Der Handel mit verbotenen Antiken ist die drittgrößte illegale Einnahmequelle weltweit, neben Drogen und Waffen. Wer verstehen will, was diesen Multimillionen-Dollar-Welthandel antreibt, muss sich auf die Suche machen: in Abuja und Paris, in Frankfurt und New Haven. Doch die erste Station ist das Nok Valley. Ein längst überfälliger Blick auf den Schmuggel von Nok-Terrakotten aus Nigeria. Die archäologische Nok-Kultur in Zentral-Nigeria ist vor allem bekannt durch ihre eindrucksvollen Terrakotten. Ab etwa 1500 v. Chr. – zur gleichen Zeit, als das antike Griechenland blühte, sich die Kultur der Maya entwickelte und die ägyptischen Pharaonen ihr Reich rücksichtslos ausbauten – breitete sich in einem Tal in Westafrika eine hoch entwickelte Gesellschaft aus, die ein Gebiet von der Größe Portugals umfasste, dies ist die früheste bekannte Zivilisation in Westafrika. Dies ist die traurige Geschichte des illegalen Kunsthandels mit Westafrikas ältesten Kunstwerken. Käufer kommen aus Belgien, Frankreich, Spanien, England und Deutschland.
Einblick in den illegalen Handel mit den ältesten Kunstwerken Westafrikas
Die Gier der Sammler zerstört die Vergangenheit ganzer Völker und fördert die organisierte Kriminalität weltweit. Illegale Netzwerke von Räubern und Hehlern schaffen das Kulturgut ins Ausland: nach London, Brüssel oder München. Auktionshäuser, Privatleute oder Internethändler verkaufen die Ware mit gefälschten Provenienzen weiter und profitieren von den laxen Bestimmungen in Deutschland, einer Drehscheibe des illegalen Antikenhandels, so ein Bericht von Deutschlandfunkkultur, bereits 2016. Anders als im Drogen- und Waffengeschäft sind sich Endkunden jedoch keines Unrechts bewusst. Im Mai 2020 gelang ein Schlag gegen den illegalen Kunsthandel. Mehr als 100 Verhaftete und rund 19.000 mutmaßlich gestohlene Kulturgüter: Das ist das erste Ergebnis einer Polizeiaktion auf mehreren Kontinenten. Der Handel mit der Beute aus Raubgrabungen sei ein Millionengeschäft, so der DLF-Redakteur Stefan Koldehoff. Beteiligt waren Polizeibehörden unter anderem in Spanien, Italien, Kolumbien, Argentinien und Afghanistan. Zu den auf mehreren Kontinenten sichergestellten Kulturgütern zählen unter anderem Masken und Figurinen aus Gold, Münzen, archäologische Objekte aus präkolumbischer Zeit, historische Waffen, Reliefs und Mosaike, Gemälde und Metallarbeiten. Allein am Flughafen von Kabul wurden 971 Objekte sichergestellt, die bereits für den illegalen Transport in die Türkei verpackt worden waren.
Lutz Mükke und Adie Vanessa Offiong berichteten im Oktober 2020 von dem illegalen Handel mit den ältesten Kunstwerken Westafrikas.
Draußen ist es Nacht geworden. Vor den Fenstern eines der großartigsten Hotels in Abuja leuchtet der Pool türkisblau. Das Telefon klingelt. Es ist die Rezeption des Hotels, die einen Gast ankündigt.
Der Mann, der ins Zimmer kommt, Stunden zu spät für den geplanten Termin, heißt Umaru Potiskum. Er ist Kunsthändler. Er trägt ein dunkelblaues Dashiki wirkt sehr selbstbewusst, aber auch ein wenig misstrauisch. Schließlich handelt es sich bei ihm um ein illegales Untergrundgeschäft.
„Hier habe ich viele Kunden getroffen“, sagt er – Käufer aus Belgien, Frankreich, Spanien, England und Deutschland. Er zeigt uns, was er verkauft, und packt vorsichtig zwei filigrane Terrakotta-Statuen aus einem Stück Stoff aus.
Die Augen, die aus dem antiken Ton herausschauen, sind dreieckig, typisch für Nok-Figuren. Im Laufe der Jahrzehnte verschwanden Tausende dieser Figuren aus Nigeria. Viele sind in einigen der renommiertesten Kunstgalerien der Welt ausgestellt, unter anderem im Louvre in Paris und in der Yale University. Viele weitere werden jedoch nicht mehr ausgestellt, da ihre Herkunft zweifelhaft ist.
Wer verstehen will, was diesen Multimillionen-Dollar-Welthandel antreibt, muss sich auf die Suche machen: in Abuja und Paris, in Frankfurt und New Haven. Doch die erste Station ist das Nok Valley.
Eine Wiege der Zivilisation
Einhundertfünfzig Kilometer nordöstlich von Abuja windet sich eine rotbraune Buschpiste durch das üppige Grün des Nok Valley auf ein Dorf zu. Mango- und Palmenbäume und Hirsefelder umgeben etwa drei Dutzend Häuser und Lehmhütten. Kinder rennen einem Reifen hinterher, während Frauen im Schatten eines Baumes plaudern.
1928 soll hier ein ausländischer Bergmann die erste antike Terrakotta-Figur entdeckt haben: einen Affenkopf, 10 cm hoch. Bei weiteren Ausgrabungen stießen die Archäologen auf die Überreste einer alten Kultur, die sie, wie üblich, nach der Umgebung benannten: Nok.
Ab etwa 1500 v. Chr. – zur gleichen Zeit, als das antike Griechenland blühte, sich die Kultur der Maya entwickelte und die ägyptischen Pharaonen ihr Reich rücksichtslos ausbauten – breitete sich in diesem Tal eine hoch entwickelte Gesellschaft aus, die ein Gebiet von der Größe Portugals umfasste. Laut der Zeitschrift Archaeology ist dies die früheste bekannte Zivilisation in Westafrika.
Zwischen 900 und 300 v. Chr. entstand in Nok eine erstaunliche Anzahl auffälliger Tonfiguren, darunter kunstvoll stilisierte Menschen, Tiere und Phantasiewesen, die mit Ornamenten, Schmuck und Symbolen ausgestattet waren. Viele schienen in Scherben begraben worden zu sein. Noch heute sind diese Figuren ein Rätsel: Warum wurden sie hergestellt? Was hatten sie zu bedeuten? Warum schienen so viele absichtlich zerbrochen und dann begraben worden zu sein?
Tausende von Figuren sind ausgegraben worden. Heute wird es immer schwieriger, noch mehr davon zu finden – was die Figuren umso wertvoller macht.
