Russland hat am 20.März 2023 angereichertes Uran nach Frankreich geliefert. Der russische Frachter Baltiyskiy 202, der aus Sankt Petersburg ankam, brachte 25 zylindrische Container mit russischem angereichertem Uran für den französischen Konzern Orano, ehemals der mit Staatshilfen gerettete Atomkonzerns Areva. Seit Russland am 24. Februar 2022 in die Ukraine einmarschiert ist, haben die Vereinigten Staaten, die Europäische Union und andere westliche Nationen mehrere Sanktionspakete gegen Russlands lukrative Energieindustrie, hauptsächlich Öl, Gas und Kohle eingeführt. Doch was ist mit Uran? Russland gehört zu den fünf Ländern mit den weltweit größten Uranvorkommen. Es wird geschätzt, dass es über etwa 486.000 Tonnen Uran verfügt, was 8 Prozent des weltweiten Angebots entspricht. Und Frankreich ist der zweitgrößte Atomstromproduzent der Welt und hat 56 Reaktoren an 18 Standorte. Frankreich betont, dass seine Atomkraftwerke „nachhaltig“ seien, obwohl viele Akws in Frankreich als „tickende Zeitbomben gelten. Und nicht nur Frankreich baut neue Atomkraftwerke, sondern auch Ungarn. Nach den neuesten verfügbaren Daten kaufte die Europäische Union im Jahr 2020 etwa 20 Prozent ihres natürlichen Urans und 26 Prozent ihrer Anreicherungsdienste aus Russland und sie tut es immer noch. Und während Frankreich bereits die siebte Uranlieferung von Rosatom, dem russischen staatlichen Nukleargiganten, seit Beginn der Invasion Moskaus in der Ukraine erhalten hat, bestätigte Ungarn, dass das russische Unternehmen Rosatom mit dem Bau von zwei neuen Kernreaktoren in Ungarn beginnen wird. Jetzt wissen Sie, was Sanktionen wirklich wert sind!
Russische Uranlieferung nach Frankreich „skandalös“
Russland hat am 20.März 2023 angereichertes Uran nach Frankreich geliefert, was die NGO Greenpeace nach Moskaus Invasion in der Ukraine als „skandalös“ bezeichnete.
„Das russische Frachtschiff Baltiyskiy 202 traf aus St. Petersburg ein und entlud 25 zylindrische Container mit russischem angereichertem Uran “, teilte Greenpeace Frankreich in einer Stellungnahme mit.
Wie Sie den Daten von vesselfinder.com entnehmen können, ist es nicht die erste Anlieferung, von St. Petersburg nach Dünkirchen. Bereits am 24.Januar 2023 wurde Frankreich von Russland beliefert. Und auch Cherbourg in der Normandie wurde beliefert, ebenfalls ein Standort von den französischen Konzern Orano, ehemals der mit Staatshilfen gerettete Atomkonzerns Areva.
Das Frachtschiff BALTIYSKIY 202 verließ DUNKIRK EAST, FR am 20.03.2023 um 16:17 Uhr und befindet sich laut marinetraffic.com wieder auf dem Weg nach ST. PETERSBURG-
BALTIYSKIY 202 (IMO: 9057252) ist ein Stückgutfrachter , der 1994 ( vor 29 Jahren ) gebaut wurde und unter der Flagge von Panama fährt .
Laut der Stellungnahme von Greenpeace Frankreich vom 20.März 2023:
Während der Krieg in der Ukraine seit über einem Jahr andauert und die Nationalversammlung morgen das Gesetz zur Beschleunigung der Atomenergie verabschieden will, prangert Greenpeace Frankreich die Fortsetzung eines skandalösen Atomgeschäfts mit Russland an.
In einer am 11. März veröffentlichten Untersuchung enthüllte Greenpeace Frankreich die Kontrolle von Rosatom über den Transport von Natururan aus Kasachstan und Usbekistan und veranschaulichte die Abhängigkeit Frankreichs von Russland für den Export seines Atommülls und seine Versorgung mit angereichertem Uran. Mitten in der Invasion der Ukraine hat Frankreich seine Importe von angereichertem russischen Uran fast verdreifacht, wobei Russland im Jahr 2022 ein Drittel des angereicherten Urans liefern wird, das für den Betrieb der französischen Kernkraftwerke für ein Jahr benötigt wird. Die neue Lieferung ist ein Beweis dafür, dass der Handel weitergeht.
