Die Regierung von Bolsonaro genehmigte in Brasilien über 800 neue Pestizide, viele davon hoch toxisch. Sogar Pestizide mit dem umstrittenen Glyphosat wurden genehmigt. Nachdem in vier brasilianischen Bundesstaaten in nur kurzer Zeit mehr als 500 Millionen Bienen von Imkern tot aufgefunden wurden, nachdem die Bienen mit Pestiziden auf der Basis von Neonicotinoiden und Fipronil gestorben waren, gab es Protest, doch Bolsonaro genehmigte weiterhin Pestiziden, die in Europa seit mehr als einem Jahrzehnt verboten sind. Brasilien ist eines der Länder mit dem höchsten Pestizidverbrauch weltweit und der weltweit größte Exporteur von Sojabohnen und Glyphosatprodukte wie Roundup von BayerMonsanto werden in großem Umfang für Soja und andere Nutzpflanzen des Landes verwendet. Studien stellten fest, dass jede zweite Frucht aus Brasilien mit in EU verbotenen Pestiziden belastet sind. Im Zuge des Freihandelsabkommens der EU mit den Mercosur-Staaten warnte die Professorin der Abteilung für Geographie der Universität de São Paulo, Larissa Mies Bombardi vor dem sorglosen Umgang Brasiliens mit Pestiziden. Jetzt wird sie nicht nur bedroht, sondern sogar ins Exil gezwungen. Ihr geschieht das gleich, wie Jonathan Lundgren. Die Fälle von Jonathan Lundgren und auch von Larissa Mies Bombardi zeigen, wie kompliziert die Zusammenarbeit von Regierung, Wissenschaft und Industrie werden kann, wenn Milliarden von Dollar auf dem Spiel stehen. Die betroffenen Konzerne wie BASF, BayerMonsanto und Syngenta würden auf Grund ihrer Ergebnisses viel Geld verlieren. Auch Jonathan kämpfte gegen diese Milliarden-Konzerne und verlor. Der hochrangige Entomologe der Forschungsabteilung der USDA hatte in Forschungen herausgefunden, dass Bienen und Monarchfalter durch eine weit verbreitete Gruppe von Insektiziden geschädigt werden. Der mit vielen Preisen ausgezeichnete Wissenschaftler war plötzlich für Regierungen und Industrie nicht mehr tragbar. Auch Larissa Mies Bombardi forschte zum Pestizideinsatz und ihre Forschungsergebnisse hatten sogar dazu geführt, dass Skandinaviens größtes Netzwerk für Bioprodukte den Kauf von Lebensmitteln aus Brasilien aussetzte.Jetzt soll sie sogar Brasilien verlassen.
Nach Drohungen muss Pestizid-Forscherin Brasilien verlassen
Larissa Mies Bombardi, Professorin der Abteilung für Geographie der Universidade de São Paulo, wird nach eigenen Angaben verfolgt und ins Exil gezwungen. In einem Brief an die Kolleg:innen ihrer Fakultät berichtet Bombardi, die zum Pestizideinsatz in Brasilien forscht, dass sie seit der Veröffentlichung ihres Atlas „Geographie des Pestizideinsatzes in Brasilien und Verbindungen mit der Europäischen Union“ im Jahr 2017 unter Druck gesetzt und eingeschüchtert wird. Ihre Forschungsergebnisse hatten dazu geführt, dass Skandinaviens größtes Netzwerk für Bioprodukte den Kauf von Lebensmitteln aus Brasilien aussetzte und damit die wirtschaftlichen Interessen des Agrobusiness tangierte. Seit dem Amtsantritt von Präsident Jair Bolsonaro hat die Regierung weit über 800 neue Pestizide zugelassen ‒ viele davon hoch toxisch berichtet amerika21.