Der Bezirksvorsteher von Nok, Häuptling Beno Adamu sagt, die im Nok Valley lebenden Menschen hätten nichts von ihrem Erbe gehabt
Der durstige Händler
Im Hotel Abuja nimmt Potiskum noch einen Drink und beginnt, von Zahlen zu reden. Seine beiden Figuren – ein Männerkopf und eine größere Frauenstatue – seien mehr als 2000 Jahre alt, behauptet er, und jede Laboranalyse werde das beweisen. Er verlangt 2.000 Euro für den Kopf des Mannes und behauptet, dass dieser für das Zehnfache dieses Betrags an Käufer in Übersee verkauft werden könne. Die weibliche Figur kostet wesentlich mehr.
Diese Summen erscheinen den Bewohnern des Nok Valley, von denen einige beim Finden und Ausgraben der Terrakotten helfen, astronomisch. Sie erhalten höchstens 5 € pro Tag; viele verdienen nur 1 € pro Tag.
Aber so funktioniert es, erklärt Nigerias Minister für Information und Kultur, Alhaji Lai Mohammed. Nigerianische Zwischenhändler kaufen die Nok-Terrakotten an der Quelle für einen Hungerlohn und verkaufen sie dann für ein Vermögen weiter. „Wir haben noch nicht genug getan, um unser eigenes Volk aufzuhalten und es davon zu überzeugen, sein eigenes kulturelles Erbe zu schützen“, sagt er.
Da es kaum andere Arbeitsmöglichkeiten gibt, ist kann der Staat diesen Handel kaum kontrollieren – sehr zum Ärger des Ministers. „Diese Werke bedeuten unsere Geschichte. Sie definieren, wer wir sind. Diejenigen, die unser kulturelles Erbe ins Ausland verkaufen, schaden Nigeria“, sagt er. Er steht auch dem internationalen Kunstmarkt kritisch gegenüber, der nicht in der Lage zu sein scheint, den illegalen Handel mit Terrakotten aus Nok zu stoppen, sobald sie Nigeria verlassen haben.
Mohammed hat keinen leichten Job. Nigeria hat eine Bevölkerung von etwa 190 Millionen Menschen, die mehr als 500 Sprachen sprechen. Das Land ist ein fein gewebter Teppich von Religionen, Ethnien und Kulturen, von denen viele in Emiraten und Königreichen verwurzelt sind, deren Traditionen Tausende von Jahren zurückreichen. Seine Grenzen sind willkürlich und wurden von britischen Kolonialherren festgelegt, deren Verständnis der lokalen Dynamik bestenfalls begrenzt war. Kunst und Kultur sind ein Instrument, das die Regierung hat, um diese vielfältige Nation zusammenzubringen. Es hilft also nicht, wenn wichtige kulturelle Artefakte immer wieder in anderen Ländern landen.
Potiskum weiß ein paar Dinge über diese britischen Kolonisten. Sein Vater war ein enger Kollege von Bernhard Fagg, einem englischen Archäologen, der von den 1940er bis in die 1960er Jahre in der Kolonialverwaltung in Nigeria tätig war. Er war dafür verantwortlich, der westlichen akademischen Welt von der neu entdeckten Nok-Kultur zu berichten und sie damit in Erstaunen zu versetzen. Zu dieser Zeit galt „Schwarzafrika“ in der westlichen Welt weithin als ein Land ohne Geschichte, ein „Herz der Finsternis“, das nur darauf wartete, zivilisiert zu werden. Dieser Mythos trug dazu bei, die brutale Unterwerfung des Kontinents durch die westlichen Kolonisten zu rechtfertigen.
Archäologie-Professor Zachary Gundu, kritisiert die Arbeit deutscher Forscher bei einem Ausgrabungsprojekt in Nigeria
Schon die Existenz der Nok-Kultur stellte diesen rassistischen Mythos in Frage. Heute wird Fagg in akademischen Kreisen immer noch als der große Pionier der Nok-Studien oder sogar als der „Entdecker“ der Nok-Kultur angesehen. Und im Nok Valley, im gleichnamigen Dorf, steht noch immer das Haus, in dem Fagg einst lebte. Manchmal kommen sogar Touristen, um es sich anzusehen. Aber wenn sie schöne Dinge über Fagg hören wollen, sollten sie besser nicht Beno Adamu fragen, den Dorfobersten.
Das Haus von Adamu ist aus Stein gebaut und befindet sich am Eingang des Dorfes auf der linken Seite. Im Inneren des Hauses sitzt der 75-jährige Würdenträger in einem großen, weichen Sessel. Seine Erinnerungen und sein Wissen unterscheiden sich stark von den Versionen in den Geschichtsbüchern. Die Vorstellung, dass die Nok-Terrakotten von Ausländern „entdeckt“ wurden, weist er zurück.
„Wir, die Ham-Menschen hier in Nok, blicken auf eine lange, lange Geschichte zurück und haben diese Terrakotten schon immer gekannt. Unsere Großväter haben uns von ihnen erzählt.“ Die Ham hatten sie in ihren Schreinen, Häusern und sogar draußen auf den Feldern als Vogelscheuchen – lange bevor Fagg sie „entdeckte“.
Adamu traf Fagg einige Male, als er noch ein kleiner Junge war. Er erinnert sich: „Fagg bat die Leute, ihm ihre Terrakotten ins Haus zu bringen. Was sie auch taten. Dann sagte er ihnen, dass die Stücke wertlos seien. Sie sahen ihre Terrakotten nie wieder. Sie waren bereits verpackt.“
Adamu spricht offen über das, was viele Menschen im Dorf denken: „Wir sind warmherzige Menschen. Wir haben gerne Gäste. Aber unsere Schätze wurden uns weggenommen, und wir sehen sie nicht wieder. Heute sind sie in England, Deutschland und Frankreich. Viele Menschen kamen hierher, egoistisch, und benutzten uns als billige Arbeitskräfte. Dann verschwanden sie, und niemand unterstützte uns in unserer Entwicklung. Nicht einmal unsere eigene Regierung. Wir haben nicht wirklich etwas von unserem großen Erbe gehabt“.
Das Haus, in dem der britische Archäologe Bernhard Fagg im Dorf Nok wohnte
‚Keine Sorge, ich kenne da jemanden‘
Fast jede Nok-Terrakotta, die in den letzten 50 Jahren ausgegraben wurde, hat Nigeria für den internationalen Kunstmarkt verlassen. Bei Gesprächen mit lokalen Regierungsbeamten im Kaduna State, wo sich das Nok Valley befindet, wird deutlich, dass es nur wenige Möglichkeiten gibt, sie im Land zu behalten.
Dem Gefängnisleiter ist kein Häftling bekannt, der wegen illegalen Grabens oder Schmuggels von Kulturgütern inhaftiert wurde. Der Polizeichef sagt, seine Prioritäten seien Entführungen, Banditentum und Konflikte zwischen Viehhirten und Bauern. Er habe keine Zeit, sich über die Terrakotten Sorgen zu machen. Der Immigrationschef hat an Workshops über das kulturelle Erbe und dessen Schutz teilgenommen, hat aber noch keine geschmuggelten Artefakte beschlagnahmt.
