Bekannt ist, dass vor der COVID-19-Pandemie im April und Oktober um die 300.000 Erntehelfer aus Rumänien und Polen über die Grenzen kamen, um auf den Feldern mitzuarbeiten. Bekannt ist spätestens jetzt, da sich Hunderte auf Schlachthöfen mit Corona infiziert haben, dass Rumänen, Ungarn oder Bulgaren als Akkordarbeiter im Schichtbetrieb auf deutschen Schlachthöfen Schweine oder Geflügel am Fließband zerlegen. Die Arbeiter werden nicht von den Schlacht- oder Verarbeitungsunternehmen angestellt, sondern über Werkverträge von Subunternehmern. Weniger bekannt ist, dass Mütter aus Osteuropa unter uns leben und dennoch unsichtbar bleiben. Ihre Kinder sind in der Heimat bei den Großeltern untergebracht. Diese Mütter putzen unser Klo, machen unsere Betten und pflegen unsere Eltern. Wir lassen sie in unser Haus, doch kaum jemand kennt ihre Geschichte. Während diese Frauen getrennt von ihren Familien und ihrer Heimat dem Traum von einem besseren Leben folgen, wachsen ihre Kinder alleine auf. Die Mütter arbeiten rund um die Uhr und mehr oder weniger am Rande der Legalität. Fast ein Drittel der Moldawier, die meisten von ihnen Frauen, flieht unter lebensgefährlichen Bedingungen über die Grenzen, um Geld nach Hause schicken zu können. Sie geben den Schleppern ihre Ersparnisse und riskieren auf ihrer Reise nach Westeuropa ihr Leben: Aber auch in der Pflege werden „billige“ Kräfte aus dem Ausland geholt. Ein Land, wo man billige Arbeitskräfte gefunden hat, ist Rumänien, obwohl dort das Gesundheitssystem zusammenbricht.
Sklavinnen, die als Pflegekräfte arbeiten.
Die Pflegekräfte sind oft 24 Stunden im Einsatz. Sie leben isoliert und sind fern der Heimat. Viele haben Kontakt zu ihren eigenen Familien nur über Skype und Telefon. Beleidigt, geschlagen, keine Freizeit: Hunderttausende Osteuropäerinnen versorgen in deutschen Haushalten Menschen. Das ist meist verboten, wird aber selten verfolgt. Der überwiegende Teil der Frauen, die hier im Pflegebereich arbeiten, kommt aus Polen. Wie viele es sind, weiß niemand, denn viele arbeiten illegal. Eine Studie für das polnische Arbeitsministerium schätzt sogar, dass 94 Prozent dieser Frauen illegal in Deutschland arbeiten. Doch auch Frauen aus anderen Ländern wie Litauen, Rumänien oder Bulgarien arbeiten als Pflegekräfte und deren Schicksale ähneln dem der Frauen aus Polen.
Rassistische Beleidigungen, sexuelle Übergriffe, Schläge, ein Leben im Keller ohne Fenster oder zu wenig zu essen. Das passiert täglich. Wie viele Frauen derzeit in Deutschland in solchen Verhältnissen leben, weiß niemand genau. Experten schätzen, dass es sogar 300.000 sein können.
„Wenn eine unserer rumänischen Pflegekräfte, Altenpflege oder Haushaltshilfe leistet, wollen Sie sich vor allem auf die Zuverlässigkeit und Kompetenz des Pflegepersonals verlassen können. Wir beraten Sie individuell für eine rechtliche Betreuungslösung zu Hause. Vor der Vertragsunterzeichnung möchten Angehörige wissen, ob rumänisches oder polnisches Pflegepersonal Senioren in Deutschland rechtlich betreut. Für Ihren individuellen Pflegefall stellen wir Ihnen Pflegepersonal aus Rumänien zur Verfügung. Sie haben Pflegebedarf zu Hause und suchen nun eine zuverlässige Vermittlung für eine kompetente Pflegekraft aus Rumänien, dann können wir Ihnen helfen,“ heißt es auf einer Webseite, die solche Kräfte anbietet.
Doch diese „Fachkräfte“ fehlen wieder in Rumänien und so muss sich Rumänien „preiswertes“ Personal aus anderen Ländern holen, zum Beispiel aus Asien.
Auch hierfür gibt es eine Plattform, die Asia Workforce. Ein Personalauswahl- und Vermittlungsunternehmen mit 12 Jahren Erfahrung auf dem rumänischen und internationalen Markt. Wir sind spezialisiert auf die Rekrutierung in verschiedenen Bereichen, vom Hotelpersonal bis zur IT-Branche, und zeichnen uns durch hohe Standards und Professionalität aus, heißt es auf der Webseite. Verdeckte Aufnahmen zeigen gruselige Szenarien aus europäischen Krankenhäusern – Statt Hilfe für die Armen – neue Krankenhäuser für Tourismus-Patienten!