„Die Ministerin Agnes Pannier Runacher und die Abgeordnete Maud Bregeon, Berichterstatterin für das Gesetz zur Beschleunigung der Kernenergie, leugnen weiterhin die offensichtliche Abhängigkeit der französischen Atomindustrie von Russland. Doch diese neue Lieferung von Uran direkt aus Russland, während der Krieg in der Ukraine tobt, zeigt, dass Frankreich es nicht schafft, ohne Uran auszukommen“, kritisiert Pauline Boyer, Kampagnenleiterin für Energiewende bei Greenpeace Frankreich. „Diese Lieferung kommt zu einem Zeitpunkt, an dem das Gesetz zur Beschleunigung der Atomenergie in der Nationalversammlung verabschiedet werden soll und die Befürworter dieser Industrie sie als Schlüssel zu unserer Energiesouveränität hochhalten. Die Wiederbelebung würde jedoch in keinem Fall die Energieunabhängigkeit garantieren. Die Regierung muss auf die Wiederbelebung dieser Energie verzichten, die nur eine Fassade ist, um zu prokrastinieren und die Einführung wirksamer und sofortiger Maßnahmen gegen den Klimawandel zu verzögern.“
Greenpeace Frankreich fordert die endgültige Einstellung aller Atomgeschäfte mit Russland und die Kündigung aller laufenden Verträge zwischen der französischen Atomindustrie und Rosatom sowie deren Tochtergesellschaften, beginnend mit den Verträgen über den Uranhandel zwischen Tenex, einer Tochtergesellschaft von Rosatom, EDF und Orano.
Bevor BALTIYSKIY-202 nach Dünkirchen seine Fracht bringt, steuert das Frachtschiff den Hafen von Ust-Luga in Russland an
Ust-Luga ist der Standort eines wichtigen Kohle- und Düngemittelterminals, das für 2,1 Milliarden US-Dollar gebaut wurde. Die Bauarbeiten begannen 1997, teilweise um Trockenfrachttransporte durch die baltischen Staaten zu vermeiden , und wurden auf Drängen von Präsident Wladimir Putin beschleunigt. Das Containerterminal Ust-Luga wurde im Dezember 2011 in Betrieb genommen. Es wird von der National Container Company betrieben . Im Oktober 2021 gaben Gazprom und RusGazDobycha bekannt, dass sie eine Anlage zur Verarbeitung von ethanhaltigem Erdgas und eine groß angelegte Produktionsanlage für verflüssigtes Erdgas (LNG), Baltic LNG , mit einer Kapazität von 13 Millionen Tonnen LNG pro Jahr bauen würden.
Fakt ist. dass auch seit Beginn des Krieges in der Ukraine Ende Februar 2022 Frankreich weiterhin eine in Sibirien gelegene Anlage zum „Recycling“ radioaktiver Stoffe nutzt: wie Untersuchungen der vergangenen Monate ergeben haben.
Russische Agentur für Atomenergie (Rosatom)
Der russische Agentur für Atomenergie (Rosatom) hat ein ausgesprochenes Naheverhältnis zum Kreml, pusht Atom-Projekte weltweit, auch in der EU. Auf einer Embargo-Liste findet sich Rosatom nicht.
Rosatom, ein weitläufiges Unternehmen, das 2007 vom russischen Präsidenten Wladimir Putin gegründet wurde, war im vergangenen Jahr an der Besetzung des ukrainischen Kraftwerks in Saporischschja beteiligt. Trotz der Appelle des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und des Europäischen Parlaments, das Anfang Februar eine Entschließung zu diesem Thema verabschiedete, bleibt die Kernenergie einer der letzten Sektoren, der von den europäischen Sanktionen gegen Russland vollständig verschont bleibt. Rosatom leitet die zivile und militärische Atomindustrie Russlands und kontrolliert 151 Produktions- und Forschungsstätten des atomaren Bereiches. Nach Schätzungen von Experten des Europaparlamentes kontrolliert die Agentur 98 Prozent des nuklearen Materials in Russland. Sie hat ihren Sitz in der Hauptstadt Moskau. Rosatom untersteht direkt der russischen Regierung.
Im Februar 2021 erreichten die gesamten Portfolioaufträge von Rosatom 250 Milliarden US-Dollar. Laut dem Unternehmensbericht 2020 belief sich das 10-jährige Auslandsauftragsportfolio auf 138,3 Milliarden US-Dollar, während der Umsatz 7,5 Milliarden US-Dollar erreichte.