Im Hotelzimmer prahlt Potiskum: „Keine Sorge, der Export ist kein Problem. Wo immer ich liefern muss, liefere ich. Ich brauche nur die Adresse.“ Er kennt die Zollbeamten; Grenzschutzbeamte in Lagos; eine internationale Speditionsfirma, die ihm hilft. Den Export kann er sogar über andere westafrikanische Länder wie Togo, Benin und Ghana organisieren. Dort hat er ein gut funktionierendes Netzwerk.
Und die Exportpapiere? „Ich kann alles besorgen“, verspricht er. Dabei spielt es keine Rolle, dass er auch Mitglied der Artefacts Rescuers Association of Nigeria ist, einer Organisation von Kunsthändlern, die vorgibt, das nigerianische Kulturerbe zu schützen.
Potiskum sagt, es lohne sich nicht, über dem Gesetz zu stehen. Er sagt, er habe der Nationalen Kommission für Museen und Denkmäler (NCMM) einmal 72 Nok-Terrakotten übergeben, aber nicht ein einziges Naira dafür gesehen – trotz des Versprechens der Regierung, für gerettete Antiquitäten zu bezahlen. Er behauptet, die NCMM schulde ihm 65 Millionen Naira (etwa 170.000 US-Dollar).
Der Kunsthändler wird ein wenig entspannter. Er spricht seine Referenzen an und erwähnt „meine Freunde Peter Breunig und Nicole Rupp„. Breunig und Rupp sind zwei deutsche Archäologie-Professoren von der Frankfurter Goethe-Universität. Zwischen 2005 und 2020 leiteten sie ein Grabungsprojekt in Nigeria, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wurde. Doch bei den Ausgrabungen zur antiken Geschichte hat das Projekt neue Wunden geschlagen.
Die Deutschen kommen
Es ist heiß in Abuja: 42°C, und die Klimaanlagen laufen auf Hochtouren. Im zweiten Stock eines Büroturms in Utako betritt Zachary Gundu den Besprechungsraum. Gundu ist Professor für Archäologie an der Ahmadu-Bello-Universität in Zaria. Er ist ein prominenter Akademiker; unter anderem war er im Rat des Archäologischen Weltkongresses.
Jeder weiß, dass Archäologen in Nigeria dringend internationales Engagement und akademische Zusammenarbeit benötigen, sagt er. Aber er ist überhaupt nicht glücklich darüber, wie das deutsche Team dabei vorgegangen ist. Sie wollten nicht mit nigerianischen Forschern an den Universitäten in Zaria und Jos arbeiten, sagte er. Letztlich müssten sie „gezwungen“ werden, zusammenzuarbeiten.
Erst im Jahr 2012 konnten sich lokale Forscher an dem deutschen Projekt beteiligen. Doch selbst dann, so Gundu, bekamen die nigerianischen Professoren „keine nennenswerte Arbeit“. Noch schockierender ist für Gundu, dass das deutsche Team offenbar gerne mit illegalen Baggern und kriminellen Kunsthändlern zusammenarbeitete.
Mit seiner Kritik steht Gundu nicht allein.
Im Jahr 2012 unterzeichneten 48 nigerianische Archäologen von fünf Universitäten ein Dokument, in dem sie u.a. kritisierten, „wie das deutsche Team die ‚institutionelle Schwäche‘ des NCMM ausnutzte“, um nigerianische Archäologen „vom Wissensaustausch und der Teilnahme am Projekt auszuschließen“.
Sie sprechen von den „unethischen Praktiken des deutschen Teams“, „der Manipulation lokaler Gemeinschaften“, der Unterstützung von Aktivitäten, die „zur illegalen Ausgrabung archäologischer Stätten führen“ und dem „unbeaufsichtigten Export“ von Nok-Terrakotten.
Gundu sagt, westliche Intellektuelle und internationale Organisationen sollten gegen das, was er als „postkoloniale Ungerechtigkeit“ bezeichnet, zusammenarbeiten.
“ […] Afrika wird oft als Labor missbraucht, in das europäische Wissenschaftler einfach hineingehen, dort experimentieren und Daten sammeln, mit denen sie ihre Vorstellungen über den Kontinent überprüfen können“, sagt Gundu. Und dann werden diese Wissenschaftler – Menschen wie Breunig – als die globalen Afrika-Experten angesehen. „Er wird jetzt weltweit als der Nok-Experte angesehen“, sagt Gundu.
Über den archäologischen Skandal wurde in den nigerianischen Medien berichtet, die das Vorgehen der Deutschen als „Plünderung“ und „Raub“ bezeichneten. In Deutschland gab es aber kaum Berichterstattung. Stattdessen wurde die Ausstellung Nok: Ein Ursprung afrikanischer Kultur„, die 2013-14 in der Liebieghaus-Skulpturensammlung in Frankfurt gezeigt wurde, stattdessen ausführlich besprochen. „Wie viele Nigerianer konnten die Ausstellung besuchen? Wäre es nicht anständig gewesen, eine so wichtige Ausstellung zuerst in Nigeria zu zeigen?“, fragt Gundu.
Seine heftige Kritik an dem Frankfurter Projekt brachte Gundu in Schwierigkeiten. Er erhielt anonyme Drohungen. Hatte der Professor mächtige Gegner in der NCMM verärgert? War er das Ziel des „Händlerkartells“, wie er vermutet? Es gibt viele Verdächtigungen und Gerüchte.
Doch für den deutschen Professor Breunig wurde es noch gefährlicher. Am Morgen des 22. Februar 2017 arbeitete er mit seinem deutschen Team und etwa 80 lokalen Mitarbeitern an einer Ausgrabungsstätte in der Nähe des Dorfes Janjala. Plötzlich tauchten einige Männer mit Kalaschnikows auf. Sie entführten Breunig und einen weiteren deutschen Mann, Johannes Behringer, und forderten für ihre Freilassung ein Lösegeld von 60 Millionen Naira. Sie wurden drei Tage später freigelassen. Die Polizei bestreitet, dass ein Lösegeld gezahlt wurde.
Das deutsche Team zog sich sofort aus dem Gebiet von Nok zurück. Ihre dortige Forschungsstation – komplett mit bunten Rundhäusern, einem großen Generator und einem Fischteich – blieb verwaist, bis sie im Januar 2020 an das NCMM übergeben wurde.
Ausgrabung einer schwierigen Geschichte
Breunig, 68 Jahre alt, sitzt in seinem großen, hellen Büro im Hauptgebäude der Goethe-Universität. Der Professor hat einen hervorragenden Blick über die Frankfurter Skyline. Viele Dinge sind jetzt klarer.