Sie suchen „billiges“ Personal? Kein Problem die Vermittler, die solche Arbeitskräfte anbieten, schießen aus dem Boden wie Pilze.
Menschenhandel in der EU
In den Mitgliedstaaten der EU sind Schätzungen zufolge 880.000 Menschen von Menschenhandel betroffen, davon 610.000 Menschen zur Arbeits-, 270.000 zur sexuellen Ausbeutung (nicht berücksichtigt in diesen Zahlen sind Organhandel, Pharmasklaverei, Zwangsheiraten und Zwangsadoptionen).Menschenhandel in bzw. nach Deutschland
Der Menschenhandel in und nach Deutschland führt auf den Straßenstrich und in die Bordelle, aber auch in die Gastronomie, die Landwirtschaft, das Baugewerbe, Privathaushalte (Hauswirtschaft und Pflege), die fleischverarbeitende Industrie und den Reinigungssektor.Menschenhandel – ein lukratives Geschäft
Der jährliche Ertrag aus Menschenhandel sowie aus Arbeits- und sexueller Ausbeutung innerhalb der EU wird auf 25 Mrd. Euro beziffert.
Bekämpfung des Menschenhandels
Eigentlich wollte Deutschland den Menschenhandel bekämpfen und es hat die EU-Richtlinie zur Bekämpfung des Menschenhandels und zum Schutz seiner Opfer umgesetzt (2011/36 / EU) und hat die im Oktober 2016 zu einer umfassenden Reform der gesetzlichen Bestimmungen über Menschenhandel und Ausbeutung umgesetzt, heißt es. In der reformierten Gesetzgebung entspricht das Konzept des Menschenhandels der internationalen Definition. Nach § 232 Abs. 1 StGB ist es nun für jedermann illegal, die Zwangslage oder den schutzbedürftigen Aufenthaltsstatus einer anderen Person im Ausland auszunutzen, um Personen zu rekrutieren, zu transportieren, zu transferieren, zu beherbergen, um sie auszunutzen.
Kräfte aus der Pflege wie etwa aus Osteuropa sind von einem Einreiseverbot für Saisonarbeiter in der Corona-Krise nicht betroffen
So die Meldung in Zeiten von der Corona-Pandemie. Währenddessen heißt es von der Deutschen Vertretung in Rumänien vom 07. Mai 2020: „Wir empfehlen allen deutschen Touristen in Rumänien, sich dringend um eine sofortige Rückreise nach Deutschland mit den noch bestehenden Rückflugoptionen über das europäische Ausland oder per PKW-Transit zu bemühen. Die Bundesregierung hat beschlossen, im Einklang mit den Empfehlungen der EU-Kommission vom 08. 04. 2020 die bestehenden weitreichenden Reisebeschränkungen im internationalen Reiseverkehr für zunächst weitere 30 Tage bis zum 15. Mai 2020 zu verlängern.(…) Die derzeit durchgeführten Charterflüge von Cluj, Iaşi und Timişoara nach Deutschland werden von deutschen Landwirtschaftsverbänden organisiert und dienen ausschließlich dem Transport von rumänischen Erntehelfern. Die Mitnahme von deutschen Staatsangehörigen und anderen Personen ist nicht möglich.“
65 Euro Zuschlag für polnische Arbeiter in Deutschland – „Bleib hier“
Wie dringend diese „billigen“ Arbeitskräfte aus den osteuropäischen Ländern gebraucht werden, sieht man daran, dass Polen auch für „Grenzgänger“, die auf deutscher Seite arbeiten, eine 14-tägige Quarantäne verordnete. Die Behörden von Sachsen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern haben diesen Arbeitern finanzielle Unterstützung angeboten, damit sie sich in Deutschland eine vorübergehende Unterkunft mieten und länger in Deutschland bleiben können. Brandenburg hat seit Freitag, dem 27. März 2020 ein Tagegeld von 65 € für polnische Arbeitnehmer mit einem Vertrag bei einem deutschen Arbeitgeber im Bundesland eingeführt.
Osteuropäer arbeiten illegal für 3,80 Euro pro Stunde
2018 gab es einen Skandal in Schweineproduktionsbetrieben, nachdem der Zoll feststellte, dass ein osteuropäisches Verleihunternehmen „billige“ Arbeitskräfte ohne gültigen Aufenthaltstitel und mit einem Lohn von 3,80 Euro pro Stunde vermittelt hatte. Schon lange sollte bekannt sein, dass diese „modernen“ Sklaven oft in Mulden unter Bäumen, ohne Dächer und ohne Schutz schlafen. Sie liegen da zusammengekauert wie wilde Tiere, oder müssen sich mit vielen anderen eine „dreckige“ Unterkunft teilen. Darüber schrieben wir bereits 2015 in unserem Beitrag: „Silicon Valley der Agrarindustrie“- Massentierhaltung stoppen!