Laut Wikipedia : Die russischen Nuklearexporte belaufen sich auf umgerechnet rund 3,5 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Ein Großteil werde erzielt durch den Bau von Kernkraftwerken im Iran, in Indien und China, sowie die Lieferung von atomarem Brennstoff nach Osteuropa.
- In Ägypten baut Rosatom das Kernkraftwerk El Dabaa.
- In Bangladesch baut Rosatom das Kernkraftwerk Ruppur.
- Der Bau des Kernkraftwerks Hanhikivi in Finnland wurde nach dem russischen Überfall auf die Ukraine im Jahr 2022 abgebrochen.
- In der Volksrepublik China engagiert sich Rosatom am Kernkraftwerk Tianwan.
- Im November 2014 haben Rosatom und der Iran beschlossen, vier neue Reaktoren am Persischen Golf im Kernkraftwerk Buschehr zu errichten und vier weitere an einem noch nicht festgelegten Ort.
- Im Dezember 2014 einigten sich Rosatom und Indien für die kommenden 20 Jahre auf den Bau von mindestens 12 Reaktoren in mindestens zwei Kraftwerken. Weiterhin wurden Kooperationen in Drittländern vereinbart.
- Am 14. Januar 2014 hat Rosatom mit dem staatlichen ungarischen Energieversorgungsunternehmen MVM einen Vertrag über den Bau von zwei Reaktorblöcken am Kernkraftwerk Paks unterzeichnet. Die beiden Reaktorblöcke sollen eine Leistung von jeweils ca. 1200 Megawatt besitzen. Mit der Fertigstellung wird für das Jahr 2023 gerechnet. Da es sich lediglich um eine Modernisierung und Erweiterung in Ungarn handelt konnte die Genehmigungspflicht aus Brüssel umgangen werden. Die Gesamtkosten von 12 Milliarden Euro werden zu 80 Prozent durch russische Kredite mit einer Kreditlaufzeit bis 2045 finanziert.
- In der Türkei baut Rosatom das Kernkraftwerk Akkuyu.
Ungarn hat sich lange gegen Angriffe auf den Nuklearsektor ausgesprochen und auf seine Abhängigkeit von Rosatom hingewiesen. Um ein mögliches Veto Ungarns zu überwinden, hatte die EU erwogen, einzelne Mitarbeiter von Rosatom und anderen Unternehmen auf die Liste zu setzen – aber am Ende darauf verzichtet.
„Ungarn lässt es nicht durch, da ihr Kernkraftwerk Rosatom gehört und sie sagen, dass es 50 Prozent der Energieversorgung des Landes produziert. Aber Sanktionen gegen Einzelpersonen (außer dem CEO) sollten die Energiesicherheit nicht beeinträchtigen“, sagte ein zweiter , hochrangiger EU-Diplomat. „Und die EU sollte auf Selenskyjs Bitte reagieren.“
Auch Frankreich hat seine Vorsicht zum Ausdruck gebracht, als ein Beamter des französischen Wirtschaftsministeriums Reportern Anfang dieser Woche sagte , dass „viele Kernkraftwerke Brennstoffe aus russischer Energie verwenden“.- so POLITICO vom 16.Februar 2023
Und nur 4 Tage später, bekommt Frankreich aus Russland eine Lieferung von Uran.
Uran aus Russland für den französischen Konzern Orano, ehemals der mit Staatshilfen gerettete Atomkonzerns Areva
Die Orano-Gruppe mit Sitz in Paris ist ein staatlicher Industriekonzern, der auf dem Gebiet der Herstellung und des Verkaufs von Nukleartechnikanlagen und -brennstoff tätig ist und aus der ehemals börsennotierten Areva-Gruppe hervorgegangen ist.
Aufgrund hoher Verluste bei verschiedenen Projekten wurde die ehemalige Areva-Gruppe ab 2017 grundlegend restrukturiert und durch den französischen Staat mit EUR 2,5 Mrd. rekapitalisiert; dabei übernahm zum Jahreswechsel 2017/18 EdF 75,5 % des bisherigen Reaktorgeschäfts, das unter dem Namen Areva NP zuvor ausgelagert worden war und das seitdem unter dem historischen Namen Framatome firmiert.Das verbleibende Kerngeschäft wurde auf eine neue Gesellschaft übertragen, die seit Januar 2018 den Namen Orano trägt.
Mitsubishi Heavy Industries (MHI) und Japan Nuclear Fuel Limited (JNFL) haben beide 2018 ihre Investition in Höhe von rund 250 Millionen Euro (307 Millionen US-Dollar) abgeschlossen, um 5 % der Anteile an Orano, den ehemaligen Kernbrennstoffkreislauf-Aktivitäten von Areva, zu erwerben.