Zweifellos hat er sich einen Platz in den modernen Geschichtsbüchern der Nok-Zivilisation gesichert. Seine Forschungen haben viel zu dem beigetragen, was wir über die antike Gemeinschaft wissen. Seine wichtigste Schlussfolgerung nach 15 Jahren Forschung war, dass es keinen Beweis für die Existenz eines spektakulären Nok-Königreichs gibt. Er fand keine Paläste als Beweis für ein solches Königreich.
Stattdessen glaubt Breunig, die Nok lebten in „kleinen, mobilen Bauerngruppen“. Er glaubt, die Terrakotten seien irgendwie mit Gräbern verwandt, obwohl keine Knochen gefunden wurden. Vielleicht hatte die Säure in der Erde alles zersetzt.
Breunig ist seinem nigerianischen Kollegen Gundu „teilweise dankbar“ für seine scharfe Kritik. Ohne sie wären die Universitäten in Jos und Zaria überhaupt nicht beteiligt gewesen. Der NCCM war zu Beginn des Projekts gegen jede Zusammenarbeit mit lokalen Universitäten – wahrscheinlich, weil er eigene Leute für das Projekt einsetzen wollte, spekuliert Breunig.
Aber er reagiert verärgert auf die Anschuldigungen, die die nigerianische Presse gegen ihn erhebt. „Reine Lügen! Plünderungen finden in großem Umfang statt, aber niemals durch uns“, sagt er. Jeder Fund wurde sorgfältig dokumentiert und wie vereinbart nach Abschluss der Recherchen in Deutschland nach Nigeria zurückgeschickt. Insgesamt wurden in seinem Projekt 100 große Terrakotten und 3.000 kleinere Fragmente ausgegraben, die später alle an das Nationalmuseum in Kaduna geschickt wurden.
Breunig weiß genau, wer Potiskum ist. Tatsächlich ist er dem Kunsthändler „sehr dankbar“ und sagt, das Team hätte ohne seine Unterstützung viel weniger Artefakte gefunden. Aber er sagt [auch], Potiskum sei nicht lange bei dem Projekt geblieben, weil er im Antiquitätenhandel weitaus lukrativere Möglichkeiten gefunden habe.
Klar ist, dass der Grat zwischen Archäologe und Plünderer schmal ist und dass die beiden Berufe in gewisser Weise voneinander abhängen. Beide schauen sich an, was der jeweils andere ausgräbt, und wer das Rennen um die Ausgrabung eines wertvollen Artefakts gewinnt, bestimmt sein Schicksal.
Einige enden in den gut bewachten Verstecken von Sammlern, andere in kleinen Exponaten in Kaduna. Und dann gibt es die Figuren, die in den meistbesuchten Museen der Welt landen.
Die „Satzung“ der Schmuggler
Es ist ein sechsstündiger Flug von Abuja nach Paris, um das Louvre-Museum zu besuchen. Zehn Millionen Menschen besuchen jedes Jahr den Louvre. Hier, im Pavillon des Sessions, werden zwei Nok-Terrakotten ausgestellt. Sie sind ebenso beeindruckend wie skandalös.
Laut Trafficking Culture, einem internationalen Konsortium, das illegal erworbene Kunst analysiert, erwarben französische Beamte die Werke 1998 von einem belgischen Händler für moderate 2,5 Millionen Francs (heute etwa 450 000 Dollar). Unmittelbar danach forderte die nigerianische Militärregierung ihre Rückgabe und behauptete, sie seien illegal aus dem Land gebracht worden.
Der damalige französische Präsident Jacques Chirac wollte nichts davon wissen. Er sah sich selbst als großen Liebhaber afrikanischer Kunst und war dabei, in Paris ein modernes ethnografisches Museum zu gründen, das seinen eigenen Namen tragen sollte: das Musée du quai Branly – Jacques Chirac (aus eben diesem Museum entfernte der kongolesische Aktivist Emery Diyabanza Anfang des Jahres tschadische Begräbnisfiguren aus dem 19. Jahrhundert und erklärte dabei, er sei „gekommen, das gestohlene Eigentum Afrikas zurückzufordern, Eigentum, das unter dem Kolonialismus gestohlen wurde“).
Chirac soll 1999 persönlich mit dem damals neu gewählten nigerianischen Präsidenten Olusegun Obasanjo gesprochen haben, wobei sie eine Vereinbarung getroffen haben sollen. Frankreich würde Nigeria als rechtmäßigen Besitzer der Nok-Skulpturen anerkennen. Im Gegenzug würde Nigeria die Terrakotten für 25 Jahre an Frankreich ausleihen, mit der Option auf Verlängerung.
Folarin Shyllon, Juraprofessor an der Universität von Ibadan, nannte die Verträge eine „völlig unfaire Schmuggler-Satzung“. Er sagt, die Franzosen, als sie die Terrakotten kauften, hätten gewusst haben müssen, dass es sich um geraubte Antiquitäten handelte. Dass sie sie dennoch kauften, sei Ausdruck des „beharrlichen Chauvinismus“ Frankreichs, schrieb Shyllon in der Zeitschrift „Art, Antiquity and Law“; und Frankreich zu erlauben, sie zu behalten, zeige Nigerias „völligen Mangel an Nationalstolz“. Das Abkommen sei „unerklärlich“ und gewähre effektiv einen Freibrief für die Plünderung nigerianischer Kulturschätze.
Heute liegen die Dinge in Frankreich ein wenig anders, zumindest oberflächlich betrachtet. Im Jahr 2018 veröffentlichte die Regierung von Präsident Emmanuel Macron den „Bericht über die Rückgabe des afrikanischen Kulturerbes„: Toward a New Relational Ethic“ veröffentlicht, in dem argumentiert wird, dass unrechtmäßig erworbenes Kulturgut an seine rechtmäßigen Eigentümer zurückgegeben werden sollte. Der Markt reagierte schnell: In jenem Jahr verkauften die Auktionshäuser in der Kategorie „Markt der Stammeskunst“ 40% weniger als im Jahr zuvor.
Es ist aber immer noch möglich, Nok-Terrakotten in Paris zu erwerben. Tatsächlich ist es einfach.
Seit mehr als hundert Jahren ist der Pariser Stadtteil Saint-Germain-des-Prés eine globale Drehscheibe für den Handel mit antiker afrikanischer Kunst. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bestaunte die europäische Avantgarde die „primitive Neger- und Stammeskunst“, wie sie damals genannt wurde. Der Künstler Picasso lebte hier und erwarb seine eigene Sammlung afrikanischer Skulpturen. Heute gibt es weltweit Ausstellungen, in denen seine Gemälde neben afrikanischen Masken und Figuren gezeigt werden. Die Ähnlichkeiten sind kein Zufall.
Die „Tribal Art“-Galerien in den Banlieus machen weiterhin gute Geschäfte. In einem Schaufenster ruht auf einem Sockel mit Spotbeleuchtung ein Frauenkopf aus Ton. Es handelt sich unverkennbar um eine Nok-Terrakotta. Der Galerist bietet die Figur für 13.000 € an.
