Wie würden Sie bei dieser Nachricht reagieren? „Die ersten namibischen Trauben sind seit zwei Wochen unterwegs und sollen in Woche 48 eintreffen. Wir werden bis Woche 51 weiter aus Namibia laden und dann nach Südafrika wechseln.“ Oder wie finden Sie diese Nachricht? „Die kenianischen Avocadobäume blühen, wir bereiten die nächste Saison vor.“ Währenddessen leidet kaum ein Kontinent so stark unter den Folgen des Klimawandels wie Afrika. Aktuell leiden am Horn von Afrika mehr als 36 Millionen Menschen unter der schlimmsten Dürre seit 40 Jahren und nicht nur Menschen verhungern, sondern auch Elefanten, damit Menschen in Europa Avocados essen können. In vielen Ländern, wo Avocados oder Tafeltrauben angebaut werden, profitieren nur einige wenige große Konzerne, sie leiten das kostbare Wasser auf die Plantagen, denn damit der Baum seine fettreichen Früchte trägt, wird viel Wasser benötigt. Genau so ist es bei den Tafeltrauen aus Namibia oder Südafrika. Denn nicht nur Kenia leidet unter einer schrecklichen Dürre, auch Namibia gehört zu den trockensten Ländern in Afrika und genau dort werden Tafeltrauben für Europa angebaut. Essen Sie gerne Weintrauben? Weintrauben gehören zu dem „Dirty Dozen„. Nirgends wird soviel Glyphosat verwendet wie bei dem Anbau von Weintrauben. Trauben sind neben Erdbeeren die Früchte, die am meisten Pestizidrückstände aufweisen. Während es immer heißt, dass Afrika hungert, landen schon längst Tafeltrauben aus Namibia in deutschen Supermärkten. Diese Millionen Tonnen werden in der Wüste angebaut. Eine wahre Chemiedusche, die Sie dann zu sich nehmen. Schließlich will der Verbraucher das ganze Jahr über Weintrauben essen. Man kann nur noch den Kopf schütteln, was hier in Europa los ist. In vino veritas – Im Wein liegt die Wahrheit und viel Pestizide!
Trotz Dürre – Tafeltrauben aus der Wüste Afrikas nach Europa!
Demnächst werben die Discounter und Supermärkte wieder mit „hellen kernlosen Tafeltrauben“ aus Namibia, denn die ersten Tafeltrauben sind bereits unterwegs. „Europa und das Vereinigte Königreich sind nach wie vor die Hauptabsatzmärkte für namibische (und südafrikanische) Trauben. Nächste Woche werden auch die ersten südafrikanischen Trauben geerntet“, so eine Meldung vom namibischen Traubenanbauerverbandes (NGGA) Anfang November 2022. Die Namibian Grape Growers Association schätzt die diesjährige Ernte auf 8,6 Millionen 4,5-kg-Kartons, eine Million Kartons mehr als im letzten Jahr, als die Ernte deutlich geringer ausfiel als ursprünglich erwartet.
Währenddessen gehen Namibias frei lebende Spitzmaulnashörner aufgrund von Dürre zurück. Namibia ist das einzige Land mit den letzten frei lebenden Spitzmaulnashörnern der Welt.
Und nicht nur die Wildtiere leiden in Naminia unter der Dürre,auch die Flüchtliche in Osire. Osire ist ein Flüchtlingslager in Zentralnamibia , 200 km nördlich der Hauptstadt Windhoek neben der Hauptstraße C30 von Gobabis nach Otjiwarongo gelegen. Es wurde 1992 gegründet, um Flüchtlinge aus Angola, Burundi, der Demokratischen Republik Kongo, Ruanda und Somalia aufzunehmen.