Das Kapital von Orano wird nun vom
- französischen Staat (45,2 %),
- der französischen Kommission für alternative Energien und Atomenergie (4,8 %),
- Areva SA (40 %),
- JNFL (5 %) und
- MHI (5 %) gehalten.
Siehe auch:Der Krieg in Mali ist eng verbunden mit der Rohstoffzufuhr für den Atomstaat Frankreich
Noch im Dezember 2022 hatte Frankreich bestätigt, dass das Land, im Gegensatz zu anderen osteuropäischen Ländern, wegen dem Betrieb seiner 18 Kraftwerke nicht auf Russland angewiesen sei. Natururan wird aus Niger, Kasachstan, Usbekistan und Australien importiert. Doch der französische Konzern Orano, dem das wiederaufbereitete Uran (RepU) hauptsächlich aus ausländischen Kraftwerken gehört und der 2020 einen Vertrag mit Rosatom unterzeichnet hat, hat bestätigt, dass er „fünf oder sechs Lieferungen“ nach Russland getätigt hat, die sich auf ein Volumen von 1.150 Tonnen belaufen . Russland besitzt die einzige Anlage der Welt, in der abgebranntes Uran wiederaufbereitet werden kann.
Und auch EDF, die französische Kraftwerke betreibt und daher das wiederaufbereitete Uran aus abgebrannten Brennelementen besitzt,arbeitet weiterhin mit Russland zusammen. Im Jahr 2018 unterzeichnete das multinationale Energieversorgungsunternehmen einen Vertrag mit einer Rosatom-Tochter, Tenex, zur Verarbeitung von RepU, ebenfalls in Seversk. Im März 2022 erklärte das Hohe Komitee für Transparenz und Information über nukleare Sicherheit, dass EDF „seit 2021 Chargen zur Wiederanreicherung versendet.
„Die ununterbrochenen Hin- und Rückfahrten des Frachtschiffs zwischen St. Petersburg und Dunkerque zeigen, in welchem Ausmaß die französische Nuklearindustrie in ihrer Abhängigkeit von Russland gefangen ist“, sagte Pauline Boyer, Energie- und Nuklearwende-Aktivistin von Greenpeace. „Frankreich muss dringend jeglichen Atomenergiehandel mit Russland stoppen.“ Der Nuklearsektor unterliegt keinen europäischen Sanktionen.
Der russische Agentur für Atomenergie (Rosatom) pusht Atom-Projekte weltweit, auch in der EU. Auf einer Embargo-Liste findet sich Rosatom nicht, jetzt wissen Sie, was Sanktionen wert sind.
Greenpeace cries scandal as France continues to import Russian uranium
Russia delivered enriched uranium to France on Monday in a move the NGO Greenpeace described as “scandalous” following Moscow’s invasion of Ukraine.
A cargo ship unloaded cylinders of uranium from Russia at the French port of Dunkirk on Monday morning. Greenpeace said in a press release
Greenpeace said the delivery confirmed France’s dependence on the Russian nuclear industry, which is not covered by sanctions slapped on the Kremlin.
“This is a new illustration that the French nuclear industry continues to trade uranium with Rosatom, the Russian state nuclear giant,” said Greenpeace campaigner Pauline Boyer.
“The continuation of this nuclear trade with Russia in times of war is scandalous,” she told.
Greenpeace said this marked the seventh delivery of uranium from Russia to France since the start of Moscow’s invasion of Ukraine.
The Russian cargo ship Baltiyskiy 202 arrived from St Petersburg and unloaded “25 cylinders containing Russian enriched uranium”, Greenpeace said.
In a report earlier this month, the NGO criticised France’s “dependence” on Russian nuclear power, which unlike fossil fuels is not targeted by international sanctions.
It said France had received “a third of the enriched uranium needed to operate French nuclear power plants for one year” from Russia.
The French government denied this, saying: “Our country does not depend in any way on Russia for the operation of its nuclear power plants” and “has been able to diversify its sources of supply”.
“If the government wants to be consistent with its support for the Ukrainian people, it should cut all contracts with Rosatom,” Greenpeace campaigner Boyer said.
Netzfrau Doro Schreier
Netzfrauen auch auf >>> Instagram >>>>mit vielen Bildern und Informationen!
Der Krieg in Mali ist eng verbunden mit der Rohstoffzufuhr für den Atomstaat Frankreich