Der Preis, so sagt er, sei „sehr attraktiv“. Nein, er verfüge nicht über alle notwendigen Unterlagen, um genau nachzuweisen, woher sie stammt, obwohl es ein Echtheitszertifikat gebe, aus dem hervorgehe, dass sie 2.500 Jahre alt sei, zusammen mit den Ergebnissen einer Thermolumineszenz-Analyse.
Der Galerist hatte die Nok-Terrakotta in Westafrika gekauft, aber nicht in Nigeria – das Land sei „viel zu gefährlich“. Stattdessen erwähnte er Togo und Benin. Die Terrakotten würden in den kommenden Jahrzehnten nur noch wertvoller werden, sagt er, wenn die Geschichte von Nok einem breiteren Publikum bekannter werde.
Vier von sechs nach dem Zufallsprinzip besuchten Africana-Galerien in Saint-Germain-des-Prés verkaufen Nok-Terrakotten unterschiedlicher Größe und Qualität. Einige werden ohne Exportzertifikate oder Herkunftsnachweis und ohne wissenschaftliche Analysen zur Datierung der Terrakotten verkauft. Die Preise liegen zwischen 4.000 € und 20.000 €. Und wenn Sie nicht nach Paris kommen können, können Sie sie auch online kaufen (auf der Website der Galerie Barakat wurde einmal eine Nok-Skulptur für 225.000 € verkauft).
Die Yale-Connection
Eine der weltweit größten Sammlungen von Nok-Terrakotten findet sich noch weiter entfernt von Nigeria, in New Haven, einer kleinen Stadt an der Ostküste der Vereinigten Staaten. Sie ist die Heimat der Yale University, der die Sammlung gehört, von der einige in der University Art Gallery in der Chapel Street ausgestellt sind.
Aber wie sind sie dorthin gekommen? Selbst die Geschichte dieser speziellen Nok-Terrakotten ist umstritten und innerhalb der Universität Gegenstand erheblicher Kontroversen. Große Namen und reiche Spender sind daran beteiligt, und die Universität ist sehr auf ihr Image bedacht. Die Kunstgalerie der Universität reagiert äußerst nervös auf einen Besuch und Fragen von Journalisten zum Thema Nok.
Laut dem New Haven Register, einer der ältesten Tageszeitungen der Vereinigten Staaten, stammen die Nok-Terrakotten aus der Kunstsammlung eines Mannes namens Bayard Rustin. Rustin war eine Ikone der Bürgerrechtsbewegung, zusammen mit Leuten wie Martin Luther King, aber er verbrachte in den 1950er und 1960er Jahren auch viel Zeit in Nigeria. Dort erwarb er die Terrakotten, behauptet die Zeitung.
Dies ist durchaus möglich. Rustin war ein Freund von Nnamdi Azikiwe, Nigerias erstem Präsidenten, den er vor der Unabhängigkeit Nigerias in den Vereinigten Staaten kennen gelernt hatte. Azikwe vermittelte ihm nigerianische Kontakte.
Nach Rustins Tod gelangten die Nok-Terrakotten in den Besitz des Unternehmers Joel Grae und seiner Frau Susanna, die die Sammlung 2010 der Yale Art Gallery stifteten. Grae war u. a. durch Investitionen in die Atomindustrie reich geworden.
Einige Mitarbeiter der Galerie in Yale sind von dieser netten Erklärung nicht überzeugt. Sie sagen, ihre Nok-Terrakotten stammten aus verschiedenen Sammlungen mit unterschiedlichen Hintergründen. Mindestens drei Dutzend von ihnen werden von der Galerie als „Altertümer und archäologisches Material mit lückenhafter Dokumentation der Herkunft“ aufgeführt.
Es könnte sogar sein, dass einige der Nok-Figuren recht jung sind, wobei ihr Alter in Jahrzehnten und nicht in Jahrtausenden gemessen wird, da sie mit einem verurteilten Fälscher in Verbindung stehen: einem Händler aus New York mit senegalesischem Hintergrund.
Ein Mitarbeiter der Galerie sagt, die Nok-Sammlung der Universität könne die Studenten viel über „Raub, Fälschung und Korruption“ lehren. Im Jahr 2020 stellte die Galerie einen Herkunftsforscher ein, um einige dieser Rätsel aufzuklären, aber dieser Mensch hat noch viel Arbeit vor sich, um die wahre Herkunft der Objekte herauszufinden.
Das Internet erleichtert das Aufspüren der Herkunft von Kulturgütern ein wenig. Gleichzeitig kann es aber auch ein Fluch sein, sagt Sophie Delepierre. Sie arbeitet für den Internationalen Museumsrat mit Sitz in Paris, der eine Dachorganisation für mehr als 47.000 Museen ist. Sie ist Belgierin und leitet die Abteilung für den Schutz des Kulturerbes und den Aufbau von Kapazitäten.
Auf der einen Seite bringen Online-Datenbanken mehr Transparenz. Auf der anderen Seite sind die Online-Plattformen „ein neuer Albtraum“. Niemand kann einen vollständigen Überblick über diese „superschnellen Geschäfte weltweit“ geben. Deshalb müssten Online-Märkte wie Ebay für das, was sie handeln, verantwortlich sein – genau wie bei Elfenbein.
Vom Markt zum Museum: Nok-Terrakotta-Köpfe an der Yale-Universität.
Im Jahr 2000 veröffentlichte ihre Abteilung zum ersten Mal die „Rote Liste„, in der Kunst und Artefakte aufgeführt sind, bei denen der Handel eingeschränkt oder illegal ist. Die Liste entstand in Zusammenarbeit mit der Unesco, der Weltzollorganisation und Interpol. „Die Liste zeigt nicht einzelne gestohlene Stücke, sondern Objekte, die für einen ganzen problematischen Kontext stehen, zum Beispiel die Nok-Terrakotta“, sagt Delepierre.
Die Existenz der Roten Liste bedeutet, dass sich Händler, Sammler und Museen nicht auf Unwissenheit berufen können: Sie wissen, dass alle Nok-Terrakotten Exportzertifikate und Genehmigungen ihres Herkunftslandes benötigen. Sie können also nicht überrascht sein, wenn sie später aufgefordert werden, den Gegenstand zurückzugeben […].
„Die Rote Liste hängt überall auf der Welt wie eine rote Fahne in Flughäfen, Polizeistationen und beim Zoll“, sagt Delepierre. Doch der illegale Kunstmarkt reagiert sehr flexibel auf Verbote, mit neuen Handelswegen, cleveren Transportmethoden und raffinierten gefälschten Dokumenten. „Wir sollten nicht naiv sein“, sagt Delepierre. Wir leben in einer marktwirtschaftlich organisierten Welt, und Museen sind auch eine Industrie“, so Delepierre.