Doch nicht nur auf Schlachtbetrieben oder als Erntehelfer arbeiten „billige“ Arbeitskräfte aus den osteuropäischen Ländern, sondern nach Schätzung des VHBP sind auch 2020 rund 300.000 osteuropäische Betreuungskräfte in Deutschland tätig. 90 Prozent von ihnen arbeiten demnach schwarz.
Das harte Leben polnischer Pflegekräfte in Deutschland
Schätzungen aus Polen ergaben, dass in Deutschland zwischen 200.000 und 500.000 Menschen als Pflegekräfte arbeiten. Menschen, insbesondere Frauen, als Betreuer. Trotzdem beschäftigen sich die Medien selten mit diesem Phänomen. Warum übernehmen Frauen aus Polen diese Arbeit? Wie ist das Leben polnischer BetreuerInnen in Deutschland?
„Betrojerinka die Betreuerin – ein Babysitter, kann jeder oder sogar jeder von uns sein“, so die Soziologin und Reporterin Anna Wiatr in dem Buch „Betrojerinki. Berichte über Pflegearbeit und (ohne) Hoffnung “. Sie erzählt von der harten Arbeit polnischer Frauen, die sich entschließen, als Betreuerinnen nach Deutschland zu gehen. „Sie müssen keine Qualifikationen haben. In Deutschland sind Geduld, Grenzkenntnisse und ein Laptop mit installiertem Skype hilfreich. Sie können Geld verdienen. Was hält Sie noch in Polen? Allerdings müssen Sie den älteren oder kranken Menschen zweiundzwanzig Stunden am Tag, sieben Tage die Woche zur Verfügung zu stehen,“ so Anna Wiatr. Ihr Buch „Betrojerinki“ ist nicht nur eine Geschichte über die Arbeit von Hunderttausenden polnischer Frauen, die von dem Nachbarn jenseits der Westgrenze ausgebeutet werden, sondern auch über ein polnisches Land, das kein würdiges Leben garantieren kann und viele in die „moderne“ Sklaverei nach Deutschland treibt.
Eine ganze Generation an Kindern wächst traumatisiert ohne Mütter auf – viele Familien zerbrechen daran.
Sie leben isoliert und sind fern der Heimat. Wie schon die Dokumentation Mama Illegal beschrieb, haben viele nur Kontakt zu ihren eigenen Familien über Skype und Telefon. Beleidigt, geschlagen, keine Freizeit: Hunderttausende Osteuropäerinnen versorgen in deutschen Haushalten Menschen. Das ist meist verboten, wird aber selten verfolgt.
Sieben Jahre lang lebt Raia bereits im Westen als Putzfrau – ihre Kinder kennen sie nur via Skype. Fast ein Drittel der Moldawier, die meisten von ihnen Frauen, flieht unter lebensgefährlichen Bedingungen über die Grenzen, um Geld nach Hause schicken zu können. Eine ganze Generation an Kindern wächst traumatisiert ohne Mütter auf – viele Familien zerbrechen daran.
Im Film stößt man immer wieder auf Verzweiflung. Die Kinder weinen und fragen: „Wann kommst Du wieder nach Hause?“ Die Antworten sind meist unverbindliche Ausflüchte. Moschitz ging mit seinem Team in eine moldawische Schulklasse. Fast jedes der Kinder dort hat Elternteile im Ausland, meistens die Mütter. Ein Drittel der Moldawier befindet sich außer Landes – eine ganze Generation wächst traumatisiert ohne Mütter auf.
Mütter sind zu allem bereit, wenn sie damit ihre Familie retten können: Das zeigt der vielfach preisgekrönte Dokumentarfilm „Mama Illegal“ des renommierten ORF-Journalisten und -Filmemachers Ed Moschitz. In seinem ebenso berührenden wie erschütternden Film, der ursprünglich als Reportage angelegt war und sich zu einem abendfüllenden Filmprojekt entwickelte, thematisiert Moschitz das soziale Ungleichgewicht in Europa anhand des Schicksals dreier moldawischer Frauen und ihres tragischen Lebens im Westen.
Was bedeutet es, die eigene Heimat zu verlassen? Und was bedeutet es für ihre Heimat, verlassen zu werden?
Sie geben den Schleppern ihre Ersparnisse und riskieren auf ihrer Reise nach Westeuropa ihr Leben: Aurica, Raia und Nataşa, drei Mütter aus einem kleinen moldawischen Dorf.
