Eskalierende Gewalt und mangelnde Schulbildung setzen Minderjährige einem höheren Risiko aus, von bewaffneten Gruppen rekrutiert und zu Kinderehen gezwungen zu werden. In Kriegen rund um den Globus werden Kinder als menschliche Schutzschilde eingesetzt und rekrutiert, so auch in Somalia. Hier werden Kinder sogar unter 10 Jahren für einen Krieg vorbereitet, von dem sie nichts wissen. Kinder werden während des Konflikts angeworben, als Kämpfer, Köche, Träger, Spione und sogar zu sexuellen Zwecken. Und als wenn das noch nicht schlimm genug ist, erwägt das Parlament eine Gesetzesvorlage, die eine Kinderehe erlaubt, sobald die Geschlechtsorgane eines Mädchens reif sind, und sogar eine Zwangsheirat wird erlaubt. Oft müssen diese Kinder ihre Peiniger heiraten, während ihre Familien eine Barabfindung erhalten. Die mitreißende Geschichte von Waris Dirie, die ihre Kindheit als Nomadin in Somalia verbrachte und als 13-jährige vor einer Zwangsheirat nach London floh, bewegte vor vielen Jahren die Welt. Nun wird die Zwangsheirat von kleinen Mädchen in Somalia legalisiert. Und noch immer sind fast alle somalische Mädchen der Genitalverstümmelung ausgesetzt. Die Corona-Pandemie hat die Situation auch in Somalia noch verschlechtert. Präsident Mohamed Abdullahi Mohamed war übrigens ein Wunschkandidat der UN.
Aufschrei in Somalia – neue Gesetzgebung legalisiert Kinderheirat
Jahrzehntelange Armut, bewaffnete Gewalt, Vertreibung, politische Unsicherheit und Naturkatastrophen haben die humanitären Bedürfnisse in Somalia verschärft. Seit April 2018 leben dort 2,1 Millionen Binnenvertriebene und 2,7 Millionen Menschen in einer Nahrungsmittelkrise. Seit über 20 Jahren herrschen in Somalia Chaos, Bürgerkrieg und wirtschaftlicher Niedergang. Erst im November 2019 wurde Almaas Elman, eine somalische Friedens- und Menschenrechtsaktivistin, in Mogadischu erschossen. Almaas Elmans Kampagne heißt: „Lass die Waffe fallen, nimm lieber den Bleistift“, das Kindersoldaten, die von bewaffneten Milizionären einberufen wurden, ermutigt, in den Frieden zurückzukehren. Die Lage für Kinder in Somalia ist dramatisch. Im bewaffneten Konflikt in Süd- und Zentralsomalia bekämpfen sich Regierungstruppen, die Friedensmission der Afrikanischen Union in Somalia (AMISOM) und die bewaffnete Gruppe Al-Shabab, die mit al-Qaida verbündet ist. Mehr als 50.000 Zivilpersonen wurden dabei getötet oder verletzt. Viele Menschen sind geflohen. Somalia bekommt zwar Millionen Euro Entwicklungshilfe aus Deutschland, doch noch immer ist die Lage dramatisch. Somalia zählt zu den gefährlichsten Ländern der Welt für Mitarbeiter von Hilfsorganisationen. Es gibt eine sogenannte „Grüne Zone“. Hierbei handelt es sich um eine schwer gesicherte Zone um den internationalen Flughafen von Mogadischu. In dieser „Grünen Zone“- Halane – sind die meisten ausländischen Organisationen ansässig, ebenso wie Botschaften und die UN-Vertretung, die in den humanitären und politischen Krisen des Landes vermittelt.
Hier werden auch Mädchen betreut, die vergewaltigt wurden. Sexuelle Gewalt ist in Somalia weit verbreitet, aber die meisten Fälle werden auf Grund des damit verbundenen Stigmas nicht gemeldet. Die meisten Opfer kommen aus überfüllten Lagern für Binnenvertriebene in und um den Rand der Hauptstadt Mogadischu. Die wenigen, die es wagen, sich zu äußern, stoßen auf ein schwaches Rechtssystem. Infolgedessen wenden sich viele Menschen dem Gewohnheitsrecht zu – das von Clanältesten durchgeführt wird, was häufig dazu führt, dass Opfer ihre Täter heiraten müssen, während ihre Familien eine Barabfindung erhalten.