Zwei Jahrzehnte lang haben die EU und der südamerikanische Staatenbund Mercosur verhandelt. Nun einigten sich beide Seiten auf ein Freihandelsabkommen, das einen Markt mit 760 Millionen Konsumenten schafft, auf dem heute schon Waren im Wert von 87 Milliarden Euro ausgetauscht werden. Ein Stolperstein war bis zu Schluss der EU-Agrarprotektionismus. Vor allem Brasilien erhofft sich nun einen neuen Markt für Soja, Orangen und Rindfleisch. Für die europäischen Konsumenten ist das nicht unbedingt eine gute Nachricht, sagte Larissa Mies Bombardi von der Universität von São Paulo im Juli 2019 in einem Interview mit Der Standard. Im Zuge des Freihandelsabkommens der EU mit den Mercosur-Staaten warnte Larissa Mies Bombardi vor dem sorglosen Umgang Brasiliens mit Pestiziden.
Eigentlich gab es in Brasilien eine einstweilige Verfügung für Produkte mit dem weit verbreiteten Herbizid Glyphosat, doch seit der rechtsradikale Bolsonaro an der Macht ist, gelten solche Verbote nicht mehr. Nutznießer sind auch die Konzerne BayerMonsanto und Basf, darauf machten wir bereits im Mai 2019 in unserem Beitrag Agrochemikalien: 500 Millionen Bienen in nur 3 Monaten getötet – In the Last three Months Alone, Pesticides Have Killed Some 500 Million Bees in Brazil,aufmerksam.
In Rio Grande do Sul starben damals laut einem Bericht etwa 80% der Bienen auf Grund der Agrochemikalie Fipronil, das im Sojaanbau verwendet wird. Vier weitere brasilianische Bundesstaaten waren betroffen, darunter Bienen in São Paulo in Santa Catarinaund in Mato Grosso do Sul.
Die Ursache für das Sterben der Bienen ist nach Ansicht von Experten der Kontakt mit Pestiziden auf der Basis von Neonicotinoiden und Fipronil, die in Europa seit mehr als einem Jahrzehnt verboten sind. Die in diesen Pestiziden enthaltenen Inhaltsstoffe sind beim Versprühen für Insekten tödlich.
Der Imker Salvador Gonçalves, Präsident der Imker von Cruz Alta (Apicruz), Gemeinde Rio Grande do Sul berichtete, dass das Gift am Morgen von Flugzeugen versprüht wird. Am Nachmittag sind die Bienen tot. Dies führte dazu, dass der gesamte von den Insekten produzierte Honig von den Imkern vernichtet wurde, denn sie hatten Angst, dass der Honig mit den Giften kontaminiert worden sei.
„Jede zweite Frucht aus Brasilien mit in EU verbotenen Pestiziden belastet“
Mit der neuerlichen Diskussion um ein Handelsabkommen zwischen der EU und dem Mercosur (Brasilien, Argentinien, Uruguay, Paraguay)
sind auch die landwirtschaftlichen Produktionsbedingungen in diesen Ländern wieder stärker in die öffentliche Aufmerksamkeit gerückt. In den Mercosur-Ländern werden zahlreiche Pestizide eingesetzt, die in der Europäischen Union bereits mit gutem Grund verboten sind – zu Lasten der Umwelt und der Menschen in und um die Anbaugebiete. Der Einsatz der verbotenen Pestiziden kann aber auch uns direkt betreffen: bei Importen aus den Mercosur-Ländern. Allein in Brasilien werden mindestens 149 Pestizide eingesetzt, die in der EU verboten sind. Teilweise werden diese großflächig mit Flugzeugen auf den Plantagen versprüht, so eine Studie von Greenpeace Österreich. Greenpeace hatte zwölf Proben an Obst aus Brasilien – fünf Mangos, vier Papayas
und drei Melonen – von einem unabhängigen Labor auf Rückstände von über 300 Pestiziden untersuchen lassen. Das Ergebnis: In der Hälfte der Proben wurden Pestizide nachgewiesen, die in der EU nicht eingesetzt werden dürfen.
Das EU-MERCOSUR Handelsabkommen sieht vor, mehr als 90 Prozent der EU- Chemieexporte von Zöllen zu befreien. Für Pestizide betragen die Zölle derzeit bis zu 14 Prozent. Vom Abbau dieser Zölle würden vor allem die großen europäischen Agro-Chemiekonzerne profitieren – etwa Bayer (inklusive Monsanto) oder BASF.Gleichzeitig landen diese in der Europäischen Union nicht mehr zur Anwendung erlaubten Pestizide dann teilweise wieder auf unseren Tellern, wie der vorliegende Labortest zeigt.
