwerken berichteten, bekamen Vergewaltigungsdrohungen. Es wurde sogar gefordert, dass diese Aufrufe von den Sozialen Netzwerken gelöscht werden.
Die Mädchen, Frauen und Transgender ließen sich von den vielen Drohungen nicht abhalten, und so fanden verschiedene Märsche auch in anderen Städten statt – hauptsächlich in Lahore, Islamabad und Karachi. Tausende junger Mädchen,Frauen und Transgender kamen heraus und marschierten mit vielen anderen, um die patriarchalischen Normen zu zerschlagen und eine ausgeglichene Gesellschaft für alle zu fordern. Auch dass sie mit Steinen beworfen wurden, hielt sie nicht davon ab, für ihre Rechte zu kämpfen.
Die Regierung in Pakistan hat im März 2020 ein Gesetz verabschiedet, dass die Polizei einen Fall innerhalb von zwei Stunden registrieren muss, nachdem die Eltern eines Kindes sie als vermisst gemeldet haben. Das erste nationale Kindesmissbrauchsgesetz des Landes soll eingeführt werden und beinhaltet eine Strafe von lebenslanger Haft wegen Kindesmissbrauchs, sagte die pakistanische Menschenrechtsministerin Shireen Mazari am 11. März 2020, nachdem die Frauen und Mädchen demonstrierten.
Doch noch immer sind Frauen, Mädchen und Transgender der Gewalt ausgesetzt. Gerade jetzt, wo auch das Coronavirus für Besorgnis sorgt. In Pakistan gibt es derzeit über 3200 registrierte Infektionen mit Coronavirus sowie 50 bestätigte Todesfälle. Besonders betroffen sind die Provinzen Sindh mit der regionalen Hauptstadt Lahore sowie Punjab. Das Gesundheitssystem in dem Land mit über 200 Millionen Menschen gilt als schwach. Die Menschen müssen in den Häusern bleiben, was bedeutet, dass gerade Frauen und Kinder Opfer von Gewalt werden. Auch greift die Polizei nicht ein, sollte es wieder zu brutalen „Vergewaltigungen als Strafe“ kommen.
15-jähriger christlicher Transgender in Faisalabad zu Tode vergewaltigt
Ein 15-jähriger christlicher Transgender, der als Musa identifiziert wurde, wurde am Samstag in Faisalabad von „örtlichen Schlägern“ vergewaltigt und ermordet – obwohl es auch in Pakistan eine Ausgangssperre gab.
Der Aktivist Shaan Taseer veröffentlichte ein Foto auf Facebook, auf dem er die Menschenrechtsministerin Shireen Mazari aufforderte, gegen die Täter vorzugehen. „Der 15-jährige Musa, ein christlicher Transgender, wurde am 4. April 2020 in Faisalabad von örtlichen Schlägern vergewaltigt und ermordet. Trotz mehrerer Zeugen hat die Polizeistation der Batala-Kolonie keine Maßnahmen ergriffen“, sagte Shaan Taseer.
Während der Aktivist von Shireen Mazari Gerechtigkeit forderte, sagte er, dass die christliche und Transgender-Gemeinschaft in Pakistan seit langem verfolgt wird. „Ihre dringende Intervention [Shireen Mazari] ist erforderlich, um uns zu versichern, dass Pakistan für alle ist“, fügte er hinzu.
Die Transgender-Gemeinschaft lebt seit langem ein elendes Leben in Pakistan, insbesondere in Khyber Pakhtunkhwa. Medienberichten zufolge wurden in den letzten vier Jahren fast 50 Mitglieder der Transgender-Gemeinschaft getötet und mehr als 300 wurden nur in KP sexuell belästigt und angegriffen. Abgesehen davon hat die Diskriminierung auf Grund des Geschlechts die Gemeinde gezwungen, sich der Prostitution hinzugeben – das hat sie den Gefahren von AIDS ausgesetzt, so der Bericht von Naya Daur
Und nicht nur Frauen, Mädchen und Transgender sind der Gewalt ausgesetzt. Besonders betroffen sind religiöse Minderheiten, insbesondere Christen. Immer wieder kommt es auch zu Lynchmorden. Auch nach der Freilassung von Christin Asia Bibi , die fünffache Mutter, die 2010 wegen Gotteslästerung zum Tode verurteilt und der weltweite Protest letztendlich dafür sorgte, dass sie 2019 endlich freigesprochen wurde, hat sich nichts geändert.
Pakistan liegt auf der Liste der für Frauen und Mädchen gefährlichsten Orte der Welt auf Platz 3. Die gezielte Abtreibung weiblicher Föten, das Töten und Aussetzen vornehmlich weiblicher Kinder, Zwangsverheiratung, Kinderhochzeiten, Misshandlungen, Säureattacken, Ehrenmorde, Vergewaltigungen erinnern an den Genderzid in Indien, von dem wir schon des Öfteren berichteten, doch der Genozid finden auch in Pakistan statt. Mehr als 1000 Frauen und Mädchen im Jahr werden in Pakistan Opfer von sogenannten Ehrenmorden. Auch Vergewaltigung ist bei Gerichten eine häufige Strafe.
Netzfrau Doro Schreier