Somalia gehört zu den weltweit gefährlichsten Orten für Kinder.
Auch der Anstieg der Kinderrekrutierung in Somalia ist erschreckend. Einige werden mit Versprechen wie der Zahlung der Schulgebühren oder Jobs rekrutiert; andere werden entführt und in den Dienst gedrängt. Die große Mehrheit der Kindersoldaten wird in die Reihen der Al-Shabaab gezwungen, die mit al-Qaida verbündet ist. Siehe R.I.P. Almaas Elman, eine somalische Friedens- und Menschenrechtsaktivistin, wurde in Mogadischu erschossen – Somali-Canadian Activist, Is Shot Dead in Mogadishu
Somalia parliament must stop promoting child marriage by not legalising the Intercourse bill into law.
Let kids be kids be kids, let young girls enjoy their young life. Do not legalise rape of the Somali girl child. pic.twitter.com/jDmPKZJjNW
— Ahmed Abdullahi (@AhmedAbdullahi_) August 10, 2020
Die Zunahme sexueller Angriffe auf Kinder in Somalia
„Das Bundesparlament von Somalia wird über ein stark geändertes „Intercourse Bill“ abstimmen, das die Menschenrechte, die Entscheidungsfreiheit und die körperliche Autonomie von Kindern, Frauen und Mädchen in Somalia weiter verletzen wird. Das Bundesministerkabinett verabschiedete 2018 das weithin begrüßte Gesetz über sexuelle Straftaten, das Schutz vor sexuellem Missbrauch bot. Der Gesetzentwurf wurde jedoch aus unbekannten Gründen nicht vom Parlament ratifiziert. Jetzt hat ein parlamentarischer Ausschuss eine stark geänderte Version vorgeschlagen, die die Menschenrechte unserer am stärksten gefährdeten Bürger gefährlich untergräbt“, so eine Petition, die bereits von Tausenden unterzeichnet wurde.
Der Gesetzentwurf ist eine dramatische Überarbeitung der jahrelangen Bemühungen der Zivilgesellschaft, einen Gesetzesvorschlag vorzulegen, um Frauen und Mädchen in einem der konservativsten Länder der Welt mehr Schutz zu bieten. Das neue Gesetz über Verbrechen im Zusammenhang mit dem Geschlechtsverkehr „würde einen großen Rückschlag im Kampf gegen sexuelle Gewalt in Somalia und auf der ganzen Welt darstellen“ und sollte sofort zurückgezogen werden, sagte die Sonderbeauftragte der Vereinten Nationen für sexuelle Gewalt in Konflikten, Pramila Patten, in einer Erklärung Dienstag, den 11. August 2020. Die Gesetzesvorlage schwäche auch den Schutz für Opfer sexueller Gewalt, sagte sie.
In Somalia haben 98% der Frauen weibliche Genitalverstümmelung erlitten.
Wenn ein Mädchen beschnitten ist, ist es erwachsen und kann verheiratet werden, so die Ansicht in vielen Ländern Afrikas. Heute werden Mädchen, die nicht älter sind als 9 Jahre, beschnitten, weil ihre Väter eine Mitgift haben wollen. Genitalverstümmelung kann zu schweren Blutungen, Infektionen, Unfruchtbarkeit und zum Tod führen. Siehe auch: Weitere Millionen Fälle von Gewalt, Kinderehe, Genitalverstümmelung bei Mädchen – NUMBER OF GIRLS SUBJECTED TO HARMFUL PRACTICES STILL GROWING
Bereits vor Corona nahmen die sexuellen Angriffe auf Kinder in Somalia zu. Sogar Polizisten gehören zu den Tätern, wie bei Faiza. Faiza und ihr Bruder wurden beide festgenommen, nachdem sie einen Polizisten gemeldet hatten, der angeblich Faiza in Mogadischu vergewaltigt hatte. Ihre Mutter sagt, Faiza werde gezwungen, den Fall zurückzuziehen, wenn sie möchte, dass ihre Kinder freigelassen werden. „Meine Tochter war allein im Haus, als die Polizei kam und sie vergewaltigte, und als ihr Bruder kam, schoss der Beamte auf ihn“, sagt sie. „Sie haben ihnen falsche Anschuldigungen vorgeworfen und wollen, dass wir den Fall zurückziehen, aber das werde ich nicht tun. Ich werde weiter kämpfen, bis ich Gerechtigkeit bekomme. “ Laut Menschenrechtsaktivisten sind viele Opfer aus armen Verhältnissen oder weniger mächtigen Clans. Und es wird immer schwieriger, sexuelle Gewalt zu melden, zumal wenn die Täter Sicherheitskräfte sind.