Refugees in Namibia face double threat of funding cuts and climate change – Namibia – ReliefWeb https://t.co/gkcUDOidMn
— NamibianNews (@NewsNamibian) November 19, 2022
Geringe Regenfälle haben zu einer schlechten Ernte geführt: Die zwei Hektar, die den Flüchtlingen zum Anbau zur Verfügung gestellt wurden, sollten bereits voller praller Wassermelonen sein, aber ohne Wasser sind die Melonen aufgeplatzt, bevor sie ausgewachsen sind. Reihen von Zwiebeln und Mais sind verwelkt und verbrannt. Die Hälfte der Bohrlöcher der Siedlung sind versiegt.
Und da auch Millionen Menschen im Süden Angolas vom Hungertod bedroht sind, denn auch dort herrscht die schlimmste Dürre seit 40 Jahren, hat dazu geführt, dass Tausende Menschen nach Namibia auswandern. Hier hoffen sie, dass sie etwas zu Essen bekommen.
Zur gleichen Zeit wird Europa mit Tafeltrauben aus Namibia beliefert. Dass die ansässigen Konzerne in Namibia über Millionen Kartons mehr freuen können, liegt auch an Peru, „Peru hat bisher 40 Prozent weniger nach Europa verladen und konzentriert sich weitgehend auf den Export in die Vereinigten Staaten. Hier spielt der Dollar-Euro-Wechselkurs eine große Rolle. Es gibt immer noch einige späte italienische Trauben auf dem Markt, aber die meisten Einzelhändler sind inzwischen auf Übersee umgestiegen, “ so die Branche.
Tafeltrauben aus der Wüste Afrikas
Der mächtige Orange River ist zum 3. Mal in 5 Jahren ausgetrocknet. Der mächtige Orange River ist bei Aussenkehr und Noordoewer wegen vermuteter Misswirtschaft des Wassers im Orange-Vaal-Flusssystem ausgetrocknet. Namibische Weinbauern stromabwärts des Orange River vermuten, dass der erhöhte Wasserverbrauch stromaufwärts durch südafrikanische Weinbauern die Hauptursache für das Austrocknen der unteren Teile des Flusses war, so die Nachricht aus Namibia 2019.
Auf einem Berghang über einer Straße aus der kargen Wüste im Südosten Namibias gelegen, produzieren Reihen von üppigen grünen Weinbergen Trauben, die in Europa, China, dem Nahen Osten und in den Vereinigten Staaten gegessen werden – bewässert mit Wasser aus dem nahe gelegenen Orange River.
Doch es kommt immer wieder vor, dass der Orange River zu wenig Wasser hat. Der Orange River gilt als Lebensader im Süden Afrikas. Und nicht nur aus Namibia kommen die Tafeltrauben, sondern auch aus Südafrika.
Im Oktober 2016 zeigte ein Dokumentarfilm mit dem Titel Bittere Trauben – Sklaverei in den Weinbergen, vom dänischen Journalisten Tom Heinemann, die Zustände auf den Weinfeldern. Der Dokumentarfilm, der ursprünglich im dänischen, schwedischen und norwegischen Fernsehen ausgestrahlt wurde, machte deutlich, dass die Weinbauern in Südafrika „moderne Sklaven“ für die Arbeiten missbrauchen. Niedrige Löhne, unhygienische Lebensbedingungen und weitere Menschenrechtsverletzungen. Es hatte sich nichts geändert, denn bereits in einem 2011 veröffentlichten Bericht von Human Rights Watch wurde deutlich, wer den wahren Preis der Weintrauben im Süden Afrikas bezahlt.
Nicht nur die Menschenrechtslage ist in den Weinbergen im Süden Afrikas schlimm, sondern es gibt auch keine Trauben ohne Pestizide. Im konventionell betriebenen Weinbau werden Herbizide, Fungizide und Pestizide im Kampf gegen Schädlinge der empfindlichen Reben verwendet. Eine wahre Chemiedusche, die Sie dann zu sich nehmen. Glauben Sie nicht?