Hat ihr Arbeitgeber, der Internationale Museumsrat, jemals ein Mitglied wegen unethischen Verhaltens rausgeworfen? „Nicht, soweit ich weiß“, sagt sie.
Im Hotel Abuja verabschiedet sich der Kunsthändler Potiskum. Er gibt ein letztes Versprechen ab und sagt uns, dass er in Zukunft noch mehr als nur antike Nok-Terrakotten erwerben kann: jahrhundertealte Ajami-Schriften, jahrtausendealte Calabar-Keramiken. Alles Mögliche. Kein Problem, sagt er – und verschwindet in die Nacht.
Die Untersuchung wurde von der Deutschen Journalistenstiftung Fleiß und Mut und ihrem Mercator-Kartographenprogramm unterstützt
Inside the illicit trade in West Africa’s oldest artworks
By Lutz Mükke and Adie Vanessa Offiong
utside it has become night. In front of the windows of one of Abuja’s grandest hotels, the pool shines turquoise blue. Finally, the phone rings. It is the hotel’s front desk, announcing a guest.
The man who comes into the room, hours late for the scheduled appointment, is named Umaru Potiskum. He is an art dealer. He’s wearing a dark blue dashiki and is full of self-confidence, but is also a little suspicious. His is, after all, an underground, illegal business.
“Here I have met many customers,” he says — buyers from Belgium, France, Spain, England and Germany. He shows us what he’s selling, carefully unwrapping two delicate terracotta statues from a piece of cloth.
The eyes gazing out from the ancient clay are triangular, typical of Nok figurines. Over the decades, thousands of these figurines have been taken out of Nigeria. Many are on display in some of the world’s most prestigious art galleries, including at the Louvre in Paris and Yale University. Many more are no longer displayed, however, because their provenance is questionable.
Anyone who wants to understand what drives this multimillion-dollar global trade must go searching: in Abuja and Paris, in Frankfurt and New Haven. But the first stop is the Nok Valley.
A cradle of civilisation
One hundred and fifty kilometres northeast of Abuja, a reddish-brown bush track winds through the lush green of the Nok Valley, towards a village. Mango and palm trees and millet fields surround about three dozen houses and mud huts. Children are running after a hoop, while women chat under the shade of a tree.
It was here, in 1928, that a foreign miner supposedly discovered the first antique terracotta figure: a monkey head, 10cm high. As archaeologists digged further, they discovered the remnants of an ancient culture, which, as per convention, they named after the surrounding area: Nok.
From around 1500BCE — at the same time that ancient Greece was flourishing, the Mayan civilisation was developing and Egyptian pharaohs were ruthlessly expanding their empire — a highly developed society was spreading across the valley, encompassing an area the size of Portugal. It is the earliest known civilisation in West Africa, according to Archaeology magazine.
Between the years of 900BCE and 300BCE, the Nok produced a staggering number of striking clay figurines, including elaborately stylised people, animals and fantasy creatures, adorned with ornaments, jewelry and symbols. Many appeared to have been buried in shards. Even today these figurines are a riddle: Why were they made? What did they mean? Why did so many appear to have been deliberately broken and then buried?
Thousands of figurines have been dug up. Today, it is getting harder and harder to find any more of them — making the figurines all the more valuable.
The thirsty dealer
At the Abuja hotel, Potiskum takes another drink and starts talking numbers. His two figurines — a man’s head and a larger statue of a woman — are more than 2000 years old, he claims, and any laboratory analysis will prove it. He charges €2 000 for the man’s head, and claims that it can be sold to buyers overseas for 10 times that amount. The female figurine goes for considerably more.
These sums would seem astronomical to residents in the Nok Valley, some of whom help to find and dig up the terracottas. They are paid €5 a day, at most; many earn just €1 a day.
But that’s how it works, explains Nigeria’s Minister for Information and Culture, Alhaji Lai Mohammed. Nigerian middlemen buy the Nok terracottas at source for a pittance, and then sell them on for a fortune. “We have not yet done enough to stop our own people and to convince them to protect their own cultural heritage,” he said.
Given the lack of alternative employment opportunities, the state has found this trade nearly impossible to control — much to the minister’s frustration. “These works define our history. They define who we are. Those who sell our cultural heritage abroad are harming Nigeria,” he said. He is also critical of the international art market, which seems unable to stop the illicit trade in Nok terracottas once they have left Nigeria.
Mohammed does not have an easy job. Nigeria’s population is about 190-million people, and they speak more than 500 languages. The country is a finely woven carpet of religions and ethnicities and cultures, many rooted in emirates and kingdoms whose traditions stretch back for thousands of years. Its borders are arbitrary, drawn up by British colonisers, whose understanding of local dynamics was limited at best. Arts and culture is one tool that the government has to bring this diverse nation together, so it does not help when important cultural artefacts keep ending up in other countries.
Potiskum knows a thing or two about those British colonists. His father was a close colleague of Bernhard Fagg, an English archaeologist who worked in the colonial administration in Nigeria from the 1940s to the 1960s. He was responsible for telling the Western academic world about the newly discovered Nok culture, astonishing them in the process. At the time, “Black Africa” was, in the Western world, widely considered to be a land without history; a “heart of darkness” just waiting to be civilised. This myth helped to legitimise the brutal subjugation of the continent by Western colonists.
The very existence of the Nok culture challenged that racist myth. Today, in academic circles, Fagg is still seen as the great pioneer of Nok studies, or even the “discoverer” of Nok culture. And in the Nok valley, in the village of the same name, the house where Fagg once lived is still standing. Sometimes tourists even come to look at it. But if they want to hear nice things about Fagg, they had better not ask Beno Adamu, the village chief.
Adamu’s house is made of stone and is located at the entrance of the village, on the left side. Inside the house, the 75-year-old dignitary sits in a big, soft armchair. His memories and knowledge differ greatly from the versions in the history books. He dismisses the notion that the Nok terracottas were “discovered” by foreigners.
“We, Ham people here in Nok, look back at a long, long history and have always known these terracottas. Our grandfathers told us about them.” The Ham people had them in their shrines, houses and even out in the fields as scarecrows — long before Fagg “discovered” them.
Adamu met Fagg a few times, when he was a young boy. He remembers: “Fagg asked the people to bring their terracottas to his house. Which they did. Then he told them that the pieces would be worthless. They never saw their terracottas again. They were already packed.”
Adamu speaks openly about what many people in the village think: “We are warm-hearted people. We like to have guests. But our treasures have been taken away and we do not see them again. Today they are in England, Germany and France. Many people came here, selfish, and used us as cheap labour. Then they disappeared and nobody supported us in our development. Not even our own government. We have not really benefited from our great heritage.”
‘Don’t worry, I know a guy’
Almost every Nok terracotta excavated over the last 50 years has left Nigeria for the international art market. When talking to local government officials in Kaduna State, where the Nok Valley is situated, it becomes clear that there are few systems in place to keep them in the country.