Der Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) hat vorausgesagt, dass
die erwarteten wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie zusammen mit den gestörten Bemühungen zur Beendigung der Kinderehe im nächsten Jahrzehnt weltweit zu weiteren 13 Millionen Kinderehen führen könnten .
Komplikationen auf Grund von Schwangerschaft und Geburt sind laut der Weltgesundheitsorganisation weltweit die Haupttodesursachen für Mädchen. Babys, die von jugendlichen Müttern geboren wurden, leiden oft unter schwerwiegenden Erkrankungen.
„Ich bete darum, dass eines Tages keine Frau mehr diese Qual erleiden muss. Sie soll zu etwas längst Vergangenem werden. Die Menschen sollen sagen: „Hast du schon gehört, die Genitalverstümmelung von Frauen ist in Somalia gesetzlich verboten und unter Strafe gestellt worden?“ Und dann dasselbe auch im nächsten Land und im nächsten, und so weiter, bis die ganze Welt für alle Frauen sicher ist. Was für ein glücklicher Tag wird das sein – und darauf arbeite ich hin. So Gott will, wird dieser Tag kommen.“
Waris Dirie
Outcry Grows as Somalia’s Parliament Considers Bill Allowing Child Marriage
By Time.com
An outcry is rising in Somalia as parliament considers a bill that would allow child marriage once a girl’s sexual organs mature and would allow forced marriage as long as the family gives their consent.
The bill is a dramatic reworking of years of efforts by civil society to bring forward a proposed law to give more protections to women in one of the world’s most conservative countries.
The new Sexual Intercourse Related Crimes Bill “would represent a major setback in the fight against sexual violence in Somalia and across the globe” and should be withdrawn immediately, the United Nations special representative on sexual violence in conflict, Pramila Patten, said in a statement Tuesday.
The bill also weakens protections for victims of sexual violence, she said.
Already more than 45% of young women in Somalia were married or “in union” before age 18, according to a United Nations analysis in 2014-15.
Somalia in 2013 agreed with the U.N. to improve its sexual violence laws, and after five years of work a sexual offenses bill was approved by the Council of Ministers and sent to parliament. But last year the speaker of the House of the People sent the bill back “in a process that may have deviated from established law” asking for “substantive amendments,” the U.N. special representative said.
The new bill “risks legitimizing child marriage, among other alarming practices, and must be prevented from passing into law,” U.N. human rights chief Michelle Bachelet said this week, warning that its passage would “send a worrying signal to other states in the region.”
Thousands of people in Somalia are circulating a petition against the bill, including Ilwad Elman with the Mogadishu-based Elman Peace organization.
As Somalia prepared to mark International Youth Day on Wednesday, Elman tweeted this week: “I don’t wanna see any Somali officials participating online to celebrate … when you’re trying to steal their childhood away from them RIGHT NOW with the intercourse bill legalizing child marriage.”
The U.N. mission to Somalia in a separate statement has called the new bill “deeply flawed” and urged parliament to re-introduce the original one. That original bill “will be vital in preventing and criminalizing all sexual offenses,” the Somalia representative for the U.N. Population Fund, Anders Thomsen, said.
“Big moment for MPs to decide Somalia’s future values,” the British ambassador to Somalia, Ben Fender, has tweeted.
The contentious new bill comes as women’s rights groups openly worry that the coronavirus pandemic and related travel restrictions in Somalia have worsened violence against women and female genital mutilation. Nearly all Somali women and girls have been subjected to that practice.
Some 68% of more than 300 service providers across the country have reported an increase in gender-based violence, including rape, since the pandemic began, UNFPA said in a report last month.
Nearly a third of respondents, including more than 750 community members, said they believed child marriages had increased in part because of economic pressures and in part because schools have been disrupted.
And in some cases, health facilities have closed, limiting access to care.
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