Dazu auch: Schizophrenie – Während man über Ausstoß von CO2 diskutiert, karrt man Lebensmittel durch die Welt!
Amazonas, die Lunge unseres Planeten wird für das „weiße Gold“gerodet
Die Spannungen im Amazonasgebiet nehmen zu, da der rechtsextreme Präsident Jair Bolsonaro gegen Schutzgebiete ist und diese für den Profit öffnet. Nicht nur für den Anbau von Soja, sondern Brasilien ist der bei weitem größte Exporteur von Zuckerrohr und verarbeitetem Zucker. Der zweitgrößte Zucker–Importeur der Welt ist Europa. Logischerweise war es auch der brasilianische Zuckerrohr-Industrieverband UNICA, der zum erfolgreichen Abschluss des Freihandelsabkommens zwischen dem Mercosur und der EU gratulierte. Einer der Profiteure ist BayerMonsanto und daher ist Brasilien auch das erste Land, welches den genmanipulierten Zuckerrohr zugelassen hat.
Dass die deutsche subventionierte Fleisch- und Milchindustrie Soja aus Brasilien bekommt, sollte bekannt sein, doch vielen ist nicht bekannt, dass Brasilien der größte Zuckerexporteur des Planeten ist. Brasilien hat etwa 10 Millionen Hektar Zuckerrohrfelder, incl. Brandrodungen. Zuckerrohr ist das Gold der Zukunft. Laut dem Chemiekonzern Bayer, der Monsanto übernommen hat, gibt es einen Grund dafür, dass die Welt zunehmend an Zuckerrohr interessiert ist: Durch die Gärung lässt sich Zucker auch in Bioethanol umwandeln. Der Amazonas-Regenwald brennt auch für das weiße Gold, den Zucker. Der wahre Preis des „weißen Goldes“ sind Spekulanten, Landraub, Menschenrechtsverletzungen, Genmanipulation und Brandrodungen. Die Brandrodungen der Zuckerrohrfelder erleichtern das Abernten des Zuckerrohrs. Siehe Amazonas, die Lunge unseres Planeten wird für das „weiße Gold“gerodet und Indigene werden ermordet! – For sugarcane – destruction of the Amazon rainforest and indigenous people murdered
Es gibt einen Vergiftungskreislauf.
Der Großteil der Pestizide kommt aus den USA und der EU. Chemiekonzerne wie Bayer und seine US-Tochter Monsanto oder Syngenta exportieren in Drittländer auch Pestizide, die in Europa verboten sind. Der Großteil dieser Chemikalien und des Schadens wird natürlich hier in Brasilien angerichtet, aber ein Teil kommt über Exporte in Form von Nahrungsmitteln wieder zurück nach Europa.(Larissa Mies Bombardi aus São Paulo, 1.7.2019)
Larissa Mies Bombardi ist Professorin für Geografie an der Universidade de São Paulo. Sie hat einen Post-Graduate-Studiengang in Schottland an der University of Strathclyde absolviert und veröffentlichte 2017 auf Portugiesisch den „Atlas der Agrargifte in Brasilien und die Verbindungen nach Europa“.
Die Wissenschaftlerin hat dem Intenetportal O Partisano zufolge zahlreiche Belege für Bedrohungen, von Polizeiberichten bis hin zu einschüchternden Briefen und Artikeln.
Die Bedrohung für Larissa Mies Bombardi hat vor allem zugenommen, nachdem skandinavische Großvertriebe sich geweigert hatten, Produkte aus Brasilien zu kaufen, die mit Agrotoxinen kontaminiert sind, die in Europa bereits seit einiger Zeit verboten wurden.
Während ihrer Feldforschung wurde ihr angeraten, ihre geplanten Routen und Aktivitäten zu ändern, um Angriffe zu vermeiden. Aufgrund von Drohungen beendete sie ihre Teilnahme an einer akademischen Veranstaltung in Chapecó im Bundesstaat Santa Catarina. Aus Sicherheitsgründen musste sie ihre Tagesabläufe ändern und mit ihren Kindern an wechselnden Orten wohnen.