The head of prisons does not know of any inmate who has been imprisoned for illegal digging or smuggling of cultural artefacts. The police chief says that his priorities are kidnappings, banditry and conflict between cattle herders and farmers. He does not have time to worry about the terracottas. The immigration boss has been to workshops about cultural heritage and how to protect it, but has not yet confiscated any smuggled artefacts.
In the hotel room, Potiskum boasts: “Don’t worry, export is no problem. Wherever I have to deliver, I deliver. I just need the address.” He knows the customs people; border guards in Lagos; an international shipping company that helps him. He can even organise the export through other West African countries such as Togo, Benin and Ghana. He has a well-functioning network there.
And the export papers? “I can get everything,” he promises. Never mind that he is also a member of the Artefacts Rescuers Association of Nigeria, an organisation of art dealers that purports to protect Nigerian cultural heritage.
Potiskum says that it does not pay to remain above the law. He says he once handed over 72 Nok terracottas to the National Commission for Museums and Monuments (NCMM), but has not seen a single naira for them — despite the government’s promise to pay for rescued antiques. He claims that the NCMM owes him 65-million naira (about $170 000).
The art dealer is getting a little more relaxed. He is talking up his credentials, and mentions “my friends Peter Breunig and Nicole Rupp”. Breunig and Rupp are two German archaeology professors from Frankfurt’s Goethe University. Between 2005 and 2020 they led an excavation project in Nigeria, which was funded by the German Research Foundation (DFG). But while digging for ancient history, the project opened up new wounds.
Enter the Germans
It’s hot in Abuja: 42°C, and the air conditioners are working hard. On the second floor of an office tower in Utako, Zachary Gundu enters the meeting room. Gundu is a professor of archaeology at the Ahmadu Bello University in Zaria. He is a prominent academic; among other positions, he was on the council of the World Archaeological Congress.
Everyone knows that archaeologists in Nigeria urgently need international involvement and academic co-operation, he says. But he is not at all happy with how the German team went about it. They did not want to work with Nigerian researchers at the universities in Zaria and Jos, he said. Eventually, “they had to be forced” to work together.
It was only in 2012 that local researchers could become involved in the German project. But even then, according to Gundu, Nigerian professors were given “no significant work”. Even more shocking to Gundu is that the German team seemed happy to work with illegal diggers and criminal art dealers.
Gundu is not alone in his criticism.
In 2012, 48 Nigerian archaeologists from five universities signed a document in which they criticised, among other things, “how the German team took advantage of the ‘institutional weakness’ of the NCMM” to exclude Nigerian archaeologists “from exchange of knowledge and participation in the project”.
They talk of the “unethical practices of the German team”, “the manipulation of local communities”, support for activities “leading to the illegal excavation of archaeological sites” and “unsupervised export” of Nok terracottas.
Gundu says that Western intellectuals and international organisations should be collaborating against what he describes as a “postcolonial injustice”.
“But Africa is often misused as a laboratory where European scientists just walk in, experiment and collect data with which they can verify their ideas about the continent,” says Gundu. And then these scientists — people like Breunig — are considered to be the global experts on Africa. “He’s now regarded worldwide as the Nok expert,” Gundu says.
The archaeological scandal was covered in Nigerian media, which described the German’s approach as “looting” and “robbery”. But in Germany there was hardly any coverage. Instead, the exhibition, Nok: An Origin of African Culture, which was shown in 2013-14 at the Liebieghaus Sculpture Collection in Frankfurt, was widely reviewed. “How many Nigerians could visit the exhibition? Wouldn’t it have been decent to hold such an important exhibition in Nigeria first?” asks Gundu.
His fierce criticism of the Frankfurt project got Gundu into trouble. He received anonymous threats. Did the professor anger powerful opponents in the NCMM? Was he targeted by the “dealers’ cartel”, as he suspects? There are lots of suspicions and rumours.
But things became even more dangerous for Breunig, the German professor. On the morning of 22 February 2017, he was working with his German team and about 80 local employees at an excavation site near the village of Janjala. Suddenly some men with Kalashnikovs appeared. They kidnapped Breunig and one other German man, Johannes Behringer, and demanded a ransom of 60-million naira for their release. They were released three days later. Police deny that a ransom was paid.
The German team immediately withdrew from the Nok territory. Their research station there — complete with colourful round houses, a big generator and a fish pool — was left orphaned, until it was handed over to the NCMM in January 2020.
Digging up difficult history
Breunig, who is 68 years old, sits in his big, light office in the main building of the Goethe University. The professor has an excellent view over the Frankfurt skyline. Many things are clearer now.
There is no doubt that he has secured himself a place in the modern history books of the Nok civilisation. His research has added greatly to what we know about the ancient society. His headline conclusion, after 15 years of research, was that there is no evidence that proves the existence of a spectacular Nok Kingdom. He found no palaces as evidence for such a kingdom.
Instead, Breunig believes the Nok lived in “small, mobile farmer groups”. He thinks the terracottas are somehow related to graves, although no bones were found. Perhaps the acidity in the earth had decomposed everything.
Breunig is “partly thankful” to his Nigerian colleague Gundu for his sharp criticism. Without it, the universities in Jos and Zaria would never have been involved at all. At the beginning of the project, the NCCM was against any collaboration with local universities — probably because it wanted to install its own people on the project, Breunig speculates.
But he reacts angrily against the accusations made against him by the Nigerian press. “Pure lies! Looting takes place on a wide scale, but never by us,” he said. Each find was carefully documented and, as agreed, returned to Nigeria after the research in Germany was concluded. In total, his project excavated 100 large terracottas and 3 000 smaller fragments, all of which were later sent to the National Museum in Kaduna.
Breunig knows exactly who Potiskum is. In fact, he is “very grateful” to the art dealer, and says that without his support the team would have found far fewer artefacts. But he says Potiskum did not stay with the project for long, because he found far more lucrative opportunities in trading antiques.
It is clear that the line between archeologist and looter is thin, and that the two professions in some ways depend upon each other. Both are looking at what each other is digging up, and whoever wins the race to excavate a precious artefact determines its destiny.
Some end up in the well-guarded hiding places of collectors, and others in small exhibits in Kaduna. Then there are the figurines that end up in the most visited museums in the world.
The smugglers’ charter
It is a six-hour flight from Abuja to Paris, to visit the Louvre Museum. Ten million people visit the Louvre every year. Here, in the Pavillon des Sessions, two Nok terracottas are displayed. They are as impressive as they are scandalous.
According to Trafficking Culture, an international consortium that analyses illegally acquired art, French officials purchased the works in 1998 from a Belgian dealer for a moderate 2.5-million francs (about $450 000 today). Immediately afterwards, Nigeria’s military government demanded their return, claiming they were illegally removed from the country.