Fast alle Weintrauben enthalten einen „Cocktail von Pestiziden“, so eine aktuelle Studie. Die offiziellen Zahlen, die vom Pesticide Action Network (PAN) analysiert wurden , fanden 122 verschiedene Pestizide. Nick Mole von PAN UK sagte: „Diese Zahlen unterstreichen die breite Palette von Chemikalien, denen wir täglich durch unsere Ernährung ausgesetzt sind.
In Trauben aus Südafrika wurden Überschreitungen des Wachstumsregulators Ethephon festgestellt, die so hoch waren, dass eine gesundheitliche Beeinträchtigung nicht mit der erforderlichen Sicherheit ausgeschlossen werden konnte.
Die Hersteller in Südafrika investieren jedes Jahr sehr viel in chemische Produkte und Routinensprühanwendungen.
Südafrika steht bei der Traubenproduktion weltweit an elfter Stelle. Wein ist Südafrikas größter Agrarexport und verdient jährlich Devisen in Höhe von 2,2 Milliarden Euro. Südafrikanische Landwirte produzieren jährlich rund 1,8 Millionen Tonnen Tafel- und Trockentrauben. Die Mehrheit der südafrikanischen Trauben ist während der Winter- und Frühjahrssaison in Ländern der nördlichen Hemisphäre erhältlich. Fungizid-Sprühprogramme werden im Allgemeinen in südafrikanischen Weinbergen angewendet, um Botrytis- Fäulnis zu bekämpfen.
Entlang des Oranje-Flusses ist in Namibia in den vergangenen Jahren ein boomendes Weinanbaugebiet entstanden. Trotz beeindruckender Exportzuwächse ist die soziale Situation der Arbeitskräfte dramatisch. Von der Firma Aussenkehr Farms, der im Besitz von Dušan Vasiljević (serbischer Fußballspieler) ist, von Nagrapex, einer Tochterfirma des niederländischen Früchtegroßhändlers FTK Holland BV, und der ägyptischen Firma Nivex, werden auf 1300 Hektar Tafeltrauben für den Export nach Europa geerntet. 2000 Hektar sollten dazu kommen.
Jahrzehnte später leben die Traubenarbeiter jedoch immer noch in ärmlichen Verhältnissen, ohne Trinkwasser, angemessene Waschanlagen und Strom.
Unter welchen dramatischen sozialen Bedingungen die Farmarbeiter die Trauben für den Export produzieren, bleibt im Verborgenen.
Vor rund zehn Jahren verpflichtete sich die Regierung, in Aussenkehr, wo schätzungsweise 16 000 Einwohner leben, eine menschenwürdige Unterkunft zu errichten. Der serbische Gutsbesitzer Dusan Vasiljevic und Eigentümer von Aussenkehr Farms hatte 600 Hektar für die Entwicklung einer Stadt gespendet. Aber ein Jahrzehnt später leben die Bewohner – von denen die meisten für den Weinanbau arbeiten – immer noch unter miserablen Bedingungen. Quelle aus 2018 und Quelle aus 2017
Auf Grund einer Überproduktion kam es zu einem Preisverfall bei den Weintrauben. Es betraf drei Millionen Tonnen Trauben in Namibia und 40 Millionen Tonnen in Südafrika und führte zu Protesten der Arbeiter. Zwar wurden die jeweiligen Regierungen gebeten, die Traubenindustrie finanziell zu retten, doch vergebens. Der exzessive Traubenexport hat vor einigen Jahren fast den Untergang der Traubenindustrie in Chile verursacht und nur mit der Kürzung des Exports wurde die Situation gerettet. Heute gibt es noch 259 Exporteure, die meisten davon ansässig in Südafrika.
Damit Sie sehen können, woher in Namibia Ihre Trauben kommen, hier Aufnahmen: Weinanbau in der Wüste!
In vino veritas – „Im Wein liegt die Wahrheit“ und viel Pestizide!
Netzfrau Doro Schreier
Netzfrauen auch auf >>> Instagram >>>>mit vielen Bildern und Informationen!