Dies geschieht im Kontext einer zunehmenden Verfolgung von Intellektuellen und Akademiker:innen, wie im Fall des Rektors der Bundesuniversität von Santa Catarina, Luiz Carlos Cancellier, der sich das Leben nahm, verfolgt von Polizeichefin Érika Marena, der ehemaligen Koordinatorin der Operation Lava Jato. Oder im jüngsten Fall des ehemaligen Dekans der Bundesuniversität von Pelotas, Pedro Halal, der verklagt wurde, weil er Bolsonaro in einem Live-Kanal an der Universität kritisiert hatte, so der Bericht von Amerika21.
A professora Larissa Mies Bombardi, pesquisadora do Departamento de Geografia da USP denunciou uma série de intimidações que vem sofrendo por publicar pesquisas sobre o uso de agrotóxicoshttps://t.co/zawt3zpcUP pic.twitter.com/dGHLFf6ztt
— Centro Brasileiro de Solidariedade aos Povos (@CEBRASPO1) March 20, 2021
Im Februar schickte das Bildungsministerium ein offizielles Schreiben an die Koordinatoren der föderalen Hochschulen, mit dem politische Meinungsäußerungen untersagt wurden. Dies stieß auf breite Kritik und wurde in Medien weithin angeprangert, worauf die Regierung die Anweisung wieder zurückzog.
Brazil Recently Approved Hundreds Of New Pesticides Banned Elsewhere
Brazil, home of the Amazon rainforest and some of the world’s richest biodiversity, has approved over 1,000 new pesticide products in recent years, according to a new report by Greenpeace UK’s news agency Unearthed.
The spike in pesticides being registered and approved in Brazil has primarily occurred since 2016 under the far-right president Jair Bolsonaro and his conservative predecessor, Michel Temer, in a push to deregulate the environment and bolster agriculture. The use of over 1,200 pesticides and weedkillers has been given the go-ahead under their command, including 193 containing chemicals banned in the EU. Among these are atrazine, a herbicide that chemically castrates frogs, and paraquat, a pesticide linked to Parkinson’s disease in humans.
Unearthed’s investigation also found that many of these pesticides are being sold by European and Chinese companies, despite some of their ingredients being banned or restricted in their own countries. For example, German chemical giant BASF registered for the use of a product containing fipronil, a pesticide banned in the EU and linked to the massive die-off of honey bees in France.
Both Temer and Bolsonaro have tight links to agribusiness leaders. The sitting president, Bolsonaro, has been of particular concern to environmentalists and conservationists. Nicknamed by the media as the “Trump of the Tropics,” the former army captain is Brazil’s answer to strongman politics and right-wing populism. Among his many provocative policies, he has announced plans to take Brazil out of the Paris Agreement, strip indigenous people of land protections, restrict the power of international NGOs like Greenpeace and the WWF, and dismantle Brazil’s Environment Ministry. These attacks on the environment are especially worrying when you consider that Brazil is home to 60 percent of the world’s largest tropical rainforest, the Amazon.
The effect of this lax attitude towards pesticides is already being felt by people living in rural Brazil. A report from July 2018 documented people suffering from pesticide poisonings across seven different locations in Brazil, predominately in farming communities, indigenous communities, and Afro-Brazilian communities. In 2016 alone, over 4,200 cases of poisonings by exposure to pesticides were registered in the country.
Marelaine, a young teacher in a rural community in the south of Bahia, told the investigators: “The airplane was spraying beside the school and the wind was blowing it to the school. One couldn’t smell it but could feel the drift entering through the window. The children, between 4 and 7 years old, were complaining that their gums and eyes were burning.”
“I started feeling sick, nauseous. I tried to drink water to get better, but it didn’t help. I started vomiting many times, until I had thrown up all I had in my stomach and was just retching,” said Carina, a resident of Primavera do Leste municipality in Mato Grosso state.
One thing is clear: the people and biodiversity of Brazil are in for a bumpy ride over the coming years, to say the very least.
Netzfrau Doro Schreier
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