But the French president at the time, Jacques Chirac, was having none of it. He considered himself to be a great lover of African art, and was in the process of setting up a modern ethnographic museum in Paris that would bear his own name: the Musée du quai Branly – Jacques Chirac (it is from this very museum that Congolese activist Emery Diyabanza removed a 19th century Chadian funeral staff earlier this year, exclaiming as he did so that he had “come to claim back the stolen property of Africa, property that was stolen under colonialism”).
Chirac is said to have spoken personally with the then newly elected Nigerian president Olusegun Obasanjo in 1999, and they made a deal. France would recognise Nigeria as the rightful owner of the Nok sculptures. In return, Nigeria would loan the terracottas for 25 years to France, with the option to extend.
Folarin Shyllon, a law professor at the University of Ibadan, called the contracts a “totally unfair smuggler’s charter”. He said that when they bought the terracottas, the French must have known they were looted antiques. Buying them anyway was evident of France’s “insistent chauvinism”, Shyllon wrote in the journal Art, Antiquity and Law; and allowing France to keep them showed Nigeria’s “complete lack of national pride”. The deal was “inexplicable” and effectively granted carte blanche for the looting of Nigerian cultural treasures.
Today, things are a little different in France, at least superficially. In 2018, President Emmanuel Macron’s government released the “Report on the Restitution of African Cultural Heritage: Toward a New Relational Ethic”, which argued that unlawfully acquired cultural property be returned to its lawful owners. The market reacted swiftly: that year, auction houses sold 40% less in the “Tribal Art Market” category than in the year before.
But it is still possible to purchase Nok terracottas in Paris. In fact, it is easy.
For more than a hundred years, the Saint-Germain-des-Prés district of Paris has been a global hub for trade with antique Africana. In the first half of the 20th century, the European avant-garde marvelled at “primitive negro and tribal art”. as it was called at that time. The artist Picasso lived here and acquired his own collection of African sculptures. Today there are exhibitions worldwide in which his paintings are shown next to African masks and figures. The similarities are no coincidence.
The “Tribal Art” galleries in the suburb continue to do good business. In one shop window, on a pedestal and spot-lit, rests a woman’s head made of clay. It is unmistakably a Nok terracotta. The gallery owner quotes €13 000 for the figurine.
The price, he says, is “very attractive”. No, he does not have all the necessary documentation to show exactly where it came from, although there is a certificate of authenticity showing that it is 2 500 years old, together with the results of a thermoluminescence analysis.
The gallery owner had bought the Nok terracotta in West Africa, but not in Nigeria — the country is “far too dangerous.” Instead he mentioned Togo and Benin. The terracottas are only going to become more valuable in the coming decades, he says, as the history of Nok becomes more familiar to a wider audience.
Four of six Africana galleries visited at random in Saint-Germain-des-Prés sell Nok terracottas of different sizes and quality. Some are sold without export certificates or proof of provenance, and without scientific analyses to date them. The prices range from €4 000 to €20 000. And if you can’t get to Paris, you can also buy them online (at one point the Barakat Gallery website was selling a Nok sculpture for €225 000).
The Yale connection
One of the world’s largest collections of Nok terracottas can be found even further away from Nigeria, in New Haven, a small town on the east coast of the United States. It is home to Yale University, which owns the collection, some of which is displayed at the University Art Gallery on Chapel Street.
But how did they get there? Even the history of these specific Nok terracottas is contentious, and is the subject of considerable controversy within the university. Big names and rich donors are involved, and the university is very protective of its image. The University Art Gallery reacts extremely nervously to a visit and questions by journalists on the subject of Nok.
According to the New Haven Register, one of the oldest daily newspapers in the United States, the Nok terracottas came from the art collection of a man called Bayard Rustin. Rustin was an icon of the civil rights movement, together with the likes of Martin Luther King, but he also spent lots of time in Nigeria in the 1950s and 1960s. It was there that he acquired the terracottas, the newspaper claims.
This is quite possible. Rustin was a friend of Nnamdi Azikiwe, Nigeria’s first president, whom he had met in the United States before Nigeria’s independence, and Azikwe provided him with Nigerian contacts.
After Rustin’s death, the Nok terracottas came into the possession of entrepreneur Joel Grae and his wife Susanna, who donated the collection to the Yale Art Gallery in 2010. Grae had become rich in the nuclear industry, among other investments.
Some gallery staff at Yale are not convinced by this neat explanation. They say their Nok terracottas come from different collections with different backgrounds. At least three dozen of them are listed by the Gallery as “antiquities and archaeological material with provenance documentation gaps”.
It could even be that some of the Nok figurines are quite young, with their age measured in decades rather than millennia, as they are connected to a convicted forger: a dealer from New York with Senegalese background.
One gallery employee says that the university’s Nok collection has plenty to teach students about “robbery, forgery and corruption”. In 2020, the gallery hired a provenance researcher to clear up some of these mysteries, but that person still has plenty of work to do to find out about the true origins of the objects.
The internet makes the process of tracking down the provenance of cultural artefacts a little easier. But it can be a curse at the same time, says Sophie Delepierre. She works for the International Council of Museums, based in Paris, which is an umbrella organisation for more than 47 000 museums. She is Belgian and heads the heritage-protection and capacity-building department.
On the one hand, online databases bring more transparency. On the other hand, the online platforms are “a new nightmare”. Nobody can provide a complete overview of these “superfast businesses worldwide”. Therefore, she says, online markets such as Ebay must be responsible for what they trade — just as with ivory.
In the year 2000, her department for the first time published its “Red List”, which specifies art and artefacts in which trade is restricted or illegal. The list came into existence through a collaboration with Unesco, the World Customs Organisation and Interpol. “The list does not show single stolen pieces, but objects which stand for a whole problematic context, for instance, the Nok terracotta,” says Delepierre.
The existence of the Red List means that dealers, collectors and museums cannot plead ignorance: they know that all Nok terracottas need export certificates and authorisations from their country of origin. So they cannot be surprised when they are later asked to return the object or provide restitution.
“The Red List hangs all around the world like a red flag in airports, police stations and at customs,” Delepierre says. But the illegal art market reacts very flexibly to prohibitions, with new trading routes, clever transport methods and sophisticated fake documents. “We should not be naive. We live in a market economy organised world, and museums are also an industry,” Delepierre adds.
Did her employer, the International Council of Museums, ever kick out a member for unethical behaviour? “Not as far as I know,” she says.
At the Abuja Hotel, art dealer Potiskum says goodbye. He makes one last promise, telling us that, in future, he can acquire even more than just antique Nok terracottas: centuries-old Ajami scripts, millenia-old Calabar ceramics. Anything. No problem, he says — and disappears into the night.
The investigation was supported by the German Journalism foundation Fleiß und Mut and its Mercator Cartographers Programme
Netzfrau Ursula Rissmann-Telle
Mutige afrikanische Frauen nehmen den Kampf gegen große Konzerne auf! – Afri
can women take on the fight against big corporations!