Sie kehren ihrem ärmlichen Heim, den kaputten Straßen, den baufälligen Schulen und den zahllosen unbewohnten Häusern den Rücken, um in Österreich und Italien als Putz- oder Pflegehilfen zu arbeiten. Hier führen sie ein Leben im Untergrund – mit einem harten Job, ohne gültige Papiere, schutzlos und ohne medizinische Versorgung – jahrelang getrennt von Kindern und Familien. Alles, was vom im Westen hart erarbeiteten Geld übrig bleibt, schicken sie nach Hause zu ihren Familien.
Doch ihr Wunsch nach einer besseren Zukunft und einem schöneren Leben fordert einen hohen Preis. Die Rückkehr sieht nach all den Jahren ganz anders aus als geplant. Nach langer Zeit in der Ferne sind die Kinder erwachsen und die Ehemänner entfremdet. Die gesellschaftliche Kluft, die sie zu überwinden trachteten, droht die Familien endgültig auseinander zu reißen. Im Westen nicht wirklich angekommen und angenommen, stellen sie fest, dass ihnen ihre Heimat fremd geworden ist.
„Mama Illegal“ zeichnet sieben Jahre im Leben der drei Frauen nach. Die Kamera ist bei Schicksalsschlägen ebenso dabei wie bei Momenten der Freude. Ein Film über den Preis des Traumes von einem besseren Leben.
Sie sind stille Helfer, fast niemand kennt sie. Abends, wenn ihre Arbeitgeber nach Hause kommen, sind meist schon weg. Den Lohn für ihr Tun finden sie bereit gelegt, im Kuvert oder auf einem Teller im Vorzimmer. So leben sie unter uns und werden doch nicht gesehen. Sie kennen intime Details aus dem Privatleben ihrer Dienstgeber, doch die wissen meist nicht einmal ihre Nachnamen. „MAMA ILLEGAL“ leiht drei dieser anonymen privaten Haushaltshilfen und Pflegehelferinnen eine Stimme und gibt so dem Thema „Illegale Einwanderung“ ein Gesicht. Ein bewegender Film über ein aktuelles Thema, das uns betrifft – und betroffen macht.
Der ORF-Journalist Ed Moschitz („Am Schauplatz“) legt mit seinem ersten Kino-Dokumentarfilm „MAMA ILLEGAL“ eine präzise Langzeitstudie vor: Sieben Jahre lang begleitete er drei Frauen aus einem kleinen moldawischen Dorf. Frauen, die mit unterschiedlichen Problemen zu kämpfen haben, doch deren Geschichte sich in einem entscheidenden Punkt ähnelt: Sie kommen aus einem Land ohne Perspektive. Die Arbeitslosigkeit ist enorm und die Jobchancen gleich Null. Dennoch sind die Preise in den Geschäften ähnlich hoch wie in Westeuropa. Als einzigen Ausweg sehen viele nur noch die illegale Einreise in die EU, um dort für wenig Geld private Haushalte zu putzen oder Pflegebedürftige zu betreuen. Nur so können sie etwas Geld erwirtschaften und ihren Traum von einer besseren Zukunft verfolgen.
Für diesen Wunsch zahlen sie einen hohen Preis: Sie lassen ihre Kinder zurück und sehen sie meist für Jahre nicht. Eine Rückkehr oder auch nur ein Besuch sind aus rechtlichen Gründen schwierig, die von Schleppern organisierte Reise ist teuer und gefährlich. So bleiben die Frauen erzwungenermaßen im Ausland, in der Regel länger als ursprünglich geplant. Hier leben sie illegal, weitgehend rechtlos und ohne Schutz sowie ohne medizinische Versorgung. Für die Zurückgebliebenen dreht sich die Welt weiter, ihre Probleme müssen sie alleine lösen und die Distanz hinterlässt bei einer ganzen Generation ihre Spuren.
„Mama Illegal“ entführt uns in die Alltagsrealität von Menschen, die unter uns leben und doch „unsichtbar“ bleiben. Der Film macht zum Thema, worüber normalerweise geschwiegen wird. Wo meist Vorurteile und Klischees das Meinungsklima beherrschen, zeigt dieser Film ein Stück authentischer Realität – und überlässt es den Zuschauern, sich eine eigene Meinung zu bilden.
Sklaverei hat viele Gesichter – 45,8 Mio. Menschen in der heutigen Welt sind versklavt. Jedes Land der Welt erlässt Gesetze gegen die moderne Sklaverei. Aber nur sehr wenige Regierungen haben versucht, Unternehmen zur Rechenschaft zu ziehen.
Netzfrau Doro Schreier
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